peter-hug.ch

Scharnhorst | eLexikon | Geschichte - Krieger

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Fri Nov 12 1756

Scharnhorst,

Gerhard Johann David von, preuß. General, geb. 12. Nov. 1756 zu Bordenau in Hannover [* 2] als Sohn eines Pachters, besuchte seit 1772 die vom Grafen Schaumburg-Lippe errichtete Militärschule auf dem Wilhelmsstein und trat 1776 als Fähnrich in das hannöversche Reiterregiment des Generals v. Estorf ein. 1780 ward er Leutnant in der Artillerie, bald darauf Lehrer an der Kriegsschule, 1792 Stabshauptmann. 1793-95 machte er an der Spitze einer reitenden Kompanie die Feldzüge in Flandern und Holland in der alliierten Armee mit und hatte namentlich an der Verteidigung Menins den rühmlichsten Anteil.



Scharnier - Schärtlin

Bild 14.407: Scharnier - Schärtlin
* 7 Seite 14.407.

Nach dem Krieg 1796 zum Oberstleutnant befördert und mit litterarisch-militärischen Arbeiten beschäftigt, trat er 1801 als Oberstleutnant der Artillerie in den preußischen Dienst über und wurde zum Direktor der Lehranstalt für junge Infanterie- und Kavallerieoffiziere ernannt, auf welche sein Unterricht großen Einfluß ausübte. 1802 stiftete er die »Militärische Gesellschaft« in Berlin. [* 3] 1804 in den Adelstand erhoben und zum Obersten befördert, ward er 1806 als Chef des Generalstabs dem Herzog von Braunschweig [* 4] zugeteilt. Obgleich in der Schlacht bei Auerstädt [* 5] in der linken Seite verwundet, machte er doch den Rückzug Blüchers nach Lübeck [* 6] mit. Mit Blücher gefangen, aber mit demselben bald wieder ausgewechselt, wohnte er als Generalquartiermeister in Lestocqs Korps der Schlacht bei Eylau bei. 1807 ward er an die Spitze der Militärorganisationskommission gestellt,

mehr

leitete 1807-10 das Kriegsdepartement und ward dann Chef des Generalstabs der Armee. In dieser Stellung reorganisierte er das Heer von Grund aus, indem er den Offizierstand reinigte und dem wahren Verdienst zugänglich machte, das Werbesystem beseitigte und durch möglichst rasche Ausbildung der Rekruten (das Krümpersystem) eine starke Reserve schuf sowie den Soldatenstand sittlich und geistig hob; er wandelte das Söldnerheer in ein Volksheer um und bereitete so die Organisation der Landwehr und die Befreiung Deutschlands [* 8] vor.

Ein scharfer Denker, ein edler Charakter, ein praktisches Genie bei reichstem theoretischen Wissen, anspruchslos und einfach, erreichte er durch stille, nüchterne Arbeit in wenigen Jahren die größten Erfolge und hauchte der Armee einen ganz neuen Geist ein. Als die Russen Anfang 1813 an der Grenze Schlesiens erschienen waren, betrieb S. mit Eifer die Erhebung Preußens, [* 9] brachte 28. Febr. in Kalisch [* 10] den Abschluß des Traktats mit Rußland zu stande, bewog den König zur Stiftung des Eisernen Kreuzes und wurde dann beim Ausbruch des Kampfes als Generalleutnant und Chef des Generalstabs der schlesischen Armee zugeteilt, wo er vergeblich eine energische Kriegführung anriet.

In der Schlacht bei Großgörschen (2. Mai) erhielt er eine Wunde, an der er auf der Reise nach Wien, [* 11] um Österreich [* 12] zum Anschluß an die Koalition zu bewegen, 28. Juni 1813 in Prag [* 13] starb. Seine Leiche wurde später auf dem Invalidenkirchhof zu Berlin beigesetzt, wo sein Grab ein von Tieck gefertigtes Denkmal schmückt. 1822 ließ König Friedrich Wilhelm III. dem Verstorbenen durch Rauchs Meisterhand vor der Hauptwache in Berlin eine Bildsäule errichten. Von Scharnhorsts Schriften sind zu nennen: »Handbuch für Offiziere in den angewandten Teilen der Kriegswissenschaften« (Hannov. 1787-90, 3 Bde.; neue vervollständigte Aufl. von Hoyer, 1817-20);

»Militärische Denkwürdigkeiten« (das. 1797-1805, 5 Bde.).

Vgl.   v. Boyen, Beiträge zur Kenntnis des Generals v. S. und seiner amtlichen Thätigkeit in den Jahren 1808-13 (Berl. 1833);

Schweder, Scharnhorsts Leben (das. 1865);

Klippel, Das Leben des Generals v. S. (Leipz. 1869-71, 3 Bde.);

Lehmann, Scharnhorst (das. 1886-87, 2 Bde.). -

Stettin

Bild 15.307a: Stettin
* 14 Stettin.

Scharnhorsts ältester Sohn, Wilhelm von S., geb. 1786, avancierte zum Artillerieinspektor von Stettin [* 14] und Koblenz, [* 15] befehligte 1849 gegen die badische Insurrektion die Artillerie und wurde nach der Übergabe von Rastatt [* 16] Kommandeur dieser Festung. [* 17] 1850 nahm er als General der Infanterie seinen Abschied und starb 13. Juni 1854 in Bad [* 18] Ems. [* 19] Mit dessen und einer Tochter Gneisenaus Sohn August v. S., der am 11. Nov. 1875 als Platzmajor von Pillau starb, erlosch der Mannesstamm der S.