Seminare, pädagogische | eLexikon
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Sat Mar 15 1890
Titel
Elemente zu Seminare, pädagogische:1) Die Sektion vermag nicht anzuerkennen
Die preußische Verordnung vom 15. März 1890.
[18.695] Pädagogische Litteratur 1880-90 Nachfolgende Übersicht über das letzte
[18.708] Pädagogische Presse, deutsche Die folgende Übersicht beruht der Hauptsache
Seminare,
Kostwurz - Köthen
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Köthen.pädagogische. Über die praktische Ausbildung der Lehrer an höhern Schulen (Gymnasien, Realschulen), wie sie bisher in Deutschland [* 2] und namentlich in Preußen [* 3] üblich war, geben die Artikel Probejahr (Bd. 13, S. 397) und Seminar (Bd. 14, S. 853) kurze Auskunft. Der Gegenstand hat im letzten Jahrzehnt die öffentliche Meinung in weitern Umkreisen lebhaft beschäftigt und ist 1890 in Preußen durch neue ministerielle Vorschriften geregelt worden. Daher hier ein etwas ausführlicherer Überblick über die Vorgeschichte und den Inhalt der vom Minister v. Goßler 15. März 1890 erlassenen Ordnung der praktischen Ausbildung der Kandidaten für das Lehramt an höhern Schulen. Seit die pädagogische Wissenschaft und Kunst im Beginn des 17. Jahrh. auf Grundlage der Psychologie sich selbständig zu gestalten begann, mußte die Notwendigkeit geeigneter Vorbildung der Lehrer, namentlich und zunächst für höhere Schulen, empfunden werden. Wolfgang Ratichius (s. d., Bd. 13) erteilte an seiner Musterschule in Köthen [* 4] Unterricht für Lehrer in seiner neuen Methode. Wo seine Anregung trotz des Mißlingens seiner unmittelbaren Unternehmungen nachwirkte, wie bei dem geistvollen Hamburger Pastor Johann Balthasar Schuppius (s. d., Bd. 14), sprach sich auch die Einsicht aus, daß nicht ohne weiteres jeder leidlich vorgebildete Theolog zum Schulmann geeignet wäre.
Bei den Jesuiten gewährte naturgemäß der Orden [* 5] selbst mit seinen strengen didaktischen Vorschriften die nötige praktische Schulung für die Lehrer ihrer Kollegien. Im evangelischen Deutschland gab zuerst August Hermann Francke an seinen berühmten Halleschen Anstalten der praktischen Anleitung theologischer Studenten zum Unterrichten festere Form in seinem Seminarium selectum praeceptorum (1707), worin die Mitglieder durch Besuch des Unterrichts bewährter Lehrer, durch theoretische und methodische Aufsätze, die der Leiter beurteilte, und durch eigne, beaufsichtigte Lehrversuche sich für das höhere Schulamt vorbereiteten.
Gottfried von Viterbo
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Göttingen.Ähnliche Einrichtung hatte das pädagogische Seminar, das (1737) in Göttingen [* 6] Johann Matthias Gesner errichtete. Aber diese Anstalten wie die ähnlichen Versuche des vorigen Jahrhunderts an den Universitäten lenkten allmählich in die Bahn rein philologischer Fachstudien ein und verloren den eigentlich pädagogischen Zweck mehr und mehr aus den Augen. So auch das jüngere pädagogische Seminar zu Halle [* 7] unter Semler, Schütz, Trapp, Wolf, obwohl der von der sogen. philanthropischen Pädagogik stark beeinflußte preußische Minister v. Zedlitz (s. d., Bd. 16) alles that, um die praktisch-pädagogische Seite der Lehrerbildung ihnen gegenüber zu betonen.
Verbänderung - Verbann
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Verband.Mehr praktischen Erfolg hatte dieser Minister mit dem Berliner [* 8] Lehrerseminar zur Heranziehung geschickter und erfahrener Lehrer für Gymnasien und lateinische Schulen, das 1788 unter Leitung des Oberschulrats und Direktors Gedike am Friedrich-Werderschen Gymnasium ins Leben trat. Doch hat auch dieses während seines 100jährigen Bestandes wiederholt Zeiten erlebt, in denen die pädagogische Anweisung für Unterricht und Schulzucht hinter der gelehrten, vorwiegend philologischen Fortbildung zurückstand, zumal seit 1812 unter Solger, wie demnächst unter Böckh das Seminar in nähern Verband [* 9] mit der Universität trat.
Erst unter dem jetzigen Leiter, dem Direktor Franz Kern, ist die Anstalt wieder mit einer einzelnen höhern Lehranstalt, dem Köllnischen Gymnasium, enger verknüpft worden. Im Laufe des 19. Jahrh. ist zu diesen ältern Seminaren noch eine Anzahl ähnlicher in Breslau, [* 10] Stettin, [* 11] Königsberg, [* 12] seit 1884 in Magdeburg, [* 13] Danzig, [* 14] Posen, [* 15] Kassel, [* 16] Münster, [* 17] Koblenz [* 18] getreten. Sie werden meistens von den Schulräten der Provinzialschulkollegien geleitet und gewähren nebenbei Gelegenheit zur Berührung mit der Unterrichtspraxis an einzelnen höhern Lehranstalten der Provinzialhauptstädte.
Kiel (Stadt)
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Kiel.Zwei fast selbständige Abteilungen hat das pädagogische Seminar in Göttingen, deren erste eng an das philologische Seminar der Universität angeschlossen, deren zweite dagegen dem Gymnasium einverleibt ist. Außer Preußen entstanden ähnliche öffentliche Anstalten in Verbindung mit den Universitäten (praktische Übung an Schulanstalten des Universitätsortes) zu Heidelberg, [* 19] Tübingen, [* 20] Freiburg, [* 21] Leipzig [* 22] und außer Göttingen (s. oben) in dem gleichfalls später preußisch gewordenen Kiel. [* 23] In Gießen [* 24] schließt das pädagogische Seminar, obwohl dessen Leiter zugleich Professor der Pädagogik an der Universität und Direktor des Gymnasiums ist, sich unmittelbar nur diesem an. Die meisten dieser Anstalten drückt oder drückte doch bis in die neueste Zeit der Mangel, daß sie die eigentlich praktische Anleitung, weil nicht an eine bestimmte Schule angeschlossen, nicht genug berücksichtigen können. Gegen alle in und außer Preußen war zu sagen, daß sie nur einer geringen Minderzahl der künftigen Lehrer der höhern Schulen die planmäßige Einschulung für ihr berufliches Wirken ermöglichten, während die Mehrzahl der Kandidaten in dieser Hinsicht ganz auf das sehr verschieden behandelte und in den meisten Fällen ziemlich unfruchtbare Probejahr angewiesen blieb.
Seminare, pädagogische
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Seite 18.873.Diese Mängel sind längst empfunden, und an Vorschlägen und Versuchen, ihnen abzuhelfen, hat es nicht gefehlt. Solche Versuche sind teilweise aus dem Schoße der einzelnen beteiligten Schulwissenschaften hervorgegangen, wodurch eine (gleichfalls jedoch nach Zahl und Umfang dem Bedürfnis nicht entsprechende) Reihe von Fachseminaren für Religionslehrer (Magdeburg), Lehrer neuerer Sprachen (Berlin), [* 25] Lehrer der Naturkunde (z. B. Bonn, [* 26] Königsberg, Halle) u. a. entstand. Auch abgesehen von der äußern Unzulänglichkeit, liegt auf der Hand, [* 27] daß derartige Seminare, von hervorragenden Fachgelehrten geleitet, im ganzen ¶
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nicht geeignet sind, gerade die pädagogisch-praktische Berufsbildung der Lehrer zu fördern. Nachdrücklich betonten dagegen diesen Gesichtspunkt der Begründer der wissenschaftlichen Pädagogik Johann Friedrich Herbart und seine Jünger. Das für ihr Bemühen typische pädagogische Seminar Herbarts in Königsberg (1810) war eine selbständige, mit eigner Übungsschule versehene Anstalt, an der unter des Professors Leitung zwei angestellte Lehrer und als Seminaristen bis zu zehn Studenten den Unterricht erteilten.
Nach diesem Muster plante Herbarts Schüler Brzoska (1836) in Jena [* 29] ein pädagogisches Seminar in großem Stile, das aber seines frühen Todes wegen über die ersten Anfänge nicht hinauskam. Glücklicher waren die Herbartianer Franz Volkmar Stoy (1844) in Jena, Tuiskon Ziller (1861) und Ludwig Strümpell in Leipzig. Aber ihre Anstalten kamen im ganzen weniger den eigentlichen Lehrern höherer Lehranstalten zu gute als pädagogisch angeregten Theologen und emporstrebenden Volksschullehrern.
Auch ist nicht zu leugnen, daß die (fast ausnahmslos kleinen und wenig gegliederten) Übungsschulen dieser Herbartschen pädagogischen Seminare ein treues Bild der Arbeit, welche die Lehrer an öffentlichen höhern Schulen später zu leisten haben, nicht gewähren können. Endlich ist überhaupt gegen die an die Universitäten angeschlossenen pädagogischen Seminare einzuwenden, daß sie entweder (nur nebenbei von den Studierenden besucht) wenig nützen können, oder (in den Mittelpunkt des Studiums gerückt) die fachwissenschaftlichen Studien wesentlich beeinträchtigen müssen. Es ist denn auch namentlich von Stoy durch seine Schüler bezeugt, daß er solche Teilnehmer seines pädagogischen Seminars in Jena bevorzugte, die das eigentliche akademische Studium bereits hinter sich hatten.
Unter solchen Umständen war lange, bevor das größere Publikum aufmerksam auf diese Frage ward, in Fachkreisen die Notwendigkeit anerkannt, der praktischen Vorbildung des höhern Lehrstandes eine vermehrte staatliche Fürsorge zuzuwenden. Schon die zur Beratung der Schulfragen 1849 berufene Berliner Konferenz von Sachverständigen sprach sich in diesem Sinn aus. Aber die Sache ruhte, von brennendern Fragen zurückgehalten, noch lange. Im J. 1876 hatte die Spannung im Lehrerstand selbst sich so verstärkt, daß unter Stoys und Jürgen Bona Meyers Leitung in Bonn 28. Mai eine eigne pädagogische Konferenz zum Austausch über die Vorbildung der Lehrer zum höhern Schulamt zusammentrat.
Die Versammelten entschieden sich trotz Stoys Vorgang in Jena gegen das Herbartsche pädagogische Universitätsseminar, ohne jedoch genaue eigne Vorschläge zu formulieren. Inzwischen tauchte mit steigender Gewalt die Anklage der Überbürdung gegen die höhern Schulen empor, und die Ankläger benutzten (ost mit rücksichtsloser Übertreibung) die längst im Lehrerstand empfundenen Schwächen der herkömmlichen pädagogischen Vorbildung als willkommene Argumente. Das Verdienst, dem gegenüber den Weg der wirksamen Abhilfe recht deutlich gezeigt zu haben, gebührt vor allem dem Direktor der Franckeschen Stiftungen in Halle, Otto Frick (s. d., Bd. 17), der 1881 das alte Franckesche Seminarium praeceptorum in zeitgemäßer Gestalt erneuerte. Der königlich sächsische Kultusminister v. Gerber sprach im folgenden Jahre (15. Nov. 1882) die Ansicht amtlich aus, daß die praktische Vorbildung vorzugsweise auf die Zeit nach dem beendeten Universitätsstudium zu verlegen und an bestimmte Anstalten, welche zu diesem Behuf entsprechend eingerichtet werden müßten, zu weisen, auch das auf die praktische Vorbildung gerichtete, etwa zweijährige Studium durch eine zweite, vorzugsweise pädagogische und praktische Prüfung abzuschließen wäre.
Gleichzeitig machte der preußische Kultusminister v. Goßler dem Landtag eine Vorlage, wonach dem Probejahr noch ein zweites Jahr auftragsmäßiger Beschäftigung der jungen Lehrer folgen und dieses mit einer zweiten praktischen Prüfung (wie sie übrigens vor 1866 bereits in Kurhessen und Nassau bestand) abschließen sollte. Die Vorlage, die dem Landtag einerseits zu wenig zu bieten, anderseits zu viel zu fordern schien, drang nicht durch. Die Bewegung ging aber fort und ward durch die Errichtung einiger neuer pädagogischer Seminare am Sitze der Provinzialschulkollegien nicht aufgehalten.
Außer Frick, der zugleich litterarisch mehrfach für seinen Plan eintrat (s. unten), hatte inzwischen der hessische Gymnasialdirektor und Professor Schiller in Gießen das nach dem Berliner Muster 1876 errichtete dortige pädagogische Seminar wesentlich in Fricks Sinne mit unverkennbarem Erfolg entwickelt. Die pädagogische Sektion der 38. Versammlung deutscher Schulmänner und Philologen faßte 1885 in Gießen folgende Beschlüsse:
1) Die Sektion vermag nicht anzuerkennen, daß das Probejahr in seiner gegenwärtigen Einrichtung die Gewähr biete, daß den Berufsgenossen eine wohlgeordnete praktische Durchbildung und eine ausreichende pädagogische Unterweisung zu teil werde.
2) Sie spricht ihre Überzeugung dahin aus, daß eine solche Ausbildung am besten durch die Teilnahme an einer Art von seminaristischem Kursus erreicht werde.
3) Solche Kurse werden ihres Erachtens am angemessensten an bestimmten, von den Schulbehörden auszuwählenden Lehranstalten eingerichtet werden, an welchen in der Regel die Direktoren unter Beihilfe von Fachlehrern für längere Zeit mit der Leitung zu betrauen sind.
4) Die Teilnahme an einem solchen Kursus ist jedem Kandidaten sowohl zu eröffnen als auch zur Pflicht zu machen.
Die preußische Verordnung vom 15. März 1890.
Aus diesen geschichtlichen Vorgängen ist der Erlaß des Ministers v. Goßler vom 15. März 1890 zu verstehen, durch den (nach erfolgter Bewilligung der Mittel) diese Frage für Preußen einstweilen zum grundsätzlichen Abschluß gelangt ist. Die Ordnung der praktischen Ausbildung der Kandidaten für das Lehramt an höhern Schulen, mit der in der Hauptsache die Gießener Beschlüsse von 1885 ausgeführt werden, enthält folgende wesentliche Vorschriften:
Seminare - Serao
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Seite 18.874.(§ 1.) Behufs Erwerbung der Anstellungsfähigkeit an höhern Schulen haben sämtliche Kandidaten nach bedingungslos bestandener wissenschaftlicher Prüfung für ihren Beruf praktisch sich auszubilden. Die Ausbildung erfolgt unter der Leitung bewährter Schulmänner und unter der Aufsicht des Provinzialschulkollegiums. (§ 2.) Die praktische Ausbildung dauert zwei Jahre und besteht aus einem Seminarjahr und einem darauf folgenden Probejahr. A. Das Seminarjahr ist dazu bestimmt, die Kandidaten entweder an einem der vorhandenen pädagogischen Seminare oder an einer den Zwecken des Seminarjahrs entsprechend eingerichteten höhern Lehranstalt von neun Jahrgängen, bez. der Vorschule derselben mit den Aufgaben der Erziehungs- und Unterrichtslehre in ihrer Anwendung auf höhere Schulen und insbesondere mit der Methodik der einzelnen Unterrichtsgegenstände bekannt zu machen sowie durch Darbietung vorbildlichen Unterrichts und durch Anleitung zu eignen Unterrichtsversuchen zur ¶
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Wirksamkeit als Lehrer zu befähigen. B. Das Probejahr dient vorzugsweise der selbständigen praktischen Bewährung des im Seminarjahr erworbenen Lehrgeschicks und wird in der Regel an solchen höhern Lehranstalten abgelegt, welche nicht bereits durch die Aufgaben der Seminarausbildung in Anspruch genommen sind. Ein Unterschied zwischen Anstalten von neun Jahrgängen und solchen von kürzerer Lehrzeit findet hierbei nicht statt. (§ 4.) Das Schulkollegium jeder Provinz bildet unter Beachtung der Hauptlehrbefähigung der Kandidaten und mit Rücksicht auf die für die Anleitung in der Methodik der einzelnen Fächer [* 31] besonders geeigneten Lehrkräfte vor jedem Schulhalbjahr entsprechende Gruppen von Seminaristen und überweist sie den für diesen Zweck ausgewählten Anstalten.
Auf die einzelne Anstalt sollen im Durchschnitt sechs Kandidaten jährlich entfallen. (§ 5-7.) Dem Direktor und den vom Provinzialschulkollegium besonders beauftragten Lehrern liegt die planmäßige Unterweisung und Anleitung der Kandidaten ob. In theoretischer Hinsicht umfaßt diese a) pädagogische Besprechungen des Direktors mit den Kandidaten (2 Stunden wöchentlich); b) kürzere Referate der Seminaristen über einzelne Punkte der allgemeinen Lehrpläne, der Prüfungsordnungen, der Verhandlungen preußischer Direktorenkonferenzen, der amtlich veröffentlichten Speziallehrpläne höherer Schulen; über wichtigere neuere Erscheinungen auf dem Gebiete der Pädagogik, beachtenswerte Methoden, Unterrichtsmittel, Apparate, Grundsätze der Schulgesundheitspflege u. dgl.; c) eine 3 Monate vor Schluß des Seminarjahrs von jedem Seminaristen einzuliefernde Arbeit über eine vom Direktor gewählte konkrete, pädagogische oder didaktische Aufgabe. In engem Zusammenhang mit diesem Lehrgang findet geordnete praktische Beschäftigung der Seminaristen statt.
Diese besteht zunächst im Besuch von Unterrichtsstunden des Direktors und der von ihm bezeichneten Lehrer, dann in eignen unterrichtlichen Versuchen nach besonderer Anweisung. Auch auf dem Spielplatz, in Arbeitsstunden, bei Schulausflügen sind die Kandidaten thunlichst zu beteiligen; soweit es die örtliche Gelegenheit gestattet, wird das zeitweilige Hospitieren an Volksschullehrerseminaren und Volksschulen empfohlen. Die Versuche werden vom Direktor und den beteiligten Fachlehrern überwacht und beurteilt.
Über den Gesamterfolg des Seminarjahrs erstattet der Direktor gegen dessen Schluß dem Provinzialschulkollegium Bericht, dem die wissenschaftlichen Arbeiten und die Meldungen zum Probejahr beizufügen sind. Wechsel der Anstalt während des Seminarjahrs ist, von ganz besondern Ausnahmen abgesehen, nicht gestattet. (§ 8.) Das Probejahr kann an vollständigen, neunjährigen oder auch an unvollständigen Anstalten abgelegt werden; doch sollen an einer Anstalt jener Art nicht über drei, an einer solchen dieser Art nicht über zwei Probekandidaten gleichzeitig beschäftigt werden.
Auch hier soll Wechsel während des Jahres nur ausnahmsweise zulässig sein. (§ 9.) Die Kandidaten sind unter genauer Beachtung ihrer Lehrbefähigung sofort mit größern zusammenhängenden Lehraufgaben zu betrauen und mit 8-10 Stunden wöchentlich zur unentgeltlichen Unterrichtserteilung heranzuziehen. Diese Thätigkeit vollzieht sich unter Leitung des Dirigenten der Anstalt und derjenigen Ordinarien und Fachlehrer, in deren Klassen die Kandidaten unterrichten, bez. deren Stunden sie stellvertretend übernehmen. (§ 10.) Diese Lehrer haben die Thätigkeit der Probekandidaten fortlaufend zu überwachen und ihre Wahrnehmungen in besondern Konferenzen auszutauschen. (§ 13.) Wo die Verhältnisse es dringend erheischen, können die Probekandidaten mit Genehmigung des Provinzialschulkollegiums bis zu 20 Stunden wöchentlich herangezogen werden; sie erhalten dann angemessene Vergütung. In diesem Falle haben sie in der Lehrerkonferenz in betreff der von ihnen geführten Klasse oder der von ihnen unterrichteten Schüler volles Stimmrecht. (§ 14.) Die Kandidaten haben am Schlusse ihres Probejahrs dem Leiter der Anstalt einen Bericht über ihre Thätigkeit zu erstatten, worauf (§ 15.) dieser seinerseits an das Provinzialschulkollegium berichtet. (§ 16,17.) Die Behörde entscheidet auf Grund der erstatteten Berichte über Seminar- und Probejahr und etwaniger Beobachtungen ihrer Schulräte nunmehr über die Anstellungsfähigkeit der Kandidaten. Im günstigen Falle erhalten diese darüber ein Zeugnis, das als Ergänzung des Prüfungszeugnisses bei jeder Bewerbung etc. mit vorzulegen ist.
Kein Zweifel, daß mit diesem Erlaß des Ministers die Angelegenheit in eine glückliche Bahn geleitet worden. Bedenken erweckt nur die eine (leicht zu beseitigende) Vorschrift, daß die Gruppierung der Kandidaten nach ihrer Hauptfakultas geschehen soll. Es werden dabei leicht Fachseminare für die mathematisch-naturkundliche, die alt- und neuphilologische, die historisch-muttersprachliche etc. Richtung herauskommen, die in beständiger Gefahr schweben, das fachwissenschaftliche Interesse dem eigentlich pädagogischen voranzustellen.
Kreisabschnitt - Kreis
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Kreise.Die Erfahrung eines Jahrhunderts spricht dafür. Gerade in der Vereinigung junger Lehrer aus den verschiedenen Wissenschaften zu gemeinsamer praktischer Vorbildung würde vollwichtige Bürgschaft gegen die bedenkliche Absonderung der einzelnen spezialistischen Kreise [* 32] des höhern Lehrstandes liegen. Ferner ware es wünschenswert, daß die angehenden Lehrer im Seminarjahr das eigentliche Erziehungsgeschäft an Alumnaten aus Erfahrung kennen lernten. Doch ist schon vieles gewonnen. Die Einrichtung der etwa 70 geplanten Seminaranstalten ist zur Zeit noch nicht abgeschlossen. Für die Praxis in ihnen liegen in der Litteratur der letzten Jahre, namentlich den Schriften von Frick und Schiller, bereits ausreichende Handhaben vor.
Vgl. Frick, Das Seminarium praeceptorum zu Halle (Halle 1883) und zahlreiche Aufsätze in dessen Zeitschrift »Lehrproben und Lehrgänge« (das., seit 1885);
Schiller, Pädagogische Seminarien für das höhere Lehramt (Leipz. 1890, mit zahlreichen Litteraturnachweisen);
Brzoska, Die Notwendigkeit pädagogischer Seminare (Halle 1836; neu hrsg. von Rein, Leipz. 1887);
Voß, Pädagogische Vorbildung zum höhern Lehramt in Preußen und Sachsen [* 33] (Halle 1889);
Fischer, Das königliche pädagogische Seminar in Berlin 1787-1887 (in der Berliner »Zeitschrift für das Gymnasialwesen«, 1887, Bd. 42).