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Shakespeare | eLexikon | Litteratur - Englische Literatur - Schriftsteller

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Sat Apr 23 1616
Titel
Elemente zu Shakespeare:

1) "The comedy of errors", zuerst gedruckt in der Folio 1623

1) "King Henry VI. First part", gedruckt in der Folio 1623

1) "Titus Andronicus", gedruckt 1600

1) in der fortlaufenden

[64.910] Shakespeare Cliff (spr. schehkspihr)

Shakespeare



Shakespeare

Bild 64.905: Shakespeare
* 3 Seite 64.905.

(spr. schehkspihr), William (nach der in London [* 2] zur Zeit des Dichters und später vorherrschenden Schreibung des Namens, Shakspere nach der in Stratford üblichen Schreibung), der größte dramat. Dichter der Engländer und einer der größten aller Völker und Zeiten, stammt aus einer Familie, die in Warwick seit dem 14. Jahrh. dem Gutspächterstande angehört zu haben scheint. Welches Gewerbe der Vater des Dichters, John S., in Stratford am Avon, wo er um 1551 aus dem benachbarten Snitterfield einwanderte, betrieb, ist ungewiß. Nur so viel scheint sich aus den voneinander abweichenden und doch teilweise gleichzeitigen Angaben herauszustellen, daß er mit dem wechselnden Betrieb städtischer Hantierungen, in denen er nacheinander sein Glück versuchte, andauernd einen landwirtschaftlichen Betrieb verband.

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Sein Besitztum vermehrte er 1557 durch Verheiratung mit Mary Arden, die, aus einer alten angesehenen Familie in der Nähe, ihm Ländereien und auch einiges Geld zubrachte. Seit dem Jahre seiner Verheiratung bekleidete John S. in der städtischen Korporation verschiedene Ehrenämter, deren Höhepunkt er mit dem 1568-69 verwalteten Amte eines High Bailiff von Stratford erreichte. Auf eine Abnahme der günstigen Verhältnisse, in denen er bis dahin gelebt hatte, etwa seit 1583, scheint Verschiedenes hinzudeuten, ohne daß eine eigentliche Verarmung eingetreten sein mag.

Wenigstens blieb er wohl stets im Besitz zweier Häuser in der Henleystreet in Stratford, in deren einem sein Sohn William im April 1564 das Licht [* 4] der Welt erblickt haben soll. Als dessen Geburtstag bezeichnet die Überlieferung, wahrscheinlich auf die Inschrift des Grabsteins gestützt, den 23. April, den Tag seines Todes. Das Register der Stratforder Pfarrkirche giebt nur den Tauftag, den 26. April (alten Stils), an. Zwischen diesem Vermerk und dem folgenden, auf seine Heirat bezüglichen Dokument von 1582 ist eine Lücke, die sich nur durch Vermutungen ausfüllen läßt.

Leibrock - Leicester (

Bild 61.46: Leibrock - Leicester (Stadt)
* 6 Leicester.

Wahrscheinlich besuchte S. die öffentliche (Lateinschule, in der jeder Stratforder Bürgersohn unentgeltlich Unterricht erhielt. Zweifelhafter schon erscheint es, daß der Vater, infolge seiner beschränkten Verhältnisse, den Sohn vor der Zeit aus der Schule genommen habe, damit er ihm bei den Geschäften an die Hand [* 5] gehe. Nach andern soll er Advokatenschreiber geworden sein; man stützt sich dabei auf seine genaue Kenntnis technischer gerichtlicher Ausdrücke. Ende 1582 verheiratete sich S. mit Anna Hathaway, laut ihrer Grabschrift acht Jahre älter als er, nachgelassener Tochter eines wohlhabenden Landmanns in Shottery bei Stratford. Das älteste Kind dieser Ehe, Susanna, wurde Mai 1583 in der Stratforder Kirche getauft. Später folgte noch ein Zwillingspaar, Hamlet und Judith, getauft ebendaselbst im Febr. 1585. Bald nach der Geburt dieser Zwillinge wird S. seine Familie verlassen und sich nach London begeben haben. Die Veranlassung zu diesem Schritt war, der Überlieferung nach, Furcht vor der Rache eines benachbarten Landedelmanns, Sir Thomas Lucy, in dessen Park S. gewilddiebt habe, außerdem aber auch, wie Aubrey berichtet, «eine natürliche Neigung zur Poesie und Schauspielkunst», die S. nur in der Hauptstadt in fruchtbringender Weise befriedigen und zur Basis seiner Existenz machen konnte. Wahrscheinlich schloß er sich dort sogleich der Schauspielertruppe an, als deren Genosse, wenngleich nicht als Mitbesitzer ihres Theaters, er später stets erscheint, der Truppe, die unter dem Patronat erst des Grafen Leicester, [* 6] später des Oberkammerherrn der Königin, 1575 das Theater [* 7] in Blackfriars gebaut hatte. An diesem Theater hat sich S. als Schauspieldichter im Verlauf weniger Jahre so emporgearbeitet, daß er, nach dem Zeugnis des sterbenden R. Greene, bereits 1592 alle Nebenbuhler überflügelt hatte. Für das Ansehen, das er schon damals auch außerhalb seines Berufskreises genoß, sprechen die Widmungen seiner episch-lyrischen Gedichte «Venus and Adonis» (1593) und «Lucrece» (1594) an seinen Gönner, den Grafen Southampton.

Infolge von S.s Thätigkeit erreichte seine Truppe eine solche Blüte, [* 8] daß sie sich nun auch das Globustheater (schon 1596 von ihr als Sommertheater benutzt) als zweite Bühne einrichtete. Seinen recht ansehnlichen Gewinn von dieser Theaterunternehmung verwandte S. 1597 zum Ankauf eines der größten Häuser in Stratford, in den folgenden Jahren zu weitern Erwerbungen von Grundbesitz in und bei seiner Vaterstadt, die er auch während der Londoner Wirksamkeit stets als Heimat betrachtet zu haben scheint, wohin er zum Besuch seiner dort ansässig gebliebenen Familie, nach Aubreys Zeugnis jährlich einmal gereist ist. 1598 erklärt Francis Meres, der in «Palladis Tamia. Wit's Treasury» zwölf S.sche Dramen anführt, S. für den besten Dramatiker unter den Engländern und erwähnt nebenbei mit großem Lobe auch dessen Sonette, die handschriftlich bei den Freunden umliefen und erst 1609 ohne Zuthun des Verfassers dem Druck übergeben wurden.

Auch das Erscheinen einer Sammlung von Liebesliedern verschiedener Verfasser neben einigen echt S.schen Gedichten u. d. T. «The Passionate Pilgrim. By William S.» (1599) zeigt, wie berühmt S. damals sein mußte, daß ein Verleger solche Spekulation auf S.s Namen machte. Daß seine Dramen häufig vor Elisabeth und später vor ihrem Nachfolger mit vielem Beifall aufgeführt wurden, ist mehrfach bezeugt: auch wurde die S.sche Truppe bald nach der Thronbesteigung Jakobs I. (1603) als «königl. Schauspieler» (The King's players) besonders privilegiert. Um dieselbe Zeit findet sich auch der Name S. als Schauspieler zum letztenmal verzeichnet, unter den Darstellern des «Sejanus» von Ben Jonson.

Von S.s Liebenswürdigkeit und Ehrbarkeit wird, sowohl aus seinen Londoner, wie spätern Tagen in der Heimat, mehrfach berichtet. März 1616 machte er sein Testament, wie er darin erklärt, noch bei vollkommener Gesundheit und Gedächtniskraft; indes verraten die drei eigenhändigen Unterschriften Spuren großer Körperschwäche, und er selbst überlebte die Abfassung des Testaments nur um wenige Wochen. Von der Natur und dem Verlauf der Krankheit, die ihn 23. April 1616 wegraffte, ist nichts Sicheres überliefert. Am 25. April wurde er in der Kirche zu Stratford an der Nordseite des Chors begraben. An dieser Stelle errichtete die Familie ihm zu Ehren eine bemalte steinerne Büste, jedenfalls vor 1623, da in einem Gedicht vor der in diesem Jahre erschienenen Gesamtausgabe der dramat. Werke auf sie angespielt wird.

Halitsch - Hall (Städt

Bild 8.18: Halitsch - Hall (Städte)
* 9 Hall.

S.s Witwe überlebte ihn um sieben Jahre und ist an seiner Seite bestattet. Ebendaselbst ruht auch seine ältere Tochter Susanna, 1607 mit einem Stratforder Arzt Dr. Hall, [* 9] vermählt und 1649 gestorben. Sie hinterließ eine einzige Tochter, mit deren Ableben (1670) S.s Nachkommenschaft erlosch, da sein einziger Sohn Hamnet bereits als zwölfjähriger Knabe, und die drei Söhne der jüngern, 1616 an den Weinhändler Thom. Quiney in Stratford verheirateten Tochter Judith, schon vor ihrer 1662 verstorbenen Mutter gestorben waren.

S.s Dramen, in einer teils nach überlieferten Notizen, teils nach Merkmalen des im Verlauf seiner dramat. Thätigkeit bedeutsam veränderten Stils und Verses bestimmten, freilich nur unsichern zeitlichen Reihenfolge sind nach den drei Abteilungen der ersten Folioausgabe (1623):

I. Comedies:

1) «The comedy of errors», zuerst gedruckt in der Folio 1623, erwähnt von Meres 1598, gegründet auf das lat. Lustspiel des Plautus «Menaechmi»;



Shakespeare

Bild 64.906: Shakespeare
* 11 Seite 64.906.

2) «The two gentlemen of Verona», [* 10] zuerst gedruckt in der Folio 1623, erwähnt von Meres 1598, teilweise gegründet auf Yonges engl.

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Übersetzung von Montemayors Schäferroman «Diana»;

3) «The taming of the shrew», zuerst gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf ein älteres Drama «Taming of a shrew» von unbekanntem Verfasser;

4) «Love's labours lost», Einzeldruck in Kleinquartformat 1598, erwähnt von Meres 1598;

5) «The merchant of Venice», gedruckt in Quart [* 12] 1600, erwähnt von Meres 1598, gegründet auf die ital. Novellensammlung «Pecorone» des Giovanni Fiorentino, auf eine Anekdote in den «Gesta Romanorum», und wahrscheinlich auf ein älteres, aber verloren gegangenes Stück;

6) «A Midsummernight's dream», gedruckt in Quart 1600, erwähnt von Meres 1598, teilweise gegründet auf Chaucers «Canterbury tales» und «Legend of Tisbe of Babilon», sowie auf ein Volksbuch von «Robin Good-Fellow»;

7) «All's well that ends well», gedruckt in der Folio 1623, wahrscheinlich erwähnt von Meres 1598 unter dem Namen «Love's labours won», gegründet auf eine Novelle des Boccaccio in Paynters «Palace of pleasure»;

8) «Much ado about nothing» gedruckt in Quart 1600, teilweise gegründet auf eine Novelle des Bandello;

9) «The merry wives of Windsor», unvollständig gedruckt in Quart 1602 und 1619 vollständig in der Folio 1623, teilweise gegründet auf die Bearbeitung einer Novelle von Straparola in Tarltons «News out of Purgatorie»;

10) «Twelth-night, or what you will», gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf eine ital. Novelle des Bandello, in engl. Bearbeitung in «Riche his farewell to miletarie profession» von Barnaby Riche;

11) «As you like it», gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf eine Novelle von Thom. Lodge;

12) «Measure for measure», gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf ein älteres Drama von Whetstone, «The historie of Promus and Cassandra»;

13) «The winter's tale», gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf Rob. Greenes Novelle «Pandosto»;

14) «The tempest», gedruckt in der Folio 1623, teilweise gegründet auf 1609 und 1610 erschienene Reiseberichte mit Benutzung eines ältern Stückes («Sidea»).

II. Histories:

1) «King Henry VI. First part», gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf Holinsheds Chronik;

2) «King Henry VI. Second part», unvollständig gedruckt in Quart 1594 als «First part of the contention betwixt the two famous houses of York and Lancaster», vollständig in der Folio 1623, gegründet auf Holinshed;

3) «King Henry VI. Third part», unvollständig gedruckt in Quart 1595, als «The true tragedy of Richard, Duke of York», vollständig in der Folio 1623, gegründet auf Holinshed;

4) «King Richard III.», gedruckt in Quart 1597, erwähnt von Meres 1598, gegründet auf Holinshed und Thomas More;

5) «King John», gedruckt in der Folio 1623, erwähnt von Meres 1598, gegründet auf ein älteres Drama von unbekanntem Verfasser;

6) «King Richard II.», gedruckt in Quart 1597, erwähnt von Meres 1598, gegründet auf Holinshed;

7) «King Henry IV. First part», gedruckt in Quart 1598, erwähnt von Meres 1598, gegründet auf Holinshed und ein älteres Drama von unbekanntem Verfasser, das auch den beiden folgenden Historien zu Grunde lag;

8) «King Henry IV. Second part», gedruckt in Quart 1600, gegründet auf Holinshed und das ältere Drama;

9) «King Henry V.», unvollständig gedruckt in Quart 1600, 1602 und 1608, vollständig in der Folio 1623, gegründet auf Holinshed und das ältere Drama;

10) «King Henry VIII.», gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf Holinshed, Cavendish und Fox.

III. Tragedies:

1) «Titus Andronicus», gedruckt 1600, erwähnt von Meres 1598;

2) «Romeo and Juliet», unvollständig gedruckt 1597 in Quart, vollständig 1599, erwähnt von Meres, gegründet auf A. Brookes Versroman «Romeus and Julietta» (1562);

3) «Hamlet», unvollständig gedruckt 1603, vollständig 1604 in Quart, vielleicht gegründet auf ein verloren gegangenes Drama und eine aus dem Französischen übersetzte Novelle;

4) «Othello», gedruckt in Quart 1622, gegründet auf eine ital. Novelle von Giraldi Cinthio;

5) «Julius Caesar», gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf Plutarch in der Übersetzung von North;

6) «King Lear», gedruckt in Quart 1608, gegründet auf Holinshed, ein älteres Drama, Sidneys «Arcadia» und Harsnets «Discovery of popish impostors»;

7) «Macbeth», gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf Holinshed und R. Scots «Discoverie of witchcraft»;

8) «Timon of Athens», gedruckt in der Folio 1623; S.s Anteil an diesem Drama (vielleicht von G. Wilkins) gehört jedenfalls der reifsten Zeit unsers Dichters an; 9) «Anthony and Cleopatra», gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf Plutarch in Norths Übersetzung;

10) «Coriolanus», gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf Norths Plutarch;

11) «Troilus and Cressida» gedruckt in Quart 1609, gegründet auf Chaucers «Troilus and Cryseide», Lydgates und Caxtons «Trojanische Sagen» und Chapmans «Homer»;

12) «Cymbeline», gedruckt in der Folio 1623, gegründet auf Holinshed und eine Novelle Boccaccios. Zu diesen 36 Dramen in der ersten Folio tritt dann noch als das 37., mit dessen doppelter Verfasserschaft es sich wie mit der des «Timon of Athens» verhalten mag: «Pericles, prince of Tyre», gedruckt in Quart 1609, aber erst aufgenommen in die dritte Folio 1664, nebst sechs andern Dramen, die schon zu Lebzeiten S.s in Einzelausgaben fälschlich mit seinem Namen erschienen und als entschieden nicht von S. herrührend mit Recht von den beiden ersten Folios ausgeschlossen blieben. Noch ist ein Gedicht: «A lover's complaint», zu erwähnen, das, 1609 mit den «Sonnets» zusammen gedruckt, sehr wahrscheinlich von S. ist.

Scharwache - Schattens

Bild 14.408: Scharwache - Schattenspiel
* 13 Schatten.

Erst seit etwa hundert Jahren hat sich S.s Bedeutung in den Litteraturen der ganzen gebildeten Welt geltend gemacht. Zunächst beschränkte sich sein Einfluß auf die engl. Bühne, und auch hier geriet er durch die Revolution in Vergessenheit. Sehr wenig ist über sein Verhältnis zu den Zeitgenossen bekannt, aber das Wenige deutet auf eine außerordentliche Popularität. Schon die Jugendstücke erregten Aufsehen und stellten alle Vorgänger in Schatten. [* 13] Um 1592 wirft ihm sein Neider R. Greene in dem Pamphlet «A groatsworth of witte» vor, er bilde sich ein, «der alleinige Bühnenerschütterer (shake-scene) Englands» zu sein und bringe die ältern Poeten um den Ruhm.

Franz Meres nennt ihn den «Honigzüngigen» und vergleicht ihn mit Ovid, Seneca und Plautus. Während der Bürgerkriege gerieten seine Werke mehr und mehr in Vergessenheit; Milton nennt seinen Namen noch mit Verehrung, aber die Masse des Volks verlor unter der Herrschaft der Puritaner den Sinn für die Kunst, und als die Stuarts den Thron [* 14] wieder bestiegen, war der Adel Englands der heimischen Muse entfremdet; die Franzosen und ihre Nachahmer beherrschten Büchermarkt und Theater. Der

Fortsetzung Shakespeare: → Seite 64.907 || dichter Rowe erwarb sich (1709) das Verdienst, zuerst wieder das größere Publikum auf S. hingewies