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Slowacki | eLexikon | Litteratur - Polnische Literatur

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Sat Sep 23 1809

Slowacki

(spr. -atzki), Julius, der fruchtbarste poln. Dichter der Neuzeit, geb. 23. Sept. 1809 zu Kremenez (Wolhynien), beschäftigte sich schon auf dem Gymnasium vorwiegend mit poetischer Lektüre und trat, nachdem er die Universität absolviert hatte (1828), als Konzipist in das Warschauer Finanzministerium, ohne sich jedoch in den Büreaudienst finden zu können. In den folgenden Jahren entstanden seine Erstlingswerke: die poetische Erzählung »Hugo«, das Trauerspiel »Mindowe« (1829),

die Dichtungen: »Mnich«, »Jan Bielecki«, »Arab« und das Trauerspiel »Marya Sztuart« (1830; deutsch von German, Leipz. 1879),

die ersten Gesänge von »Zmija«, in denen allen der Einfluß Byrons vorherrscht, dann (1831) die »Ode an die Freiheit«, das »Lied der Litauer Legion« etc., welche seinen Namen in weitern Kreisen bekannt machten. Im März 1831 begab er sich über Dresden [* 3] nach London [* 4] und im September darauf nach Paris, [* 5] wo er die oben erwähnten Dichtungen (1832, 2 Bde.) herausgab, die indessen nur eine kühle Aufnahme fanden, weil sie außerhalb der streng nationalen und optimistischen Richtung standen, welche bis dahin die polnische Poesie beherrschte. Auch der 3. Band [* 6] seiner Dichtungen (die poetischen Erzählungen: »Lambro« und »Duma o Waclawie Rzewuskim« sowie die lyrischen Gedichte: »Paryz« und »Godzina Mysli«),



Slowaken

Bild 14.1033: Slowaken
* 8 Seite 14.1033.

den er von Genf [* 7] aus, wo er sich im Dezember 1832 niedergelassen, veröffentlichte, fand keinen größern Anklang. Jetzt griff er kühn in die nationalen Verhältnisse und führte in dem dramatischen Gedicht »Kordyan« (Par. 1834) seinen Helden, welcher in den beiden ersten Akten noch auf Werther und Manfred hinweist, im dritten nach

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Warschau [* 9] in die Mitte einer Verschwörung zur Beseitigung des Zaren Nikolaus bei Gelegenheit des Krönungsreichstags. Die patriotische Tendenz des Dichters äußert sich im glühenden Haß gegen das Zarentum; seine pessimistische Richtung verleugnet sich aber auch hier nicht, indem er den Helden im entscheidenden Augenblick erlahmen und, ohne seinen Vorsatz ausgeführt zu haben, untergehen läßt. Die bedeutendsten Schöpfungen während des Genfer Aufenthalts sind: das Trauerspiel »Mazepa« (deutsch von A. Drake im »Bühnenrepertoire des Auslandes«, Bd. 14, Berl. 1847),

das dem vorigen an poetischem Schwung nachsteht, dafür aber mehr der Bühnentechnik entspricht, so daß es Repertoirestück wurde;

das Trauerspiel »Balladyna« (deutsch von German, Krakau [* 10] 1882),

Rom

Bild 13.903a: Rom
* 13 Rom.

eine seiner gewaltigsten und originellsten Schöpfungen, und das lyrische Gedicht »W Szwajcaryi« (»In der Schweiz«; [* 11] deutsch von Kurtzmann, Wien [* 12] 1880), worin er dem kurzen Liebestraum mit einem polnischen Mädchen (Maria Wodzinska) ein unvergängliches Denkmal gesetzt hat. Im Februar 1836 begab sich S. nach Rom, [* 13] wo er mit dem Grafen Sigismund Krasinski (s. d.) in freundschaftlichen Verkehr trat, unternahm dann im Spätherbst d. J. eine Orientreise, welche eine Reihe neuer vortrefflicher Dichtungen veranlaßte (darunter die poetische Erzählung »Der Vater der Pestkranken in El Arisch«, deutsch von Stahlberger, Krak. 1872),

und ließ sich nach seiner Rückkehr 1837 in Florenz [* 14] nieder, wo er seinen Freund Krasinski wieder antraf und die im biblischen Stil gehaltene Allegorie »Anhelli« dichtete. Im Dezember 1838 nach Paris zurückgekehrt, ließ er alle seine seit »Kordyan« entstandenen Dichtungen rasch nacheinander erscheinen, darunter auch das Trauerspiel »Lila Veneda«, das auf dem Hintergrund der polnischen Urgeschichte den Kampf zweier Völker schildert, in welchem das edlere, der pessimistischen Stimmung des Dichters entsprechend, der rohen Gewalt unterliegt.

Kreiden - Kreis

Bild 10.184: Kreiden - Kreis
* 15 Kreis.

Diese letzte Periode seines Lebens wurde verbittert durch den scharfen Gegensatz zu Mickiewicz, mit dem es öffentlich zu heftigen Erklärungen kam; dazu brachte der Beitritt zu der mystischen Sekte Towianskis, welcher fast alle polnischen Dichter der Emigration in seinen Kreis [* 15] zu ziehen wußte, ihn auch um die Freundschaft Krasinskis. Noch sind zu nennen: das lyrisch-epische Gedicht »Beniowski« (1841),

die ziemlich planlosen Dramen: »Ksiądz Marek« und »Srebrny sen Salomei« sowie als seine letzte großartige, aber unvollendet gebliebene Schöpfung »Król duch« (»König Geist«),

die eine »Legende der Jahrhunderte« der polnischen Geschichte werden sollte. S. starb 4. März 1849 in Paris. Seine bedeutenden Vorzüge beruhen auf der unvergleichlich poetischen Sprache [* 16] sowie auf seinem überaus kühnen Gedankenflug, worin ihm kein polnischer Dichter gleichkam; sie werden beeinträchtigt durch den Mangel an künstlerischer Ruhe in der Komposition, ja er scheint sich zuweilen absichtlich über die Kunstregeln hinwegzusetzen. Seine pessimistische, für Fehler und Gebrechen seines Volkes nicht blinde Stimmung ist die notwendige Antithese zu der optimistischen Weltanschauung der andern polnischen Dichter. Slowackis gesammelte Schriften erschienen in 4 Bänden (Leipz. 1861); dazu sein Nachlaß in 3 Bänden (Lemb. 1866) und »Briefe« in 2 Bänden (das. 1875).

Vgl.   Malecki, Julius S. (poln., 2. Aufl., Lemb. 1880, 3 Bde.).