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Spencer | eLexikon | Geschichte - Großbritannien - Staatsmänner

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Fri Sep 01 1758
Titel
Elemente zu Spencer:

1) Georg John, Graf, engl. Bibliophile

2) John Charles, Graf von, brit. Staatsmann

3) Frederick, vierter Graf von, Bruder des vorigen

4) John Poynty, fünfter Graf von, brit. Staatsmann

5) Herbert, engl. Philosoph

Spencer,



Spencer-Churchill - Sp

Bild 15.123: Spencer-Churchill - Spener
* 3 Seite 15.123.

1) Georg John, Graf, engl. Bibliophile, geb. 1. Sept. 1758 als Sohn des Lords S., der 1761 zum Viscount Althorp und 1765 zum Grafen S. erhoben wurde, machte seine Studien auf der Universität zu Cambridge, bereiste dann Europa [* 2] und wurde nach seiner Rückkehr in das Parlament gewählt. Nach dem Tod seines Vaters trat er 1783 in das Oberhaus ein, wurde 1794 zum ersten Lord der Admiralität ernannt, zog sich dann 1801 mit Pitt zurück, übernahm aber in Fox' und Grenvilles Ministerium auf kurze Zeit von neuem das Staatssekretariat des Innern und lebte seitdem in Zurückgezogenheit, bis er 10. Nov. 1834 starb. Durch Ankauf der Büchersammlung des Grafen von Rewiczki 1789 hatte er den Grund zu einer Bibliothek gelegt, die er in der Folge durch umfassende und kostspielige Neuerwerbungen zur größten und glänzendsten Privatbüchersammlung von ganz Europa erhob. Sie zählt über 45,000 Bände und befindet sich zum

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größten Teil auf dem Stammsitz der Familie zu Althorp in Northamptonshire, der Rest in London. [* 4] Über den Reichtum derselben an ältesten Buchdruckereierzeugnissen und ersten Klassikerausgaben vgl. Dibdin, Bibliotheca Spenceriana (Lond. 1814, 4 Bde.). Auch eine reichhaltige Gemäldesammlung hatte S. angelegt, welche Dibdin in Bd. 1 seines Werkes »Aedes Althorpianae« (Lond. 1822) beschreibt, während er in Bd. 2 als Nachtrag zu der »Bibliotheca Spenceriana« eine Beschreibung der kostbarsten, 1815-1822 noch angeschafften alten Drucke gibt.

2) John Charles, Graf von, brit. Staatsmann, bekannter unter dem Namen Lord Althorp, geb. 30. Mai 1782, trat nach Vollendung seiner Studien zu Cambridge 1803 ins Unterhaus und war unter Fox und Grenville Lord des Schatzes. Er stand auf seiten der Whigs. Im Ministerium Grey (1830) wurde er Kanzler der Schatzkammer und galt in allen finanziellen und staatswirtschaftlichen Fragen als Autorität. Er legte auch 2. Febr. 1833 dem Unterhaus die irische Kirchenreformbill vor, welche der Appropriationsklausel wegen im Kabinett selbst eine Spaltung hervorrief. Als er 1834 durch den Tod seines Vaters Mitglied des Oberhauses ward, mußte er sein Schatzkanzleramt niederlegen und widmete sich fortan landwirtschaftlicher Beschäftigung. Später trat er zu der Anticornlawleague. Er starb 1. Okt. 1845.

Vgl.   Le [* 5] Marchant, Memoirs of John Charles Viscount Althorp, third Earl of S. (Lond. 1876).

3) Frederick, vierter Graf von, Bruder des vorigen, geb. 14. April 1798, trat in den Marinedienst, zeichnete sich in der Schlacht von Navarino aus, erbte 1845 Titel und Güter seines Bruders, war vom Juli 1846 bis September 1848 Lord-Oberkammerherr, avancierte 1852 zum Konteradmiral und übernahm Anfang 1854 als Nachfolger des Herzogs von Norfolk das Amt eines Lord-Steward; er starb 27. Dez. 1857.

4) John Poynty, fünfter Graf von, brit. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 27. Okt. 1835, erzogen zu Harrow und Cambridge, war bis zum Tod seines Vaters (27. Dez. 1857) für Northampton Mitglied des Unterhauses, wo er sich der liberalen Partei anschloß, und trat dann in das Oberhaus ein. Von 1859 bis 1861 war er Oberkammerherr (groom of the stole) des Prinzen Albert und bekleidete dann von 1862 bis 1867 das gleiche Amt in der Hofhaltung des Prinzen von Wales. Als im Dezember 1868 Gladstone ein neues Ministerium bildete, wurde S. zum Vizekönig von Irland ernannt, nahm aber im Februar 1874 beim Sturz der liberalen Partei seine Entlassung. Im neuen Gladstoneschen Kabinett (1880-85) erhielt er erst das Amt eines Präsidenten des Geheimen Rats, dann 1882 das des Vizekönigs von Irland und übernahm 1886 auf kurze Zeit wieder das Präsidium des Geheimen Rats.

5) Herbert, engl. Philosoph, geb. 1820 zu Derby, wurde von seinem Vater, einem Lehrer der Mathematik, und seinem Oheim Thomas S., einem liberalen Geistlichen, erzogen, zuerst Zivilingenieur, sodann Journalist und (von 1848 bis 1859) Mitarbeiter an dem von J. Wilson herausgegebenen »Economist«, an der »Westminster« und »Edinburgh Review« und andern Zeitschriften, endlich philosophischer Schriftsteller und Begründer eines eignen Systems, das er als Evolutions- oder Entwickelungsphilosophie bezeichnete.

Seine erste bedeutende Schrift war eine Statistik der Gesellschaft unter dem Titel: »Social statics« (1851, 1868) nebst einem Auszug daraus: »State education self defeating« (1851),

welcher die »Principles of psychology« (1855) folgten;

1860 begann er nach dem Vorbild von Comtes »Cours de philosophie positive« eine zusammenhängende Folge von philosophischen Werken (»System of synthetic philosophy«),

in welchen »nach ihrer natürlichen Ordnung« die Prinzipien der Biologie, Psychologie, Sociologie und Moral entwickelt werden sollen.

Die bisher erschienenen Bände derselben umfassen: »First principles« (1862, 5. Aufl. 1884; deutsch von Vetter, Stuttg. 1876-77),

»Principles of biology« (1865, 2 Bde.),

eine Umarbeitung der »Principles of psychology« (1870; 3. Aufl. 1881, 2 Bde.),

»Principles of sociology« (1876-79, 2 Bde.; deutsch von Vetter, Stuttg. 1877 ff.),

»Ceremonial institutions« (1879),

»Political institutions« (1882),

Jena

Bild 9.191: Jena
* 6 Jena.

»Ecclesiastical institutions« (1885) und »The data of ethics« (1879). Außerdem veröffentlichte S.: »Education: intellectual, moral and physical« (1861, 16. Aufl. 1885; deutsch von Schultze, 3. Aufl., Jena [* 6] 1889);

»Essays, scientific, political and speculative« (1858 bis 1863, 2 Bde.; 4. Aufl. 1885, 3 Bde.);

»Classification of the sciences« (1864, 3. Aufl. 1871);

»Recent discussions in science, philosophy and morals« (1871);

»Study of sociology« (1873, 14. Aufl. 1889; deutsch von Marquardsen, Leipz. 1875, 2 Bde.);

»Descriptive sociology« (mit Callier, Scheppig und Duncan, 1873 ff, 6 Bde.);

»The rights of children and the true principles of family government« (1879) u. a.

Vgl.   Fischer, Über das Gesetz der Entwickelung auf physisch-ethischem Gebiet mit Rücksicht auf Herbert S. (Würzb. 1875);

Guthrie, On Spencer's unification of knowledge (Lond. 1882);

Michelet, Spencers System der Philosophie (Halle [* 7] 1882).