Spermatiker | eLexikon
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Befruchtung
[* 2] (Fecundatio), bei den Tieren und Pflanzen der Vorgang, bei welchem die bis zu einem gewissen Grad ausgebildeten Erzeugnisse der keimbereitenden Geschlechtsdrüsen in Wechselwirkung treten, so daß der von dem weiblichen Organ herrührende Keim durch den von den männlichen Organen kommenden Zeugungsstoff zur Weiterentwickelung befähigt und angeregt wird. Das Resultat der Befruchtung ist die Entstehung eines neuen Individuums von gleicher Art wie die Eltern.
Die Art und Weise, in welcher dafür gesorgt wird, daß Same und Ei [* 4] miteinander in Berührung treten können, ist sehr verschieden. Bei niedern Tieren und Pflanzen, namentlich den im Meer lebenden, werden häufig beide in das Wasser entleert, wobei dann die Wahrscheinlichkeit, daß ein Samenkörperchen ein Ei erreicht, sehr klein ist und nur in der ungemein reichlichen Produktion derselben ein Gegengewicht liegt; vielfach jedoch sind mehr oder weniger verwickelte Einrichtungen zum leichtern Zustandekommen der Befruchtung getroffen; bei der Begattung (s. d.) wird sogar der Same direkt in die weiblichen Geschlechtsorgane gebracht.
Das Wesentliche bei der Befruchtung besteht nun darin, daß das Samenkörperchen oder wenigstens ein Teil desselben in das Ei eindringt, mit ihm verschmilzt und ihm so den Anstoß zur weitern Entwickelung gibt [* 3] (Fig. 1 u. 2, S. 610); vgl. Ei. Die bloße Berührung von Ei und Same genügt also nicht. Gewöhnlich ist ein Samenkörperchen im Vergleich zum Ei verschwindend klein, jedoch reicht meist, vielleicht immer, ein einziges zur Befruchtung aus; ja, von gewissen niedern Tieren ist es erwiesen, daß sofort nach dem Eindringen des ersten die bis dahin durchlässige Eihülle sich so umwandelt, daß kein weiteres mehr eindringen kann.
Befruchtungssäule - Be

* 2
Seite 2.610.Beim Menschen und manchen andern Säugetieren braucht der Same unter Umständen mehrere Tage, um das Ei zu erreichen; bei den Insekten [* 5] gelangt er ganz allgemein nach der Begattung in ein besonderes Behältnis (receptaculum seminis) im Hinterleib des Weibchens und bleibt dort zuweilen über ein Jahr lang befruchtungsfähig. Die Fähigkeit zur Erzeugung befruchtungsfähiger Zeugungsstoffe erhalten die verschiedenen Organismen alle erst in der Zeit der Geschlechtsreife, welche bekanntlich wieder, wenigstens ¶
mehr
bei den höhern Tierklassen und auch beim Menschen, in einem gewissen Alter erlischt. Die sogen. künstliche Befruchtung, welche im Zusammenbringen von reifen Eiern mit befruchtungsfähigem Samen [* 7] besteht, läßt sich bei manchen Tieren mit Erfolg ausführen und erleichtert nicht nur das Studium der Entwickelungsgeschichte [* 8] der betreffenden Arten, sondern ist auch für die Fischzucht (s. d.) von großem Nutzen. Selbst Bastarde lassen sich auf diese Weise erzielen.
Algen

* 10
Algen.Auch im Pflanzenreich ist der Prozeß der Vereinigung männlichen Stoffs mit der weiblichen Zelle [* 9] bei aller äußern Verschiedenheit der Geschlechtsorgane u. der in Thätigkeit tretenden Sexualzellen in den einzelnen Gewächsklassen doch überall im wesentlichen ein u. derselbe Grundvorgang (vgl. Geschlechtsorgane der Pflanzen und Fortpflanzung der Pflanzen). Das zu befruchtende Organ des weiblichen Apparats ist auch im Pflanzenreich überall eine Eizelle. Im einfachsten Fall ist zwischen den beiden sich vermischenden Sexualzellen kein äußerlicher Unterschied wahrnehmbar, wie bei einer Reihe von Algen [* 10] und Pilzen (den Zygosporeen).
Diese sogen. Konjugation kann zwischen ruhenden oder beweglichen Zellen (Gameten) stattfinden. Bei andern Algen und Pilzen sowie bei den Moosen und Farnkräutern entwickeln sich besondere weibliche Organe (Oogonien, Archegonien), in denen Eizellen gebildet werden, und andre männliche (Antheridien), in welchen zahlreiche kleine, den Samenfäden der Tiere analoge Zoospermien auftreten. Die Befruchtung besteht hier jedesmal in der direkten Vermischung eines Zoosperms mit der Eizelle.
Bei den Blütenpflanzen bleiben die Eizellen dagegen in andern Gewebemassen eingeschlossen, so daß bei ihnen die Befruchtung durch bewegliche Zoospermien unmöglich wird. Hier bilden die männlichen Geschlechtszellen oder Pollenkörner, [* 11] sobald sie sich auf dem dazu eingerichteten Teil des weiblichen Befruchtungsorgans festgesetzt haben, einen schlauchartigen Fortsatz, den Pollenschlauch, aus, welcher bis zu der Eizelle durchwächst und seinen Befruchtungsstoff auf noch nicht beobachtete Weise in die Eizelle übertreten läßt. Letztere beginnt überall erst nach der Befruchtung die zuletzt zur Bildung des Embryos führende weitere Entwickelung.
[* 2] ^[Abb.: Fig. 1. Abschnitte des Eies von einem Seestern (Asterias glacialis), mit Samenfäden, von denen einer bei a sich in die Hüllzone des Eies einbohrt, bei b schon hindurchgedrungen ist.]
[* 2] ^[Abb.: Fig. 2. Oberer Abschnitt des Eies vom Neunauge [* 12] (Petromyzon). a Mikropyle (Öffnung zum Einbringen der Samenfäden), b Samenfäden, c Kanal, [* 13] in welchem der Samenfaden zum Eikern (d) gelangt.]