Spurweite | eLexikon
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Mon Dec 07 1835
Spurweite,
im Eisenbahnwesen der Abstand zwischen den Innenkanten der Schienenköpfe (s. Eisenbahnbau) [* 2] der beiden ein Gleis bildenden Schienenstränge. Die gewöhnliche Normalspur beträgt 1,435 m oder 4 Fuß 8½ Zoll englisch. Sie ist aus den alten Spurbahnen in England hervorgegangen, auf denen man in der Breite [* 3] der üblichen Straßenfuhrwerke zuerst hölzerne und später eiserne Schienen verlegte und durch Angießen eines Randes an die Außenseite der letztern die Fahrzeuge zur Bewegung innerhalb der Spur zwang.
Diese Anordnung führte dazu, die Spur von Außenkante zu Außenkante der Schienen zu messen. Da die engl. Straßenwagenspur 5 Fuß betrug, so ergab sich als Lichtmaß zwischen den Schienen 4 Fuß 8½ Zoll englisch, das man auch beibehielt, als man Schienen mit flachen Köpfen verwendete und die Räder der Fahrzeuge mit Spurkränzen versehen wurden. (S. Eisenbahnen, Geschichtliches.) Die von Stephenson erbauten Eisenbahnen besaßen durchweg diese S., während von andern Ingenieuren größere S. angewendet wurden, so daß binnen kurzem bei den engl. Eisenbahnen 7 verschiedene S. bestanden.
London

* 4
London.Die größte S. von 7 Fuß englisch = 2,13 m wurde von Brunel bei der Great-Western-Bahn eingeführt; dieselbe lag bis 1892 mit der Normalspur in der Weise vereinigt, daß noch eine dritte Schiene angebracht war, auf der Strecke von London [* 4] über Swindon, Bath und Bristol bis Exeter, unvermischt von Exeter bis Truro, und wiederum gemischt von Truro bis Penzance sowie noch auf einigen Nebenstrecken in einer Gesamtlänge von 650 km. Der Grund der Beibehaltung der größern S. lag hauptsächlich in dem Wettbewerbe mit der Südwestbahn, deren Strecken normalspurig betrieben werden; die breiten Züge der Great-Western zeichneten sich durch besonders angenehmes Fahren aus.
Sputum - Squatter

* 10
Seite 65.209.Nachdem die übrigen engl. Bahnen, z. B. die Westlondonbahn, inzwischen die Normalspur angenommen haben, ist auch neuerdings im Mai 1892 die Beseitigung der Brunelschen S. bei der Great-Western erfolgt, doch hat sich die überraschende Thatsache herausgestellt, daß die auf der nunmehrigen S. von 1,435 m verkehrenden Züge die fahrplanmäßige Zeit nicht innehalten konnten, weshalb die Fahrgeschwindigkeit ermäßigt werden mußte. Im Aug. 1846 war bereits gesetzlich festgestellt worden, daß die S. bei allen noch zu bauenden Eisenbahnen für den Personenverkehr in England 4 Fuß 8½ Zoll, in Irland 5 Fuß 3 Zoll (1,6 m) betragen solle. Für die erste in Deutschland [* 5] erbaute Eisenbahn von Nürnberg [* 6] nach Fürth [* 7] (7. Dez. 1835 eröffnet) war ebenfalls die von Stephenson angewendete S. angenommen worden. Auch in Preußen [* 8] wurde die Stephensonsche S. eingeführt. In Baden [* 9] ¶
mehr
waren dagegen die ersten Eisenbahnen mit einer S. von 4 ⅓ Fuß engl. = 1,6 m ausgeführt worden. 1847 wurden die einzelnen Linien indes für die Normalspur umgebaut. In den übrigen deutschen Staaten war die Normalspur von vornherein zur Anwendung gekommen. Für Nebenbahnen (s. d.) ist schmalere Spur zugelassen, jedoch soll dieselbe nach der Bahnordnung für die Nebeneisenbahnen Deutschlands [* 11] vom 5. Juli 1892 in der Regel 1,00 oder 0,75 m betragen, in Preußen ist für Kleinbahnen in dem Gesetz vom 28. Juli 1892 außerdem noch eine S. von 0,6 m zugelassen worden.
Suessa Aurunca - Sueto

* 20
Sueskanal.Die Wahl des Spurmaßes hängt von den besondern Verhältnissen ab und müssen hierbei Verkehr, Bodenbeschaffenheit und die verfügbaren Mittel in Betracht gezogen werden. Auch die internationalen Eisenbahnkongresse zu Brüssel [* 12] (1885) und Petersburg [* 13] (1892) haben sich im allgemeinen für Anwendung von 1,00, 0,75 und 0,60 m S. für Schmalspurbahnen ausgesprochen. Von den Deutschen Eisenbahnen (s. d.) hatten 1. Jan. und 1. April 1896: 45 621 km die S. von 1,435 m, 726 km von 1,000 m, 6,61 km von 0,90 m, 202 km von 0,785 m und 363 km von 0,75 m. Die schmale Spur hat in den meisten Ländern Europas eine zum Teil recht weit ausgedehnte Anwendung gefunden, nur nicht in England (außer Irland, wo S. von 0,914, 1,070, 1,220 und 1,416 m vorhanden sind). (S. auch Schmalspurbahnen.) In Frankreich besteht eine von der normalen deutschen Spur um ein Geringes abweichende Spur von 1,44 bis 1,45 m. In den meisten übrigen Ländern Europas sind jetzt, nachdem früher ausgeführte abweichende Spuren beseitigt worden, normalspurige Bahnen vorhanden, eine Ausnahme machen nur Irland mit 1,6 m, Spanien [* 14] und Portugal mit 1,68 m, Rußland mit 1,524 m (nur die Warschau-Wiener und Warschau-Bromberger Eisenbahn besitzen die Normalspur), Schweden [* 15] hat außer einem normalspurigen Netz Bahnen mit 6 verschiedenen kleinern S. zwischen 1,217 und 0,802 m; Norwegen hat Bahnen mit 1,435 und 1,067 m S. Asien [* 16] besaß 1895 von 30 338 km Eisenbahnen in Britisch-Ostindien etwa 18000 km mit einer S. von 1,67 m, die übrigen hatten 5 verschiedene S. zwischen 1,22 und 0,61 m. Die Eisenbahnen der Insel Ceylon [* 17] haben 1,67 m S. Die russ. Transkaspische Eisenbahn (s. d.) hat die russ. Normalspur; in Kleinasien hat die Linie Mudania-Brussa 1,10 m; auf der Insel Java ist die Schmalspur (1,067 m) vorherrschend. In Japan [* 18] haben alle Eisenbahnen 1,0668 m, mit Ausnahme der 13 km langen Strecke Osaka-Sakai (0,84 m). In Afrika [* 19] sind die ägypt. Eisenbahnen fast alle normalspurig, nur die Bahn Port-Saïd-Ismaila am Sueskanal [* 20] hat die S. von 0,75 m; von den Bahnen in Algerien [* 21] und Tunis sind etwa 900 km mit verschiedenen schmalen S. (1,055 m u. s. w.) gebaut; die Kongobahn erhält eine S. von 0,76 m, ebenso sind in der engl. Kapkolonie die meisten Bahnen schmalspurig. In Amerika [* 22] besteht in den Vereinigten Staaten [* 23] nach Umwandlung der 5-Fuß-Spur in die «Vermittelungsspur» bei den meisten Eisenbahnen die gleiche S., die Abweichungen bis 1,25 cm werden nicht als Hindernis für den durchgehenden Verkehr angesehen; die schmale S., hauptsächlich 0,915 m, findet jedoch immer größere Verbreitung, aber auch S. von 0,61, 0,763, 1,016 und 1,067 m finden Anwendung.
Canada besitzt mit wenigen Ausnahmen die Normalspur, in Mexiko [* 24] ist neuerdings die Spur von 0,75 m als normale Spur eingeführt, auch ein bedeutendes Netz mit der S. von 1,135 m ist vorhanden;
Brasilien

* 25
Brasilien.in Brasilien [* 25] sind außer weitspurigen Bahnen nur noch und zwar überwiegend Schmalspurbahnen von 1,20, 1,00, 0,95 und 0,60 m S. vorhanden;
in Argentinien ist der vierte Teil des Gesamtnetzes in Meterspur erbaut. In Australien [* 26] haben die Eisenbahnen von Neusüdwales die Normalspur, Victoria [* 27] 1,6 m, Südaustralien 1,6 und 1,067 m;
letztere Spur ist auch meist in den Kolonien vertreten.
Von den Ende 1893 im
Betriebe gewesenen Eisenbahnen der Erde im Umfange von 671000 km hatten etwa 74 Proz. die deutsche Normalspur, etwa 12 Proz.
hatten größere und etwa 14 Proz. kleinere S. Außer den Eisenbahnen sind auch vielfach Kleinbahnen und Straßenbahnen in schmaler
Spur ausgeführt. -
Vgl. Claus, Die S. der Eisenbahngleise (in Glasers «Annalen für Gewerbe und Bauwesen», Berl. 1887);
Centralblatt der Bauverwaltung (1890).