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Stahr | eLexikon | Litteratur - Deutsche Literatur - Neuere Dichtung seit 1500

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
  • ️Tue Oct 22 1805

Stahr,

Adolf Wilhelm Theodor, Schriftsteller, geb. 22. Okt. 1805 zu Prenzlau, [* 2] widmete sich in Halle [* 3] den klassischen Studien, ward 1826 Lehrer am Pädagogium daselbst und 1836 Konrektor am Gymnasium zu Oldenburg. [* 4] Seine litterarische Thätigkeit erstreckte sich zunächst auf die Geschichte, Kritik und Erklärung der Schriften des Aristoteles. Hierher gehören seine »Aristotelia« (Halle 1830-32, 2 Bde.),

ferner: »Aristoteles bei den Römern« (Leipz. 1834) und die Bearbeitung der Aristotelischen »Politik« (das. 1836 bis 1838),



Stähr - Stair

Bild 15.220: Stähr - Stair
* 5 Seite 15.220.

denen sich »Aristoteles und die Wirkung der Tragödie« (Berl. 1859) und die Übersetzungen von Aristoteles' Poetik, Politik, Rhetorik und Ethik (Stuttg. 1860-63) anschließen. Neben dieser philologischen Thätigkeit hatte sich S. frühzeitig auch den

mehr

allgemeinen litterarischen Interessen zugewandt. Er gab eine Handschrift von Goethes »Iphigenia«, die er in der Bibliothek zu Oldenburg entdeckt hatte, mit einem trefflichen Vorwort heraus, schrieb eine »Charakteristik Immermanns« (Hamb. 1842) und nahm an dem versuchten Aufschwung der Oldenburger Hofbühne lebhaften Anteil, den seine »Oldenburgische Theaterschau« (Oldenb. 1845, 2 Bde.) bethätigte. Einen Wendepunkt seines Lebens bildete seine Reise nach Italien, [* 6] die er 1845 antrat und die er in seinem lebendig geschriebenen, farbenreichen und weitverbreiteten Buch »Ein Jahr in Italien« (Oldenb. 1847-50, 3 Bde.; 4. Aufl., das. 1874) eingehend schilderte. In Rom [* 7] lernte er Fanny Lewald (s. d.) kennen, mit der er sich nach Trennung seiner ersten Ehe 1854 verheiratete.

Wiesbaden und Umgebung

Bild 16.618a: Wiesbaden und Umgebung
* 9 Wiesbaden.

Schon vorher hatte er wegen Kränklichkeit seine Stellung am Oldenburger Gymnasium niedergelegt und sich 1852 in Berlin [* 8] niedergelassen, wo er lebte, bis ihn Gesundheitsrücksichten nötigten, verschiedene Kurorte zu seinem Wohnsitz zu wählen. S. starb 3. Okt. 1876 in Wiesbaden. [* 9] Seine litterarische Produktivität hatte während der Zeit seines Berliner [* 10] Aufenthalts sich beständig gesteigert. Die poetischen Anläufe in dem Roman »Die Republikaner in Neapel« [* 11] (Berl. 1849, 3 Bde.) und den Gedichten »Ein Stück Leben« (das. 1869) erwiesen keine eigentliche Produktionskraft. So wandte sich S. in zahlreichen Kritiken, Essays und selbständigen Werken zur Kunst- und Litteraturgeschichte. Seinem »Torso; Kunst, Künstler und Kunstwerke der Alten« (Braunschw. 1854-55, 2 Bde.; 2. Aufl. 1878) folgten: »Lessing, sein Leben und seine Werke«, eine populäre Biographie und Charakteristik, die raschen Eingang ins Publikum gewann (Berl. 1859, 2 Bde.; 9. Aufl. 1887);

»Fichte«, [* 12] ein Lebensbild (das. 1862);

»Goethes Frauengestalten« (das. 1865-68, 2 Bde.; 7. Aufl. 1882);

»Kleine Schriften zur Litteratur und Kunst« (das. 1871-75, 4 Bde.).

Aus Lebenserinnerungen, persönlichen Eindrücken, namentlich der zahlreichen Reisen, die er mit seiner Gattin unternahm, gingen die Bücher: »Die preußische Revolution« (Oldenb. 1850, 2 Bde.; 2. Aufl. 1852),

Jena

Bild 9.191: Jena
* 14 Jena.

»Weimar [* 13] und Jena«, [* 14] ein Tagebuch (das. 1852, 2 Bde.; 2. Aufl. 1871),

»Zwei Monate in Paris« [* 15] (das. 1851, 2 Bde.),

»Nach fünf Jahren«, Pariser Studien (das. 1857, 2 Bde.),

»Herbstmonate in Oberitalien« [* 16] (das. 1860, 3. Aufl. 1884),

»Ein Winter in Rom«, gemeinsam mit Fanny Lewald (Berl. 1869, 2. Aufl. 1871),

hervor, während er in der Schrift »Aus der Jugendzeit« (Schwerin [* 17] 1870-77, 2 Bde.) seine Jugendtage schilderte. Heftigen Widerspruch erfuhren seine »Bilder aus dem Altertum« (Berl. 1863-66, in 4 Bänden),

»Tiberius« (2. Aufl. 1873),

»Kleopatra« (2. Aufl. 1879),

»Römische [* 18] Kaiserfrauen« (2. Aufl. 1880),

»Agrippina, die Mutter Neros« (2. Aufl. 1880) enthaltend, in denen S. den Versuch unternahm, die bisherige historische Auffassung, namentlich des Tacitus, zu entkräften und die genannten historischen Gestalten zu reinigen und zu rechtfertigen.