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Stecknadeln | eLexikon | Technologie, Gewerbe und Industrie - Metall - Schmiede-, Schlosser- etc. Arbeiten

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Stecknadeln,

s. Nadeln. ^[= 1) Nähnadeln werden aus Stahldraht gemacht, der auf einem Haspel von 5-6 m Umfang gehaspelt ...] [* 3]

Stecknadeln.

Die Gesamtproduktion der ganzen Erde beläuft sich auf 84 Mill. Stück pro Tag, eine Unsumme, deren Verbrauch nur dadurch erklärt werden kann, daß man annimmt, daß täglich etwa 80 Mill. St. unbrauchbar werden oder verloren gehen. In Birmingham, der größten Stecknadelfabrik, werden täglich 38 Mill. St. fabriziert, in London, Strand und Dublin täglich 16 Mill. Stück, in England allein mithin täglich 54 Mill. Dazu kommt die französische Industrie in Paris, Laigle u. a. O. mit täglich 20 Mill., die holländische und deutsche Industrie mit täglich 10 Mill. (Vergl. Nadeln S. 370.) - Zoll s. S. 371 (Nadeln).

Titel
Elemente zu Nadeln:

1) Nähnadeln werden aus Stahldraht gemacht

2) Stricknadeln werden wie Nähnadeln fabriziert; doch ist ihre Herstellung einfacher

3) Haarnadeln werden aus Eisendraht im Schachtmodell geschnitten

4) Stecknadeln werden aus Messing- oder Stahldraht gefertigt. Der Draht wird zunächst gerichtet

[Geschichtliches.]

Nadeln.

[* 3]



Nadeln (Nähnadeln)

Bild 11.973: Nadeln (Nähnadeln)
* 3 Seite 11.973.

1) Nähnadeln werden aus Stahldraht gemacht, der auf einem Haspel von 5-6 m Umfang gehaspelt wird, um ihm die starke Biegung, die er in den käuflichen Ringen besitzt, zu nehmen. Ein solcher Ring aus etwa 100 Windungen wird dann mit einer Schere [* 5] erst an zwei diametral gegenüberliegenden Stellen, dann in kurze Stücke (Schachte, Schafte) von der doppelten Länge der herzustellenden Nadeln zerschnitten. Öfter noch zieht man den Draht [* 6] in dem Richtholz gerade, das aus einem Stück harten Holz [* 7] besteht, in das sieben runde Eisenstifte so eingeschlagen sind, daß der zu richtende Draht, durch die Stifte gezogen, eine ganz schwach gekrümmte Schlangenlinie bildet. Um die noch etwas gekrümmten Drähte völlig gerade zu richten, werden 5-15,000 Schachte dicht zusammen in zwei eiserne Ringe gesteckt, schwach zwischen Holzkohlenfeuer geglüht und zwischen einer horizontalen festliegenden und einer darübergelegten beweglichen Platte (Streicheisen, Streicher) gerollt. Das Streicheisen ist mit Nuten

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versehen, in welchen die Ringe laufen, so daß es nur auf die Nadeln drückt. Die geraden Schachte werden auf der Schleifmühle an beiden Enden zugespitzt. Hierzu dient eine eigentümliche Spitzmaschine (Schleifmaschine, [* 9] Fig. 1 u. 2) mit einem Schleifstein B von hohlkehlartig ausgeschweifter Gestalt, welcher pro Minute 1500 Umdrehungen macht. Über dem Stein befindet sich auf einer horizontalen, zum Steinmittel nahezu rechtwinkelig angeordneten Achse FF eine Scheibe I mit Kautschukring J, welche in die Hohlkehle des Steins hineinreicht und die aus einem Vorratskästchen M herausfallenden Schachte N auf einer geeigneten Unterlage L in langsame rollende Bewegung versetzt, wobei sie von einem Ende des Steins zum andern weiter schreiten und mit dem zuzuspitzenden Teil den Stein berühren.

Hebel (Werkzeug)

Bild 8.254: Hebel (Werkzeug)
* 10 Hebel.

Die Scheibe macht pro Minute eine Umdrehung, wobei 500 Schachte über den Stein geführt, an einer Seite mit Spitzen versehen und bei O auf dem Tisch D angehäuft werden. Zur Lagerung und genauen Einstellung der einzelnen Teile dienen die durch a verbundenen Gestellteile A, die Ständer H mit den Stellschrauben C und K, der Hebel [* 10] E, zur Bewegung die Schnüre G und d. Da die Schachte an beiden Seiten zugespitzt werden müssen, so passieren sie zweimal die Maschine. [* 11] Weil der Schleifstaub sehr gesundheitsschädlich ist, umgibt man die Schleifsteine immer mit einem Mantel, aus welchem ein Ventilator die Luft aussaugt und so den Staub abführt.

Nach dem Spitzen werden die Nadelköpfe mit den Öhren in der Mitte des Schachts durch Prägen zwischen entsprechend geformten Stempeln vorgebildet, wobei ein beträchtlicher Grat oder Bart aufgetrieben wird. Um die Matrizen zu schonen, poliert man vor dem Stampfen oder Prägen die Schachte in ihrer Mitte auf einer Schleifmaschine (Mittelschleifmaschine). Das Stampfen (Stanzen) erfolgt entweder unter einem kleinen, mit Fußtritt bewegten Fallwerk [* 12] oder neuerdings auf Stampfmaschinen, deren Einrichtung aus [* 3] Fig. 3 u. 4 klar wird.

Das Gestell A trägt den festen Stempel B, vor den die Nadeln, eine nach der andern, vermittelst der rotierenden gekerbten Scheiben J, J¹ aus dem Rumpf H, geführt durch den Mantel K, so fallen, daß sie, von den Haken L und L¹ aufgefangen, gegen die um n verstellbare Wand N gerückt, genau mit der Mitte vor dem Stempel liegen. An dem andern Gestellteil D befindet sich ein Schieber C mit dem Prägstempel D¹, der dadurch zur Wirkung gebracht wird, daß die mit der Schnurrolle E sich drehende Scheibe F mit einem Vorsprung f den Schieber C bei c faßt, dann zurückschiebt und zugleich die Feder G spannt, die in dem Augenblick den Stempel anschlägt, wo die Scheibe F mit dem Vorsprung f die Nute c verläßt.

Nach jedem Schlag werfen die Finger P und P¹ den gestanzten Schacht aus der Maschine und zwar so schnell, daß in der Stunde 4-5000 Schachte gestampft, d. h. mit den Eindrücken für die Öhre und mit den zum Einfädeln dienenden Furchen (Fuhren) versehen werden. Auf das Stampfen folgt das Lochen der beiden Öhre auf Lochmaschinen mit zwei kleinen Stempeln, welchen die Nadeln durch gekerbte Scheiben wie in [* 3] Fig. 3 zugeführt werden. Zur Beseitigung des beim Stampfen entstandenen Grats steckt man etwa 100 Schachte auf einen haarnadelartig gebogenen Draht, wodurch die Grate nebeneinander in eine Fläche kommen, und schleift sie, zwischen eisernen Platten gehalten, auf einem Drehstein weg.

Zängen - Zanthier

Bild 16.830: Zängen - Zanthier
* 13 Zange.

Darauf bricht man die ganze Partie Schachte in der Mitte auseinander und erhält auf den erwähnten zwei Drähten aufgefädelt zwei Reihen Nadeln, die man mit einer Zange [* 13] mit sehr breitem Maul so anfaßt, daß die Kopfenden der Nadeln durch Abschleifen oder Befeilen poliert und vom Grat befreit werden können. Die rauhen Öhre müssen nun poliert werden. Runde Öhre pflegt man bei bessern Nadeln in einer spätern Arbeitsperiode auszubohren. Für längliche Öhre benutzen englische Fabriken eine kleine Maschine, wobei die Nadeln zu 100-200 Stück auf dünne, gehärtete, kantige oder mit der Feile [* 14] rauh gemachte Stahldrähte locker angefädelt und in schwingende Bewegung gesetzt werden.

Die Nadeln aus Stahl werden nun gehärtet, indem man sie auf Eisenblechtafeln in Glühöfen hell rotglühend macht, in Öl ablöscht und dann in siedendem Öl bis zur gelben oder blauen Farbe anläßt. Zur Entfernung der Oxydhaut werden bis zu 500,000 Stück Nadeln in grober Leinwand mit Schmirgel, Öl und weicher Seife zu einem cylindrischen Ballen vereinigt und 12-20 und mehr solcher Ballen in der Scheuermühle geschauert. Dann sucht man die verbogenen und zerbrochenen Nadeln aus und legt alle übrigen mit den Öhren nach derselben

[* 3] ^[Abb.: Fig. 1 u. 2. Nähnadel-Schleifmaschine.



Nadeln (Strick-, Haar-

Bild 11.974: Nadeln (Strick-, Haar-, Stecknadeln; Geschichtliches)
* 15 Seite 11.974.

Fig. 3 u. 4. Stampfmaschine.]

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Seite, um sie mit einer glühenden Eisenstange blau anlaufen zu lassen. Hierzu benutzt man auch eine selbstthätige Blaumachmaschine, bei der ein rotierendes Rädchen die Nadeln einzeln aufnimmt und durch eine so regulierte Gasflamme führt, daß sie beim Verlassen derselben bis zur richtigen Länge blau angelaufen sind. Die Nadeln mit rundem Öhr werden dann behufs des Glättens auf einer kleinen drehbankähnlichen Vorrichtung nachgebohrt, indem man die Spitze des feinen Werkzeugs von beiden Seiten einen Augenblick in das Öhr treten läßt (Drillen).

Viele Nadeln werden dann im Öhr nach irgend einer einfachen Methode vergoldet. Um alle Rauhigkeiten zu entfernen und die auf der Scheuermühle etwas stumpf gewordenen Spitzen zu schärfen, werden die Nadeln auf einer mit feinem Schmirgel überzogenen, rasch rotierenden Scheibe geschliffen und dann auf einer andern, mit Leder überzogenen Scheibe mit Zinnasche und Kolkothar poliert (Braunieren). Die Nadeln sind damit fertig und werden nun gezählt und verpackt. Zum Abzählen benutzt man gewöhnlich ein Lineal mit so vielen kleinen Querfurchen, als Nadeln abgezählt werden sollen.

Man hält eine Partie Nadeln zwischen den Fingern und streicht über das Lineal, wodurch in jeder Furche Eine Nadel liegen bleibt. Man hat auch Zählapparate, wo ein von einer Handkurbel gedrehtes, am Umfang geriffeltes Scheibchen die Nadeln aus einer Vorlage abzählt und ein Zeichen macht, wenn 25 oder 100 Stück in das Nadelpapier gefallen sind. Endlich hat man auch Nadelzählmaschinen konstruiert, bei denen die Arbeiterin nur das Auflegen und Abnehmen der Nadelpapiere zu besorgen hat, während eine sich kontinuierlich drehende Zählscheibe die gewünschte Zahl Nadeln in die Papiere einzählt. In Deutschland [* 16] sind die wichtigsten Orte für Nadelfabrikation Aachen, [* 17] Burtscheid, Iserlohn [* 18] und Altena [* 19] und in Mittelfranken Nürnberg [* 20] und Schwabach. [* 21]

2) Stricknadeln werden wie Nähnadeln fabriziert; doch ist ihre Herstellung einfacher, weil alle auf Bildung des Öhrs sich beziehenden Arbeiten wegfallen. Die Schachte werden in einer Länge von 200-250 mm aus Eisen- oder Stahldraht geschnitten, auf Maschinen gerichtet, an beiden Enden rundspitzig angeschliffen, gehärtet (die eisernen eingesetzt), angelassen und auf der Scheuermühle poliert.

Haarnadeln - Haas

Bild 7.980: Haarnadeln - Haas
* 22 Haarnadeln.

3) Haarnadeln [* 22] werden aus Eisendraht im Schachtmodell geschnitten, an beiden Enden zugespitzt und über einer Klammer zusammengebogen. Zuletzt läßt man sie in heißen Pfannen blau anlaufen oder schwärzt sie mit Leinöl, das eingebrannt wird.

4) Stecknadeln werden aus Messing- oder Stahldraht gefertigt. Der Draht wird zunächst gerichtet, dann zerkneipt man ihn in Stücke von 5-7 m Länge und zerschrotet diese mit der Schrotschere in Schafte von der zwei-, drei- oder vierfachen Länge der Nadeln. Das Spitzen geschieht durch eine scheibenförmige Feile, den Spitzring. Dieser hat 125-150 mm im Durchmesser, 45 mm in der Breite [* 23] und macht wenigstens 1200 Umdrehungen in einer Minute. Sein Umkreis oder seine Stirn ist mit Stahl belegt, wie eine Feile mit Unter- und Oberhieb versehen und gehärtet.

Stärke (natürliches Vo

Bild 15.236: Stärke (natürliches Vorkommen, Chemisches; Gewinnung)
* 24 Stärke.

Nach dem Spitzen werden die Schafte mit der Schrotschere weiter zerteilt und (wenn man lange Schafte verarbeitet) abermals gespitzt. Zu den Knöpfen oder Köpfen nimmt man etwas feinern Draht als zu den Nadeln, windet (»spinnt«) denselben mittels des Knopfrades über einem 600-900 mm langen Messingdraht von der Stärke [* 24] der Nadelschafte zu schraubenartigen Röhrchen (Spindeln), deren Windungen dicht aneinander liegen, und zerschneidet diese mit der Knopfschere so, daß jeder Teil genau zwei Umgänge des gewundenen Drahts erhält.

Schwefelmilch - Schwef

Bild 14.728: Schwefelmilch - Schwefelsäure
* 25 Schwefelsäure.

Ein kleines Fallwerk, die Wippe, dient zur Verbindung des Nadelschafts mit dem Kopf. Die Wippe besteht im wesentlichen aus zwei stählernen Stempeln, von denen der eine ein halbkugeliges Grübchen, der andre außerdem noch eine Rinne enthält. Die Arbeiterin spießt mit der Nadel einen Kopf auf, schiebt ihn ans Ende und hält die Nadel dann so zwischen die Stempel, daß der Schaft in der Rinne, der Kopf aber in einer der beiden Halbkugeln liegt. Fällt nun der schwere Oberstempel sechs- bis siebenmal herab, und wird jedesmal die Nadel etwas gedreht, so runden sich die Drahtwindungen des Kopfes zu einer kleinen Kugel, die fest auf dem Schaft sitzt. Ein Arbeiter versieht auf diese Weise in einer Stunde 1000-1200 Nadeln mit Köpfen. Neuerdings macht man Nadeln mit gestauchten Köpfen und zwar auf Maschinen, die, nach Art der Stampfmaschine [* 15] (Fig. 3) gebaut, 40-60 Stück in der Minute erzeugen. Die fertigen Nadeln werden mit Weinsteinlösung oder verdünnter Schwefelsäure [* 25] gekocht, dann weiß gesotten oder auf nassem Weg verzinnt. Zuletzt schüttelt man sie in einem ledernen Sack mit grober trockner Kleie und poliert sie ebenfalls mit Kleie in einem um seine Achse gedrehten Faß. [* 26]

[Geschichtliches.]  

Sowohl die Nadeln zum Zusammenhalten und Zusammennähen der Gewänder (Steck- und Nähnadeln) als zum Schmuck (Haar- und Gewandnadeln) sind uralt und den zuerst verwendeten Dornen und Fischgräten, anfangs aus Horn, Knochen, [* 27] Hirschgeweih, später aus Metall (Bronze, [* 28] Kupfer, [* 29] Gold, [* 30] Eisen), [* 31] nachgebildet. Prähistorische Funde haben Nadeln aus Hirschhorn und Knochen geliefert, die auch schon mit einem Öhr versehen waren. Bei den ältern Bronzenadeln befindet sich dasselbe in der Mitte und erst bei den spätern an einem Ende der Nadel. Nadeln aus Metall finden sich bei den alten Babyloniern, Griechen, Römern und Kelten und zwar vielfach aus schmiedbarem Metall (Eisen, Bronze).

Man fertigte sie aus dünn gehämmerten Stäben durch Schleifen und Feilen, bildete den Kopf durch Anstauchen, Auflöten oder Annieten und das Öhr an den Nähnadeln durch Umbiegen des einen Endes. Durch die Erfindung des Drahtziehens, zunächst vor dem 11. Jahrh. zur Drahterzeugung für die Kettenpanzer, dann der Drahtmühle um die Mitte des 14. Jahrh. gewann besonders das Gewerbe der Nadler Bedeutung, welches 1370 in Nürnberg erscheint. Nähnadeln machte man aus zugespitztem Eisendraht, indem man ein Öhr in der Weise bildete, daß man das Ende breit schlug, spaltete und dann wieder die entstandenen Enden übereinander klopfte.

Die Härte erhielten sie durch Zementieren. Wahrscheinlich noch im 14. Jahrh. entstanden die heutigen Nadeln mit gelochten oder gebohrten Öhren. Erst in unserm Jahrhundert erlitt diese Herstellungsmethode durch Einführung der selbstthätigen Maschinen zum Spitzen der Schachte, des Fallwerkes und andrer Vorrichtungen zum Prägen und Lochen (Milward 1853), Apparate zum mechanischen Einlegen in die Briefe (Pastor 1835, James 1853), insbesondere durch Anwendung des Stahldrahts die weitgehende Umwandlung, welche sie auszeichnet. Stecknadeln fabrizierte man aus zugespitzten Messingdrahtstiften, denen die Köpfe angestaucht wurden. Im 16. Jahrh. entstand die heute noch übliche Bildung des Kopfes durch zwei schraubenartige Drahtwindungen, welche mit kleinen Hämmern kugelförmig und fest geklopft wurden. Etwa um das Jahr 1680 erfand man zu dieser Arbeit

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