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Stereoskop

Stereometrie - Stereos

Bild 15.299: Stereometrie - Stereoskop
* 2 Stereoskop.

[* 2] (grch.), eine optische Vorrichtung, die zwei nebeneinander liegende, für beide Augen richtig perspektivisch entworfene Zeichnungen eines Objekts als ein einziges, aber nicht planes, sondern körperliches Bild des Objekts erscheinen läßt. Geübte Augen sehen ein Paar stereoskopisch richtige Bilder, in der richtigen Entfernung betrachtet, auch ohne S. körperlich. Wenn man eine auf dem Tische stehende Pyramide von oben her mit beiden Augen betrachtet, so werden die in beiden Augen auf beiden Netzhäuten entstehenden Bilder nicht gleich sein. Die Spitze der Pyramide, mit dem rechten Auge [* 3] betrachtet, wird mehr nach dem linken Rande der Pyramidenbasis zu gelegen erscheinen, und



Stereotomie - Stereoty

Bild 65.331: Stereotomie - Stereotypie
* 4 Seite 65.331.
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umgekehrt, mit dem linken Auge betrachtet, mehr nach dem rechten Rande zu. Denkt man sich, während Pyramide und Kopf unverrückt bleiben, zwischen beide eine Glastafel geschoben, und zeichnet man auf dieser, während man das linke Auge geschlossen hält, die Konturen der Pyramide, wie sie dem rechten Auge erscheinen, und darauf bei geschlossenem rechtem Auge die Konturen, wie sie dem linken Auge erscheinen, so erhält man auf der Platte zweierlei verschiedene perspektivische Zeichnungen der Pyramide.

Sphragid - Spiegel

Bild 15.136: Sphragid - Spiegel
* 5 Spiegel.

Nimmt man bei unverrückter Lage der Glastafel und der Augen die Pyramide weg, so wird man trotzdem immer noch die Pyramide körperlich erhaben auf dem Tische zu sehen meinen, denn die beiden Zeichnungen machen für die beiden Augen denselben Eindruck wie vorhin die Konturen der Pyramide selbst. Diese stereoskopische Wirkung wird durch das S. unterstützt. Wheatstone, von dem auch der Name S. herrührt, stellte 1832 sein Spiegelstereoskop her. Vor den beiden Augen befinden sich zwei Spiegel [* 5] mit den spiegelnden Flächen schräg nach auswärts gerichtet.

Rechts und links von den beiden Spiegeln befinden sich die beiden (hier nicht auf demselben Blatte befindlichen) stereoskopischen Bilder, so daß jedes in dem ihm gegenüber liegenden Spiegel gespiegelt erscheint, und zwar ist die Stellung der beiden Spiegel eine solche, daß die beiden Bilder in der deutlichen Sehweite sich zu decken scheinen und dann natürlich den Eindruck eines dort befindlichen körperlichen Objekts machen. Einfacher und praktischer ist das von Brewster 1843 konstruierte S., das seit 1850 bekannter wurde und jetzt allgemein benutzt wird.

Pflanzenvariationen (S

Bild 18.724: Pflanzenvariationen (Sippenbildung bei Erophila)
* 6 Porträte.

Für das rechte Auge ist durch eine Blendung das linke Bild verdeckt und umgekehrt. Die Vereinigung der beiden Bilder und ihre Verlegung in die deutliche Sehweite wird durch Linsen erleichtert, die etwas schräg nach innen gestellt sind. Die Anfertigung der stereoskopischen Bilder kann nur in den seltensten Fällen durch geometr. Konstruktion und Zeichnung erfolgen, z. B. bei Darstellung von geometr. Körpern, Krystallgestalten u. s. w. Für Porträte, [* 6] Statuen, Architekturobjekte, Landschaften u. dgl. benutzt man, wie 1844 zuerst Moser in Königsberg [* 7] gezeigt hat, mit großem Vorteil die Photographie, indem man den Gegenstand mit einer Stereoskopcamera (s. Tafel: Photographie II, [* 4] Fig. 7) aufnimmt.

Ducos du Hauron brachte 1894 eine neue Darstellungsweise stereoskopischer Bilder in die Öffentlichkeit (s. Anaglyphe). 1859 hat Dove in Berlin [* 8] gezeigt, wie man durch die stereoskopische Betrachtung die Identität oder Nichtidentität des Drucks zweier scheinbar gleicher typographischer Erzeugnisse nachweisen kann. Das ist besonders für die Entdeckung und Konstatierung der Unechtheit bei Wertpapieren von Wichtigkeit. Zwei von demselben Satze oder derselben Platte abgezogene Drucke zeigen unter dem S. nichts besonders Auffallendes.

Legt man dagegen zwei für das bloße Auge ganz gleich scheinende Drucke, die aber von verschiedenen Sätzen oder Platten stammen, unter das S., so scheinen die Buchstaben, Worte, Silben u. s. w. nicht mehr alle auf dem Papier, sondern ganz unregelmäßig in oft mehrere Zoll großer Entfernung teils vor, teils hinter dem Papier zu liegen. Das rührt von kleinen Verschiedenheiten in den Entfernungen der betreffenden Buchstaben auf beiden Blättern her, die ebenso wirken wie die kleinen Verschiedenheiten der Zeichnung auf zwei stereoskopischen Bildern. -

Vgl.   Dove, Optische Studien (Berl. 1859);

ders., Anwendung des S., um falsches vom echten Papiergeld zu unterscheiden (ebd. 1859);

Ruete, Das S. (2. Aufl., Lpz. 1867);

Steinhauser, über die geometr. Konstruktion der Stereoskopbilder (Graz [* 9] 1870);

Stolze, Die Stereoskopie und das S. in Theorie und Praxis (Halle [* 10] 1894).