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Sulfat - Sulla

Bild 15.429: Sulfat - Sulla
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Sulla1) Lucius Cornelius, röm. Diktator, geb. 138 v. Chr. als der Sprößling einer der Gens Cornelia / 625
Sulla _2Beiname eines Zweiges des röm. Patriciergeschlechts der Cornelier, der in den frühern Jahrhunderte / 575

Seite 15.429

Sulla

2 Seiten, 1'200 Wörter, 8'158 Zeichen

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Titel
Elemente zu Sulla:

1) Lucius Cornelius, röm. Diktator

2) Faustus Cornelius, Sohn des vorigen, geboren um 88 v. Chr.

3) Publius Cornelius, Bruderssohn des Diktators S.

Sulla,



Süllberg - Sullivan

Bild 15.430: Süllberg - Sullivan
* 2 Seite 15.430.

1) Lucius Cornelius, röm. Diktator, geb. 138 v. Chr. als der Sprößling einer der Gens

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Cornelia angehörigen patrizischen Familie, war nach einer teils in leichtsinnigen Vergnügungen, teils in litterarischen Beschäftigungen verbrachten Jugend 107 im Jugurthinischen Krieg Quästor des Konsuls Marius und trug dadurch wesentlich zur glücklichen Beendigung des Kriegs bei, daß er den König Bocchus von Mauritanien durch geschickte Unterhandlungen zur Auslieferung des Jugurtha bewog. Er wurde darauf 93 Prätor, und nachdem er sich im Marsischen Krieg als Führer einer Abteilung des römischen Heers besonders ausgezeichnet hatte, ward er für 88 zum Konsul erwählt und mit der Führung des (ersten) Mithridatischen Kriegs beauftragt.

Als er sich bereits nach Nola in Kampanien zu seinem Heer begeben hatte, wurde in Rom [* 3] durch die Volkspartei unter Führung des Volkstribunen P. Sulpicius Rufus der Oberbefehl im Mithridatischen Krieg Marius übertragen. S. kehrte daher an der Spitze seines Heers nach Rom zurück, schlug seine Gegner und ächtete die hervorragendsten unter denselben, traf auch einige Anordnungen, die dazu dienen sollten, die Ruhe in der Stadt zu sichern, widmete sich dann aber zunächst völlig der Führung des ihm aufgetragenen Kriegs, ohne sich um die Vorgänge in Rom zu bekümmern, wo sich seine Gegner bald unter den größten Grausamkeiten der Gewalt bemächtigten, Marius 86 zum siebentenmal Konsul wurde und große Heere gesammelt wurden, um den gefürchteten Kampf mit S. bestehen zu können.

Italien

Bild 9.53a: Italien
* 4 Italien.

Als dieser den Krieg mit Mithridates glücklich beendigt hatte (s. Mithridates), kehrte er an der Spitze von 40,000 Mann nach Italien [* 4] zurück, überwand in einer Reihe von Schlachten [* 5] seine Gegner, zuletzt den jüngern Gajus Marius bei Sacriportus und ein hauptsächlich aus Samnitern bestehendes Heer unter den Mauern von Rom, und wurde dann 82 zum Diktator auf unbestimmte Zeit ernannt. Als solcher suchte er zunächst seine Stellung zu sichern, indem er eine große Menge seiner Gegner proskribierte, d. h. ihre Namen durch Proskriptionslisten bekannt machte und auf ihren Kopf einen Preis setzte, und indem er die Ländereien der in dem blutigen Bürgerkrieg Umgekommenen unter seine Veteranen verteilte und 10,000 Sklaven die Freiheit schenkte, die ihm als ihrem Patron gewissermaßen als Leibwache dienten.

Spottiswoode - Sprache

Bild 15.177: Spottiswoode - Sprache (physiologisch)
* 6 Sprache.

Dann aber erließ er, hauptsächlich zu dem Zweck, der Republik eine aristokratische Verfassungsform zu geben, eine Reihe von Gesetzen (Leges Corneliae), unter denen die Zurückgabe der Gerichte an den Senat und die Herabsetzung der Macht der Volkstribunen auf ihr ursprüngliches geringes Maß besonders hervorzuheben sind. Als er aber sein Ziel erreicht zu haben glaubte (er liebte es, sein Gelingen nicht seinem Verdienst, sondern seinem Glück beizumessen, und ließ sich daher gern den Glücklichen, Felix, nennen), legte er 79 die Diktatur nieder und zog sich nach Puteoli zurück, wo er, ohne sich jedoch den öffentlichen Angelegenheiten völlig zu entziehen, hauptsächlich seinem Vergnügen lebte, starb jedoch schon 78. Er schrieb in lateinischer Sprache [* 6] Denkwürdigkeiten seines Lebens, deren letztes Buch sein Freigelassener Epicadus vollendet und die Plutarch in seiner Biographie des S. benutzt hat. Neuere Biographien lieferten Zachariä (Heidelb. 1834) und Lau (Hamb. 1855).

2) Faustus Cornelius, Sohn des vorigen, geboren um 88 v. Chr., diente im dritten Mithridatischen Krieg unter Pompejus und war der erste, der 63 die Mauern des Tempels von Jerusalem [* 7] erstieg; 54 bekleidete er die Quästur. Im Bürgerkrieg stand er auf seiten des Pompejus, mit dessen Tochter er verheiratet war. Nach der Schlacht bei Pharsalos floh er nach Afrika; [* 8] nach der Schlacht bei Thapsos (46) fiel er in Cäsars Hände und ward von dessen Soldaten ermordet.

3) Publius Cornelius, Bruderssohn des Diktators S., ward 66 v. Chr. zum Konsul für das folgende Jahr gewählt, aber, bevor er sein Amt antrat, wegen Amtserschleichung (ambitus) angeklagt und verurteilt. Dann wurde er 62 wieder wegen Teilnahme an der Catilinarischen Verschwörung angeklagt, aber von Hortensius und Cicero verteidigt und freigesprochen. Im Bürgerkrieg war er Legat Cäsars und befehligte bei Pharsalos den rechten Flügel. Er starb 45.

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Sulla,

Beiname eines Zweiges des röm. Patriciergeschlechts der Cornelier, der in den frühern Jahrhunderten der röm. Republik mit dem Beinamen Rufinus vorkommt. Der einzige wirklich bedeutende Vertreter dieser altpatricischen, aber herabgekommenen und verarmten Familie ist der Diktator Lucius Cornelius S. Felix. S. wurde 137 v.Chr. geboren und erhielt schon in seiner ersten öffentlichen Stellung, als Quästor des Gajus Marius im Kriege gegen Jugurtha, 106 v.Chr., Gelegenheit, seine militär. und diplomat.

Italien, nördliche Häl

Bild 9.53c: Italien, nördliche Hälfte
* 9 Oberitalien.

Talente zu erweisen: er zeigte sich nicht nur als trefflicher Reiterführer, sondern erlangte auch durch seine kühne und gewandte Unterhandlung die Auslieferung Jugurthas vom König Bocchus von Mauretanien. In den J. 104–101 nahm S. zuerst als Legat des Marius in Gallien, dann in Oberitalien [* 9] unter Lutatius Catulus Anteil am Kriege gegen die Cimbern und Teutonen. 93 war er Prätor in Rom, 92 wurde er als Proprätor mit der Verwaltung Ciliciens betraut. Dann nahm S. am Bundesgenossenkriege teil; 88 wurde er Konsul und erhielt den Auftrag, in Asien [* 10] den Krieg gegen Mithridates zu führen. Er galt schon damals als Haupt der Aristokratie.

Der Tribun Sulpicius Rufus suchte der Aristokratie entgegenzuwirken. S. verbot kraft seines Amtes alle weitern ordentlichen Volksversammlungen; aber Sulpicius erzwang durch Straßenunruhen die Aufhebung des Verbots. Daraufhin begab sich S. zu seinem Heere nach Campanien und zog, als Sulpicius außer seinen frühern Gesetzesvorschlägen auch noch den Antrag, den Krieg in Asien S. abzunehmen und dem Marius zu übergeben, beim Volke durchgebracht hatte, mit den ihm ganz ergebenen Legionen nach Rom, erklärte den Sulpicius samt dem Marius und dessen Sohn nebst neun andern in die Acht und ließ mit seinem Kollegen vom Senat die Gesetze des Sulpicius für ungültig erklären.

Rüstungen und Waffen

Bild 14.100a: Rüstungen und Waffen
* 11 Waffen.

Darauf ging er Anfang 87 nach Asien ab; doch kaum hatte er Italien verlassen, so kehrte Marius zurück. Nun wurde S. geächtet und nach Marius' Tode (86) ein anderer Gegenfeldherr für den Krieg in Asien ernannt. Durch dies alles ließ sich indes S. in seinen Kriegsoperationen gegen Mithridates (s. d.) nicht stören. Er kehrte erst nach des Mithridates Besiegung 83 nach Italien zurück, wo inzwischen Cinna und nach dessen Tode Papirius Carbo und der jüngere Marius als Häupter der Demokratie geherrscht hatten, unterstützt durch die noch vom Bundesgenossenkriege her in Waffen [* 11] stehenden Samniter und Lucaner.

Bis Ende 82 war Marius in Latium, Carbo in Etrurien und Umbrien besiegt, Rom durch den blutigen Kampf am Collinischen Thor vor einem Überfall der Samniter gerettet und S. mit der Diktatur bekleidet. Damals nahm er den Beinamen des «Glücklichen» (Felix) an. Durch Proskriptionen räumte er mit den Gegnern auf, während die Verfassung und Verwaltung des Staates durch eine Reihe einzelner Gesetze (leges Corneliae) im Sinne einer aristokratischen Restauration umgestaltet wurde.

Die politisch wichtigsten Punkte dieser Reform waren die Beschränkung des Volkstribunats und die Steigerung der Macht des Senats. Die Ansiedelung seiner Veteranen in ganz Italien und die Errichtung einer Art Leibwache von 10000 freigelassenen Sklaven in Rom, den sog. Corneliern, sollten der neuen Gewalt zur Stütze dienen. Nachdem S. 80 mit seinem Schwiegervater Metellus Pius neben seiner Diktatur das Konsulat bekleidet hatte, überraschte er 79 viele Parteien durch Niederlegung der Diktatur und zog sich auf seine prächtige Villa nach Puteoli zurück. Hier vollendete er seine Memoiren, die Plutarch bei der noch erhaltenen Biographie S.s benutzte. Er starb aber schon 78 wahrscheinlich an einem Blutsturz. –

Vgl.   Zachariä, L. Cornelius S. als Ordner des röm. Freistaates (Heidelb. 1834);

Drumann, Geschichte Roms, Bd. 2 (Königsb. 1835);

H. Fritsche, Die Sullanische Gesetzgebung (Essen [* 12] 1882);

Cantalupi, La guerra civile Sullana in Italia (Rom 1892).