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Swedenborg | eLexikon | Theologie - Kirchenhistoriker - Skandinavier

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Swansea - Swedenborg

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Swedenborg(eigentlich Swedberg), Emanuel von, schwed. Gelehrter und Theosoph, geb. 29. Jan. 1688 zu Stockholm, / 583
Swedenborg _2eigentlich Swedberg, Emanuel, Gelehrter und Theosoph, geb. 29. Jan. 1688 zu Stockholm. Fromm / 1020

Seite 15.449

Swedenborg

2 Seiten, 1'603 Wörter, 11'224 Zeichen

Theologie — Kirchenhistoriker — Skandinavier

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Swedenborg

(eigentlich Swedberg), Emanuel von, schwed. Gelehrter und Theosoph, geb. 29. Jan. 1688 zu Stockholm, [* 3] Sohn Jesper Swedbergs, Bischofs von Westgotland, studierte zu Upsala [* 4] Philologie und Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften, daneben auch Theologie, bereiste 1710-14 England, Holland, Frankreich und Deutschland [* 5] und ward 1716 Assessor des Bergwerkskollegiums zu Stockholm, in welcher Stellung er sich durch mechanische Erfindungen hervorthat.

Zur Belagerung von Frederikshall schaffte er 1718 sieben Schiffe [* 6] mittels Rollen [* 7] fünf Stunden weit über Berg und Thal. [* 8] Dies sowie seine Schriften über Algebra, Wert der Münzen, [* 9] Planetenlauf, Ebbe und Flut etc. hatten zur Folge, daß die Königin Ulrike ihn 1719 unter dem Namen S. adelte. In den folgenden Jahren bereiste er die schwedischen, sächsischen sowie später auch die böhmischen und österreichischen Bergwerke. Seine »Opera philosophica et mineralogica« (1734, 3 Bde. mit 155 Kupferstichen) gaben auf der Grundlage ausgedehnter Studien über Gegenstände der Naturwissenschaft und der angewandten Mathematik ein System der Natur, dessen Mittelpunkt die Idee eines notwendigen mechanischen und organischen Zusammenhangs aller Dinge ist. Nach neuen Reisen (1736-1740) durch Deutschland, Holland, Frankreich, Italien [* 10] und England wendete er sein Natursystem in den Schriften: »Oeconomia regni animalis« (Lond. 1740-41),



Sweepstake - Swieten

Bild 15.450: Sweepstake - Swieten
* 12 Seite 15.450.

»Regnum animale« (Bd. 1 u. 2, Haag [* 11] 1744; Bd. 3, Lond. 1745) und »De cultu et amore

Lehrbegriff - Lehrerin

Bild 61.37: Lehrbegriff - Lehrerinnen [unkorrigiert]
* 14 Lehre.
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Dei« (das. 1740, 2 Bde.) auch auf die belebte Schöpfung, namentlich den Menschen, an. Aber schon das letztgenannte Werk war nicht mehr streng wissenschaftlich gehalten, wie sich denn S. von jetzt an ausschließlich theosophischen Studien hingab, um sich für seinen, wie er behauptete, von Gott selbst ihm eingegebenen Beruf vorzubereiten, der in nichts Geringerm bestand als in der Gründung der Neuen Kirche, wie sie in der Offenbarung St. Johannis verheißen ist. S. glaubte diese Mission zu erfüllen, indem er das Wort Gottes in der (nach seinem Sinn) wahren Bedeutung auslegte, ein vollständiges System einer neuen Religionslehre aufstellte und die Natur des Geisterreichs und dessen Zusammenhang mit der Menschenwelt in seltsamen Visionen enthüllte, von denen mehrere die Aufmerksamkeit Kants erregten und denselben veranlaßten, S. in seinen »Träumen eines Geistersehers« (1766) für einen »Schwärmer« zu erklären (vgl. Rob. Zimmermann, Kant und der Spiritismus, Wien [* 13] 1879). Die hauptsächlichsten Werke, welche diese Lehre [* 14] behandelten, waren: »Arcana coelestia« (Lond. 1749-56, 8 Bde.; hrsg. von Tafel, Tübing. 1833-42, 13 Bde.; deutsch, das. 1842-70, 16 Bde.);

»De coelo et inferno« (Lond. 1758; deutsch von Tafel, 3. Aufl., Tübing. 1873);

»De nova Hierosolyma et ejus doctrina« (Lond. 1758; deutsch von Tafel, Tübing. 1860);

»Apocalypsis explicata« (Lond. 1761; deutsch von Tafel, Tübing. 1824-31, 4 Bde.) und »Vera christiana religio« (Lond. 1771; hrsg. von Tafel, Stuttg. 1857; deutsch von demselben, Tübing. 1855-58, 3 Bde.).

Jerusalem (das alte)

Bild 9.200: Jerusalem (das alte)
* 17 Jerusalem.

Um seinen religiösen Bestrebungen ungestört leben zu können, hatte er schon 1747 seine amtliche Stellung aufgegeben, bezog jedoch eine königliche Pension. Während einer Reise, welche er 1771 im Interesse seiner Lehre unternommen hatte, erkrankte er in London [* 15] und starb daselbst 29. März 1772. Die Zahl seiner Anhänger (Swedenborgianer) nahm langsam zu; sie verbreiteten sich, wenn auch nur sporadisch, über Schweden, [* 16] Polen, England und Deutschland; am meisten faßte die »neue Kirche« oder das »neue Jerusalem« [* 17] (New Jerusalem church) in England festen Fuß, wo es jetzt 50 Gemeinden geben mag, sowie in der neuern Zeit auch in Nordamerika. [* 18]

Vgl.   Richer, La nouvelle Jerusalem (Par. 1832-35, 8 Bde.);

Tafel, Sammlung von Urkunden über Swedenborgs Leben und Charakter (Tübing. 1839-42, 3 Bdchn.);

Derselbe, Abriß von Swedenborgs Leben (das. 1845);

die Biographien von Schaarschmidt (Elberf. 1862), Matter (Par. 1863) und White (2. Aufl., Lond. 1874), die anonyme Schrift »E. Swedenborgs Leben und Lehre« (Frankf. 1880);

Potts, S. Concordance (Lond. 1889, Bd. 1).

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Swedenborg,



Swedenborg

Bild 65.532: Swedenborg
* 19 Seite 65.532.

eigentlich Swedberg, Emanuel, Gelehrter und Theosoph, geb. 29. Jan. 1688 zu Stockholm. Fromm erzogen, neigte S. frühzeitig zur Schwärmerei. Seine Studien umfaßten Philologie, Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften, daneben auch Theologie. 1710–14 bereiste

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er England, Holland, Frankreich und Deutschland, besuchte die Universitäten dieser Länder und wurde nach seiner Rückkehr 1716 von Karl Ⅻ. zum Assessor beim Bergwerkskollegium in Stockholm ernannt. Die Erfindung einer Rollenmaschine, mit der S. eine Schaluppe, zwei Galeeren und vier große Boote, die Karl Ⅻ. 1718 zum Transport des Belagerungsgeschützes nach Friedrichshall brauchte, fünf Stunden weit über Berg und Thal schaffte, wie seine Abhandlungen über Algebra, Wert des Geldes, Planetenlauf, Ebbe und Flut bewirkten, daß ihn die Königin Ulrike 1719 in den Adelsstand erhob. In Angelegenheiten seines Amtes bereiste er 1720 die schwed. und 1721 die sächs., später die österr. und böhm. Bergwerke.

Dresden

Bild 5.141a: Dresden
* 20 Dresden.

Nachdem er 1736‒40 neue Reisen nach Deutschland, Holland, Frankreich, Italien und England gemacht hatte, verlegte sich S. immer mehr auf theosophische Studien, trat 1747 von seinem Amte beim Bergwerkskollegium zurück und wandte sich ganz der, wie er glaubte, ihm von Gott aufgetragenen Gründung der sog. Neuen Kirche auf Grund der Offenbarung Johannis zu. Seine «Opera philosophica et mineralogica» (3 Bde.) erschienen in Dresden [* 20] 1734. Später wendete er seine naturphilos.

Ideen auch auf die belebte Schöpfung, besonders den Menschen an. So in der «Oeconomia regni animalis» (Lond. 1740‒41) und in dem «Regnum animale» (Bd. 1 u. 2, Haag 1744; Bd. 3, Lond. 1745),

woran sich das Werk «De cultu et amore Dei» (2 Bde., Lond 1745) anschloß, das schon sehr poetisch und mystisch gehalten ist. Die theol. Bücher, die er meist ohne seinen Namen herausgab, sind sehr zahlreich. Obenan stehen die «Arcana coelestia, quae in Genesi et in Exodo sunt, detecta» (8 Bde., Lond. 1749‒56; deutsch, 16 Bde., Tüb. und Bas. 1837‒70). Er starb 29. März 1772 zu London.

Bis an seinen Tod glaubte S. fest an die Wirklichkeit seiner Visionen und göttlichen Eingebungen. Was von seinem Fernsehen und von seinen Entdeckungen solcher Dinge, die dem Bereiche der Verstorbenen angehören, erzählt wird, gab Kant und Thibault Stoff zu kritischen Prüfungen. S. selbst erzählte in seinen Schriften nichts davon. Das religiöse System S.s kann als ein spekulativer Mysticismus auf physik. Grundlage bezeichnet werden. Die Religion hat nach ihm den Verkehr zwischen der vielgestaltigen Geister- und Menschenwelt zu eröffnen und zu unterhalten.

Die christl. Dogmen kritisiert S. scharf, insbesondere die Dreieinigkeitslehre. Die Erlösung durch Christus ist ihm Überwindung der höllischen Geister. Die Geister selber haben einst als Menschen, sei es gute, sei es böse, existiert. Eine Vollendung der Neuen Kirche findet statt durch die Wiederkunft Christi, die aber nicht als einmalige, sichtbare zu fassen ist, sondern als die immer wirkungsvollere Offenbarung seines Geistes durch die Heilige Schrift in der Gemeinde. (Vgl. Tafel, Darstellung der Lehrgegensätze der Katholiken und Protestanten, zugleich der Unterscheidungslehren S.s, Tüb. 1835.)

Die Zahl der Anhänger S.s (Swedenborgianer) nahm nur langsam zu. In Stockholm bildete sich 1786 die Exegetisch-philanthropische Gesellschaft, die mehrere Werke S.s übersetzte und hochstehende Männer, darunter selbst den nachmaligen König Karl ⅩⅢ., als Mitglieder hatte. Diese Gesellschaft löste sich aber wieder auf, und 1796 entstand eine neue, Fide et charitate genannt, die noch besteht, wie denn überhaupt die Zahl der Anhänger S.s neuerdings sehr zugenommen haben soll.

Englische Kunst [unkor

Bild 56.127: Englische Kunst [unkorrigiert]
* 21 Englische.

Mittelpunkt der Neuen Kirche ist indessen England, wo es hauptsächlich Geistliche der Hochkirche waren, die auf die Massen wirkten. So schon S.s Freund Thom. Hartley, Rektor von Winwick, der zwei Werke von ihm ins Englische [* 21] übersetzte. Das meiste aber that seit 1773 John Clowes, Rektor der St. Johnskirche zu Manchester [* 22] (gest. 1831), der nicht nur die meisten Werke S.s ins Englische übersetzte, sondern auch außerdem 60 andere Werke zu deren Verteidigung, Erklärung und Anwendung schrieb. 1782 gründete er zu Manchester eine Gesellschaft zum Druck der S.schen Werke, die schon 1818 über 260.000 Bücher verbreitet hatte.

Seitdem nahm die Gesellschaft und auch ihre Wirksamkeit noch bedeutend zu. Besondere Gemeinden der S.schen Kirche mit eigenen Geistlichen und einem ihrer Lehre entsprechenden Kultus bildeten sich in England seit 1788 und wuchsen seitdem bis zu ungefähr 50 in dem Vereinigten [* 23] Königreich. Zahlreich sind auch die Gemeinden in den Vereinigten Staaten von Amerika. [* 24] Die offiziellen Organe der Neuen Kirche sind die «Minutes» und «Journals of proceedings», und in England noch außerdem seit 1830 das Journal «The intellectual Repository and New Jerusalem Magazine». 1813 hatte sich zu Manchester und Salford auch eine Missionsgesellschaft der Neuen Kirche gebildet, der 1820 eine Hilfsgesellschaft zu London beitrat; 1821 bildete sich aber auch hier eine besondere Missions- und Traktatengesellschaft und 1822 eine ähnliche zu Edinburgh.

Stuttgart

Bild 15.408a: Stuttgart
* 25 Stuttgart.

Von den Mitgliedern der Neuen Kirche haben sich als Prediger und Schriftsteller ausgezeichnet in England Rob. Hindmarsh, Joh. Roud und Sam. Noble; in Amerika M. B. Roche, früher Prediger der bischöfl. Kirche. In Deutschland hat der württemb. Zweig in Verbindung mit dem Schweizer eine «Versammlung der Neuen Kirche» in Cannstatt oder Stuttgart [* 25] gegründet; vereinzelte Mitglieder sind auch in andern Landesteilen, wie auch in Polen, Rußland und Frankreich. Übrigens ist die Lieblingsthese des Meisters jetzt so gut wie fallen gelassen, während der Gegensatz gegen Trinitätslehre, Erbsünde und Rechtfertigung festgehalten und die Eschatologie nach wie vor ausgemalt wird.

In Frankreich schrieb E. Richer ein Werk über S.: «La Nouvelle Jérusalem» (8 Bde., Par. 1832‒35). In Deutschland hatte zuerst Oetinger von 1765 an einiges von S. ins Deutsche [* 26] übersetzt, das später in neuen Auflagen erschien. Neue, bis dahin noch unübersetzte Werke S.s vereinigte Tafel in einer Sammlung u. d. T. «Göttliche Offenbarungen» (8 Bde., Tüb. 1823‒36),

der auch eine kritische Ausgabe der «Arcana coelestia», (13 Bde., Tüb. 1833‒42) besorgte. Diese sowie andere Schriften S.s haben Tafel und Hofacker auch ins Deutsche übersetzt. Die S.schen Manuskripte hat Tafel in photolithogr. Nachbildung herausgegeben (10 Bde., Stockh. 1869‒70). –

Vgl.   die biogr. Schriften von Schaarschmidt (Elberf. 1862), Matter (Par. 1863), White (2 Bde., Lond. 1867; neue Aufl. 1871), Wilkinson (2. Aufl., ebd. 1886);

ferner Schneckenburger, Vorlesungen über die Lehrbegriffe der kleinern prot.



Swedenborgianer - Swif

Bild 65.533: Swedenborgianer - Swift
* 28 Seite 65.533.

Kirchenparteien (hg. von Hundeshagen, Frankf. 1863); Brickmann, Die Lehren [* 27] der Neuen Kirche (2. Aufl., besorgt von Müllensiefen, Bas. 1870), und Emanuel S.s Leben und Lehre. Eine Sammlung authentischer Urkunden über S.s Persönlichkeit und ein Inbegriff seiner Theologie in

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wörtlichen Auszügen aus seinen Schriften (Frankf. a. M. 1880).