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Tacitus | eLexikon | Geschichte - Römisches Reich - Kaiser

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Tachopyrion - Tacitus

Bild 15.487: Tachopyrion - Tacitus
Seite 15.487.
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4 ArtikelTextanfang / Anzahl Wörter
Tacitus# Marcus Claudius, röm. Kaiser, geb. 200 n. Chr., leitete sein Geschlecht vom Historiker T. ab / 115
Tacitus _2# (Publius?) Cornelius, berühmter röm. Geschichtschreiber, geboren um 54 n. Chr., war zuerst / 882
Tacitus _3# Marcus Claudius, röm. Kaiser (vom 25. Sept. 275 bis April 276 n. Chr.), wurde vom Senat gewählt, / 103
Tacitus _4# Cornelius, röm. Geschichtschreiber, geb. um 55 n. Chr. Ein Zusammenhang seiner Familie mit / 710

Seite 15.487

Tacitus

2 Seiten, 1'810 Wörter, 12'400 Zeichen

Geschichte — Römisches Reich — Kaiser

Tacitus,

Thrombus - Thugut

Bild 15.676: Thrombus - Thugut
* 2 Thron.

Marcus Claudius, röm. Kaiser, geb. 200 n. Chr., leitete sein Geschlecht vom Historiker Tacitus ab und befahl, dessen Werke in allen Bibliotheken aufzustellen und zehnmal jährlich auf Staatskosten abzuschreiben. Er ward nach Kaiser Aurelians Tod und nach einem sechsmonatlichen Interregnum 25. Sept. 275 gegen seinen Willen vom Senat, dem das Heer die Wahl freigestellt hatte, zum Kaiser erhoben. Er entsprach durch Milde und Weisheit vollkommen dem Vertrauen, welches ihn auf den Thron [* 2] gehoben hatte, führte auch, als 75jähriger Greis, einen glücklichen Krieg gegen die Alanen, ward aber schon nach sechs Monaten (April 276) zu Tyana in Kleinasien von den zügellosen Soldaten erschlagen. Ihm folgte sein Bruder Florianus Tacitus, der nach drei Monaten dasselbe Schicksal hatte.

Tacitus,

(Publius?) Cornelius, berühmter röm. Geschichtschreiber, geboren um 54 n. Chr., war zuerst mit Auszeichnung als Sachwalter und Redner in Rom [* 3] thätig, wurde, wahrscheinlich 79, Quästor, dann, wahrscheinlich 81, Volkstribun oder Ädil, 88 Prätor, brachte hierauf vier Jahre, 90-94, vielleicht als Statthalter einer Provinz, außerhalb der Hauptstadt zu und bekleidete 97 das Konsulat. In öffentlicher Thätigkeit erscheint er uns zuletzt 100, wo er mit dem jüngern Plinius, seinem Freund, in einem bedeutenden Prozeß als Ankläger auftrat. Er starb nach 117. Seine frühste Schrift ist der »Dialogus de oratoribus«, welcher von den Ursachen des Verfalls der Beredsamkeit seit der Kaiserzeit handelt, eine geistvolle, leider lückenhaft auf uns gekommene Schrift, wahrscheinlich um 80 verfaßt, die man Tacitus wegen mancher sprachlicher und stilistischer Verschiedenheiten von den spätern Schriften mit Unrecht abgesprochen hat.

Germanen und Germanien

Bild 7.179: Germanen und Germanien - Germania
* 4 Germania.

Hierauf folgten 98 zwei andre kleinere Schriften. »De vita et moribus Agricolae« und die sogen. »Germania« [* 4] (eigentlicher Titel: »De origine, situ, moribus ac populis Germanorum«),

ersteres die Lebensbeschreibung seines Schwiegervaters, letzteres die bekannte, für uns Deutsche [* 5] ungemein wertvolle, mit bewunderungswürdigem Sinn für die Eigentümlichkeiten eines Naturvolkes abgefaßte Schilderung des damaligen Deutschland. [* 6] Des Tacitus beide Hauptwerke aber sind die »Historiae« und die sogen. »Annales« (eigentlicher Titel: »Ab excessu divi Augusti«),

erstere in 14 Büchern die Geschichte seiner Zeit von 69 bis 96 n. Chr., letztere, welche später als die Historien verfaßt und zwischen 115 und 117 herausgegeben sind, in 16 Büchern die Geschichte des Julisch-Claudischen Hauses von Augustus' Tode (daher der Titel) von 14 bis 69 enthaltend, so daß beide zusammen ursprünglich die vollständige Kaisergeschichte von Tiberius bis zum Tode Domitians umfaßten; von beiden sind nur Teile erhalten, von den Historien die vier ersten Bücher und ein Teil des fünften, nicht volle zwei Jahre, 69-70, umfassend, von den Annalen die sechs ersten (mit einer Lücke zwischen dem fünften und sechsten Buch), Tiberius' Zeit (14-37), und die sechs letzten (zu Anfang und zu Ende unvollständigen) Bücher, Claudius' Regierung und Neros Geschichte 47-68. In beiden Werken herrscht die annalistische Anordnung des Stoffes durchaus vor.

Sie beruhen auf eingehenden und umfänglichen Quellenstudien und sorgfältiger Kritik, wenn sie auch hinsichtlich selbständiger Forschung und genauer Kenntnis aller Verhältnisse, besonders des Militärischen und der Örtlichkeiten, nicht an einen Thukydides und Polybios heranreichen. Stets bemüht, das Thatsächliche zu ermitteln und vornehmlich die innern Gründe der Ereignisse aus den Verhältnissen und den handelnden Persönlichkeiten zu erklären, zeigt Tacitus sich als Meister in der Charakterzeichnung und der psychologischen Analyse.

Venedig

Bild 16.74a: Venedig
* 7 Venedig.

Seinem Versprechen, ohne Parteilichkeit (sine ira et studio) zu schreiben, getreu, strebt er durchaus nach einer objektiven Darstellung, und wenn man auch vielfach seine subjektive Ansicht durchfühlt, so darf ihm doch nie absichtliche Färbung und Entstellung vorgeworfen werden, wie es in neuerer Zeit mehrfach, namentlich in Bezug auf die Schilderung des Tiberius, geschehen ist (so von Sievers, »Studien zur Geschichte der römischen Kaiser«, Berl. 1870; Stahr, »Tiberius«, 2. Aufl., das. 1873, u. in der Übersetzung der ersten sechs Bücher der »Annalen«, das. 1871; Freytag, »Tiberius und Tacitus«, das. 1870). Voll von Bewunderung für die ehemalige Tugend u. Größe Roms, ist er im Herzen Republikaner, aber ebenso überzeugt, daß das gegenwärtige Rom wegen des Sittenverfalls, den er aufs schmerzlichste empfindet, die Republik nicht ertrage; daher der entsagungsvolle und schwermütige, hier und da sogar bittere Ton, der sich, auch ohne durch Worte ausgedrückt zu werden, überall in seinen Schriften kundgibt. Im Gegensatz zu der heitern Anmut und Fülle seiner Erstlingsschrift wird sein Stil im Fortschreiten seiner schriftstellerischen Thätigkeit immer ernster und pathetischer und zeigt eine sich steigernde Neigung zur rhetorischen Färbung und Annäherung an den poetischen Ausdruck; dazu kommt das Streben nach Kürze des Ausdrucks bis zur epigrammatischen Zuspitzung, das sich am eigentümlichsten und großartigsten in den »Annalen« zeigt. Die erste, aber noch unvollständige Ausgabe erschien Venedig [* 7] 1470. Die erste, durch Hinzufügung der sechs ersten Bücher der »Annalen« vervollständigte Gesamtausgabe ist die von Beroaldus (Rom 1515). Unter den spätern sind hervorzuheben die von Bekker (Leipz. 1831, 2 Bde.), Ritter (Bonn [* 8] 1834-1836, 2 Bde.; Cambridge 1848, 4 Bde.), Orelli (Zürich [* 9] 1846-48, 2 Bde.; neubearbeitet, Berl. 1877 ff.); Textausgaben von Haase (Lpz. 1855), Halm (4. Aufl., das. 1883) und Nipperdey (Berl. 1871-76, 4 Bde.). Auch gibt es eine große Anzahl von guten Ausgaben einzelner Schriften des Tacitus, so der Annalen von Nipperdey und Andresen (8. u. 4. Aufl., Berl. 1884 u. 1880, 2 Bde.), der Historien von Heräus (4. Aufl., Leipz. 1885, 2 Bde.) und Wolff (Berl. 1886 ff.);

des »Dialogus« von Michaelis (Leipz. 1868),



Tacna - Tadschurrabai

Bild 15.488: Tacna - Tadschurrabai
* 10 Seite 15.488.

von Andresen (das. 1872 und in

mehr

der neuen Auflage der Orellischen Gesamtausgabe, Berl. 1877 ff.) und von Peter (Jena [* 11] 1877); des »Agricola« von Walch (Berl. 1828),

Wex (Braunschw. 1852),

Kritz (3. Aufl., Berl. 1874),

Urlichs (Würzb. 1875) und Peter (Jena 1876); der »Germania« von Haupt (3. Aufl., Berl. 1869), Kritz (3. Aufl., das. 1869), Schweizer-Sidler (2. Aufl., Halle [* 12] 1874), Holder (Leipz. 1878), Baumstark (das. 1875-80, 2 Bde.). Unter den deutschen Übersetzungen sind die von Gutmann (4. Aufl., Stuttg. 1869, 5 Bde.) und Roth (4. Aufl., Berl. 1888) hervorzuheben. Als Hilfsmittel für die Einsicht in den Sprachgebrauch des Tacitus dient das »Lexicon Taciteum« von Bötticher (Berl. 1830); ein neues, weit vollständigeres ist begonnen von Gerber und Greef (Leipz. 1877 ff.).

Vgl.   Hoffmeister, Die Weltanschauung des Tacitus (Essen [* 13] 1831);

Dräger, Über Syntax und Stil des Tacitus (3. Aufl., Leipz. 1882);

Dubois-Guchan, Tacite et son siècle (Par. 1862, 2 Bde.);

Urlichs, De Taciti vita et honoribus (Würzb. 1879).