Tahiti | eLexikon | Geographie - Australien - Inseln und Inselgruppen
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Thu Jan 11 1827
Tahīti
(Otaheiti), die unter franz. Protektorat stehende größte und wichtigste der Gesellschaftsinseln, besteht aus zwei durch eine schmale Landenge zusammenhängenden Halbinseln, Taiarapu und Porionuu, und hat einen Flächeninhalt von 1042 qkm (19 QM.). Die Insel ist von einem Korallenriff umgeben, welches mehrere Öffnungen zum Einlaufen der Schiffe [* 2] sowie mehrere Baien und Buchten mit guten Ankerplätzen hat. Das Land ist vulkanisch und steigt von der Küste gegen die Mitte hin im Orohea ^[richtig: Orohena] oder Tobreonu bis 2104 m an. Zahlreiche Bäche ergießen sich von den Bergen, [* 3] in ihrem obern Lauf schöne Kaskaden bildend und in der Regenzeit oft zu reißenden Flüssen anschwellend.
Tahk - Tahkali
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Seite 15.493.Vom Fuß der Berge bis zum Strand ist die ganze Insel von einer schmalen Niederung umgeben, auf welcher die Wohnungen zerstreut liegen. Das Klima [* 4] ist sehr gesund; von einheimischen Produkten sind namentlich Zuckerrohr (eine der Insel eigne Spezies), Bananen, Pisangs, Brotfrucht- und Kokosbäume, Yams, Bataten, Arum zu nennen. Die Bevölkerung [* 5] wurde zu Cooks Zeiten (wohl zu hoch) auf 120,000 Seelen geschätzt, ist sehr gesunken und betrug 1885 nur 9562, mit dem benachbarten Morea 11,007 Seelen (davon nur 4673 weiblichen Geschlechts). Von der Gesamtzahl waren 8577 Eingeborne, 288 Franzosen (davon 132 Mann Garnison), außerdem Engländer, Amerikaner, Deutsche, [* 6] eine Anzahl Chinesen und als Arbeiter eingeführte ¶
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Polynesier andrer Inseln. Das Christentum (meist methodistisches) ist durchweg angenommen; es bestehen bereits 34 Schulen, in welchen 1800 Kinder unterrichtet werden. Als Zeitung besteht der amtliche »Messager de Tahiti«. Unter Kultur sind 3093 Hektar, davon 2328 mit Kokospalmen bepflanzt, der Rest mit Baumwolle, [* 8] Zuckerrohr, Kaffee, Vanille, Mais u. a.; die Orangenbäume, von Cook eingeführt, wachsen wild und liefern reiche Erträge zur Ausfuhr nach Amerika. [* 9] Der Großhandel ist in den Händen englischer, deutscher und nordamerikanischer Häuser.
Eingeführt werden: Spirituosen, Konserven, Hausgerät, Bauholz, Kleider;
Flaggen, Übersicht I
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Flaggen, Übersicht I.ausgeführt: Baumwolle, Apfelsinen, Perlschalen, Kopra, Trepang. 1887 betrug die Ausfuhr 1,644,308 Mk.: es liefen 172 Schiffe ein und 156 aus. Die Post beförderte durch fünf Ämter 176,483 Sendungen. Die Ausgaben des Mutterlandes für die Kolonie betrugen 805,000, das Kolonialbudget 1,27 Mill. Frank. Die wichtigsten Häfen sind Papeete (s. d.), Papeuriri und Antimaono auf der Südküste, Papaoa ostnordöstlich von Papeete. Ein monatlicher, von der französischen Regierung subventionierter Schiffsverkehr besteht mit San Francisco. Auch eine Eisenbahn von 33 km Länge besitzt Tahiti Hauptstadt ist Papeete; im Innern in Fatuahua befindet sich ein Fort, das die ganze Insel beherrscht. Die Flagge s. Tafel »Flaggen [* 10] I«. [* 11]
Die Insel Tahiti wurde von Quiros 1606 entdeckt und Sagittaria genannt; genauere Kunde verdanken wir aber erst dem Engländer Wallis, welcher die Insel 1767 besuchte und Georgs III.-Insel nannte. Im April 1768 wurde sie von Bougainville besucht, der sie wegen der Sinnlosigkeit der Weiber Nouvelle Cythère (Neukythera) taufte. Cook, der sie 1769 mit Forster genauer untersuchte, gab dem Archipel den Namen Gesellschaftsinseln. Seitdem ist der Archipel von Wilson, Turnbull, Bellinghausen, Duperrey, Kotzebue, Beechey, Dumont d'Urville u. a. besucht und beschrieben worden.
Hanc veniam etc. - Han
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Hand.Der gesellschaftliche Zustand Tahitis wurde besonders durch die 1797 erfolgte Ankunft der englischen Missionäre umgewandelt. Der König Pomare I. nahm die Missionäre günstig auf, aber erst sein Nachfolger Pomare II. trat 1812 zum Christentum über. Vielweiberei und Kindermord, früher an der Tagesordnung, hörten auf; 1822 zählte man auf Tahiti schon 66 Kirchen und Kapellen. Da Pomare II. 1821 einen erst 18 Monate alten Sohn, Pomare III., hinterließ, nahmen die Missionäre, damit die Fortschritte der Bildung nicht gefährdet würden, selbst das Staatsruder in die Hand. [* 12] 1824 erhielt Tahiti eine Art von Konstitution.
Der junge König starb aber schon 11. Jan. 1827, worauf seine 16jährige Schwester als Pomare Wahine I. auf den Thron [* 13] erhoben ward. Die Wirksamkeit der englischen Missionäre ward gestört, als, durch einen belgischen Kaufmann, Moerenhout, der sich 1829 auf Tahiti niedergelassen, veranlaßt, französische katholische Missionäre auf Tahiti Fuß zu gewinnen suchten. Die Königin ließ die letztern gewaltsam vertreiben, worauf die französische Regierung den Kapitän Dupetit-Thouars beauftragte, Genugthuung und zugleich Entschädigung für die vertriebenen Missionäre zu verlangen.
Die Königin mußte nachgeben und die Ansiedelung katholischer Priester auf der Insel dulden. Auf Moerenhouts Veranlassung baten 1841 einige Häuptlinge die französische Regierung um Übernahme des Protektorats über die Insel. Am 1. Sept. 1842 erschien Dupetit-Thouars wieder vor Papiti und erzwang durch Drohungen die Anerkennung von Frankreichs Protektorat. Als er aber 1843 die Absetzung der Königin proklamierte, entstanden daraus Verwickelungen mit England.
Das französische Gouvernement mußte nachgeben und behielt bloß das Protektorat, welches aber allmählich in völlige Herrschaft verwandelt wurde. Der Code Napoléon gilt als Gesetzbuch, die Richter werden aus den französischen Zivil- und Militärbeamten genommen. Die Königin starb 17. Sept. 1877; ihr Nachfolger war ihr Sohn Arijane, der als Pomare V. eine Scheinregierung führte, die er 1880 in aller Formen Frankreich abtrat.
Vgl. Le [* 14] Chartier, et les colonies françaises de la Polynésie (Par. 1887).