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Terrainkurorte | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Terrainkurorte,

Klimatische Kurorte (s. d.), deren Bodenbeschaffenheit für eine mechan. Behandlung gewisser Kreislaufsstörungen geeignet ist. Seitdem Professor Örtel in München [* 2] durch sorgfältige experimentelle Versuche nachgewiesen hat, daß methodisches Bergsteigen nicht bloß eine erhebliche Vermehrung der Wasserabgabe des Körpers, sondern auch durch Anregung kräftiger Herzkontraktionen eine vortreffliche Herz- und Lungengymnastik zur Folge hat, sind an verschiedenen Orten (Meran, [* 3] Bozen, [* 4] Arco, Ischl, [* 5] Abazzia, Baden-Baden, [* 6] Reichenhall, Partenkirchen-Garmisch, Friedrichroda u. s. w.) Vorkehrungen getroffen worden, die eine derartige mechan. Behandlung der Lungen- und Herzkrankheiten durch stufenweise zunehmendes Begehen von Höhenwegen und Bergsteigen ermöglichen. Am geeignetsten erscheinen klimatisch günstig gelegene Orte in einem nicht zu breiten, womöglich tief gelegenen Gebirgsthale. Die Wege selbst müssen eine verschiedene Steigung besitzen und mit Ruhebänken versehen sein. Terrainkuren erweisen sich bei den verschiedenartigsten Krankheiten des Cirkulationsapparats, bei Stauungen im Venensystem und im Lungenkreislaufe, bei Herzschwäche und Herzfehlern, bei allgemeiner Fettsucht und bei Verfettung des Herzmuskels nützlich, erfordern aber sorgfältige ärztliche Überwachung. -

Vgl.   Örtel, über Terrainkurorte zur Behandlung von Kranken mit Kreislaufsstörungen (Lpz. 1886).

Titel
Elemente zu Klimatische Kurorte:

1) Die binnenländischen Ebenen, Thäler

2) Das Bergklima

3) Mittlere Höhen unter alpinem Einfluß

4) eigentlichen Hochgebirge

5) Das Seeklima ist ausgezeichnet durch hohen Luftdruck bei reichlicher Feuchtigkeit

6) klimatische Winterstationen

Klimatische

Jundt - Jupiter

Bild 18.481: Jundt - Jupiter
* 8 Klima.

Kurorte, Orte, welche durch ihr Klima [* 8] den Verlauf gewisser Krankheiten günstig zu beeinflussen vermögen. Als klimatische Faktoren kommen hauptsächlich in Betracht: die Entfernung vom Äquator, die Höhenlage, die Beschaffenheit des Bodens (Berg, Thal, [* 9] Ebene), die Nähe des Meers, die Bewachsung des Bodens (Ackerfeld, Wiese, Wald) und die Bewässerung (fließende, stehende Gewässer). Diese Faktoren bestimmen die Dichtigkeit der Luft, ihre Temperatur und Feuchtigkeit, die Häufigkeit der Niederschläge, den größern oder geringern Schutz vor Winden, [* 10] das Maß der Besonnung und die Reinheit der Luft von Staub.

Gang (Geologie)

Bild 6.890: Gang (Geologie)
* 11 Gang.

Daß klimatische Kurorte nicht in der Nähe großer gewerblicher Betriebe, welche die Luft verunreinigen, liegen können, ist selbstverständlich. In Bezug auf die Benutzung von Heilzwecken unterscheidet man das See- und Küstenklima von den Klimaten des Binnenlandes, die sich wieder wesentlich modifizieren, je nachdem es sich um höher oder niedriger gelegene Ebenen, um Thäler, Berge, um höhere Gebirge oder um das eigentliche Hochgebirge handelt. Die höhern Gebirge unterscheiden sich wieder wesentlich, je nachdem sie unter dem Einfluß von Hochgebirgen stehen oder nicht. Dabei bleibt immer die Hauptfrage, ob der Gang [* 11] der Meteorationserscheinungen ein gleichmäßiger ist oder nicht. Besondere Beachtung verdienen die Winterstationen, in welchen sich der Winter verhältnismäßig günstig zu gestalten pflegt. Man unterscheidet folgende Gruppen:

Freiburg (in der Schwe

Bild 6.639: Freiburg (in der Schweiz)
* 15 Freiburg.

1) Die binnenländischen Ebenen, Thäler, Kesselthäler und Höhen bis zu 400 m ü. M. Alle klimatischen Kurorte dieser Art stellen geringe Anforderungen an Atmung und Wärmeausgleich; je mehr sie in geschützter Lage von Wald und Höhen umgeben sind, um so gleichmäßiger ist die Wärme, [* 12] um so weniger wird Nerventhätigkeit und Stoffwechsel in Anspruch genommen. Es sind daher vorzugsweise reizbare, schwächliche Personen, Rekonvaleszenten von erschöpfenden Krankheiten, Kranke, welche an Katarrhen der Schleimhäute und der Lunge [* 13] leiden oder zu Erkältungen und Rheumatismus disponiert sind, welche hier Besserung finden. Hierzu zählen Elgersburg in Thüringen, zahlreiche Orte am Harz, Kalw im Nagoldthal in Württemberg, [* 14] 349 m hoch, mit Tannenluft, Freiburg [* 15] i. Br., Gernsbach bei Baden-Baden (211 m), Grund am südlichen Harz (303 m) mit Fichtennadelbädern, Milch-, Kräuter- und andern Kuren, Hornberg im Schwarzwald (386 m), Suggenthal ebenda, Neckargemünd (121 m), Wilhelmsbad bei Hanau. [* 16]

2) Das Bergklima (400-800 m Höhe). Die wechselnde Temperatur dieser meist waldreichen Orte wirkt anregend auf Nervensystem, Atmung und Ernährung, der Puls wird beschleunigt, jedoch in mildem Grad, nicht so stürmisch wie im Hochgebirge, so daß diese Klimatische für sehr viele nicht allzu zarte und reizbare Kranke und Erholungsbedürftige passen. Hierher gehören: St. Andreasberg im Oberharz, St. Blasien und Bruckhaus im Schwarzwald, Friedrichroda in Thüringen, Görbersdorf in Schlesien [* 17] für chronische Lungenleiden, Lauterberg am Harz, Streitberg in Franken, Triberg im Schwarzwald.



Klimatische Kurorte

Bild 9.846: Klimatische Kurorte
* 18 Seite 9.846.

3) Mittlere Höhen unter alpinem Einfluß (500-900 m); sie unterscheiden sich von den vorigen nur graduell, sind im allgemeinen trockner und von schrofferm Temperaturwechsel, so daß sie stärker

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anregend auf Nerven [* 19] und Stoffwechsel wirken, aber auch etwas kräftigere Konstitution der Kranken voraussetzen. Zu diesen zählen Axenstein am Vierwaldstätter See (750 m ü. M. und 240 m über dem See), nahe dem etwas tiefer gelegenen Brunnen, [* 20] Badersee im bayrischen Hochgebirge, Beckenried (437 m) am Vierwaldstätter See, Thun und Brienz, Interlaken im Berner Oberland (ca. 600 m ü. M.), Sitten im Kanton Wallis [* 21] (506 m), Sonnenberg aus Selisberg (845 m), Thusis (746 m) an der Via mala zwischen Chur [* 22] und dem Engadin, Walzenhausen, Weggis, Weißbad, Wolfsberg u. a. Alle diese schweizerischen Kurorte bilden den Übergang zum

4) eigentlichen Hochgebirge (900 m Höhe und darüber) mit seiner hohen Evaporationskraft der Luft, seiner dünnen, leicht durchsichtigen, meist trocknen Atmosphäre, welche schroffen Temperaturwechseln ausgesetzt ist und deshalb noch intensiver anregend auf alle vegetativen Körperfunktionen, Atmung, Verdauung, Blutzirkulation, einwirkt. Natürlich verlangt die Anwendung dieser Höhenkurorte kräftige, widerstandsfähige Konstitution. Sie wirkt günstig bei manchen Formen von Bleichsucht mit nervösen Störungen, von Verdauungsträgheit infolge von übertriebener Ernährung, bei nervösem und bronchialem Asthma, Skrofulose, chronischen Lungenentzündungen und beginnender Schwindsucht, jedoch, wie eingangs hervorgehoben worden, nur mit individueller Auswahl, da sich ja der Ruf der Höhenkurorte gegenüber der Schwindsucht nur in sehr beschränktem Maß bewährt hat.

Als Winteraufenthalt ist besonders Davos im Oberengadin (1556 m) bekannt, dessen klare, sonnige, im Winter mehr gleichmäßige Luft einen Aufenthalt von ca. 6½ Stunden im Freien gestattet und manchen Kranken zuträglich ist; jedoch darf man bereits elende und schwerleidende Schwindsüchtige diesem Klima nicht aussetzen. Hier sind zu nennen: St. Beatenberg im Berner Oberland (1150 m), Bergün (1389 m) am Albulapaß, Churwalden (1212 m), welches sich als Übergangsstation vor und nach dem Aufenthalt in noch höher gelegenen Orten besonders empfiehlt, Engelberg in Unterwalden (1019 m) in sehr geschützter Lage, Fettan (1647 m), St. Moritz, Samaden, Pontresina, Sils Maria (sämtlich ca. 1800 m hoch) im Engadin, Tarasp (1270 m) ebenda.

Winde (Maschine)

Bild 16.668: Winde (Maschine)
* 23 Winde.

5) Das Seeklima ist ausgezeichnet durch hohen Luftdruck bei reichlicher Feuchtigkeit, größere Gleichmäßigkeit der Temperatur als im Binnenland, stärkende, kräftige Winde, [* 23] hohen Ozongehalt. Die klimatischen Kurorte an den Seeküsten wirken kräftig auf die Atmung und Wärmebildung, anregend auf die Herzthätigkeit und sehr erregend auf das Nervensystem; es ist also hier, wie bei den Höhenkurorten, eine widerstandsfähige Konstitution notwendig, da schwächliche und reizbare Personen vom Seeklima überwältigt werden.

Helgoland - Heliäa

Bild 8.352: Helgoland - Heliäa
* 32 Helgoland.

Für Deutschland [* 24] kommen wesentlich die Bäder am Ostsee- und Nordseestrand in Frage, von denen die erstern die mildern, die letztern die stärkern sind, sowohl was die Kraft [* 25] der Wellen [* 26] als den Salzgehalt des Wassers, die Stärke [* 27] der Luftbewegung und die Feuchtigkeit der Luft anbelangt. An der Ostsee sind außer zahlreichen einfachen und billigen Stranddörfern zu nennen: Zoppot bei Danzig, [* 28] Kolberg, [* 29] Divenow, Misdroy, Heringsdorf, Swinemünde, Zinnowitz, Saßnitz auf Rügen, Doberan, Klampenborg und Marienlyst in Dänemark. [* 30] An der Nordsee liegen Wyk auf Föhr in Schleswig, [* 31] Sylt, Helgoland, [* 32] Norderney, welches auch als Winterstation benutzt wird, Borkum, Ostende [* 33] und Scheveningen in Holland. Während alle bisher aufgezählten klimatischen Kurorte ihre Saison vom Juni bis Mitte oder Ende September haben, mit Ausnahme einiger Höhen- und Seekurorte, gibt es

6) klimatische Winterstationen, welche entweder im Binnenland an geschützter Stelle gelegene Plätze mit gleichmäßigem, nicht zu kaltem Klima, frühem, mildem Frühling sind, wie Kinderhospiz in Salzuflen (Lippe), [* 34] Baden-Baden, Wiesbaden, [* 35] Soden, oder südlicher liegen und schwächern Kranken über den rauhen Winter möglichst vollkommen hinweghelfen sollen, wie die klimatischen Kurorte am Südabhang der Alpen: [* 36] Locarno, Lugano, Pallanza, Pegli bei Genua, [* 37] Ajaccio auf Corsica, [* 38] Venedig, [* 39] Bordighera, San Remo, in trockner, warmer Luft, Cannes, Mentone, Nervi, Nizza [* 40] an der Riviera di Ponente, Meran in Südtirol, Madeira, [* 41] Kairo [* 42] und andre Orte in Oberägypten.

Königreich Sachsen

Bild 14.126a: Königreich Sachsen
* 43 Sachsen.

Alle diese Winterkurorte sind für schwache Rekonvaleszenten, für Lungenkranke und leicht erregbare nervöse Patienten geeignet, sofern diesen die Möglichkeit geboten wird, während des ganzen Winters fast täglich die freie Luft zu genießen und im allgemeinen unter klimatischen Einflüssen zu leben, die nicht hohe oder doch nicht allzu hohe Anforderungen an die vitalen Kräfte des Organismus stellen. Speziell für Lungenkranke hat man an mehreren klimatisch begünstigten Orten Einrichtungen getroffen, welche die Ausnutzung des Winters zu erfolgreicher ärztlicher Behandlung gestatten, so namentlich in Falkenstein im Taunus, zu Görbersdorf in Schlesien und zu Reiboldsgrün in Sachsen. [* 43] Wintergärten, nach Süden offene Wandelbahnen, drehbare Pavillons und vor allem der nahe Wald gestatten dem Patienten ausgiebigen Genuß der freien Luft. Görbersdorf und Falkenstein verzeichneten nur fünf Wintertage pro Jahr, an welchen die Kranken das Haus nicht verlassen dürfen. Auch die schlesischen Bäder, besonders Reinerz, sind der Ausführung ähnlicher Einrichtungen näher getreten.

In den klimatischen Kurorten sind in neuester Zeit mehrfach Einrichtungen getroffen worden, welche dieselben nach Örtels Methode als Terrainkurorte bei Kreislaufstörungen benutzbar machen (vgl. Fettsucht). Neben einer eigentümlichen Diät haben die Patienten vom Arzt genau vorgeschriebene kürzere oder längere Spaziergänge auf mehr oder weniger steigendem Terrain auszuführen. Es sind daher die Wege genau reguliert und nach Wegstunden eingeteilt, so daß z. B. alle zehn Minuten eine Marke am Weg angebracht ist.

Bedingung für einen Terrainkurort ist die Lage in einem nicht zu breiten Gebirgsthal, welches, von Anhöhen und Bergen [* 44] umgeben, die Kranken vor Wind und schroffen Temperaturwechseln schützt. Die Wege sind mit Ruhebänken versehen, auch ist für Schutz gegen plötzlich hereinbrechendes Unwetter gesorgt. Örtel unterscheidet ebene Wege, Wege von geringer und solche von starker Steigung und steile Bergpfade, von denen jede Abteilung wieder besondere Bedingungen in sich schließt und nur Nutzen gewährt, wenn alle Vorschriften betreffs der Ruhepausen etc. innegehalten werden. Von den bis jetzt eingerichteten Terrainkurorten empfehlen sich im Vorfrühling: Meran-Mais, Bozen-Gries, Arco, Abbazia;

im Frühling: Baden-Baden, Ischl;

im Sommer: Baden-Baden, Ischl, Semmering, Landeck;

im Herbst und Winter: die Tiroler klimatischen Kurorte und Davos Platz in Graubünden.

Vgl.   Schneider, Über Luftkuren und klimatische Kurorte (Münch. 1867);



Klimatologie - Klinger

Bild 9.847: Klimatologie - Klinger
* 45 Seite 9.847.

Schreiber, Über das

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Wesen klimatischer Kuren bei Lungenkrankheiten (Wien [* 46] 1876);

Brehmer, Die Ätiologie der chronischen Lungenschwindsucht (Berl. 1885);

Fromm, Die klimatische Behandlung der Lungenschwindsucht (Braunschw. 1887);

Jacubasch, Lungenschwindsucht und Höhenklima (Stuttg. 1887);

Weber, Klimatotherapie (Leipz. 1880);

Sigmund, Südliche klimatische Kurorte (3. Aufl., Wien 1875);

Biermann, Klimatische Kurorte (Leipz. 1872);

Reimer, Klimatische Sommerkurorte (Berl. 1877);

Derselbe, Klimatische Winterkurorte (3. Aufl., das. 1881);

Peters, Die klimatischen Winterkurorte Zentraleuropas und Italiens [* 47] (Leipz. 1880);

Meyr, Anleitung zur Wahl der klimatischen Kurorte (2. Aufl., Wien 1880);

Gsell-Fels, Südfrankreich und die Kurorte der Riviera (Leipz. 1887);

Derselbe, Die Bäder und klimatischen Kurorte der Schweiz [* 48] (Zürich [* 49] 1880) und Deutschlands [* 50] (das. 1884);

Feierabend, Die klimatischen Kurorte der Schweiz (Wien 1876): Michaelis, Die bayrischen Alpen als klimatische Kurorte (Dresd. 1875);

Helfft-Thilenius, Handbuch der Balneotherapie (9. Aufl., Berl. 1882);

Braun und Fromm, Systematisches Lehrbuch der Balneotherapie (5. Aufl., Braunschw. 1886; daraus die oben erwähnte Schrift von Fromm besonders abgedruckt);

Lehmann, Bäder- und Brunnenlehre (Bonn [* 51] 1877);

Thilenius, Bäder-Almanach (3. Ausg., das, 1886);

Örtel, Über Terrainkurorte (Leipz. 1886);

Speziallitteratur bei den einzelnen Orten.