Theseus | eLexikon | Mythologie - Griechische Mythologie - Männliche
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Theron - Thespis
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2 Artikel | Textanfang / Anzahl Wörter |
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Theseus | einer der berühmtesten Heroen des Altertums, Sohn des Königs Ägeus von Athen und der Äthra, / 407 |
Theseus _2 | der eigentliche attische Nationalheros und Vertreter der dortigen Ionier, war nach der Sage / 591 |
Theseus
2 Seiten, 998 Wörter, 6'649 Zeichen
Mythologie — Griechische Mythologie — Männliche
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Theseus,
einer der berühmtesten Heroen des Altertums, Sohn des Königs Ägeus von Athen [* 3] und der Äthra, ward bei seinem Großvater Pittheus in Trözen erzogen. Herangewachsen, nahm er das Schwert seines Vaters, welches dieser selbst für ihn unter einem Felsblock verborgen hatte, als Erkennungszeichen und ging damit nach Athen. Unterwegs erschlug er die Räuber Periphetes, Sinis, Skiron, Kerkyon, Prokrustes u. a. In Athen angekommen, sollte er auf Anstiften seiner Stiefmutter Medeia (s. d.) vergiftet werden; Ägeus erkannte den Sohn aber am Schwert, und Medeia mußte fliehen. Theseus machte sich zunächst um das Land verdient, indem er den marathonischen Stier erlegte.
Herakles (Ursprung der
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Herakles.Als darauf die Gesandten des Minos nach Athen kamen, um den jährlichen Tribut von sieben Jünglingen und sieben Jungfrauen für den Minotauros zu holen, ließ sich Theseus unter die Zahl der ausersehenen Opfer aufnehmen, und es gelang ihm, mit Hilfe der Ariadne (s. d.) den Minotauros zu töten (s. Minotauros, mit Abbildung). Nach dem Tode des Ägeus trat er die Herrschaft über Attika an und zeichnete sich durch weise Herrschermaßregeln sowie durch kühne Heldenthaten aus. Er stiftete die Panathenäischen und Isthmischen Spiele, zog mit Herakles [* 4] gegen die Amazonen und erhielt als Siegespreis die Königin Antiope oder Hippolyte, die ihm den Hippolytos gebar, half dem Peirithoos die Kentauren vertreiben und stieg mit demselben in die Unterwelt, um die Persephone [* 5] zu entführen; hier aber wurden beide gefesselt zurückgehalten, bis sie Herakles befreite.
Später nahm an dem Argonautenzug und an der kanonischen Jagd teil. Bei seiner Zurückkunft nach Athen den Menestheus, Sohn des Peteos, auf dem Thron [* 6] findend, ging er nach Skyros, wo er seinen Tod durch einen Sturz von einem Felsen oder durch Verrat des Königs Lykomedes fand. Theseus war der ionische (speziell athenische) Hauptheros, den seine Verehrer zu gleichem Glanz wie die Dorier ihren Herakles zu erheben suchten, insbesondere Repräsentant des volkstümlichen Königtums. Er erhielt bald Heroendienst in Athen, und es wurde ihm ein prachtvoller Tempel [* 7] errichtet.
Noch jetzt führt ein im Mittelalter als christliche Kirche, dann als Museum benutzter, kunstgeschichtlich höchst bedeutsamer Tempel in Athen den Namen Theseion, wiewohl wahrscheinlich mit Unrecht (s. Athen, S. 997). Die Darstellung des Theseus auf Kunstwerken ähnelt sehr der des Herakles, nur ist er stets jugendlich aufgefaßt und in seiner ganzen Erscheinung schlanker, die Keule weniger schwer, als die Herakleische. Besonders auf attischen Monumenten (Metopen [* 8] und Fries des sogen. Theseions in Athen) sind seine Thaten gern dargestellt worden.
Vgl. Stephani, Der Kampf zwischen Theseus und Minotauros (Leipz. 1842);
Roßbach, [* 9] Theseus und Peirithoos (Tübing. 1852).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Theseus,
Thesiger - Thespis
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Seite 65.777.der eigentliche attische Nationalheros und Vertreter der dortigen Ionier, war nach der Sage ¶
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der Sohn des Aigeus oder des Poseidon [* 11] und der Aithra,der Tochter des Königs Pittheus von Trözen, bei welchem er erzogen wurde, bis er, herangewachsen, sich zu seinem Vater nach Athen begab. Schon auf diesem Wege bestand er mehrere Kämpfe: er erschlug den Periphetes, Sinis, Skiron, Kerkyon und Prokrustes. Bei seiner Ankunft in Athen wäre er im Hause seines Vaters beinahe auf Anstiften seiner Stiefmutter Medeia vergiftet worden, hätte nicht Aigeus ihn an seinem Schwerte erkannt. Er vertrieb nun die riesenhaften Söhne des Pallas, befreite das Land von dem marathonischen Stier (s. Herakles) und machte dem Tribut von Knaben und Mädchen, den Athen jährlich nach Kreta liefern mußte, durch Erlegung des Minotauros (s. d.) mit Hilfe der Ariadne (s. d.) ein Ende.
Als Minos, seine Abstammung von Poseidon bestreitend, einen Ring ins Meer warf, holte ihn Theseus wieder herauf, brachte aber zugleich einen goldenen Kranz als Geschenk der Amphitrite mit, welchen er dann der Ariadne überließ. Nach der Heimkehr aus Kreta übernahm er, da Aigeus in der Meinung, sein Sohn kehre nicht zurück, sich ins Meer gestürzt hatte, die Herrschaft über Attika. Er vereinigte die Bewohner Attikas zu einem Staat um ein Prytaneion in Athen und stiftete das Fest der Synoikia und der Panathenäen.
Die Amazonen, welche auf ihrem Heerzuge bis nach Athen vorgedrungen waren, besiegte er nach heißem Kampfe und nahm ihre Königin Antiope (oder Hippolyte) zum Weibe, die ihm einen Sohn, Hippolytos, gebar. Nach anderer Überlieferung zieht er in Begleitung des Herakles mit vor Themiskyra, und Antiope liefert die Stadt aus Liebe zu aus; oder er nimmt sie auf einem selbständig in das Land der Amazonen unternommenen Kriegszuge gefangen und führt sie mit sich nach Athen, weshalb die Amazonen den Einfall in Attika machen.
Antiope kommt bei dem Einfall ihrer Schwestern um, Theseus aber heiratet die Phaidra (s. d.). Ferner nahm Theseus teil am Argonautenzuge und an der kalydonischen Jagd. Den Peirithoos, der ihm beim Raube der Helena beigestanden hatte, unterstützte er in seinem Kampfe gegen die Kentauren und stieg mit demselben in die Unterwelt, um die Kore (Persephone) zu entführen. Allein die Entführung mißlang, und beide wurden in der Unterwelt gefesselt zurückgehalten, bis Herakles den Theseus befreite.
Dioskurias - Diospyrin
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* 12
Dioskuren.Inzwischen war seine Mutter Aithra von den Dioskuren, [* 12] die zur Befreiung ihrer Schwester Helena herbeieilten, als Gefangene weggeführt worden. Als er wieder nach Athen kam, fand er das Volk gegen sich in Aufstand. Er floh daher nach Skyros zum König Lykomedes, der ihn aber von einem Felsen herab durch einen hinterlistigen Stoß ins Meer stürzte. In Athen hatte Theseus seit der Zeit des Kimon, der seine Gebeine aus Skyros zurückführte, einen Tempel im nordwestl. Teile der Stadt. Noch jetzt führt ein im Mittelalter als christl. Kirche, jetzt als Museum benutzter Tempel den Namen Theseion, aber jedenfalls mit Unrecht. Seit jener Zeit wurde auch das alte Ernte- und Totenfest der Theseen vom 7. bis 9. Pyanepsion (Anfang November) mit großer Pracht durch Opfer, Festschmaus und Wettkämpfe begangen. - Auf Kunstwerken ähnelt die Darstellung des Theseus der des Herakles, nur ist, abgesehen von Darstellungen älterer Zeit, seine ganze Erscheinung jugendlicher. Verhältnismäßig jung sind die seine Abenteuer auf dem Isthmus zur Anschauung bringenden Kunstwerke. -
Vgl. Schell, De Thesei origine, educatione, itinere Athenas suscepto (Ofen 1860);
Heydemann, Analecta Thesea (Berl. 1865);
Schultz, De Theseo (Bresl. 1874);
Gurlitt, Das Alter der Bildwerke und die Bauzeit des sog. Theseion (Wien [* 13] 1875);
Volkmann, Analecta Thesea (Halle [* 14] 1880);
Th. Kausel, De Thesei synoecismo (Dillenburg 1882);
W. Müller, Die Theseusmetopen (Gött. 1888);
O. Wulff, Zur Theseussage (Dorpat [* 15] 1892).