Thurgau | eLexikon | Geographie - Schweiz - Kantone
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
- ️Sun Feb 28 1869
Thurgau,
in der histor. Rangordnung der 17., dem Flächeninhalt nach der 12., der Einwohnerzahl nach der 11. Kanton [* 2] der Schweiz, [* 3] bildet den nordöstlichsten Teil des Landes, grenzt im N. an das Großherzogtum Baden, [* 4] den Unter- und Bodensee, im S. an St. Gallen und im W. an Zürich [* 5] und hat eine Fläche von 1004,7 qkm.
Thal
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* 6
Thal.Oberflächengestaltung und Bewässerung. Der Thurgau ist ein freundliches Hügelland. Von den Ufern des Boden- und Untersees steigt das Land allmählich zu den Sandsteinhöhen und Plateaus des Seerückens (717 m) und des Ottenbergs (671 m) auf, an deren Südfuß sich das breite ebene Thal [* 6] des Thur anlegt. Jenseit desselben werden die Hügelzüge etwas höher und die Nagelfluhkuppen des obern Murgthals, welche im äußersten Süden des Kantons gegen das Hörnli (1135 m) ansteigen, zeigen den Charakter der Voralpen. Die nördl. Hälfte gehört zum unmittelbaren Gebiete des Rheins; die südliche wird von der Thur und ihren Zuflüssen Sitter und Murg bewässert. Unmittelbar zum Bodensee fließen Goldach, Steinach u. s. w. Vom Boden- und Untersee gehören bedeutende Strecken zum Kanton. Im Innern finden sich nur einige kleine Seen.
Bevölkerung. [* 7] Der Kanton hatte 1860 eine Wohnbevölkerung von 90 080, 1870: 93 202, 1880: 99 231, 1888: 104 678 (51 626 männl., 53 052 weibl.) E., d. i. 104 E. auf 1 qkm und eine Zunahme 1880-88 von 3,35 Proz., darunter 74 219 Evangelische, 30 210 Katholiken, 57 Israeliten und 192 andere;
ferner 18070 bewohnte Häuser mit 22 760 Haushaltungen in 212 Gemeinden. Im Kanton geboren sind 80 465, in der übrigen Eidgenossenschaft 15 602, im Auslande 8611;
Deutsche Altertümer -
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Deutsche.Bürger ihrer Wohngemeinde sind 43 221, einer andern Gemeinde des Kantons 32 403, eines andern Kantons 19 014, Ausländer 10 040. Der Muttersprache nach sind 104 078 Deutsche, [* 8] 195 Franzosen, 271 Italiener, 61 Romanen und 73 andere.
Von je 1000 erwerbsthätigen Personen entfielen auf Gewerbe 457, Landwirtschaft 407, Handel 55, Verkehr 39, Wissenschaft, Kunst, Verwaltung 35. Die Zahl der Geburten (einschließlich der Totgeburten) betrug 1894: 2840, der Eheschließungen 707, der Sterbefälle 2304. Der Kanton zerfällt in 8 Bezirke:
Bezirke | Einwohner | Evangelische | Katholiken | Israeliten | Andere |
---|---|---|---|---|---|
Arbon | 15![]() |
11![]() |
3982 | 6 | 20 |
Bischofszell | 13![]() |
10![]() |
3170 | 1 | 46 |
Diessenhofen | 3766 | 2752 | 972 | 28 | 14 |
Frauenfeld | 14![]() |
11![]() |
3808 | 5 | 34 |
Kreuzlingen | 15![]() |
11![]() |
3803 | 16 | 42 |
Münchwilen | 15![]() |
7013 | 8142 | - | 2 |
Steckborn | 11![]() |
7514 | 3917 | - | 5 |
Weinfelden | 14![]() |
12![]() |
2416 | 1 | 29 |
Thurificati - Thüringe
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* 10
Seite 65.813.Landwirtschaft. Von der Fläche sind 847,1 qkm, d. i. 84,31 Proz., produktives Land, 201,1 Waldungen, 627,9 Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland und 18,1 Weinberge. Von dem unproduktiven Lande sind 131 qkm Seen, 9,3 Städte, Dörfer und Gebäude, 8,2 Flüsse [* 9] und Bäche, 3,8 Schienen- und Straßenwege, 5,3 Felsen, Schutthalden u. s. w. Das Klima ist mild; der Boden ergiebig und wohl angebaut; das ganze Land bildet einen einzigen großen Obstgarten. Angebaut werden Weizen, Roggen, ¶
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Hafer [* 11] und in neuerer Zeit auch Futterkräuter, Haupterwerbszweige sind Acker-, Obst- und Weinbau und Viehzucht. [* 12] Die besten Weine wachsen bei Arbon am Bodensee, bei der ehemaligen Kartause Ittingen, am Sonnenberg und am Ottenberg. Nach der Viehzählung von 1896 hat der Kanton 3876 Pferde, [* 13] 56 792 Stück Rindvieh, 17 306 Schweine, [* 14] 430 Schafe, [* 15] 8301 Ziegen, 13 374 Bienenstöcke. Am Untersee ist auch die Fischerei [* 16] (Blaufelchen, Gangfische) von Bedeutung.
Industrie und Gewerbe ernährten 45,7 Proz. der Bevölkerung; die Industrie erstreckt sich auf Stickerei (1895: 2005 Arbeiter), Weißweberei (1140), Schuhwarenfabrikation (910), Buntweberei (642), Seidenweberei (614), Maschinenbau (507), Baumwollspinnerei (418), Cement-, Ziegel- und Thonwarenfabrikation [* 17] (410), Strickerei (320), Werkzeugfabrikation (318) u. s. w.
Der lebhafte Handel wird unterstützt durch die Thurgauische Hypothekenbank in Frauenfeld und die Kantonalbank in Weinfelden, ferner durch ein reich entwickeltes Netz guter Landstraßen, den Dampferverkehr auf dem Bodensee und Rhein und mehrere Eisenbahnlinien, die den Hauptverkehr zwischen Deutschland [* 18] und der Schweiz vermitteln. Hauptort ist Frauenfeld, von andern Ortschaften sind zu erwähnen Romanshorn, Arbon, Bischofzell, Steckborn und Diessenhofen.
Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung (zuletzt 1869 revidiert) ist demokratisch mit obligatorischem Gesetz- und Finanzreferendum, Initiative und Abberufungsrecht. Der Große Rat (je 1 Mitglied auf 250 Stimmberechtigte) ist beratende und gesetzgebende, der Regierungsrat (5 Mitglieder) vollziehende Behörde. Beide Räte werden vom Volke direkt gewählt. In den schweiz. Nationalrat sendet der Kanton 5, in den Ständerat 2 Mitglieder. In administrativer Beziehung zerfällt der Kanton in 8 Bezirke (s. oben).
Basel (Stadt)
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Basel.An der Spitze jedes Bezirks steht ein Bezirksstatthalter und ein Bezirksrat. Jeder Bezirk besitzt ein eigenes Gericht. Oberste Instanz ist das Obergericht mit 7 Mitgliedern. Über Kriminalfälle urteilen die Geschworenen. Hauptstadt ist Frauenfeld (s. d.). Die Staatsausgaben betrugen 1895: 1,696, die Einnahmen 1,586, die Schulden 2,873, das Vermögen 13,003 Mill. Frs. Das Kirchenwesen steht unter je einer Synode und einem Kirchenrat für Reformierte und Katholiken, welch letztere unter dem Bistum Basel [* 19] stehen.
Für den Unterricht sorgen (1894) 187 Primärschulen mit 17 366 Schulkindern, 11 Kleinkinderschulen, 26 Sekundärschulen mit 1101 Schülern und Schülerinnen, 1 Mittelschule (Kautonsschule in Frauenfeld), 1 Lehrerbildungsanstalt (in Kreuzlingen), 6 gewerbliche und industrielle Schulen und 42 freiwillige und 143 obligatorische Fortbildungsschulen. Von 100 Rekruten hatten 1894: 33 die beste Note in mehr als zwei Fächern, 6 die schlechteste in mehr als einem Fache;
der Kanton steht in dieser Beziehung an fünfter Stelle. In militär. Beziehung gehört der Kanton zum Stammbezirk der 7. Division und des 3. Armeekorps.
Das Wappen hat zwei goldene springende Löwen [* 20] im von Silber und Grün schräg geteilten Felde.
Reuß (Fürstentümer) [u
![Bild 63.803: Reuß (Fürstentümer) [unkorrigiert] Bild 63.803: Reuß (Fürstentümer) [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/63/63_0803.jpeg)
* 21
Reuß.Geschichte. Unter dem Namen Thurgau wurde im Mittelalter die ganze nordöstl. Schweiz, östlich vom Aargau und nördlich von Rhätien begriffen; schon im 9. Jahrh. aber wurde davon das Land westlich von dem Höhenzuge zwischen Töß und Glatt bis zur Reuß [* 21] als Zürichgau abgetrennt. Die Landgrafschaft Thurgau kam an die Herzöge von Zähringen; dann (1098) an das Haus Kyburg. Seit 1264 besaß als dessen Erbe das Haus Habsburg den größten Teil des jetzigen Thurgau 1417 wurde Landgericht und Blutbann im T. vom Kaiser dem Hause Österreich [* 22] genommen und der Stadt Konstanz [* 23] verpfändet; 1460 rissen die Eidgenossen in den Kriegen mit Österreich das Land völlig an sich und ließen es durch Landvögte als «Gemeine Herrschaft» verwalten, aber erst 1499 kam das Landgericht an die Eidgenossen. Im 16. Jahrh. kam die Reformation in einer ganzen Anzahl Gemeinden zum Durchbruch.
Nach Auflösung der alten Eidgenossenschaft 1798 wurde aus den thurgauischen Vogteien ein Kanton der Helvetischen Republik gebildet; bei der Einführung der Mediationsverfassung 1803 trat in die Rechte eines selbständigen Kantons ein und gab sich eine repräsentativ-demokratische Verfassung mit beschränkter Stimmberechtigung und Wählbarkeit. Im April 1831 wurde eine neue, in demokratischem Sinne weiter entwickelte Verfassung vom Volke angenommen, jedoch die repräsentativ-demokratische Staatsform beibehalten und auch durch die Revisionen von 1837 und 1848 nicht wesentlich geändert.
Tiefer eingreifende Veränderungen brachte die demokratische Bewegung von 1868, die zur Verfassung vom 28. Febr. 1869 führte und durch die Annahme des Referendums und die Initiative eine rein demokratische Staatsform an die Stelle der repräsentativen setzte (s. oben). Im Sonderbundskriege 1847 stand in der Reihe der bundestreuen Kantone, hob 1848 seine Klöster auf bis auf eins und erklärte sich bei den Abstimmungen von 1872 und 1874 über Revision der Bundesverfassung für dieselbe.
Vgl. Häberlin-Schaltegger, Geschichte des Kantons Thurgau von 1798 bis 1849 (Frauenf. 1872);
Häberlin, Der Kanton in seiner Gesamtentwicklung von 1849 bis 1869 (ebd. 1876);
Pupikofer, Geschichte des Thurgau (2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1886-89);
Rahn, Die mittelalterlichen Architektur- und Kunstdenkmäler des Kanton Thurgau (Zür. 1895-97).