Triést | eLexikon | Geographie - Oesterreich-Ungarn - Bezirkshauptmannschaften
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Triést
Triest (Beschreibung d

* 3
Seite 15.839.(ital. Trieste, slaw. Trst, lat. Tergeste), wichtigster Hafen- und Seehandelsplatz der österreichisch-ungar. Monarchie, hervorragendstes Emporium am Adriatischen Meer, Hauptstadt des österreichisch-illyrischen Küstenlandes, innerhalb dessen die Stadt mit ihrem Gebiet von 94,6 qkm (1,7 QM.) autonome Gemeindeverwaltung besitzt, erhebt sich in reizender Lage terrassenförmig am Fuß des amphitheatralisch aufsteigenden Karstgebirges am Meerbusen von Triést. Sie bietet vom Meer und vom Land aus einen malerischen Anblick dar und besteht aus zwei Hauptteilen: der Altstadt, die, an den Abhängen des Schloßbergs erbaut, meist unregelmäßige und enge Straßen hat, und der Neustadt, [* 2] welche sich an ¶
mehr
der Reede hinzieht und breite, regelmäßige, sich rechte winkelig kreuzende Straßen enthält. In die Neustadt tritt der 380 m lange, 16 m breite, 4 m tiefe »große Kanal« [* 4] mit zwei Drehbrücken [* 5] ein, welcher den Schiffen ermöglicht, unmittelbar an den Magazinen löschen zu können. Die Stadt Triést mit ihrem Gebiet zerfällt in 12 Bezirke, nämlich 5 innere Bezirke (Stadt), 5 äußere Bezirke (Umgebung) und 2 das übrige Gebiet von Triést (13 Dörfer) umfassende Bezirke. Unter den öffentlichen Plätzen sind hervorzuheben: der Große Platz mit der Marmorstatue Karls VI. u. großem Brunnen, [* 6] durch einen öffentlichen Garten [* 7] vom Fischplatz (mit lebhaftem Fischmarkt) am Meer getrennt;
der Börsenplatz mit dem 1668 errichteten Standbild Leopolds I.;
der Ponte Rosso-Platz am Canal grande;
der Giuseppinaplatz mit dem Monument des Erzherzogs Maximilian, Kaisers von Mexiko [* 8] (von Schilling);
der Stationsplatz, der Dogana- oder Mautplatz, der Holzplatz, der mit einem anmutigen Square besetzte Leipziger Platz, die große Piazza d'Armi etc. Von den Straßen sind der Corso, die Acquedottogasse (mit schöner Allee, besuchter Spaziergang), die Torrente- und Stadiongasse die breitesten und schönsten.
Bevölkerungsstatistisc

* 9
Bevölkerung.Die Via Giulia führt zum Boschetto (Wäldchen), einem beliebten Vergnügungsort der Triester Bevölkerung. [* 9] Die Stadt hat außerdem breite Kais, von denen der nordöstliche zum neuen Hafen und nach dem im Winter besuchten Küstendorf San Bartolo, der südwestliche zu dem am Meer gelegenen Spaziergang Sant' Andrea und weiter zum Lloydarsenal führt. Unter den Kirchen steht obenan der Dom von San Giusto, auf einem Hügel unterhalb des Kastells, ein schon im 5. Jahrh. gegründeter, im 14. Jahrh. vollendeter byzantinischer Bau mit fünf Schiffen, sehenswerten Altertümern, Mosaiken, Reliquien und einem mit Benutzung antiker Fragmente um 1000 erbauten Glockenturm.
Vor dem Dom erhebt sich die 1560 zu Ehren des Kaisers Ferdinand I. errichtete sogen. Adlersäule. Sonstige erwähnenswerte Kirchen sind: die 1627 erbaute Kirche Santa Maria Maggiore (Jesuitenkirche) mit Fresken von Sante, die Kirche Beata Vergine del Soccorso (Sant' Antonio Vecchio), die 1830 von Nobile erbaute Kirche Sant' Antonio am Ende des Großen Kanals, die Kirche San Giacomo, die reich ausgestattete, mit Gemälden von Dell' Acqua gezierte griechische Kirche San Niccolò mit zwei Türmen (1782 erbaut), die neuerbaute prächtige serbische Kirche im byzantinischen und die neue lutherische Kirche im gotischen Stil, die reformierte Kirche und die englische Kapelle.
Die Israeliten haben fünf Synagogen. Weitere hervorragende Gebäude sind: das neue Rathaus am Großen Platz;
das Tergesteum auf dem Börsenplatz (1840 errichtet), ein gewaltiges Gebäude, im Innern mit kreuzweiser Glasgalerie, Sitz der Börse;
das alte Börsengebäude im dorischen Stil (1802 erbaut), das Statthaltereigebäude und der Lloydpalast am Großen Platz, das Gebäude der Allgemeinen Versicherungsgesellschaft am Kai, die Paläste Carciotti, Revoltella, Rittmeyer, Genel, Salem, das große Schulgebäude am Leipziger Platz, das Hôtel de Ville, die Villa Necker (einst Eigentum Jérômes, Königs von Westfalen), [* 10] die Villa Murat, das vom Triester Turnverein errichtete Turnschulgebäude, das geschmackvolle Stadttheater, das Armoniatheater, das Amphitheater Fenice und das Teatro Filodrammatico, endlich das große, in der Acquedottogasse erbaute Politeama Rossetti (Stadttheater);
das den Schloßberg krönende Kastell, an der Stelle des römischen Kapitols 1508-1680 errichtet, mit herrlicher Aussicht über Stadt und Meer, mehrere Kasernen, die Reitschule, das alte Lazarett (jetzt Artilleriearsenal), der 33 m hohe Leuchtturm (1833 erbaut), der Südbahnhof mit dem neuen großen Stationsgebäude und der 1886 auf dem Kai von Sant' Andrea erbaute Staatsbahnhof.
Vereinigte Staaten von

* 11
Wasserleitung.Von Altertümern sind zu erwähnen: die Überreste eines römischen Amphitheaters, eine römische Wasserleitung [* 11] und ein Triumphbogen (Arco di Riccardo) aus der Kaiserzeit, welcher als Stadtthor diente. In neuester Zeit sind auch im Küstenort San Bartolo Überreste römischer Bauwerke (mit Mosaikböden) gefunden worden. Triést samt Gebiet zählte Ende 1880: 144,844 Einw., wovon auf die Stadt 74,544, auf die Vororte 58,475 und auf das weitere Gebiet von Triést 11,825 entfallen.
Für Ende 1887 wurde die Bevölkerung mit 158,478 berechnet; 1810 zählte Triést erst 29,908 Einw. Die Bevölkerung ist aus den verschiedensten Elementen zusammengesetzt. Die Mehrheit bilden Italiener, bez. italienisierte Südslawen (108,000), wie überhaupt die Stadt einen vorwiegend italienischen Charakter hat. Doch gibt es in Triést auch zahlreiche Deutsche [* 12] (über 6000, meistens dem Beamten- und Handelsstand angehörig) sowie Angehörige andrer Nationalitäten, als Griechen, Engländer, Armenier, Türken etc. Die Bauern der Umgegend sind Slowenen (im ganzen über 26,000), welche Sonntags in malerischer Tracht einhergehen. Die Fischer und Seeleute sind meist Dalmatiner und Istrianer. Der Religion nach sind von der gesamten Einwohnerzahl 136,168
[* 3] ^[Abb.: Wappen [* 13] von Triest.]
Triest (Industrie, Han

* 15
Seite 15.840.^[Abb.: Karte der Umgebung von Triest. Maßstab [* 14] 1:100000.] ¶
mehr
Katholiken, 1861 nichtunierte Griechen, 1862 Evangelische, 4640 Israeliten, 217 konfessionslos.
Die Industrie besteht vornehmlich im Schiffbau, in der Maschinenfabrikation, in der Mehl-, Seifen- und Biererzeugung. Die Schiffswerfte des Österreichisch-Ungarischen Lloyd ist eins der größten derartigen Etablissements des Kontinents; ihr reiht sich die Schiffbauanstalt des Stabilimento tecnico (für Kriegsschiffe) an. Die Maschinenfabriken liefern Schiffs- und industrielle Dampfmaschinen [* 16] und Kessel. Zwei große Dampfmühlen versenden Schiffsladungen Mehl [* 17] nach allen Weltteilen.
Die Drehersche Bierbrauerei [* 18] in Guardiella versorgt nicht nur die Stadt mit diesem Getränk, sondern versendet es bis nach dem fernen Osten. In zweiter Linie reihen sich die Gerberei, die Fabrikation von Seilen und Segeltuch, Möbeln, Spielkarten und Zigarrettenpapier, Teigwaren, Essig, Schokolade, Wachskerzen, Weinstein, chemischen Präparaten etc. an. Auch die Versendung von Fischen nach den an der Südbahn gelegenen Städten, insbesondere nach Wien, [* 19] ist lebhaft. In Triést befindet sich ferner die Leitung mehrerer in den südlichen österreichischen Provinzen gelegener industrieller Etablissements.
Indigofera [unkorrigie
![Bild 59.561: Indigofera [unkorrigiert] Bild 59.561: Indigofera [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/59/59_0561.jpeg)
* 24
Indigo.Die Umgegend von Triést produziert vorzüglichen Wein, Obst, Getreide, [* 20] Öl und Steine. Seine eigentliche Bedeutung verdankt Triést aber dem Handel. 1887 belief sich der Warenverkehr auf einen Gesamtwert von 665,2 Mill. Gulden, und zeigt derselbe im Rückblick auf frühere Jahre eine ansehnliche, stetige Entwickelung (1857: 280,3, 1867: 320,2, 1877: 448,3 Mill. Guld.). Auf die Einfuhr kamen 1887: 342,1 (zur See 196,8, zu Land 145,3), auf die Ausfuhr 323,1 (zur See 175,5, zu Land 147,6) Mill. Guld. Die Hauptartikel sind in der Einfuhr zur See: Kaffee (1887: 328,000 metr. Ztr.), Wein (306,000 metr. Ztr.), Südfrüchte (650,000 metr. Ztr.), Getreide (548,000 metr. Ztr.), Reis (110,000 metr. Ztr.), Olivenöl (96,000 metr. Ztr.), Baumwollsamen-, Palm- und Kokosöl (79,000 metr. Ztr.), Petroleum (294,000 metr. Ztr.), Baumwolle [* 21] (617,000 Ztr.; von Ostindien, [* 22] Ägypten [* 23] etc.), Valonen (175,000 Ztr.), Kolophonium (102,000 Ztr.), Seesalz (104,000 metr. Ztr.), Steinkohlen (659,000 Ztr.), Roheisen und Eisenwaren (75,000 Ztr.), Faßdauben und andre Holzwaren (1 Mill. Stück), Farbholz (50,000 Ztr.), Indigo [* 24] und andre Farb- und Gerbstoffe, Sämereien, Tabak, [* 25] Hanf, Jute, [* 26] Häute und Felle, Gummiarten und Harze, Seefische, Pfeffer und andre Gewürze, Schwefel, Maschinen etc. Die Hauptgegenstände des Exports zur See, welcher vorzugsweise die aus Österreich [* 27] zugeführten Waren verfrachtet, zu einem Teil aber auch auf dem Zwischenverkehr für die zur See importierten Waren beruht, sind: Spiritus [* 28] (83,500 metr. Ztr.), Rum (49,000 metr. Ztr.), Wein (215,000 Ztr.), Bier (112,000 Ztr.), raffinierter Zucker [* 29] (633,000 metr. Ztr.), Mehl (533,000 metr. Ztr.), Papier (144,000 Ztr.), Baumwollwaren (31,000 Ztr.), Eisen [* 30] u. Eisenwaren (140,000 Ztr.), Holzwaren, als Faßdauben, Bretter etc. (34 Mill. Stück), Glaswaren (57,000 Ztr.), Zündhölzchen (55,000 Ztr.), Steinkohlen, Maschinen, Kurzwaren, Juwelierarbeiten, Baumwolle, Schafwollwaren, Getreide und Reis, verschiedene Früchte, Sämereien, Kaffee etc. Es landeten 1887 in Triést 8033 Schiffe [* 31] mit 1,384,877 Ton. Gehalt (davon 3664 Dampfer mit 1,172,092 Triést) und liefen aus 8128 Schiffe mit 1,393,524 Triést Gehalt (darunter 3678 Dampfer mit 1,174,893 Triést). Den größten Anteil an diesem Schiffsverkehr haben außer der österreichisch-ungarischen die britische und italienische Flagge.
Österreich-Ungarn

* 32
Österreich-Ungarn.Die wichtigsten Länder der Herkunft und Bestimmung der ein- und ausgelaufenen Schiffe sind außer Österreich-Ungarn: [* 32] Italien, [* 33] die Türkei, [* 34] Großbritannien, [* 35] Ägypten, Frankreich, Ostindien, Rußland (Schwarzes Meer), Griechenland [* 36] und China. [* 37] Triést besitzt zwei Häfen. Der alte, südöstliche ist eigentlich eine offene Reede mit mehreren Steindämmen und Molen, als deren größte der Molo San Carlo, auf dem Wrack eines 1737 hier versunkenen Kriegsschiffs erbaut, sodann die Molen Santa Teresa mit dem 33 m hohen Leuchtturm auf der Spitze, Giuseppina, Sartorio, Molo del Sale etc. zu nennen sind.
Nordöstlich von der Reede ist 1868-83 der neue Hafen angelegt worden. Derselbe umfaßt vier Molen, je 95 m breit und 200-215 m lang, welche durch zwischenliegende Kaistrecken verbunden sind, wonach die Hafenanlage eine Ausdehnung [* 38] von 1228 m erreicht; ferner einen äußern Schutzdamm (Wellenbrecher) von 1088 m Länge. Außerdem wurden in den Bassins des neuen Hafens eiserne Anbindpfahlwerke, ferner an den Kais und Molen Eisenbahnanlagen und Kräne sowie endlich Warenlagerhäuser hergestellt. Triést ist 1719 zum Freihafen erklärt worden.
Doch ist bereits bei Abschluß des österreichisch-ungarischen Zoll- und Handelsbündnisses von 1878 mit der Beseitigung der Zollausschlüsse der Monarchie auch die Aufhebung des Freihafenprivilegiums von Triést prinzipiell ausgesprochen und nur vorläufig noch für einige Jahre (bis 1891) aufgeschoben worden. Die großartige Bedeutung als Seehandelsplatz dankt Triést übrigens nicht diesem Privilegium allein, sondern vor allem seiner geographischen Lage am Nordende des tief ins Festland einschneidenden Adriatischen Meers sowie dem Umstand, daß sein offener Hafen für große Schiffe zugänglicher ist als jener Venedigs.
Ungünstig wirkt dagegen das Triést gegen die Landseite umgebende unwirtliche und den Verkehr mit den Ländern des Donauthals hindernde Karstgebirge, wodurch sich der Verbindung mit dem österreichischen, ungarischen und deutschen Bahnnetz große Schwierigkeiten entgegenstellen.
Fiume (Fluss) - Fiume
![Bild 56.852: Fiume (Fluss) - Fiume (Komitat und Stadt) [unkorrigiert] Bild 56.852: Fiume (Fluss) - Fiume (Komitat und Stadt) [unkorrigiert]](http://peter-hug.ch/meyers/thumb/56/56_0852.jpeg)
* 39
Fiume.Von Triést läuft denn auch nur eine große Eisenbahnlinie (Südbahn) aus, welche sich in Nabresina in die Linie nach Wien, anderseits in die Linie über Cormons nach Italien teilt. Außerdem führt eine Zweigbahn von Triést nach Herpelje zur Istrianer Staatsbahn; alle andern Projekte (Lacker Bahn, Predil- und als Fortsetzung die Tauernbahn) scheitern an den technischen Schwierigkeiten und den Kosten. Die Entwickelung des österreichischen und ungarischen Eisenbahnnetzes hat daher dem Handel Triests manchmal geradezu Abbruch gethan, wie insbesondere die Linien nach Fiume [* 39] und die Pontebbabahn.
Dazu kommt die auch in andrer Beziehung von der ungarischen Regierung wirksam unterstützte Konkurrenz des Fiumaner Hafens sowie endlich manche Mängel in den Triester Handelsverhältnissen selbst. Infolge dieser Umstände ist trotz der Eröffnung des Suezkanals und der dadurch erleichterten Verbindung mit Ostindien, der Einrichtung von subventionierten Schiffahrtslinien nach Bombay, [* 40] Kalkutta, [* 41] Singapur [* 42] und Hongkong der Aufschwung im Handels- und Schiffahrtsverkehr von Triést in den letzten Jahrzehnten hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Neuestens sind durch Vervollständigung der Hafeneinrichtungen, Anlage großer Lagerhäuser, Einführung von Differentialzöllen (ermäßigte Zollsätze für die zur See eingeführten Waren), Subventionierung neuer Schiffahrtslinien des Lloyd (insbesondere nach Südamerika) [* 43] Maßregeln zur Belebung des Triester Hafen- und Handelsverkehrs ergriffen worden. Unter den zahlreichen Instituten ¶
Fortsetzung Triést:
→ Seite 15.841 || und Vereinen für Verkehr, Kreditwesen und Industrie behauptet den ersten Platz der 1836 errichtete