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Turmfalke | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Titel
Elemente zu Falken:

Mythologisches. Falkenjagd.

Falken

(Edelfalken, Falconinae), Unterfamilie der Falken (Falconidae) aus der Ordnung der Raubvögel, [* 3] kleine oder mittelgroße Vögel [* 4] mit gedrungenem, proportioniertem Körper, großem Kopf, kurzem Hals, relativ kurzem, kräftigem, auf der Firste stark gerundetem, spitzhakigem, mit einem mehr oder weniger deutlichen Zahn versehenem Schnabel, dessen Unterschnabel kurz ausgebuchtet ist. Die Flügel sind lang und spitz, die zweite Schwinge pflegt die längste zu sein; der Schwanz ist mittellang, mehr oder minder abgerundet, die Füße sind kurz- oder mäßig langläufig und langzehig.

Die Edelfalken sind weit verbreitet, finden sich in allen Erdteilen und allen Gegenden und wandern oder streichen weit umher;

viele sind Zugvögel;

sie leben in Waldungen, auf Felsen und alten Gebäuden, selbst in Städten, fliegen ungemein schnell, anhaltend und geschickt, und die wahren Edelfalken können sich durch zitternde Bewegung (Rütteln) längere Zeit auf derselben Stelle schwebend erhalten;

auf dem Boden sind sie sehr ungeschickt.

Eier europäischer Vöge

Bild 5.352a: Eier europäischer Vögel I
* 5 Eier.

Ihre Nahrung, besonders Vögel, fangen sie meist im Flug, indem sie von oben herab auf dieselben stoßen (so daß sich die Vögel durch Übersteigen zu retten suchen), tragen sie an einen passenden Ort und rupfen und enthäuten sie auch zum Teil vor dem Fressen; niemals fressen sie in der Freiheit Aas. Die Hauptjagdzeit fällt in die Morgen- und Abendstunden. Sie horsten am liebsten in passenden Höhlungen steiler Felswände, auf hohen Bäumen oder Gebäuden. Das Weibchen, welches etwas größer als das Männchen ist, legt 3-7 rundliche, mehr oder minder rauhschalige, blaß rötlichbraune, dunkler punktierte und gefleckte Eier [* 5] und brütet sie allein aus.

Die Jagdfalken (Hierofalco Cuv.) sind groß, mit verhältnismäßig starkem, in scharfem Bogen [* 6] gekrümmtem Schnabel, bis zu zwei Dritteln der Länge befiederten Fußwurzeln und im Vergleich zu den Flügeln langem Schwanz. Der Gierfalke (H. gyrofalco L., s. Tafel »Raubvögel«, junges Weibchen), 60 cm lang, 126 cm breit, ist auf der Oberseite dunkel graublau, auf dem Rücken und Mantel schwarz gebändert, am Schwanz licht graublau, dunkler gebändert, auf den Schwingen braunschwarz.

Geschichtskarten von D

Bild 4.772a: Geschichtskarten von Deutschland V
* 11 Deutschland.

Die Unterseite ist gräulich- oder gelbweiß, dunkel längsgefleckt, an den Seiten und auf den Hosen [* 7] quergefleckt; das Auge [* 8] ist braun, der nackte Augenring grünlichgelb, der Schnabel gelblichblau mit dunklerer Spitze, die Wachshaut gelb, der Fuß strohgelb, in der Jugend blau. Er lebt im Norden [* 9] Skandinaviens, in Nordrußland und in Sibirien, während auf Island, [* 10] Grönland, Nowaja Semlja in der Färbung abweichende Vögel wohnen, von denen namentlich die der höchsten Breiten rein weiß werden oder nur düster schwarzbraune, tropfen- oder pfeilspitzenförmige Flecke am Ende der Federn besitzen. Er bewohnt besonders steile Seeküsten in der Nähe der sogen. Vogelberge, und nur die jungen Vögel streifen weit im Innern des Landes umher und verfliegen sich auch bis Deutschland. [* 11] In ihrem Wesen haben die Gierfalken große Ähnlichkeit [* 12] mit den Wanderfalken; Seevögel, Schneehühner, Hasen und Eichhörnchen bilden ihre Nahrung.

Sie horsten in einer Höhle der unzugänglichen Felswand und legen vier in Gestalt und Farbe vielfach wechselnde Eier. In Island und Grönland stellt man dem Jagdfalken eifrig nach, und in Nordasien wird er für die Beize gefangen. In der Gefangenschaft gleicht er dem Wanderfalken; erreicht aber selten ein höheres Alter, da er sehr anspruchsvoll ist und eine Pflege verlangt, wie sie ihm früher die Falkner angedeihen ließen. Die Wanderfalken (Falco Vig.) sind kleiner als die Jagdfalken, haben einen verhältnismäßig kleinern, stärker gebogenen Schnabel, minder weit befiederte Fußwurzeln u. einen kurzen Schwanz.

Der Wanderfalke (Berg-, Wald-, Stein-, Beiz-, Blaufalke, Taubenstößer, Falken peregrinus L., s. Tafel »Raubvögel«, das Weibchen), 47-52 cm lang, 110-120 cm breit, auf der Oberseite hell schiefergrau, mit dunkel schieferfarbigen, dreieckigen Flecken gebändert;

die Stirn ist grau, die mit schwarzen Backenstrichen eingefaßte Kehle und die Oberbrust weißgelblich, Unterbrust und Bauch [* 13] rötlichgelb, erstere braungelb gestrichelt und gefleckt, der Bauch ist durch dunklere Flecke gebändert;



Falken

Bild 6.10: Falken
* 14 Seite 6.10.

die Schwingen sind schieferschwarz, die Steuerfedern hell aschgrau gebändert und an der Spitze der

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Seitenfedern gelblich gesäumt; das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel hellblau, an der Spitze schwarz, die Wachshaut, die nackte Augenstelle und der Fuß gelb. Er findet sich im ganzen nördlichen kalten Gürtel, [* 15] geht im Winter bis Südafrika, [* 16] Südasien und Westindien, [* 17] überwintert aber auch (namentlich das Männchen) in höhern Breiten und brütet in fast ganz Europa, [* 18] Mittelasien und Nordamerika. [* 19] Er lebt in großen Waldungen, auch in waldlosen Gebirgen und kommt selbst in die Städte;

am meisten bevorzugt er steile Felswände;

er ist ungemein mutig, stark und gewandt, weiß sein Betragen durchaus den Verhältnissen anzupassen, nährt sich fast ausschließlich von Vögeln und richtet unter Tauben, [* 20] Rebhühnern, Kiebitzen arge Verheerungen an;

auch Krähen, Enten, [* 21] Wildgänse sind vor ihm nicht sicher.

Doch vermag er keinen Vogel vom Boden oder vom Wasser aufzunehmen. Er nistet in Felshöhlungen oder auf hohen Waldbäumen in Nestern andrer Vögel und legt im Mai oder Juni 3-4 gelbrötliche, braun gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«, [* 14] Fig. 38). Das Weibchen brütet allein und wird vom Männchen gefüttert. Der Wanderfalke wird höchst schädlich, zumal er für zahlreiche andre Raubvögel jagt, indem er diesen sofort seine Beute überläßt, wenn sie herbeifliegen, um sie ihm abzunehmen.

Wurzel (botanisch)

Bild 16.787: Wurzel (botanisch)
* 22 Wurzel.

In der Gefangenschaft hält er sich recht gut, wenn man ihn mit Vögeln füttert. Der Baumfalke (Weißbäckchen, Lerchenstößer, Hecht-, Schmerl-, Stoßfalke, Falken subbuteo L., s. Tafel »Raubvögel«, das Männchen), 35 cm lang, 83 cm breit, auf der Oberseite blauschwarz, am Kopf grau, im Nacken weißfleckig, mit schwärzlichen, rostgelb gekanteten Schwingen und schieferblauem Schwanz, deren Federn innen rostgelbrot gezeichnet sind. Die Unterseite ist weiß oder gelblichweiß, schwarz längsgefleckt, Hosen, Steiß- und Unterschwanzdeckfedern sind schön rostrot; die Bartstriche treten deutlich hervor; das Auge ist dunkelbraun, der Augenring, Wachshaut und Fuß gelb, der Schnabel an der Spitze dunkel-, an der Wurzel [* 22] hellblau.

Der Baumfalke bewohnt fast ganz Europa und das gemäßigte Asien, [* 23] lebt bei uns von April bis September oder Oktober, geht im Winter selten bis Nordafrika, ist in Südeuropa selten, findet sich bei uns besonders in Laubhölzern der Ebene, ähnelt in seiner Haltung dem Mauersegler und fliegt von allen unsern Edelfalken am schnellsten. Er lebt stets paarweise, jagt Lerchen und Schwalben, auch Heuschrecken, [* 24] Wasserjungfern [* 25] etc., horstet auf hohen Bäumen, seltener auf Felsen oder auf dem Boden und legt im Juli 3-5 weißliche oder rötliche, gelbrötlich und rotbräunlich gefleckte Eier. Er hält sich sehr gut in der Gefangenschaft, wird zahm, ist liebenswürdig und kann an Ein- und Ausfliegen gewöhnt werden.

Früher wurde er auch zur Falkenjagd benutzt. Die Rötelfalken (Tinnunculus Vieill.) haben weniger harte Schwingen und Steuerfedern als die wahren Edelfalken, einen längern, häufig fächerförmig ausgebreiteten Schwanz, stärkere und kurzzehigere Füße und je nach dem Geschlecht ein verschieden gefärbtes Kleid. Sie fliegen bei weitem nicht so gut wie die Edelfalken, streichen meist niedrig über den Boden hin und halten sich rüttelnd an einer Stelle, bevor sie sich auf die Beute herabstürzen.

Der Turmfalke (Mauer-, Rot-, Mäuse-, Rüttelfalke, T. alaudarius Gray, s. Tafel »Raubvögel«, das Männchen), 35 cm lang, 74 cm breit, am Kopf, Nacken und Schwanz aschgrau, letzterer mit blauschwarzen, weiß gesäumten Endbinden, mit schön rostrotem Mantel, alle Federn mit dreieckigen Spitzflecken, an der Kehle weißlichgelb, an Brust und Bauch schön rotgrau oder blaßgelb, schwarz längsgefleckt; die Schwungfedern sind schwarz, heller gesäumt, das Auge ist dunkelbraun, Wachshaut und die nackte Augenstelle grünlichgelb, der Schnabel hornbraun, der Fuß gelb.

Eidechsen

Bild 5.367a: Eidechsen
* 26 Eidechsen.

Das Weibchen ist oben bräunlichrot, schwarz gefleckt, der Schwanz graurötlich, an der Spitze breit und schmal gebändert, der Bürzel rein aschgrau, auf der Unterseite wie das Männchen gefärbt. Der Turmfalke bewohnt Europa und das gemäßigte Asien, Wald und Feld, Gebirge und Ebene, weilt bei uns vom Februar oder März bis Oktober und November, geht im Winter bis Südafrika, doch bleiben einzelne auch in Deutschland. Er findet sich besonders in Feldgehölz, Ruinen, auch in Städten, lebt von Mäusen, Kerbtieren, Eidechsen, [* 26] Fröschen und fängt wohl auch kleinere Vögel, ist aber jedenfalls sehr überwiegend nützlich. Er ist sehr munter, anmutig, gesellig, nistet in Krähen- oder Elsterlöchern, Mauer- oder Baumlöchern und bildet bisweilen Brutansiedelungen. Das Weibchen legt im Mai oder Juni 4-9 weiße oder rostgelbe, braunrot gefleckte und punktierte Eier (s. Tafel »Eier I«, [* 14] Fig. 39), welche zuweilen mit vom Männchen ausgebrütet werden. In der Gefangenschaft werden jung eingefangene Turmfalken sehr zahm.

Ägypten etc

Bild 1.209a: Ägypten etc
* 28 Ägypten.

Mythologisches. Falkenjagd.

Der Falke erscheint in der Mythologie gewöhnlich als göttlich, allem Diabolischen feindlich. Indra erscheint oft in Gestalt eines Falken, er tötet die feindlichen Dämonen und bringt den Menschen die Götterspeise. Der Falke ist gewöhnlich eine glänzende Gestalt und tritt oft in Gegensatz zu dem düstern Adler [* 27] (Kriemhildens Traum). Nach Homer war der Falke der schnelle Bote Apollons. Nach dem Tod hat er die Fähigkeit, zu prophezeien; er wehklagt über einen Leichnam, scharrt Unbegrabene ein, lebt 700 Jahre und besitzt sehr viele Heilkräfte. In Ägypten [* 28] war er ein heiliger Vogel, ein von einem Quadrat umschlossener Falke war das Symbol der Hathor; [* 29] auf ägyptischen Reliefs und Gemmen [* 30] findet sich Osiris [* 31] mit einem Falkenkopf. Auch im slawischen Altertum wurde der Falke verehrt und in den Götterhainen gehegt. Im Mittelalter galt der Falke als eins der unterscheidenden Zeichen des Ritters (daher auf Grabmälern). Nach einem Gesetz vom Jahr 818 sollten Schwert und Falke im Besitz des Besiegten bleiben. Der Falke war auch das Feldzeichen Attilas.

In früherer Zeit wurden als Edelfalken hauptsächlich der im höhern Norden vorkommende Jagdfalke (Falco gyrofalco L.) sowie der sehr weitverbreitete Wanderfalke (Falken peregrinus L.) und endlich der den Südosten Europas bewohnende Würgefalke oder Blaufuß (Falken laniarius Pall.) zur Beizjagd (Falknerei, Falkonerie) abgerichtet, und Ritter und Edelfrauen trugen ihre Lieblingsfalken auf der Faust. Hierzu wurden entweder die völlig flügge gewordenen Jungen aus den Horsten genommen, oder alte Vögel gefangen.



Falkenau - Falkenberg

Bild 6.11: Falkenau - Falkenberg
* 33 Seite 6.11.

Man befestigte an ihren Füßen (Händen) schmale Lederriemen, Kurz- und Langfesseln und setzte ihnen eine die Augen bedeckende Kappe (Haube) auf. Durch Hunger und Schlaflosigkeit, welch letztere man durch unausgesetztes Schaukeln des Vogels in einem Tonnenreif verursachte, brachte man sie zuerst dahin, daß sie ruhig auf der linken mit einem starken Lederhandschuh bekleideten Faust, an der Fessel gehalten, saßen und nach abgehobener Kappe vorgehaltenes Fleisch kröpften (fraßen). Dann wurde der Falke daran gewöhnt, daß er nach der vorgehaltenen Atzung gestrichen kam und sich zum Kröpfen auf die Faust setzte. Zur Jagd wurde er dadurch abgerichtet, daß man ihn an einem an der Kurzfessel befestigten Faden [* 32] auf eine

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an den Flügeln beschnittene Taube, später ohne Faden frei auf eine ungestutzte Taube stoßen ließ. War er so weit gebracht, daß er durch vorgehaltenes Fleisch oder durch die an eine Schnur gebundenen Flügel einer weißen Taube (Federspiel), unter dem Ruf »Hilo« angelockt, mit dem gefangenen Vogel auf die Faust gestrichen kam, so war er zur Jagd fertig abgerichtet (abgetragen).

Die Falkenjagd (Beizjagd) hatte deshalb einen besondern Reiz, weil die Damen sich daran mit Vorliebe beteiligten. Der Vogel, welcher vorzugsweise gern gebeizt wurde, und der deshalb auch zur hohen Jagd gehörte, war der Reiher. Die berittene Jagdgesellschaft ließ durch Stöberhunde Weiher und Gewässer mit Röhricht absuchen. Wenn diese einen Reiher aufthaten, wurde dem Jagdfalken die Kappe abgehoben, und sobald er die Beute gewahrte, ward er von der Faust auf dieselbe geworfen.

Der Reiher suchte nun dem Falken dadurch zu entgehen, daß er sich schraubenförmig immer höher erhob, damit ihn der Falke nicht übersteigen könne. Gelang dies dem letztern, so stieß er auf den Reiher und brachte ihn zu Boden. Öfters glückte es auch diesem, den herabschießenden Falken auf den ihm entgegengestreckten Schnabel zu spießen. Dem gebeizten Reiher pflegte man wohl um den rechten Ständer (Fuß) ein Silberplättchen zu legen, auf welchem Tag und Ort des Fanges eingraviert waren.

Außerdem wurden auch andre Vögel, namentlich Fasanen, Rebhühner etc., gebeizt. Die Jäger, welche das Abtragen und die Wartung der Falken zu besorgen hatten, hießen Falkeniere. Sie trugen ihre mit der Kappe bedeckten Beizvögel auf einem etwa 1½ m langen, 1 m breiten, leichten hölzernen Rahmen, an welchem diese angefesselt waren (der Falkentrage), und führten am Gürtel das Federspiel. Die Falkenjagd währte vom Dezember bis Juni. Ein gewöhnlicher Falke diente kaum drei Jahre.

Rom

Bild 13.903a: Rom
* 34 Rom.

Schon um 400 v. Chr. richteten die Inder ab. 75 n. Chr. jagten die Thraker mit Falken. Der Sohn des römischen Kaisers Avitus soll die Falkenbeize in Rom [* 34] eingeführt haben, von wo sie sich schnell weiter verbreitete. Karl d. Gr. regelte die Falkenjagd durch Gesetze und verbot sie allen Unfreien. Der deutsche Kaiser Friedrich I. richtete selbst ab, und Friedrich II. war der geschickteste Falkenier seiner Zeit und schrieb darüber ein lateinisches BuchDe arte venandi cum avibus«, Augsb. 1596; mit andern Schriften hrsg. von Schneider, Leipz. 1788), welches von seinem Sohn, dem König Manfred, mit Anmerkungen versehen wurde. Um 1270 schrieb Demetrius, wahrscheinlich Arzt des griechischen Kaisers Michael Paläologos, ein Buch über die Falknerei (Par. 1612). Als in Frankreich die Geistlichen ihren Beruf über der Falkenjagd gar zu arg vernachlässigten und ihnen dieselbe von Konzilen verboten wurde, behaupteten doch die Barone ihr Recht, ihre Falken während des Gottesdienstes auf den Altar [* 35] zu setzen.

Preußen

Bild 13.338a: Preußen
* 36 Preußen.

Franz I. von Frankreich, unter welchem die Falkenjagd ihre Glanzperiode feierte, hatte einen Oberfalkenmeister, unter welchem 15 Edelleute und 50 Falkeniere standen; die Zahl seiner Falken betrug 300. In Preußen [* 36] errichtete der Hochmeister Konrad von Jungingen 1396 beim Ordenshaus eine eigne Falkenschule. Die besten Falkeniere wurden in dem Dorfe Falkenwerth in Flandern gebildet; sie holten die Vögel aus Norwegen [* 37] und Island, früher auch aus Pommern, [* 38] fingen auch viele in der Umgegend, behielten aber von den gefangenen meist nur die nicht über zwei Jahre alten Weibchen. Im 18. Jahrh. kam die Falkenbeize allmählich aus der Mode, und nur noch in England zu Bedford, und zu Didlington Hall [* 39] in der Grafschaft Norfolk hat sie sich bis in die neueste Zeit erhalten.

Persien

Bild 12.865a: Persien
* 40 Persien.

Auch im Loo, einem Landgut des Königs von Holland, wurde bis 1853 mit Falken gejagt. Am großartigsten ist die Falkenjagd von jeher in Mittelasien getrieben worden, und Marco Polo erzählt von 10,000 Falkenieren und Vogelstellern, welche ein Chan von Chiwa mit auf die Jagd nahm. Ebenso erzählt Tavernier von den zahlreichen Falken des Königs von Persien, [* 40] welche auch auf wilde Schweine, [* 41] wilde Esel, Antilopen, Füchse dressiert waren. Auch neuere Reisende fanden in Persien, Chiwa, bei Baschkiren und Kirgisen überall abgerichtete Falken, ebenso jagen die Inder und die Beduinen der Sahara noch heute mit Falken.

Vgl.   Salvin und Brodrick, Falconry in the British isles (2. Aufl., Lond. 1873);

Freeman und Salvin, Falconry, its claims, history etc. (das. 1859);

Magaud d'Aubusson, La fauconnerie (Par. 1879);

Schlegel und Verster van Wulverhorst, Traité de fauconnerie (Leiden [* 42] 1845-53);

Faichtinger, Geschichte der Falkenjagd (Leipz. 1878).