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Urtica | eLexikon | Botanik - Dikotyledonen - Urtikaceen

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Urteilskraft - Urticee

Bild 16.18: Urteilskraft - Urticeen
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UrticaL. (Nessel), Gattung aus der Familie der Urtikaceen, ein- oder mehrjährige Kräuter, selten / 368
Urtica _2L., Nessel, Pflanzengattung aus der Familie de Urticaceen (s. d.) mit 30 in den gemäßigten / 352

Seite 16.18

Urtica

720 Wörter, 5'328 Zeichen

Botanik — Dikotyledonen — Urtikaceen

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Urtīca

L. (Nessel), Gattung aus der Familie der Urtikaceen, ein- oder mehrjährige Kräuter, selten Sträucher mit gegenständigen, gesägten bis gezahnten, selten eingeschnitten gelappten, meist mit Brennhaaren besetzten Blättern, ein- oder zweihäusigen, grünlichen Blüten in blattwinkelständigen, gepaarten, trugdoldigen, rispig wickelartigen oder knopfigen Infloreszenzen und trockner, eiförmiger oder oblonger, zusammengedrückter Schließfrucht.

Haut (anatomisch)

Bild 8.231: Haut (anatomisch)
* 2 Haut.

Etwa 30 Arten in den gemäßigten Klimaten. Die Brennhaare besitzen eine knopfähnliche, glasartige Spitze, welche bei Berührung mit der Haut [* 2] leicht abbricht und die letztere ritzt, wobei ein heftig brennender Saft aus der Haarzelle in die Wunde fließt. Urtica dioica L. (große Brennessel), 60-200 cm hoch, mit länglich herzförmigen, grob gesägten Blättern, hängenden Blütenrispen, zweihäusig, ist weit verbreitet und bedeckt oft große Strecken. Urtica urens L. (kleine Brennnessel), 15-30 cm hoch, mit elliptisch eirunden, eingeschnitten gesägten Blättern, aufrechten Blütenrispen, einhäusig, ist ebenfalls weit verbreitet.

Beide nesseln nicht in der Jugend und nicht im Alter; bei schnellem, starkem Angreifen der Pflanze werden die Brennhaare zurückgebogen und verwunden weniger leicht. Beide Nesseln sind Unkräuter; man benutzt sie als Viehfutter, jung als Gemüse (Rußland, Walachei), medizinisch zum Peitschen gelähmter Glieder [* 3] (Urtikation). Die Bastfaser der großen Nessel ist technisch gut verwertbar und diente vor Einführung der Baumwolle [* 4] zur Darstellung von Nesselgarn und Nesseltuch.

Spanien und Portugal

Bild 15.63a: Spanien und Portugal
* 5 Spanien.

Nesselzwirnfabriken bestanden noch im Beginn des 18. Jahrh. in Frankreich, Spanien, [* 5] Schweden, [* 6] Italien, [* 7] Deutschland [* 8] und der Schweiz, [* 9] die letzte derartige Manufaktur in Leipzig [* 10] 1720. In jüngster Zeit hat man von neuem Versuche zur Verwertung der Nesselfasern gemacht. Auch andre Arten, wie Urtica cannabina L. in Sibirien, Urtica japonica Thunb. in Japan [* 11] etc., liefern Bastfasern. Manche exotische Arten sind berüchtigt wegen des starken Nesselns, so die javanische Urtica stimulans L. und die ostindische Urtica crenulata Roxb., welche einen lange anhaltenden wütenden Schmerz verursachen, besonders aber Urtica urentissima Blume (Teufelsblatt), auf Timor, deren Nesseln jahrelang, ja lebenslänglich anhält und bei feuchtem Wetter [* 12] sich steigert.

Überhaupt werden alle durch Nesseln verursachten Entzündungen durch hinzutretende Nässe verlängert. Früher wurden unsre Nesseln, wie noch jetzt manche exotische, als Arzneimittel benutzt, auch als Aphrodisiaka, wie Urtica membranacea Pair. in Ägypten. [* 13] Die Knollen [* 14] von Urtica tuberosa Roxb. werden in Indien gegessen.

Vgl.   Bouché und Grothe, Die Nessel als Textilpflanze (Berl. 1877);

Rößler-Ladé, Die Nessel, eine Gespinstpflanze (Leipz. 1878);

Müller, Deutsche [* 15] Brennnesseln, ihre Kultur und Verwertung (Stuttg. 1879).

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Urtīca

Urteilsberichtigung -

Bild 66.135: Urteilsberichtigung - Urtiere
* 16 Seite 66.135.

L., Nessel, Pflanzengattung aus der Familie de Urticaceen [* 16] (s. d.) mit 30 in den gemäßigten Zonen weit verbreiteten Arten, einjährige oder ausdauernde Kräuter mit ein- oder zweihäusigen, unansehnlichen grünlichen Blüten. Die gegenständigen Blätter sowie die Zweige und Blüten sind mit Brennhaaren besetzt, die bei der Berührung an der Spitze abbrechen, die Haut ritzen, einen brennendscharfen Saft in die kleine Wunde fließen lassen und dadurch Brennen und Entzündung erregen (Brennnesseln).

Das von deutschen Nesseln verursachte Brennen ist zwar lästig, aber nur sehr unbedeutend im Vergleich mit dem einiger südasiat. Nesseln. Unter diesen erregt die in Bengalen einheimische feingekerbte Nessel crenulata Roxb.) bei nur leiser Berührung mit einem Finger ein anfangs schwaches Brennen, das sich jedoch binnen einer Stunde zu einem wütenden Scbmerze steigert, ohne daß Geschwulst oder Röte erscheint. Der Schmerz verbreitet sich bald über das Glied, [* 17] z. B. den ganzen Arm, erregt fast Kinnbackenkrampf und dauert in gleicher Heftigkeit an 24 Stunden.

Same (botanisch)

Bild 14.253: Same (botanisch)
* 18 Samen.

Derselbe läßt die folgenden Tage zwar nach, verschwindet aber erst am achten oder neunten Tage, kehrt indes in dieser Zeit bei Benetzung mit kaltem Wasser sogleich in voller Heftigkeit wieder. Überhaupt werden alle durch Nesseln verursachten Entzündungen durch hinzugebrachte Nasse nur verlängert; noch stärker wirkt die urentissima Bl. der Sunda-Inseln, deren Brennhaare sehr starke, jahrelang andauernde Schmerzen hervorrufen. Von der in Deutschland überall gemeinen ausdauernden zweihäusigen oder grossen Nessel dioica L.) und der einhäusigen kleinen Nessel (U.urens L.) waren sonst Kraut und Samen [* 18] als Heilmittel gebräuchlich.

Die jungen! Triebe der erstern werden hier und da als Salat und die jungen Pflanzen wie Spinat oder Kohl als Gemüse gegessen. Die festen Fasern des Stengels können von allen etwas stärkern Arten zu Gespinsten und Geweben verwendet werden, und zwar nennt man das aus den Bastfasern der Nesselstengel produzierte zarte Gespinst Nesselgarn, das Gewebe [* 19] Nesseltuch. Vor Einführung der Baumwolle wurden in Deutschland und in der Picardie diese Fabrikate regelmäßig hergestellt; auch ist seit 1875 eine Agitation zur Wiederaufnahme der Nesselfaserindustrie von Berlin [* 20] aus in Gang [* 21] gekommen, doch bisher ohne Erfolg geblieben. Dagegen werden mehrere Arten der verwandten Gattung Boehmeria (s. d.) in China und andern Ländern als wichtige Gespinstfaserpflanzen im großen angebaut.