Vanilla | eLexikon | Botanik - Monokotyledonen - Orchideen
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Vanderbilt - Vanilla
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Vanilla | Swartz (Vanille), Gattung aus der Familie der Orchideen, hochklimmende, krautige Schlingpflanzen / 494 |
Vanilla _2 | Sw., Vanille, Pflanzengattung aus der Familie der Orchideen (s. d.) mit etwa 20 Arten in den / 502 |
Vanilla
996 Wörter, 7'082 Zeichen
Botanik — Monokotyledonen — Orchideen
Vanilla
Swartz (Vanille), Gattung aus der Familie der Orchideen, [* 2] hochklimmende, krautige Schlingpflanzen mit Luftwurzeln, grünem, fleischigem Stamm, wechselständigen, oblongen, meist fleischigen Blättern, großen, in achselständigen Trauben oder Doldentrauben stehenden Blüten und verlängerter, schotenartiger, bei der Reife etwas fleischiger Frucht, welche von der Spitze zweiklappig aufspringt und mit einem balsamischen, von sehr kleinen Samen [* 3] strotzenden Mus erfüllt ist.
Vanilla planifolia Andr. (s. Tafel »Gewürzpflanzen«), [* 4]
Mexiko
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Mexiko.mit kurzgestielten, länglichen bis länglich-ovalen, fast flachen Blättern, gelblichgrünen, geruchlosen Blüten und 15-25 cm langen, bis 13 cm breiten, nach beiden Enden verschmälerten, stumpf dreikantigen Früchten, wächst in der heißen Region des östlichen Mexiko [* 5] in feuchten, schattigen, warmen Wäldern und klimmt hoch an Bäumen empor; sie wird dort namentlich in den Küstenstrichen von Veracruz, auch an der Westseite der Kordilleren in Oajaca, Tabasco, Chiapas und Yucatan, ferner auf Mauritius, Réunion und Java und in Westindien [* 6] kultiviert.
Vanillenstrauch - Vann
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Seite 16.48.Die Frucht gewinnt durch die Kultur an Aroma und wird am höchsten geschätzt, wenn sie lang und fleischig, stark aromatisch, dunkel braunschwarz, mit Kristallen bedeckt und nicht aufgesprungen ist. Die Kultur ist einfach: man befestigt 1 m lange Setzranken an Bäumen (häufig Kakaobäumen), indem man sie kaum die Erde berühren läßt. Sie schlagen dann sehr bald in die Rinde Wurzeln, und vom dritten Jahr an geben die Pflanzen 30-40 Jahre hindurch jährlich etwa 50 Früchte. Eine Selbstbefruchtung ist bei dem eigentümlichen Bau der Blüte [* 7] nicht möglich; in Mexiko wird die Befruchtung [* 8] durch ein Insekt bewirkt, seitdem aber Morren in Lüttich [* 9] 1837 gezeigt hat, daß jede andre Übertragung der Pollenmasse zur ¶
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Befruchtung auch genügt, ist die Kultur überall, selbst in europäischen Gewächshäusern, ermöglicht worden. Man erntet die noch nicht vollkommen reifen Früchte, erwärmt sie anhaltend in wollenen Decken und verhindert dadurch das Aufspringen. Zugleich nehmen die Früchte hierbei die dunkel braunschwarze Farbe an und entwickeln das angenehme Aroma. Die Vanille enthält Fett, Wachs, Harz, Gummi und Zucker [* 11] und als Träger [* 12] ihres Aromas Vanillin (mexikanische Vanille 1,69, Bourbonvanille 2,48, Javavanille 2,75 Proz.), welches sich oft in feinen, seidenglänzenden Kristallnadeln ausscheidet.
Der balsamische Überzug der Samen stimmt chemisch wahrscheinlich mit Perubalsam überein. Vanille kommt meist über Frankreich in den Handel, und 1872 wurden davon 26,587 kg importiert, wovon etwa die Hälfte im Land selbst verbraucht wurde. Mexiko lieferte 1864 ca. 20,000 kg, seitdem viel weniger, 1877 nur 6993 kg. Réunion exportierte 1877 ca. 18,261 kg, Niederländisch-Ostindien 15,300 kg, andre Länder 4353 kg. Gesamtproduktion 44,907 kg. Man benutzte die Vanille früher als Arzneimittel bei Nervenleiden, Hysterie, Hypochondrie etc.; gegenwärtig dient sie nur als feines Gewürz zu Schokolade, Gefrornem, süßen Speisen. Auch andre Arten von Vanilla liefern Vanille, z. B.
Peru, Ecuador, Kolumbi
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Kolumbien.Vanilla Pompona Schied. in Mexiko, Guayana, Kolumbien [* 13] die Vanilla de la Guayra (Vanillon), welche minder angenehm duftet als echte Vanille. Den Gebrauch der Vanille zum Würzen der Schokolade trafen die Spanier schon bei der Eroberung Mexikos an, und als bald gelangte sie auch nach Europa; [* 14] doch kannte Clusius 1602 weder Vaterland noch Gebrauch der Pflanze.
Vgl. de Vriese, De Vanielje (Leiden [* 15] 1856);
Delteil, La Vanille, sa culture etc. (Par. 1885).