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Vevey | eLexikon | Geographie - Schweiz - Kantone

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Vetturino - Viadana

Bild 16.178: Vetturino - Viadana
Seite 16.178.
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Vevey(spr. wewä, deutsch Vivis), Stadt im schweizer. Kanton Waadt, in reizender Lage am Einfluß / 139
VEVEY# Bezirk des Kantons Waadt, mit der Stadt Vevey (deutsch Vivis) als Hauptort. Die Grenze des Bezirkes / 889
VEVEY _2# deutsch Vivis (Kt. Waadt, Bez. Vevey). 380 m. Gem. und Stadt, Bezirks- und Kreishauptort, am / 4152
Vevey(spr. weweh). 1) Bezirk im schweiz. Kanton Waadt, hat (1888) 25664 E., darunter 4737 Katholiken / 211

Seite 16.178

Vevey

7 Seiten, 5'395 Wörter, 37'611 Zeichen

Geographie — Schweiz — Kantone

Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888

Vevey

(spr. wewä, deutsch Vivis), Stadt im schweizer. Kanton Waadt, [* 3] in reizender Lage am Einfluß der wilden Veveyse in den Genfer See und an der Eisenbahn von Villeneuve nach Lausanne, [* 4] hat schöne öffentliche, meist von Baumgärten beschattete Plätze, mehrere sehenswerte Kirchen (z. B. die St. Klara- und St. Martinskirche), ein Schloß (früher Sitz der Landvögte), ein Collège, eine öffentliche Bibliothek, viele schöne Privatgebäude und Villen, Fabrikation von Tabak, [* 5] Schokolade, Schaumwein, kondensierter Milch, Uhren [* 6] etc., Handel mit Wein, Käse und Holz, [* 7] Seebäder, zahlreiche glänzende Gasthäuser und Pensionen für Fremde und (1888) 8144 Einw. -

Vevey, schon zur Römerzeit ein blühender Ort (Vibisco), war unter den burgundischen Königen ein Fischerflecken. J. J. Rousseau wählte die Umgegend von Vevey zum Schauplatz seines Romans »Die neue Heloise«.

Vgl.   Martignier, Vevey et ses environs dans le moyen-âge (Laus. 1862);

Cérésole, Vevey und seine Umgebung (Zürich [* 8] 1882).

Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902

Titel
Elemente zu VEVEY:

[16.178] Vevey (spr. wewä

Vevey.

Bezirk des Kantons Waadt, mit der Stadt Vevey (deutsch Vivis) als Hauptort. Die Grenze des Bezirkes verläuft von Grandchamp am Genfersee über den Kamm des Mont de Sonchaux, die Rochers de Naye, die Dent de Hautaudon, den gezackten Kamm der Verraux, die Cape au Moine und die Crête de Pilaz, um dann dem Lauf der Veveyse de Feygire von ihrem Ursprung bis unterhalb die Brücke von Feygire zu folgen, gegen die Haltestelle Bellière der elektrischen Strassenbahn Vevey-Châtel Saint Denis umzubiegen, längs der Gemeinde Attalens zu verlaufen, den Mont Pèlerin in einer durchschnittlichen Höhe von 850 m zu umziehen und endlich dem Lauf der Sallenche entlang wieder zum Genfersee zurückzukehren.

Damit grenzt der Bezirk Vevey: im NW. an den Bezirk Lavaux, im N. an den Freiburger Bezirk Veveyse, im O. und SO. an den Bezirk Greierz (Freiburg) und an die Waadtländer Bezirke Pays d'Enhaut und Aigle, im S. und SW. endlich an den Genfersee. Höchster Punkt ist der Gipfel der Rochers de Naye (2045 m), tiefster das Seeufer in 375 m. Dazwischen liegt als letzter Ausläufer der Waadtländer und Freiburger Voralpen ein welliges. Bergland mit allen klimatischen und floralen Abstufungen vom warmen und geschützten Seeufer bei Vevey und Montreux bis zu den allen Luftströmungen ausgesetzten höchsten Gipfeln.

Dem geologischen Bodenbau nach umfasst der Bezirk zwei stark verschiedene Gebiete:

1) ein Stück Mittelland (zwischen der Veveyse, dem Genfersee und der Kette der Pléiades) mit roter (aquitanischer) Molasse und Nagelfluh und 2) die Präalpen hinter der tertiären Zone und zwischen Montreux und Villeneuve bis zum See herabreichend. Ein eigentlicher Gletscher oder Firn fehlt dem Bezirk; doch ist in den Höhlen an den Rochers de Naye eine Art unterirdischen Gletschers vorhanden, der Sommer wie Winter bestehen bleibt. Der weitaus grösste Teil des Bezirkes entwässert sich durch die Veraye, die Baye de Montreux, Baye de Clarens, Ognonnaz, Veveyse und Sallenche zum Genfersee.

Auf den Schuttkegeln der in den See mündenden Wildwasser haben sich mit Vorliebe die dem Seeufer entlang aufgereihten Ortschaften angesiedelt: Vevey und Corsier, Clarens, Montreux-Territet, Veytaux. Andere besetzen die Ausläufer der Molasseregion, so Blonay, Tercier, Saint Légier und Brent; in Einschnitten derselben liegen Burier, Chailly, Baugy, und auf den hervorragendsten Punkten thronen die Schlösser von Les Crêtes, Le Châtelard und. Blonay. Den Präalpen endlich lehnen sich an die Häusergruppen von Les Planches und die Weiler Charnex, Sonzier, Glion, Les Avants und Caux.



Vevey

Bild 46.379: Vevey
* 9 Seite 46.379.

Der Bezirk Vevey zerfällt in die vier Verwaltungskreise Vevey, Corsier, La Tour de Peilz und Montreux und

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umfasst folgende 11 politische Gemeinden: Blonay, Chardonne, Le Châtelard, Corseaux, Corsier, Jongny, Les Planches, Saint Légier-La Chiésaz, La Tour de Peilz, Vevey und Veytaux. Zusammen: 7290 Haushaltungen in 3055 Häusern; 33461 Ew. Davon waren 24611 Reformierte, 8638 Katholiken, 116 Israeliten und 96 Andre; 24498 Ew. französischer, 5466 deutscher, 2569 italienischer, 45 rätoromanischer und 883 andrer Sprache. 3812 Bürger der Wohngemeinde, 11395 Bürger andrer Gemeinden des Wohnkantons, 10619 Bürger andrer Kantone und 7635 Ausländer.

Der Wert sämtlicher Immobilien des Bezirks beläuft sich auf Fr. 46.485.413. Die Gesamtfläche von 9464 ha verteilt sich wie folgt:

ha
Aecker und Gär­ten 791
Wie­sen und Baumgär­ten 3533
Weiden 1324
Wald 2768
Re­ben 953
Bau­ten, Stras­sen, Wege etc. 95
Total 9464

Mit Bezug auf Bodenprodukte steht der Weinbau, an dem sich alle 11 Gemeinden beteiligen, im ersten Rang. Der Katasterwert der 953 ha Rebland beläuft sich auf Fr. 20.256.937. Im Jahr 1906 produzierte der Bezirk 54609 hl Weiss- und Rotwein (14000 hl mehr als 1905) im Wert von Fr. 2.619.154. Ziehen wir davon die Summe von Fr. 1.419.330 für allgemeine Unkosten ab, so verbleibt ein Reingewinn von rund Fr. 1.200.000, was einer Verzinsung des eben angegebenen Katasterwertes von fast 6% entspricht.

Vom Ackerland waren nach der landwirtschaftlichen Statistik von 1906 bebaut: 132 ha mit Weizen, 5 ha mit Roggen, 22 ha mit Weizen und Roggen gemischt, 1 ha mit Gerste, 75 ha mit Hafer und 113 ha mit Kartoffeln. Die Ernte des selben Jahres betrug: 19800 Meterzentner Stroh, 126.030 q Heu und Emd, 12620 q Kartoffeln und 4149 q Rüben, Räben, Runkelrüben etc. Es wurden 728 hl Aepfel- und Birnenmost gewonnen und 234 hl Kirschwasser, Pflaumen- und andrer Schnaps gebrannt. Die 664 Bienenvölker lieferten 1914 kg Honig. Die eidg. Viehzählungen haben folgende Resultate ergeben:

1886 1896 1906
Rindvieh 2954 3107 3021
Pferde 649 778 953
Schweine 1186 1567 1196
Schafe 641 305 122
Zie­gen 1008 1092 571
Bie­nenstöcke 579 727 -

Die Milchproduktion stieg 1906 auf 60075 Meterzentner, wovon 33272 von den Milchhändlern für den täglichen Verbrauch verkauft, 1800 zu Käse verarbeitet und 10300 an Schokoladefabriken und Fabriken kondensierter Milch geliefert worden sind. Neben Landwirtschaft beschäftigt man sich im Bezirk auch mit Industrie. Hotelwesen und Fremdenverkehr haben in den beiden Zentren Montreux und Vevey während der letzten 30-40 Jahre einen gewaltigen Aufschwung genommen.

Näheres vergl. bei den betr. Einzelartikeln. Hauptverkehrsadern sind die von Vevey nach Villeneuve, Lausanne, Châtel-Saint Denis und Chexbres ausstrahlenden Strassen, sowie die zahlreichen Bahnlinien, die nun auch in die einst abgelegensten Teile des Bezirkes vorgedrungen sind: Simplonbahn mit den Stationen Vevey, La Tour de Peilz, Burier, Clarens, Montreux, Territet und Veytaux-Chillon, Linie Vevey-Chexbres, Drahtseilbahn des Mont Pèlerin (Vevey-Plan bis Baumaroche), Vevey-Châtel Saint Denis mit der prachtvollen, 80 m hohen Brücke von Fenil, Vevey-Chamby, Montreux-Les Avants-Berner Oberland, Drahtseilbahn Territet-Glion, Zahnradbahn Glion-Rochers de Naye, Montreux-Glion. Die Dampfboote des Genfersees bedienen die Häfen und Stationen von Vevey, La Tour de Peilz, Clarens, Montreux und Territet.

Titel
Elemente zu VEVEY:

[16.178] Vevey (spr. wewä

vergrössern: Wappen von Vevey.
Wappen von Vevey.

Vevey,

deutsch Vivis (Kt. Waadt, Bez. Vevey). 380 m. Gem. und Stadt, Bezirks- und Kreishauptort, am N.-Ufer des Genfersees und am S.-Fuss von Mont Pèlerin-Les Pléiades, gegenüber den Savoyer Alpen (Gruppen der Dents d'Oche und des Grammont) prachtvoll gelegen. Der Wildbach Veveyse scheidet die alten Stadtviertel vom neuen Quartier Le Plan, das seit 1892 der Gemeinde Vevey angegliedert ist. Ostwärts grenzt diese letztere mit dem Wildbach Ognonnaz an die Gemeinde La Tour de Peilz, nordwärts an Saint Légier und westwärts an Corsier, Corseaux und Jongny.

Vevey breitet seine Häusermassen auf dem mächtigen Mündungsschuttkegel der Veveyse aus. Dabei kann man deutlich zwischen dem rezenten Delta und den ältern Ablagerungen zur Zeit höherer Wasserstände des Genfersees unterscheiden: In der Ebene direkt hinter dem Seeufer liegen die untern Quartiere der Altstadt und das neue Quartier Le Plan;

auf einer etwa 10 m höher gelegenen Terrasse folgt bis zum Fuss des Hanges von Saint Martin hin die Oberstadt mit dem Bahnhof, während endlich die Terrasse von Saint Martin selbst den ältesten Teil des Deltas darstellt, der sich zu einer Zeit bildete, da der Seespiegel 30 m höher lag als heute.

Anlässlich der Erweiterungsarbeiten der Stationsanlage hatte man bei der Rue des Bosquets de la Rouvenaz den Fuss dieser Terrasse angeschnitten und deren Deltastruktur wunderbar schön aufgeschlossen. Ein Gegenstück dazu bildet am gegenüberliegenden rechten Ufer der Veveyse die das Dorf Corsier tragende Terrasse. Höher oben zeigt sich zwischen Gilamont und Veyre noch eine dritte, wahrscheinlich der Mündung eines Wildwassers der Diluvialzeit entsprechende Terrasse.

Die Uferzone der Altstadt Vevey und des Quartieres Le Plan ist teilweise auf Boden erstellt, der dem See durch künstliche Auffüllung abgewonnen wurde. Noch weiter vorgeschoben erscheint der zum Teil auf Pfahlwerk ruhende Quai Perdonnet, dessen Fortsetzung bis zum Hafen noch der Vollendung harrt, nachdem sein westl. Abschnitt am 11. Mai 1877 auf eine Länge von 104 m im See verschwunden ist. Das anlässlich eines Sturmes am 15. Dezember 1896 von den Wellen weggerissene Stück des Quai du Plan konnte dagegen ohne Mühe wieder hergestellt werden.

Die Stadt Vevey besitzt eine Reihe von historisch, architektonisch oder auch landschaftlich bemerkenswerten Quartieren und Bauwerken. Zunächst sei die Place du Marché (oder Grande Place) genannt, die an Markttagen (Dienstag und Samstag) ein äusserst belebtes Bild darbietet. Hier wird auch in unregelmässigen Zeiträumen das berühmte Winzerfest (Fête des Vignerons) abgehalten, das Veveys Namen der ganzen Welt bekannt gemacht hat. Die das Fest veranstaltende «Confrérie des Vignerons» (Winzerzunft) wird unter dem Namen der «Abbaye de l'agriculture de Vevey, dite de Saint Urbain» zum erstenmal 1647 genannt, doch glaubt man, dass sich die Winzer schon im Lauf des 16. Jahrhunderts, vielleicht schon vor der Einführung der Reformation im Jahr 1536 zu einer besondern Zunft oder Korporation (abbaye) zusammengeschlossen hätten.

Zunächst zählte die «Confrérie» bloss etwa 30 Mitglieder, deren Aufgabe in der Ueberwachung und zeitweisen Besichtigung des Rebgeländes bestand. Die Feste jener Zeit waren noch sehr bescheiden und beschränkten sich auf einen Umzug durch die Stadt mit nachfolgendem Bankett. Schon im 18. Jahrhundert zählten dann die Mitglieder der reich gewordenen Zunft nach hunderten. Ihre Feste nahmen immer grössern Umfang an und wuchsen sich seit 1783 zu ungewöhnlichen Proportionen aus. Der Festzug von 1797 legte die grossen Grundzüge der Organisation fest, wie sie im wesentlichen heute noch bestehen. Seither ist das Fest wieder in den Jahren 1819, 1833, 1851, 1865, 1889 und 1905 gefeiert worden. Die im Jahr 1797 auf Fr. 3257 veranschlagten Kosten stiegen 1905 auf die Summe von rund Fr. 360.000 an. 1819 zählte man 2000 Zuschauer, 1833 deren 5000, 1865 deren 11000, 1889 deren 60000 und 1905 deren 75000.



Vevey

Bild 46.380: Vevey
* 10 Seite 46.380.

In der Nähe des Marktplatzes bemerkt man das Haus der Madame de Warens (heute Haus Nicole) und das im Besitz der Familie Couvreu befindliche Château de l'Aile, das nach zahlreichen Umbauten 1842 seine heutige zierliche Gestalt erhielt. Der Schlossgarten (Jardin public de l'Aile) ist vor kurzem an die Stadt verkauft und dessen Orangerie mit Hilfe einer von Andrès Nuñes del Castillo den Ortsbehörden übermachten Summe von Fr. 100.000 zu einem Konzertsaal umgebaut worden. Ebenfalls unweit des Marktplatzes stehen die Auberge de la Clef (Gasthaus zum Schlüssel), mit Gedenktafel an einen einstigen Aufenthalt von J. J. Rousseau, die 1808 zu ihrer heutigen Gestalt ausgebaute Grenette (Kornhaus) und das 1868 eingeweihte Theater.

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vergrössern: Lageplan von Vevey und Umgebung. ^[Karte: 4° 30’ O; 46° 30’ N; 1:20000]. [Karten in der Umgebung].
Lageplan von Vevey und Umgebung.

Im Stadtinnern bemerkt man das 1830 erbaute und 1880 restaurierte Kasino, das Gebäude der Latein- und Industrieschule (1838) und den Spital, dessen heutiges Gebäude aus 1734 datiert. Der 1327 gegründete Spital erhielt von den Bernern zur Zeit der Reformation die Einkünfte des sog. Hôpital de la Madeleine und der drei religiösen Bruderschaften der Stadt zugesprochen, unter der Bedingung freilich, dass er auch die wohltätigen Verpflichtungen dieser charitativen Gesellschaften übernehme.

Seither gibt er an die armen Durchreisenden Almosen ab. Infolge einer grossen Feuersbrunst beschloss man 1731, den Spital an seiner heutigen Stelle neu aufzubauen. Er beherbergt in seinen Räumen das Bezirksgericht. Sein Vermögen ist ansehnlich und besteht hauptsächlich in Reben, aus deren Ertrag bedürftige. Gemeindebürger unterstützt werden. Dieser Spital darf nicht mit dem Hôpital de la Madeleine verwechselt werden, der schon 1147 bestand, dem Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard gehörte und 1550 niederbrannte, aber nicht wieder aufgebaut wurde.

Das unter dem Namen der Cour aux Chantres bekannte Bauwerk war zuerst Eigentum der Herren von Oron, ist 1555 abgebrochen, dann neu erstellt und 1746 zu seiner heutigen Gestalt umgeformt worden. Das heutige Rathaus (Hôtel de Ville) steht an der Stelle des ehemaligen Hôpital du Vieux Mazel und datiert aus 1755; es enthält ein sehenswertes Treppengeländer aus Schmiedeeisen. In der Nähe die Tour de Saint Jean (ehemalige Johanneskapelle) und die an Stelle einer einstigen Klosterkirche der Klarissinnen 1422 erbaute Kirche Sainte Claire, die von Bern 1536 dem reformierten Kultus eingeräumt und 1776, 1783 und 1885 restauriert worden ist.

Das jetzige Hôtel du Château war ehemals Sitz der Familie de Tavel und dann der Bernischen Landvögte; hier hielt sich in der Familie des Landvogtes Lentulus 1783/84 Charlotte von Lengefeld auf, die spätere Gemahlin Schillers. In dem heute durch einen modernen Neubau ersetzten alten Gebäude des Hotel du Lac wohnten die englischen Refugianten Ludlow und Broughton, zwei der Richter, die den König Karl I. von England 1649 zum Tod verurteilt hatten. An ihren Aufenthalt erinnert eine in die Gartenmauer eingelassene Gedenktafel. Das Hôtel des Trois Couronnes endlich ist an die Stelle eines 1840 abgetragenen Herrenhauses getreten, das 1376 im Besitz der jüngern Linie derer von Blonay gewesen war.

Wendet man sich nordwärts gegen die Terrasse von Saint Martin, so kommt man an der russischen Kirche vorbei, die 1878 auf Kosten des Grafen und der Gräfin Peter Schuwaloff zum Andenken an ihre in Vevey gestorbenen und bestatteten zwei Töchtern erbaut worden ist. Unmittelbar darüber erhebt sich die Pfarrkirche Saint Martin, das ehrwürdigste aller Bauwerke von Vevey. Urkundlich erwähnt wird die Kirche zum erstenmal 1174 in einer päpstlichen Bulle. 1496 restaurierte man sie 1581 erhielt sie eine Glocke im Gewicht von 20 Zentnern, 1602 und 1603 zwei weitere Glocken;

1693 wurden Broughton und Ludlow in der Kirche beigesetzt;

1740 erhielt sie eine Orgel, die man 1883 durch ein neues Instrument ersetzte;

im Februar 1871 quartierte man in der Kirche 800 Internierte der französischen Ostarmee ein.

Das jüngste der öffentlichen Gebäude ist das Museum Jenisch, das die Stadt einem Vermächtnis der Frau Senator Jenisch aus Hamburg verdankt. Es enthält eine öffentliche Bibliothek, einen interessanten Gemäldesaal, eine naturhistorische Sammlung und eine Kollektion von Gegenständen aus der geschichtlichen Vergangenheit von Vevey. Es wird auch oft zu privaten Gemäldeausstellungen von schweizerischen oder ausländischen Malern benutzt.

Klima.

Dank ihrer voll zur Sonne exponierten Lage und dem die kalten N.-Winde abhaltenden Gebirgskranz erfreut sich die Stadt Vevey eines mildern Klimas als die benachbarten Ortschaften am Genfersee (Montreux ausgenommen). Dazu kommt im Winter der einer Warmwasserheizung zu vergleichende Einfluss des Sees, dessen Temperatur nicht unter 4 °C. sinkt. Nebel ist trotz der Lage am Seeufer verhältnismässig selten. Mittlere Zahl der Tage mit Regen oder Schnee 68, der klaren Tage 91 und der Tage mit bedecktem Himmel (aber ohne atmosphärische Niederschläge) 206. Es betragen die monatlichen Mitteltemperaturen:

°C.   °C.
Januar -4,1 Juli 18.69
Februar 2.16 August 18.71
März 5.16 Sept­ember 15.45
April 9.04 Oktober 11.87
Mai 12.25 Nov­ember 5.09
Juni 17.53 Dez­ember 1.01
:   Jahres­mittel 9.78

Fortsetzung Vevey: → Seite 46.381 || Bevölkerung.

Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910

Titel
Elemente zu Vevey:

[16.178] Vevey (spr. wewä

Vevey

(spr. weweh).

Romanzement - Römer

Bild 13.922: Romanzement - Römer
* 11 Römer.

1) Bezirk im schweiz. Kanton Waadt, hat (1888) 25664 E., darunter 4737 Katholiken und 81 Israeliten, in 11 Gemeinden. - 2) Vevey, deutsch Vivis, das Vibiscum der Römer, [* 11] Hauptstadt des Bezirks Vevey, mit elektrischer Straßenbahn nach Chillon, Dampferstation, an der Mündung der Veveyse in den Genfer See in 385 m Höhe, an der Linie Genf-Lausanne-Brig der Jura-Simplon-Bahn, ist regelmäßig gebaut, mit reinlichen breiten Straßen und hat (1888) 9571 meist franz. reform. E. (2024 Deutsche, [* 12] 400 Italiener), darunter 2186 Katholiken und 44 Israeliten, Post, Telegraph, [* 13] eine Marmorbrücke über die Veveyse, neue schöne Quais, alte St. Martinskirche (1498) außerhalb der Stadt auf einem Hügel, Kirche Ste. Claire, neugotische kath. Kirche, russ. und engl. Kirche, Schloß Couvreu mit prächtigem Garten, [* 14] Stadthaus, Kornhaus, Gymnasium, höhere Mädchenschule, zahlreiche Pensionate, ein Kasino mit naturhistor. Museum, eine öffentliche Bibliothek, ein reiches Spital und mehrere Wohlthätigkeitsanstalten, Musik- und Gesangvereine, eine Ersparniskasse; Maschinenfabrik, Uhrmachereien, Fabrikation von Tabak und Cigarren, Champagner, Schokolade, kondensierter Milch und Nestléschem Kindermehl, Mühlen [* 15] sowie Käse- und Weinhandel. Die reizenden Umgebungen und die herrliche Fernsicht machen Vevey zu einem belebten Sammelplatz von Fremden. -

Vgl.   Rey, Genève et les rives du Léman (3. Aufl., Par. 1875);

Martignier, Vevey et ses environs au moyen àge (Lausanne 1862);

A. Cérésole, Vevey und seine Umgebung (Zür. 1882).