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Volksschriften | eLexikon | Litteratur - Allgemeines

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Volksschriften,

Schriften, die dazu bestimmt und durch Inhalt und Darstellungsweise geeignet sind, vom Volke im weitern Sinne, insbesondere von demjenigen Teile, dem eine höhere Schulbildung nicht zu teil geworden ist, gelesen zu werden. Die Anregung zu Volksschriften ging im vorigen Jahrhundert besonders von mehrern Pädagogen, wie Campe, Salzmann, R. Z. Becker («Not- und Hilfsbüchlein für Bauersleute») aus; auch Pestalozzis «Lienhardt und Gertrud» wird immer als eine der vorzüglichsten Volksschriften bezeichnet werden müssen.

Spottiswoode - Sprache

Bild 15.177: Spottiswoode - Sprache (physiologisch)
* 3 Sprache.

Ihnen schließen sich Zschokke («Goldmacherdorf») und vor allen Hebel [* 2] an, der im «Rhein. Hausfreunde» und «Schatzkästlein» wie keiner die Sprache [* 3] des Volks zu reden verstand. Aus der neuern Zeit sind besonders W. O. von Horn (Örtel), Jeremias Gotthelf (A. Bitzius), Ferd. Schmidt, Berthold Auerbach, [* 4] Edm. Hoefer, Schaumberger, ferner auch Glaubrecht (Rud. Öser), Caspari, Ahlfeld, in deren Schriften besonders die christl. Tendenz hervortritt, und die Katholiken Alban Stolz und Konrad von Bolanden hervorzuheben.

Durch gute populäre Darstellungen aus naturwissenschaftlichem und geogr. Gebiete haben sich Roßmäßler, Grube, Karl Müller, Hermann Wagner, Bernstein, [* 5] Hermann Klencke verdient gemacht. Einen hervorragenden Platz unter den Volksschriften nehmen insbesondere die Volkskalender ein, von denen der «Rhein. Hausfreund» von P. Hebel (1808‒11),

der «Kalender des Lahrer hinkenden Boten», die «Spinnstube» von Horn und Auerbachs «Volkskalender» in erster Linie zu nennen sind. In neuerer Zeit ist die Produktion von Volksschriften eine außerordentliche. Ganze Reihenfolgen werden in einzelnen Verlagen herausgegeben. So die «Calwer Familienbibliothek», die «Familienbibliothek für das deutsche Volk» (Hugo Stein in Barmen), [* 6]

die «Deutsche [* 7] Jugend- und Volksbibliothek» (J. F. Steinkopf in Stuttgart), [* 8]

«Volksschriften», neu hg. von Dr. Jonas (Öhmigkes Verlag in Berlin), [* 9]

Otto Spamers «Volksbücher», die «Deutschen Volksbücher» von G. Klee (Gütersloh),

Magdeburg

Bild 11.58a: Magdeburg
* 10 Magdeburg.

Jessens «Volks- und Jugendbibliothek». An vielen Orten werden gute Volksschriften durch öffentliche Volksbibliotheken (s. d.) dem Volke zugänglich gemacht. Auch verschiedene Vereine, die sich der Herstellung und Verbreitung guter Volksschriften widmen, sind ins Leben gerufen worden; so der Zwickauer (1841), der Württemberger Volksschriftenverein (1843), der Zschokkeverein in Magdeburg, [* 10] der Norddeutsche Volksschriftenverein in Berlin, der Nordwestdeutsche Volksschriftenverlag in Bremen, [* 11] der Hauptverein für christl. Erbauungsschriften in Berlin, der Verein für Massenverbreitung guter Schriften in Weimar. [* 12]

Vgl.   Schaubach, Zur Charakteristik der heutigen Volkslitteratur (gekrönte Preisschrift, Hamb. 1863).