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Warmhaus | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz

Warmhaus,

s. Gewächshäuser. ^[= Gebäude zur Kultur verschiedene Gewächse, welche entweder unser Klima überhaupt oder doch ...]

Gewächshäuser,

Gebäude zur Kultur verschiedene Gewächse, welche entweder unser Klima [* 4] überhaupt oder doch unsre Winterkälte nicht vertragen, sowie solche, in welchen man mancherlei Pflanzen in ungewöhnlicher Jahreszeit zum Blühen oder zur Reife bringt. Die Gewächshäuser sind entweder Glashäuser, mit einem Dach, [* 5] meist auch mit Wänden von Glas, [* 6] oder sogen. Orangeriehäuser oder Konservatorien mit nur einer Seite von Glas, wohl auch nur mit hohen Fenstern. Die Gewächshäuser werden ferner teils nach der Höhe der darin unterhaltenen Wärme, [* 7] teils nach ihrer besondern Bestimmung unterschieden.

Allgemein angenommen ist nur die Einteilung in 1) Kalthäuser (Frigidarien) zur Kultur von Gewächsen, die im Winter eine Temperatur von 2-5° R. Wärme erfordern;

2) laue, gemäßigte oder temperierte Häuser (Tepidarien) mit 6-8°, ausnahmsweise 10° R.; 3) Warmhäuser (Kaldarien) mit gewöhnlich 10-12°, jedoch auch 15-18° R. Die Wärmeangabe bezieht sich nur auf künstliche Winterwärme, nicht auf Sonnen- und Luftwärme. Grundsatz ist, in allen Gewächshäusern, besonders in warmen, die Temperatur des Nachts um 2-3° niedriger zu halten. Die Gewächshäuser mit besonderer Bestimmung sind sehr mannigfaltig. Man hat in großen Gärtnereien von Kalthäusern: die Orangerie, worin Pflanzen in Gefäßen nur frostfrei durchwintert werden;

das Winterhaus (oft auch Konservatorium genannt), worin Pflanzen im freien Grund stehen, und welches im Sommer ganz oder teilweise abgebrochen wird;

das Grünhaus, auch Neuholländer oder Kaphaus genannt, worin vorzugsweise immergrüne Pflanzen aus dem südlichen Australien, [* 8] aus Neuseeland, vom Kap der Guten Hoffnung und aus Ländern von ähnlichem Klima gezogen werden.



Gewährbücher - Gewährs

Bild 7.278: Gewährbücher - Gewährsmängel
* 9 Seite 7.278.

Das temperierte Haus hat oft zwei Abteilungen mit 2-3° Unterschied, teils für besondere Vegetationsbezirke, teils um darin gewisse Pflanzen sowohl der Kalt- als Warmhäuser

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vereinigt ziehen zu können. Die Warmhäuser zerfallen in gewöhnliche Warmhäuser, niedrige Warmhäuser mit Bodenwärme, Treibhäuser und Vermehrungshäuser. In den vollkommensten Gärten hat man besondere Häuser für Pflanzenfamilien oder Arten mit vielen Sorten, als: Kakteen-, Kamelien-, Ericeen-, Agaven-, Sukkulenten-, Pelargonien-, Aroideen-, Orchideen-, Farn-, Palmen-, Wasserpflanzenhäuser etc. Die Treibhäuser im eigentlichen Sinn dienen zum Treiben entweder von Früchten und Gemüsen oder von Blumen.

Basilienkraut - Basili

Bild 2.425: Basilienkraut - Basilika
* 10 Basilika.

Man hat Wein-, Pfirsich-, Pflaumen-, Erdbeer-, Ananashäuser, Bohnen-, Gurkenhäuser. Die Gewächshäuser sind entweder einfache oder Doppelhäuser, d. h. sie haben nur an einer oder an zwei Seiten Fenster (Gewächshäuser mit Satteldach). Sie stehen entweder ganz über der Erde oder nur wenig vertieft, oder es sind Erdhäuser, welche nur oben Fenster haben. Die letztern halten sich wärmer und gleichmäßiger, sind aber als Kalthäuser oft zu feucht. Nach der Konstruktion sind die Gewächshäuser meistens mit glatten, schiefen Dächern versehen, die nach einer oder zwei Seiten, seltener nach vier Seiten geneigt sind; sehr große Häuser haben zuweilen einen Kuppelbau mit Seitenflügeln oder die Form einer Basilika. [* 10]

Der Neigungswinkel der Glasdächer schwankt zwischen 5 und 45°, doch sind Häuser mit 25-30° am häufigsten, sehr flache Fenster unzweckmäßig. Die alten Gewächshäuser hatten oft 75-80° Fensterneigung, was sie für die Wintersonne am empfänglichsten macht. Die Gewächshäuser sind entweder von Glas und Mauerwerk oder ganz von Glas und Eisen, [* 11] nur mit dem nötigen Unterbau. Als Baumaterial dient Holz [* 12] oder Eisen oder auch beides vereinigt. Wegen geringer Haltbarkeit und Teurung des Holzes wird der Eisenbau immer allgemeiner.

Die Lage der Gewächshäuser richtet sich zunächst nach der Lokalität und dem Bedürfnis sowie nach der Bauart. Die letztere muß sich oft der Örtlichkeit fügen. Allgemein ist für einseitige Gewächshäuser die Lage nach Süden Regel, aber nicht unbedingt nötig, für Doppelhäuser nach Osten und Westen (also von Norden [* 13] nach Süden); aber Ausnahmen sind häufig. Alle Pflanzen bedürfen zwar des Sonnenscheins, aber in sehr verschiedenem Maß. Gute Vorrichtungen zum Lüften, Beschatten und Decken müssen in jedem Gewächshaus vorhanden sein.

Heizung (Lokalheizung:

Bild 8.338: Heizung (Lokalheizung: verbesserter Kamin)
* 14 Heizung.

Das Wichtigste der innern Einrichtung ist aber die Heizung. [* 14] Sonst war die Heizung mittels eines sanft aufsteigenden Rauchkanals allgemein. Dagegen ist jetzt die Dampf-, mehr noch die Wasserheizung beliebt, wobei die in den Häusern verteilten Wasserreservoirs zum Heizen sowie auch die Gießwasserbehälter erwärmt werden. Große Pflanzen werden in den Gewächshäusern unmittelbar auf die Erde oder auf niedrige Ständer gestellt, kleine auf Gestelle, Stellagen genannt, oder auch auf gemauerte Hohlbeete, welche unterirdisch durch Wärmerohre, frischen Pferdemist oder Gerberlohe erwärmt werden (Warmbeete).

An den Fenstern werden 60-90 cm breite Fensterbretter über den Heizrohren angebracht, oft auch mehrere übereinander, sogar unter den schrägen Fenstern, was aber immer verdunkelt. Da das Lichtbedürfnis der Pflanzen verschieden ist, so kommt alles darauf an, sie passend aufzustellen, namentlich die zarten, weichblätterigen dicht an den Fenstern, sich ausbreitende ganz frei, während hartblätterige Pflanzen unter ihnen stehen können. Letztere stellt man sogar bei überfüllten Häusern unter die Stellagen.

Charlotte Amalia - Cha

Bild 3.952: Charlotte Amalia - Charlottenburg
* 15 Charlottenburg.

Eine besondere Art von Gewächshäusern sind die Wintergärten in und an Wohngebäuden und mit Restaurationslokalen verbunden. Letztere haben durch große Aktienunternehmungen, z. B. die Flora in Charlottenburg [* 15] und in Köln, [* 16] den Palmengarten in Frankfurt [* 17] u. a., in neuerer Zeit eine besondere Bedeutung bekommen.

Vgl.   M. Neumann, Glashäuser aller Art (4. Aufl. von J. Hartwig, Weim. 1875);

Wörmann, Der Garteningenieur, 5. Abt. (Berl. 1864);

Derselbe, Gewächshäuser und Mistbeete (das. 1871);

de Puydt, Plantes de serres (Brüssel [* 18] 1868);

Field, The greenhouse as a wintergarden (New York 1870);

Pynaert, Die Fruchthäuser (Stuttg. 1874);

Bouché, Bau und Einrichtung der Gewächshäuser (Bonn [* 19] 1886).