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Wort | eLexikon | Philologie und Alterthumskunde - Sprachenkunde - Wortlehre

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Wort,

Verein von Sprachlauten oder einzelner Sprachlaut, welcher eine Vorstellung, Empfindung oder einen Begriff ausdrückt. Jedes Wort besteht aus so viel Teilen oder Silben, als Absätze in den Bewegungen der Sprachorgane zum Aussprechen desselben erforderlich sind, und jede Silbe aus Lauten, deren so viele sein können, als die Sprachorgane ohne Absatz vernehmlich zu machen im stande sind. Für die wissenschaftliche Betrachtung ist an jedem Wort zu unterscheiden zwischen Laut, Bedeutung und Beziehung; nur die Interjektionen entbehren als bloße Empfindungslaute der bestimmten Beziehung auf andre Wörter.

Spottiswoode - Sprache

Bild 15.177: Spottiswoode - Sprache (physiologisch)
* 2 Sprache.

Über die Bedeutung der Wörter gibt das Lexikon, über ihre Beziehung im Satz die Grammatik Aufschluß; die Herkunft und die verwandtschaftlichen Beziehungen der Wörter zu einander in einer Sprache [* 2] oder mehreren Sprachen der gleichen Familie erörtert die Etymologie. Ihrer Bedeutung nach teilt man die Wörter in die sogen. Redeteile (s. d.) ein, ihrer Herkunft nach in einfache und zusammengesetzte. Die gemeinschaftliche Grundform, aus welcher verwandte Wörter erwachsen sind, heißt Wurzel [* 3] (s. d.), derjenige Teil des Wortes aber, an welchen die Flexionssilben treten, während er selbst in den meisten Fällen unverändert bleibt, Stamm.

Die Bildung der Wurzeln ist im Jugendalter der verschiedenen Völker erfolgt und schon seit vielen Jahrhunderten fast gänzlich abgeschlossen, dagegen können aus bereits vorhandenen Wurzelwörtern immer neue Wörter gebildet werden, indem dieselben entweder mit andern Wörtern oder mit Ableitungssilben zusammengesetzt werden; s. Zusammensetzung. Von Substantiven abgeleitete Wörter (z. B. verkündigen, verallgemeinern) heißen Denominativa, von Verben abgeleitete Verbalia (z. B. Verkündigung, Verallgemeinerung).

Der Wortreichtum pflegt in hochentwickelten Schriftsprachen naturgemäß an und für sich viel größer zu sein als in den Sprachen roher Naturvölker. Die letztern sind zwar nicht selten reich an Wortnüancen, die uns fehlen, aber stets arm an abstrakten Ausdrücken. So haben viele nordamerikanische Indianersprachen besondere Ausdrücke zur Bezeichnung der feinsten Farbenschattierungen, aber kein allgemeines Wort für Farbe; in der Sprache der ausgestorbenen Ureinwohner von Vandiemensland gab es Bezeichnungen für alle dort vorkommenden Baumarten, aber kein Wort für den Begriff Baum selbst.

Der Plural von Wort lautet im Gotischen vaurda, im Alt- und Mittelhochdeutschen, wie der Singular, wort; im 16. Jahrh. kommt die neuhochdeutsche Doppelform Worte und Wörter auf, doch unterscheidet man erst seit der ersten Hälfte des 18. Jahrh. beide Formen der Bedeutung nach, indem man unter Wörtern die Worte in ihrer Vereinzelung als Redeteile, unter Worten dagegen dieselben in ihrem Zusammenhang als Teile der Rede versteht.

Vgl.   Sprache und Sprachwissenschaft.