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Wunderbaum | eLexikon | Botanik - Dikotyledonen - Euphorbiaceen

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Wunderbaums. v. w. Ricinus und Robinia. / 5

Seite 16.763

Wunderbaum

5 Wörter, 42 Zeichen

Botanik — Dikotyledonen — Euphorbiaceen

Richtige Mitte - Ricin

Bild 13.817: Richtige Mitte - Ricinus
* 2 Seite 13.817.

Ricinus

Tourn. (Wunderbaum), Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen, [* 3] baum-, strauch- oder krautartige Gewächse mit großen, wechselständigen, handförmigen Blättern, monözischen Blüten und trockner, dreigehäusiger, dreisamiger Kapsel. Die einzige Art, Ricinus communis L. (Christuspalme, s. Tafel »Arzneipflanzen [* 4] II«),



Ricke - Ridderstad

Bild 13.818: Ricke - Ridderstad
* 9 Seite 13.818.

ist in den Tropen ein mehr als 12 m hoher Baum, in Süditalien [* 5] nur 3 bis 5 m hoch und zwei- bis dreijährig, weiter nördlich strauchartig, bei uns eine kräftige, einjährige Staude von 2,5-3 m Höhe mit sieben- bis elflappigen Blättern von 1 m Durchmesser, einfacher, bis 1 m langer Blütenrispe, mit oft größtenteils männlichen und nur an der Spitze weiblichen, oft fast nur weiblichen und wenigen männlichen Blüten an der Basis, unscheinbaren Blüten mit gelben Staubbeuteln oder roten Narben, trockner, rundlicher, dreiknopfiger, mit krautartigen Dornen besetzter oder nackter Kapsel, einsamigen, abspringenden Gehäusen und ovalen, etwas platt gedrückten, grau- oder blaßbräunlichen, braun gesprenkelten, bohnengroßen Samen [* 6] mit weißer, fleischiger Samenschwiele an der Spitze. Der Ricinus stammt wohl aus Ostindien, [* 7] ist aber jedenfalls sehr früh als Kulturpflanze weit verbreitet worden, findet sich jetzt auch wild in Nordostafrika, in den mittelpersischen Gebirgen und im Kaukasus und ist so akkommodationsfähig, daß er noch bei Christiania [* 8]

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seine Samen reift. Er wird bei uns als Zierpflanze in mehreren Varietäten kultiviert (16 verschiedene Typen, Unterarten) und bildet eine der schönsten Blattpflanzen [* 10] für den Rasen. Die Blätter des Ricinus dienen der bengalischen Seidenraupe (Bombyx Cynthia) als Futter, auf den Antillen und am Senegal gegen Migräne und zur Beförderung der Milchabsonderung. In Italien [* 11] wird die Pflanze besonders hochgeschätzt (Palma Christi, römische oder indische Bohne, Höllenfeige, Sonnenkorn, Schaflaus, Ölkaffee, Pomadenbohne), und man kultiviert sie zu Florenz [* 12] in Glashäusern, um auch im Winter Blätter davon zu haben.

Die Samen (Purgier-, Brechkörner) schmecken herb und beißend scharf, sind giftig und enthalten gegen 40 Proz. fettes Öl, welches in Indien, Italien, Frankreich, Nordamerika [* 13] durch Pressen dargestellt wird. Das offizinelle Rizinusöl (Christpalmöl, Kastoröl) ist farblos oder gelblich, durchsichtig, dickflüssig, geruchlos, schmeckt mild, hintennach etwas kratzend, spez. Gew. 0,95-0,97, erstarrt bei -18°, ist bei 20° mit starkem Alkohol und Äther mischbar, wird an der Luft ranzig, zäh und trocknet, besteht aus Glyceriden der sirupdicken, scharf kratzend schmeckenden Rizinölsäure und mehrerer fester Säuren, beginnt bei 265° zu kochen und zersetzt sich unter Bildung von Önanthol, Önanthsäure, Acrolein und einem schwammigen Rückstand, gibt, mit Kalilauge destilliert, Kaprylaldehyd, mit Salpetersäure Önanthylsäure. Es wirkt stark purgierend, doch ist die Ursache dieser Wirkung nicht bekannt.

Westindien und Zentral

Bild 16.558b: Westindien und Zentral-Amerika
* 19 Westindien.

Man benutzt es als abführendes Mittel, als Schutzmittel gegen Motten, Ungeziefer, bei Hautkrankheiten [* 14] etc., zu Seifen, Schmieren, als Haaröl, zu Collodium elasticum und besonders in der Türkischrotfärberei (in Form von rizinusölsaurem Natron), in Indien als Brennöl. Der Ricinus war schon dem Herodot bekannt, zu dessen Zeiten das Öl in Ägypten [* 15] vielfach als Brennöl und zu Salben benutzt wurde; der »Kürbis« [* 16] vor Jonas' Hütte (Jonas 4, 6), den ein Wurm [* 17] stach, daß er verdorrte, scheint ein Ricinus gewesen zu sein, der in der That gegen Verletzungen sehr empfindlich ist, auch in Griechenland [* 18] wurde die Pflanze, wie noch jetzt, unter dem Namen Kiki kultiviert; Theophrast nannte sie Croton, Dioskorides wandte die Samen als Abführmittel, das Öl äußerlich an. Auch Albertus Magnus kultivierte den Ricinus, und im 16. Jahrh. erscheint er als Gartenpflanze unter dem Namen Ricinus oder Kik. Später kam die Pflanze in Vergessenheit, und erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde das Öl von Westindien [* 19] aus wieder als Abführmittel empfohlen, um bald darauf allgemeine Anerkennung zu finden. 1870-71 exportierte Kalkutta [* 20] 654,917 Gallons; außerdem kommt Rizinusöl aus Italien in den Handel, wo man die Pflanze besonders bei Verona [* 21] und Legnago kultiviert, aber auch ostindische Samen preßt. - Großer Rizinussame, s. Jatropha.