Zuwachs | eLexikon | Land- und Forstwirtschaft - Forstwesen
- ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Zuwachs,
forsttechnisch die Mehrung der Holzmasse eines Baums oder Bestandes, welche aus der Bildung des jährlichen Holzringes sich ergibt. Der Zuwachs erfolgt einmal in der Richtung der Achse des Baums, indem der Jahrestrieb der Achsenlänge (Höhe) alljährlich hinzutritt (Höhenzuwachs), sodann senkrecht auf die Achse als Stärkemehrung (Durchmesserzuwachs). Der Massenzuwachs eines Stammes im ganzen bildet einen unregelmäßigen Hohlkegel von wechselnder Gestaltung, welcher die Bauform bedingt.
Der Höhen- und Stärkezuwachs werden durch die Längeneinheit, der Massenzuwachs durch die Kubikeinheit (Festmeter, d. h. 1 cbm feste, jedoch nicht porenlose Holzmasse) gemessen. Die Gesamtheit des an allen Bäumen eines Bestandes erfolgenden Zuwachses ist der Bestandszuwachs. Nach der Zeit, auf welche der Zuwachs bezogen wird, sind zu unterscheiden: jährlicher Zuwachs, d. h. der Zuwachs für ein Jahr, u. periodischer Zuwachs, d. h. der Zuwachs für eine Mehrheit von Jahren. Der jährliche Zuwachs zerfällt wieder in den laufend jährlichen Zuwachs, d. h. den in einem bestimmten Jahr erfolgenden Zuwachs, und in den Durchschnittszuwachs, d. h. den im jährlichen Durchschnitt für eine Reihe von Jahren erfolgenden Zuwachs. Die wichtigste Art des Durchschnittszuwachses ist der Haubarkeits-Durchschnittszuwachs, welcher sich ergibt, wenn die Holzmasse eines im Haubarkeitsalter stehenden Baums oder Bestandes durch das Haubarkeitsalter dividiert wird.
Zuwachsermittelung. Um den Längenzuwachs zu ermitteln, mißt man entweder bei liegenden Nadelholzstämmen die Länge der n letzten Jahrestriebe, oder bei stehenden Stämmen die jetzige Höhe und die Höhe vor einem oder n Jahren mittels eines Höhenmessers (Dendrometer oder Hypsometer); bei den Laubhölzern kann man den Höhenzuwachs am stehenden Stamm nicht unmittelbar messen; an liegenden Stämmen findet man den Höhenzuwachs ziemlich genau, wenn man dieselben in 1 m lange Sektionen zerschneidet und auf den Schnittflächen die Jahresringe zählt.
Man ermittelt so die Höhe des Stammes auf den einzelnen Altersstufen und darauf den Höhenzuwachs. Bei Berechnung des Stärkezuwachses bedient man sich an stehenden Stämmen eines Zuwachsbohrers, eines Hohlbohrers, der einen Span aus dem Baum bohrt, den man dann mittels eines Maßstäbchens absticht und auszieht (Zuwachsbohrer von Preßler in Tharant). Der Span wird mit Anilin oder Eisenchlorid etwas gefärbt, damit die Jahresringe besser hervortreten, und es werden dann die einzelnen Jahrringbreiten genau gemessen.
Das Bohrloch im Baum wird mit Baumwachs gefüllt und verklebt. Der Querflächenzuwachs des Baums ergibt sich aus dem Durchmesserzuwachs durch einfache Rechnung. An liegenden Stämmen ermittelt man den Stärkezuwachs an den untern Schnittflächen von 1 m langen Sektionen. Zur Ermittelung des Massenzuwachses an Bäumen dienen verschiedene Methoden. Eine der gebräuchlichsten ist das sogen. Sektionsverfahren. Bei demselben wird der Baum gefällt, in Abschnitte (Sektionen) von 1-2 m Länge geteilt und an jeder Sektion durch Messung und kubische Berechnung die gegenwärtige Holzmasse und die Holzmasse vor n Jahren ermittelt. Die Differenz zwischen beiden an allen Sektionen ergibt den n jährigen, die Division des letztern durch die Anzahl der (n) Jahre den einjährigen Massenzuwachs. Zuwachsprozent (Massenzuwachsprozent) ist der Zuwachs für die Masse 100. Zur Darstellung des Zuwachsganges in normalen Beständen dienen die Holzertragstafeln (s. d.).
Vgl. Kalk, Der Zuwachs an Baumquerfläche, Baummasse und Bestandesmasse (Berl. 1889).