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Zwitterdrüse | eLexikon

  • ️Peter Hug, Sollrütistr. 24, CH-3098 Schliern b. Köniz
Titel
Elemente zu Geschlechtsorgane:

Geschlechtsorgane der Pflanzen.

Geschlechtsorgane

(Genitalien, Sexualorgane, Fortpflanzungsorgane, Organa genitalia), diejenigen Teile eines Organismus, in welchen sich die zur Fortpflanzung dienenden Stoffe bilden, im männlichen Geschlecht also die Hoden, im weiblichen die Eierstöcke. Im einfachsten Fall gelangen die Produkte dieser auch als Keimdrüsen bezeichneten Organe (Same, resp. Eier) [* 3] ohne weiteres nach außen oder in den Darm [* 4] oder in die Leibeshöhle (so bei manchen niedern Tieren), gewöhnlich jedoch werden sie mittels besonderer Kanäle (Samenleiter, resp. Eileiter) an den Ort ihrer Verwendung gebracht.

Same (botanisch)

Bild 14.253: Same (botanisch)
* 5 Samen.

Dazu gesellen sich noch vielerlei Drüsen, welche Säfte zur Vermischung mit dem Samen [* 5] oder zur Einhüllung des Eies (Schalendrüsen) oder zur Versorgung des Embryos mit Nahrung (Eiweißdrüsen, Dotterstöcke) etc. absondern, ferner Säckchen zur einstweiligen Aufbewahrung des reifen Samens innerhalb des männlichen (Samenblasen) oder weiblichen Körpers (Samenbehälter) etc. In vielen Fällen sind auch besondere Begattungsorgane (Rute, resp. Scheide) zur sichern Übertragung des Samens in die Nähe des Eies vorhanden. - Werden Samen und Eier in derselben Keimdrüse produziert (bei manchen Mollusken), [* 6] so heißt diese eine Zwitterdrüse. Gebiert ein Tier lebendige Junge, so entwickeln sich die Eier in einer besondern Erweiterung des Eileiters, der Gebärmutter. [* 7] - Was die Wirbeltiere betrifft, so sind sie mit vereinzelten Ausnahmen getrennten Geschlechts.

Befruchtungssäule - Be

Bild 2.610: Befruchtungssäule - Begas
* 8 Befruchtung.

Hode (s. d.) und Eierstock (s. d.) sind stets paarig und liegen fast bei allen in der Leibeshöhle als mehr oder minder langgestreckte Organe. Bei den Leptokardiern, Cyklostomen und manchen Fischen fallen Same und Eier aus ihnen in die Leibeshöhle und werden durch den sogen. Bauchporus ins Wasser entleert, wo die Befruchtung [* 8] erfolgt. Dagegen sind bei den meisten Fischen und in sämtlichen höhern Gruppen besondere Einrichtungen zur Fortleitung der Geschlechtsstoffe getroffen und zwar in der Art, daß Teile der Urniere, resp. des Urnierenganges dazu verwendet werden.

Der Urnierengang (s. Niere) beginnt nämlich mit einer trichterförmigen Öffnung in der Leibeshöhle, kann also die in ihr befindlichen Stoffe (Same, resp. Eier) aufnehmen und mit dem Harn der Urniere nach außen befördern. Er spaltet sich aber gewöhnlich in zwei Zweige, von denen der eine in beiden Geschlechtern den Harn und außerdem beim Männchen noch den Samen ableitet, der andre (sogen. Müllersche Gang) [* 9] beim Weibchen als Eileiter fungiert, dagegen beim Männchen bedeutungslos und meist auch verkümmert ist.



Geschlechtsorgane - Ge

Bild 7.210: Geschlechtsorgane - Geschlechtsregister
* 11 Seite 7.210.

Damit aber der Same auf demselben Weg wie der Harn entleert werden könne, muß er von der Hode aus erst durch den vordern Teil der Urniere selbst hindurchtreten; indem sich dieser vom Reste der Urniere ablöst, wird er zur sogen. Nebenhode (s. Hode) und der betreffende Zweig des Urnierenganges zum Samenleiter; im weiblichen Geschlecht verkümmert letzterer mit dem Auftreten der definitiven Niere und besteht als sogen. Gartnerscher Kanal [* 10] fort. Die Urniere selbst erhält sich bei den Amphibien in Wirksamkeit, hat aber bei den höhern Wirbeltieren der definitiven Niere Platz gemacht und kommt daher nur noch beim Embryo als sogen. Wolffscher Körper zum Vorschein. Reste von ihr bleiben jedoch selbst bei den Säugetieren als sogen. Giraldèssches Organ des Männchens, resp. als Nebeneierstock des Weibchens zeitlebens bestehen. - Wie aus dieser Darstellung ersichtlich, sind am Geschlechtsapparat der Wirbeltiere außer den

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Keimdrüsen noch die Urniere und ihre Gänge beteiligt; nur durch das Verhalten der letztern ist der eigentümliche Umstand erklärbar, daß (abgesehen von einigen Fischen) der Same stets in einem zusammenhängenden Kanal befördert wird, die Eier hingegen bei ihrer Loslösung vom Eierstock in die Leibeshöhle geraten und von ihr in die trichterförmige Öffnung des Eileiters eintreten müssen, um nach außen geführt zu werden. Doch ist bei Säugetieren jene Öffnung (die sogen. Muttertrompete) dem Eierstock so nahe gerückt und von Falten des Bauchfelles so umgeben, daß die Eier unter normalen Umständen stets direkt in den Eileiter hineinfallen. (Geraten sie dennoch in die Leibeshöhle, so geben sie häufig zu Bauchschwangerschaften Veranlassung.) - Die Mündung der Geschlechts- und Harnorgane nach außen liegt bei den meisten Fischen hinter dem After, bei den übrigen Wirbeltieren fast immer mit dem After zusammen (neben oder vor ihm) in einer Vertiefung, der sogen. Kloake.

Eidechsen

Bild 5.367a: Eidechsen
* 12 Eidechsen.

Aus der Wand der letztern können sich alsdann besondere Vorsprünge erheben und als Begattungsorgane Verwendung finden; so bei Eidechsen [* 12] und Schlangen, [* 13] wo sie aus der Hinterwand, so bei den übrigen Reptilien, den Vögeln und Säugetieren, wo sie aus der Vorderwand der Kloake hervorwachsen. Bei den Säugetieren, wo die Kloake gewöhnlich nur während des Embryonallebens besteht, im erwachsenen Tier hingegen meist zwei besondern Öffnungen (After und Mündung der Harnröhre) Platz macht, schließt das Begattungsorgan im männlichen Geschlecht sogar die Harnröhre ein und stellt so den Penis (s. Rute) dar, während es im weiblichen Geschlecht als sogen. Klitoris die hinter ihr gelegene Harnröhre freiläßt. - In weiterer Beziehung zu den Geschlechtsorganen stehen bei den Säugetieren noch die Milchdrüsen. - Beim Menschen gehören zu den männlichen Geschlechtsorgane (vgl. Tafel »Eingeweide [* 14] II«, [* 11] Fig. 2 u. 3) der Hodensack (scrotum, s. Hode), der die Hoden mit den Samengängen enthält, die Samenleiter (s. d.), Samenbläschen, die Vorsteherdrüse (s. d.) und die Rute (s. d.). Die weiblichen Geschlechtsorgane sind die Eierstöcke (s. d.), Eileiter (s. d.), Gebärmutter (s. d.) und Scheide (s. d.) mit der äußern Scham. Wegen der Einzelheiten vgl. die bezeichneten Artikel.

Algen

Bild 1.342: Algen
* 15 Algen.

Geschlechtsorgane der Pflanzen.

Bei den Pflanzen lassen sich die Geschlechtsorgane auf einen einzigen Typus zurückführen, der bei den Gefäßkryptogamen am klarsten ausgeprägt ist, und welcher auch bei den Blütenpflanzen in reduzierter Form auftritt. Als männliche Sexualorgane finden sich bei allen Gefäßkryptogamen und Moosen sowie bei vielen Algen [* 15] und einigen Pilzen verschieden gebaute Zellbehälter, die Antheridien, welche die männlichen Befruchtungselemente (Zoospermien) erzeugen, während die weiblichen Geschlechtsorgane, die Archegonien oder Oogonien, eine für die Aufnahme des männlichen Befruchtungsstoffs bestimmte Zelle, [* 16] die Eizelle, enthalten, die nach der Befruchtung zu einer neuen dem Mutterorganismus gleichen Pflanze, dem Keim oder Embryo, auswächst.

Die später aus dem Embryo hervorgehende Pflanze entwickelt als ungeschlechtliche Vermehrungsorgane die Sporangien, welche ungeschlechtliche Fortpflanzungszellen oder Sporen enthalten. Durch Keimung derselben entsteht bei den Farnen eine besonders organisierte Zellgeneration, das Prothallium, an welchem männliche und weibliche Geschlechtsorgane auftreten. Bei gewissen Formen der Gefäßkryptogamen (Salvinia, [* 17] Marsilia, [* 18] Isoëtes, [* 19] Selaginella) entwickeln sich nun zweierlei Sporen, von denen die einen, die kleinern Mikrosporen, nur Prothallien mit männlichen Sexualorganen erzeugen, während die größern Makrosporen weibliche, d. h. Archegonien tragende, Prothallien durch Keimung hervorgehen lassen.

Polla - Pollen

Bild 13.189: Polla - Pollen
* 20 Pollenkörner.

Bleibt das Prothallium innerhalb der sich nicht öffnenden Makrospore eingeschlossen, während aus den Eizellen sich Embryonen bilden, so entsteht der Fall, der bei der ersten Abteilung der Blütenpflanzen, den Gymnospermen, stattfindet. Bei ihnen erscheinen die Mikrosporen als Pollenkörner, [* 20] die Makrosporen aber als eine im Innern eines massigen Sporangiums, der sogen. Samenknospe, eingeschlossene Zelle, die bei allen Blütenpflanzen als Embryosack [* 21] bezeichnet wird. In diesem entsteht ein saftiges Zellgewebe (Endosperm), das dem weiblichen Prothallium entspricht, und an dessen Rand nach längerer Zeit einfach gebaute große Archegonien (die corpuscula der ältern Botanik) mit befruchtungsfähigen Eizellen auftreten.

Die Mikrosporen oder Pollenkörner bilden in ihrem Innern ebenfalls einen kleinen, zelligen Körper als Andeutung des männlichen Prothalliums aus und treiben bei der Keimung, welche hier nur an der Mündung der Samenknospe (der Mikropyle) stattzufinden vermag, einen Schlauch (Pollenschlauch), dessen Ausstülpungen bis zu den Zentralzellen der Archegonien vordringen. Bewegliche männliche Befruchtungskörper (Zoospermien) werden in diesem Fall nicht gebildet, sondern die Befruchtungssubstanz dringt wahrscheinlich bei geschlossen bleibender Haut [* 22] des Pollenschlauchs in Form einer Lösung bis zu den Eizellen.

Die den Gymnospermen gegenüberstehenden übrigen Blütenpflanzen (Angiospermen), deren Samenknospen in einem besondern Gehäuse, dem Fruchtknoten, eingeschlossen sind, unterscheiden sich in ihren Geschlechtsorganen nur dadurch von den nacktsamigen Gewächsen, daß bei ihnen die Prothalliumbildung im Embryosack bis auf die Bildung sehr weniger (gewöhnlich drei) Zellen (Gegenfüßlerinnen oder Antipoden) am hintern Ende desselben reduziert erscheint, während am vordern Ende drei andre Zellen, die eigentliche Eizelle nebst zwei Gehilfinnen (Synergiden), die Aufnahme des Befruchtungsstoffs aus dem Pollenschlauch übernehmen.

Letzterer entsteht durch Keimung der Mikrosporen oder Pollenkörner auf der Narbe des Fruchtknotens, von der er bis zur Mündung einer Samenknospe weiter wächst. Auch im Pollenkorn der Angiospermen wird zuweilen eine die Prothalliumbildung andeutende, vorübergehende Zellteilung beobachtet. Auf diese Weise sind die Geschlechtsorgane der Sporen- und der Blütenpflanzen durch eine Kette von Übergängen verbunden; alle übrigen Unterschiede, wie die Ausbildung der Samenknospen zu reifen, einen Embryo bergenden Samen, das Auswachsen des Fruchtknotens zur Frucht, die Umbildung der die Mikrosporen tragenden Blätter zu beutelförmigen Antheren, die Umhüllung der Bestäubungsorgane mit besonders gestalteten und gefärbten Kelch- und Blumenblättern, erscheinen nur als nebensächliche, durch Anpassung an besondere Lebensverhältnisse erworbene Momente. -

Vgl.   die Spezialartikel Algen, Pilze, [* 23] Moose, [* 24] Farne, [* 25] Staubgefäß, Embryosack, Samenknospe.