Dichteste Kugelpackung / Geometrisches / Wetzel
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Inhalt
1. Einleitung
2. Schichtweises Errichten von Pyramiden aus Kanonen- oder anderen Kugeln
3. Die unterste Schicht der Kugelpyramiden
4. Die drei untersten Schichten der Kugelpyramiden
4.1 Die Packungsdichte der vierseitigen Pyramide
4.2 Die Packungsdichte der dreiseitigen Pyramide
5. Vergleich zwischen den bei den beiden Kugelpyramiden angewendeten Packungen
5.1 Durch Umlegen der Schichten einer dreiseitigen Pyramide entsteht eine vierseitige Pyramide
5.2 Schichten mit quadratischem Muster im Inneren einer dreiseitigen Pyramide
6. Die kubisch-fl�chenzentrierte Elementarzelle
7. Die hexagonale Elementarzelle
8. Die kristallographischen Elementarzellen und ihre Packungsdichten
8.1 Die Packungsdichte der kubisch-fl�chenzentrierten Elementarzelle
8.2 Die Packungsdichte der hexagonalen Elementarzelle
9. ABA und ABCA — in der Krisrallographie gebrauchte K�rzel beim Stapeln hexagonaler Kugelschichten
9.1 Die ABA-Stapelfolge
9.2 Die ABCA-Stapelfolge
9.3 Quadratisch gemusterte Kugelschichten
10. Kugelpyramiden-Varianten
10.1 Dreiseitige Kugelpyramiden
10.2 Die vierseitige Kugelpyramide
10.3 Eine sechseitige Kugelpyramide
10.4 Eine aus hexagonalen Elementarzellen bestehende Kugelpyramide
11. Literatur
1. Einleitung ↑ Anfang
Bei auf Burgen noch vorhandenen alten Kanonen oder in �lteren Festungen werden oft auch in Haufen geschichtete Kanonenkugeln aufbewahrt. Solche Kugelhaufen haben manchmal die Kontur einer dreiseitigen Pyramide (Abb.1, vorne). Meistens sehen sie aus wie vierseitige Pyramiden oder wie Walmd�cher (Abb.1, hinten und links). In der dreiseitigen Pyramide scheinen die Kugeln am dichtesten gepackt zu sein. Der Schein tr�gt aber: Die Packungsdichte ist in beiden Pyramiden gleich, wobei es sich um die dichteste Packung handelt, die mit Kugeln m�glich ist. Der Anteil ihres eigenen Volumens ist 74,048 % des von ihnen beanspruchten Raumes. Der Leerraum zwischen ihnen ist mit etwa 26% etwa ein Drittel ihres eigenen Volumens.
Es handelt sich um einen Grenzwert f�r aus unendlich vielen Kugeln bestehende Packungen. Bei endlich gro�en Kugelhaufen gilt er auch (Grenzwertbetrachtung nicht erforderlich), wenn man ihre H�lle durch die Mittelpunkte der sie begrenzenden Kugeln legt.
<< Abb.1 In einem kolonialzeitlichen Fort gestapelte
Kanonenkugeln;
eine dreiseitige Pyramiden- und
zwei besonders lange Walmdach-Packungen
[1, Seite 3, Abbildung 2 (a)]
Der Wert der gr��ten Packungsdichte wird im Folgenden hergeleitet, wobei stets beide o.g. Pyramidenformen (Abb.1 u. Abb.2) in vergleichende Betrachtungen einbezogen werden. Den Versuch, mich ausschlie�lich an Kanonenkugelpackungen — bzw. weil ich kein Burgherr sondern eher Pazifist bin — an z.B. aus Holz gefertigte Spielzeugkugeln zu halten, gab ich bald auf. Die Packungsdichte inkl. der bestm�glichen ist ein vorwiegend in der Kristallographie gebrauchter und ein dort allgemein entwickelter Begriff. Zudem sind dort weitere Zusammenh�nge erforscht, die auch beim Packen von Holzkugeln n�tzlich anwendbar sind, so dass ich einen etwas l�ngeren Ausflug in die Kristallographie unternehmen werde.
Abb.2 Zwei Kugelpyramiden; links Kanonen- (quadratische Basis), rechts Holzkugeln (gleichseitige Dreieck-Basis)
[2, Abb.8]
2. Schichtweises Errichten von Pyramiden aus Kanonen- oder anderen Kugeln
↑ Anfang
Es ist naheliegend, dass kompakte Packungen aus einzelnen ebenen, mit Kugeln belegten Schichten bestehen, und dass sich in den Packungen parallele und in mehreren Richtungen orientierte Kugelebenen bezeichnen lassen. Dabei ist keine Richtung bevorzugt. Es ist lediglich praktisch, dass ein Haufen aus Kanonenkugeln oder anderen Kugeln schichtweise vom Boden ausgehend erstellt wird. Und es spricht nichts dagegen, die horizontale Schichtung zur Basis allgemeiner Betrachtungen zu erkl�ren.
3. Die unterste Schicht der Kugelpyramiden ↑ Anfang
Die L�cken in der untersten Schicht der vierseitigen Pyramide sind gr��er als die in der dreiseitigen. In Letzterer sind die Kugeln enger zusammen ger�ckt. Jede von ihnen ber�hrt 6 Nachbarkugeln (Abb.3-rechts). In der Ersten ber�hrt jede Kugel nur 4 Nachbarn (Abb.3-links). In der Mittenebene (enth�lt die Kugelmittelpunkte) dieser Schicht bleiben 21 % der Fl�che leer, w�hrend es bei der zur dreiseitgen Pyramide geh�renden Schicht nur 9,3 % sind. Diese Zahlen haben aber keine direkte Bedeutung, weil die gesuchte Packungsdichte eine das Volumen betreffende Verh�ltniszahl ist. Sie sind aber der Grund f�r die oben genannte T�uschung, dass die vierseitige Pyramide eine kleinere Packungsdichte h�tte.
Abb.3 Jeweilige unterste Schicht der Pyramiden aus Abb.12; links: CAD-Modell; rechts: Holzkugeln
Dass Kanonnenkugeln bevorzugt auf quadratischem oder allgemein rechteckigem Grundriss gestapelt wurden, ist vermutlich einem allgemeinen Hang zum rechten Winkel geschuldet. Durch Probieren w�re leicht herauszufinden gewesen, dass auch das regelm��ige Dreieck oder Vielfache davon (z.B. Raute und Sechseck) geeignet, ungerade Umrandungen (z.B. Kreis, Ellipse) aber eher ungeeignet sind. Damit die Kanonenkugeln nicht wegrollen, wurden sie von einem Rahmen umgeben oder in Boden-Dellen gelegt. Als die Burgen inklusive ihrer alten Waffen �ffentlich zug�nglich wurden, hat man sie –zumindest die �u�eren Kugeln– aneinander geschwei�t, damit keine Kugel "verloren gehen" kann. Der Rahmen verlor in diesem Moment seine Aufgabe.
4. Die drei untersten Schichten der Kugelpyramiden ↑ Anfang
Eine Kugel, die man auf eine der beiden Bodenschichten legt, f�llt von selbst in eine der zwischen vier (vierseitige P.) bzw. drei (dreiseitige P.) Bodenkugeln bestehende L�cken hinein. Mit weiteren Kugeln entsteht eine weitere Schicht mit gleichem Muster wie in der Bodenschicht. Nur die Randreihen sind um je eine Kugel k�rzer. Sie liegen um einen halben Kugeldurchmesser gegen die Randreihe darunter versetzt. Da die Schichten der dreiseitigen Pyramide doppelt so viele L�cken wie Kugeln haben (aber nur jede zweite L�cke besetzt werden kann), hat man prinzipiell die Wahl, mit welcher L�cke man anf�ngt. Bei der hier zur Debatte stehende Pyramide (Abb.2-rechts), hat man immer die randn�chsten L�cken besetzt und dadurch eine steilwandige und bei gegebener Grundfl�che die gr��t m�gliche H�he erreicht.
Vorschau: Die Wahl, die dreieckig (oder hexagonal) gemusterten Kugelschichten auf zweierlei Arten �bereinander zu legen, macht letztlich den Unterschied zwischen zwei prinzipiell m�glichen dichtesten Kugelpackungen aus, worauf sp�ter detailliert eingegangen wird.Nach dem Auflegen der dritten Kugelschicht sind die L�cken der zweiten Schicht allseitig begrenzt, so dass in ihr die in allen Schichten g�ltige Packungsdichte untersucht werden kann.
Abb.4 Drei unterste Schichten der Pyramiden aus Abb.2 (hier links: vierseitige Pyramide ist halbiert); CAD-Modelle.
Die Kugeln der beiden oberen Schichten sind teildurchsichtig, so dass ihre zentrische Lage in den darunter
befindlichen L�cken erkennbar bleibt.
Herauszufinden sind Form und Volumen einer kleinsten Zelle, die von Teilen der eine L�cke umgebenden Kugeln begrenzt wird. Als Packunsdichte ergibt sich das Verh�ltnis zwischen der Differenz zwischen Zellenvolumen und L�ckenvolumen und dem Zellenvolumen.
Es zeigt sich, dass mit quaderf�rmigen Zellen (ebene Boden- und Deckfl�che) gearbeitet werden kann, indem man die ineinander "verzahnten" Kugelschichten "gl�ttet". Die "Z�hne" sind Teile (Kalotten) der von unten und oben in die L�cken hinenragenden Kugeln. Je eine H�lfte dieser Kalotten wird einer der benachbarten Schichten zugerechnet. Man gewinnt ebene "Stammschichten", die etwas weniger dick als der Durchmesser einer Kugel sind, und die aus quaderf�rmigen "Stammzellen" bestehen.
4.1 Die Packungsdichte der vierseitigen Pyramide ↑ Anfang
Abb.5 Quadratische Stammzelle; links: vertikal beschnitten; rechts: zus�tzlich horizontal beschnitten
Die Stammzelle in den Schichten der vierseitigen Pyramide hat quadratischen Querschnitt (Abb.3-links). Ihre vertikalen Kanten f�hren durch die Mittelpunkte der vier die L�cke bildenden Kugeln (Abb.4-rechts). Je ein Viertel dieser Kugeln (in der Summe 1 ganze Kugel) liegt innerhalb der Zelle. Es ist leicht erkennbar, dass die von den oben und unten hineinragenden Kugeln abgetrennten Kalotten im Volumen gleich sind wie die jeweils vier oben und unten von den begrenzenden Kugelvierteln abgetrennten Spitzen. Anders gesagt: Vier Spitzen bilden zusammen ebenfalls und eine gleich gro�e (kopf�ber positionierte) Kalotte. Der Wegschnitt der Spitzen wird von der jeweiligen in der L�cke verbleibenden Kalotte der hineingefallenen Kugel kompensiert. Wegen der Gleichheit zwischen "verlorenem" und "gewonnenem" Volumen ist das in einer Stammzelle enthaltene Kugelvolumen genau so gro� wie das einer ganzen "unversehrten" Kugel. Die Rechenarbeit f�r die Ermittlung der Packungsdichte wird folglich stark gemindert.
<< Abb.6 Quadratische Stammzelle (Diagonalschnitt):
mit Skizze f�r die Berechnung
↑↑ Abb.7 Quadratische Stammzelle:
Berechnung der Packungsdichte
Die Rechnung ist sogar ziemlich kurz, denn die noch zu ermittelnde Dicke h der Stammschicht bzw. der H�he der Stammzelle ist der Zeichnung (Abb.5) schon anzusehen: h = √2·r.
Die entsprechende Berechnung erfolgt dennoch (Abb.6). Sie geht davon aus, dass die Stammzelle quadratischen Querschnitt mit Kantenl�nge 2·r hat, und die Diagonale somit √2·2·r ist.
Das Dreieck, das die anschlie�end gebrauchten geometrischen Beziehungen (Satz des Pythagoras und Strahlensatz) visualisiert, ist mit einer Rasterf�llung gekennzeichnet.
Der Quotient aus Kugelvolumen VK und Zellenvolumen VZ ist der gesuchte Wert der Packungsdichte: ≈ 74,05 % .
4.2 Die Packungsdichte der dreiseitigen Pyramide ↑ Anfang
Hier hat die Stammzelle rautenf�rmigen Querschnitt (siehe Abb.4-rechts). Sie enth�lt ebenfalls vier Kugelteile (zwei
Kugel-Sechstel und zwei Kugel-Drittel), die zusammen wieder eine ganze Kugel ausmachen. Anstatt nur einer von vier Kugelvierteln gebildeten L�cke enth�lt sie zwei kleinere, jeweils von drei Teil-Kugeln gebildete L�cken. Die L�cken liegen n�her beisammen, so dass nicht in beide Kugeln hineinfallen k�nnen. In die eine f�llt eine von oben, und in die andere ragt eine von unten hinein (beides weiniger tief als bei der vierseitigen Pyramide). Die Stammschicht ist somit dicker, und die Kalotten sind kleiner.
Abb.8 Rautenf�rmige Stammzelle; links: vertikal beschnitten; rechts: zus�tzlich horizontal beschnitten
(in der Draufsicht gegen�ber Abb.4/rechts um 90� gedreht)
Auch hier ist leicht erkennbar, dass das Volumen der von den beiden Kugeln verbleibenden Kalotten gleich gro� wie das zusammen gez�hlte Volumen der von den vier die L�cke bildenden Kugel-Teilen abgetrennten acht Spitzen ist. Die Rechenarbeit (Abb.10) f�r die Ermittlung der Packungsdichte ist etwas l�nger, aber gleich einfach wie bei der vierseitigen Pyramide.
<< Abb.9 Rautenf�rmige Stammzelle
(gro�er Diagonalschnitt):
mit Skizze f�r die Berechnung
↑ ↑ Abb.10 Rautenf�rmige Stammzelle
Berechnung der Packungsdichte
Das Volumen der rautenf�rmigen Stammzelle ist gleich gro� wie das der quadratischen. Folglich hat sich der Quotient aus Kugelvolumen VK und Zellenvolumen VZ nicht ge�ndert. Die Packungsdichte ist gleich wie in der vierseitigen Pyramide, n�mlich ≈ 74,05 % .
Der Vergleich der Rechnungen (Abb.10 mit Abb.89) zeigt, dass die Stammschicht in gleichem Ma�e dicker wie ihre Grundfl�che kleiner geworden ist. Das Verh�lnis der Dicken hQuad / hRaute ist √3 /2, und das der Grundfl�chen
FQuad / FRaute ist 2 /√3.
5. Vergleich zwischen den bei den Kugelpyramiden angewendeten Packungen
↑ Anfang
Da die vierseitige und die dreiseitige Pyramide die gleiche (mit etwa 74 % die dichteste) Kugelpackung haben, verbl�fft wegen ihrer �u�erer Verschiedenheit. Sind sie nur scheinbar verschieden? Verschwindet ihr verschiedenes Erscheinen, wenn man sie in gleicher Weise betrachtet? Wie w�re diese gleiche Weise zu formulieren?
Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass die Seitenw�nde beider Pyramiden das gleiche hexagonale Muster
(6 Kugeln umschlie�en eng eine 7. Kugel, Abb.2) aufweisen. Das hei�t, dass auch bei der vierseitigen Pyramide dieses schon in der Grundschicht der dreiseitigen Pyramide vorhandene Muster (Abb.3-rechts) auftritt. Und, es stellt sich sofort die Frage nach dem Umgekehrten: Tritt das quadratische Muster, wenn schon nicht in den sichtbaren W�nden der dreiseitigen Pyramide, so doch in ihrem Inneren auf?
5.1 Durch Umlegen der Schichten einer dreiseitigen Pyramide entsteht eine
vierseitige Pyramide ↑ Anfang
Diese Feststellung und die Kenntnis davon, dass man Schichten mit hexagonalem Muster auf zweierlei Weise aufeinanderlegen kann (s. Abschnitt 4., erster Absatz), gaben Anlass, das Modell der dreiseitigen Pyramide (Abb. 2-rechts und Abb.11-links) einmal anders zu schichten: Die Schichten waren untereinander nicht verleimt, sodass sie anders aufeinander gelegt werden konnten. In der Variante (Abb.11-rechts; schiefe Pyramide) ist das zweite m�gliche Aufeinanderlegen angewendet: nicht in die randn�chsten, sondern in die weiter entfernten L�cken, wobei kein seitlicher Versatz gegen�ber der jeweils darunter liegenden Schicht entstand.
Ergebnis:
Die �berh�ngende Seite ist hexagonal gemustert geblieben. Aber die beiden anderen Seiten haben quadratisches Muster bekommen. Sie sind also gleich wie die Bodenschicht der vierseitigen Pyramide (Abb.3-links) gemustert.
Abb.11 Schichten der Dreierpyramide verschieden aufeinander gelegt
links: Standard; rechts: Folgeschicht jeweils leicht nach rechts und nach hinten verschoben
Da nun eine Packung vorlag, die auch quadratisch gemusterten Fl�chen enthielt, war es naheliegend, eine davon zur Bodenschicht zu machen (Abb.12; die wieder verwendeten Schichten wurden zusammen geleimt).
Ergebnis: Aus der ehemals dreiseitigen Pyramide (Abb.2-rechts) ist eine halbe vierseitige Pyramide (Abb.2-links) geworden (da die mittlere vertikale Schicht nicht halbiert wurde, macht sie etwas mehr als eine halbe vierseitige Pyramide aus).
Zus�tzliches Ergebnis: Eine vierseitige Pyramide enth�lt nicht nur horizontale sondern auch vertikale quadratisch gemusterte Schichten. Diese treten im Inneren auf und haben die Richtung der Pyramidendiagonalen (Abb. 12-rechts).
Nebenbemerkung:
Dass diese Pyramide im Inneren auch hexagonale Schichten hat, ist schon bekannt, denn die von au�en sichtbaren Schichten (hier auf den vier W�nden) setzen sich als Parallele ins Innere fort. Das gilt allgemein: Die hexagonalen Seitenwand-Schichten der dreiseitigen Pyramide setzen sich dort auch parallel ins Innere fort.
Abb.12 auf eine neue Seitenfl�che gelegte Dreierpyramide (Abb.11-rechts: gegeneinander verschobene Schichten)
mit dem Ergebnis einer halben Viererpyramide
links: Blick von vorn; rechts: Blick von hinten (auf Pyramidendiagonale)
5.2 Schichten mit quadratischem Muster im Inneren einer dreiseitigen Pyramide ↑ Anfang
Die vierseitige Pyramide zeigt beide Legemuster auf den sie begrenzenden Oberfl�chen (Boden und W�nde). Beim oben besprochenen Umlegeexperiment wurde sichtbar, dass quadratische Schichtmuster nicht nur horizontal, sondern auch vertikal in ihr existieren.
In obigem Umlegeexperiment entstand eine dreiseitige Pyramide mit quadratischem Legemuster auf den W�nden (und selbstverst�ndlich zu diesen parallel auch im Innern). Aber besonders wichtig daran war, dass eine Spur zu einer grundlegenden Erscheinung, n�mlich der dichtesten Anordnung der Kugeln in einem kubisch-fl�chenzentrierten Gitter gelegt wurde. Dieser wird im Folgenden in kleinen Schritten nachgegangen.
Vorschau: In der Kristallographie wird die dichteste Kugelpackung vorwiegend mit den vorliegenden Gitterformen (neben der kubisch-fl�chenzentrierten gibt es noch die hexagonale Elementarzelle) und nicht mit den Mustern der Kugelschichten beschrieben.
Der Fl�chenwinkel zwischen den beiden nicht-�berh�ngenden Seiten der neu geschichteten Pyramide ist 90�.
(Man erkennt das in Abb.12: Die Pyramide bzw. die neu zusammengesetzte Kugelpackung liegt waagerecht auf einer dieser Seiten, w�hrend sich die andere senkrecht erhebt.)
Trennt man den �berh�ngenden Teil ab, erh�lt man eine regelm��ige dreiseitige Pyramide, die wesentlich weniger steil und viel niedriger als die Ausgangspyramide ist (angedeutet in Abb.11-rechts: Spitzen-Kugel �ber 3 Schichten, vorher �ber 6 Schichten).
Die Seiten bilden an der gekappten Pyramiden-Spitze je ein rechtwinkliges Dreieck.
Auch �ber den beiden anderen schr�gen Kanten dieser gekappten Pyramide sind die Fl�chenwinkel 90�.
Der mehrfach auftretende Winkel zeigt, dass die gekappte dreiseitige Pyramide ein Eckst�ck eines W�rfels (Hexaeder) ist. Die Kombination der dichtest gepackten Kugeln zu W�rfeln (kubisch-fl�chenzentriertes Gitter) im Inneren solcher Kugelhaufen gilt es herauszustellen. Als beispielhafter Kugelhaufen wird die Standard-Dreiseiten-Pyramide benutzt.
W�hrend der derzeitigen Corona-Krise (April 2020) kann ich keine Holz- oder anderer Kugeln nachkaufen, so dass mir keine weiteren Experimente mit anfassbaren Kugeln m�glich sind. Ich stelle im Folgenden auf virtuelle Modelle um.
Abb.13 Kanten-paralleler Schnitt durch eine Standard-Dreierpyramide
links; Dreierpyramide (siehe auch Abb. 2-rechts und Abb.11-links)
Mitte: linke Kante abgeschnitten
rechts: Blick auf die Schnittfl�che der Rest-Pyramide
Vorschau: Aus der Schnittfl�che ragen ein paar ungeschnittene, rot markierte Kugeln hervor. Es handelt sich um 5 von 14 Kugeln,
die an der kubisch-fl�chenzentrierten Kristallzelle, die weiter unten behandelt wird, beteiligt sind.
Um Schichten in einer Pyramide mit anderen als den Mustern auf den Oberfl�chen erkennen zu k�nnen, ist sie nicht-parallel zu einer Oberfl�che zu durchschneiden. Dabei bietet sich ein zu den Kanten paralleler Schnitt durch die beiden ihr benachbarten Fl�chen an. In Abb.13 f�hrt der Schnitt durch die jeweils dritte von der linken Kante (rote Linie) entfernte, auf den angrenzenden Fl�chen befindlichen Kugelreihe (schwarze Linien) hindurch. Nach Wegnahme der Kanten-nahen und der durch den Schnitt entstandenen halben Kugeln ist auf der Rest-Pyramide das von der Viererpyramide bekannte quadratische Muster sichtbar (rechts in Abb.13).
<< Abb.14 Kugelw�rfel [2, Abb.9]
Nachdem an den beiden anderen Kanten der gleiche Schnitt erfolgte, ist die Ecke eines W�rfels (Hexaeder) erkennbar. Von der dreiseitigen Pyramide bleibt ein ganzer W�rfel �brig, wenn man die unteren Teile, die noch an die Pyramide erinnern, durch parallel zu den bisher gef�hrten Schnitten abtrennt.
Auf diese Weise k�nnte der Kugelw�rfel, den ich einmal fr�her anfertigte, entstanden sein (Abb.14). Die Dreierpyramide h�tte wesentlich gr��er sein m�ssen als die oben benutzte, damit der gefundene relativ gro�e Kugelw�rfel in ihr enthalten gewesen w�re. Da die Randkugeln ungeteilt blieben, w�ren nicht ebene Schnitte m�glich gewesen, sondern man h�tte die mit den verbliebenen "verzahnt" verbundenen Kugeln weggenommen.
Tats�chlich leimte ich diesen W�rfel aus dreieckigen Schichten mit hexagonalem Muster zusammen. Die Schicht am Anfang des oberen W�rfeldrittels ist gelb markiert.
Das wie erwartet gefundene quadratische Schichten-Muster ist inzwischen Nebensache geworden. Der Makro-W�rfel von Abb.14 lenkt das Augenmerk jetzt auf die kubische Elementarzelle.
6. Die kubisch-fl�chenzentrierte Elementarzelle ↑ Anfang
Bei der Besch�ftigung mit der dichtesten Kugelpackung ist an der Kristallographie nicht vorbeizukommen. Sie spielt bei der Beschreibung der Volumen-minimierten Zusammensetzung der Materie aus ihren kleinsten Teilchen (Atome, Molek�le u. a.) eine wichtigere und bleibendere Rolle als bei den Kanonenkugeln. Die Methoden zur Beschreibung eines solchen geometrischen Problems im dreidimensionalen Raum wurden erst vom Fachgebiet Kristallographie relativ umfassend erarbeitet. Sie sind allgemein — so auch f�r Kanonenkugeln und Spielkugeln — anwendbar, obwohl sie aus der Kristallographie heraus wegen der Kleinheit derer Objekte nicht besonders anschaulich vermittelbar sind. Bei den kleinsten Teilen der Materie muss man zudem Annahmen �ber deren Gestalt machen. Man kennt diese gar nicht umfassend genau. So ist die kugelf�rmige H�lle der Atome lediglich eine — f�r den Zweck der Untersuchungen aber ausreichende — Annahme.
Abb.15 kubisch-fl�chenzentrierte Elementarzelle
links: aus dreiseitiger Pyramide herausgearbeitet (siehe Abb.13)
rechts: Kristallographie-�bliche Darstellung (Wikipedia)
Die in Abb.13 schon markierte (rot) kubisch-fl�chenzentrierte Kugelkombination ist in Abb.15-links noch einmal (vergr��ert und farbig verschieden markiert) gezeigt. Der Kubus (Gitter) steht auf einer Spitze. Seine vertikale Raumdiagonale erstreckt sich durch vier Kugelschichten. Die aus den mittleren der vier Schichten stammenden zwei mal sechs Kugegeln haben je die gleiche, aber verschieden helle Farbe. Die jeweils helleren Kugeln sitzen auf den Ecken des Kubus, die dunkleren auf seinen Fl�chen. Die obere und die untere Kugel erg�nzen die Eckkugeln auf insgesamt acht St�ck.
Rechts in Abb.15 ist die Kristallographie-�bliche Darstellung der kubisch-fl�chenzentrierten Kombination der kleinsten Materieteilchen gezeigt. Man stellt sich den Aufbau der Materie zu relativ gegen�ber ihren kleinsten Teilchen riesengro�en Kristallen aus elementaren Bauteilen vor. In diesen sind einige kleinste Teilchen (14 im kubisch-fl�chenzentrierten) zusammengefasst. Das Ger�st (Gitter) dieser Bauteile hat die Form eines der geometrischen K�rper, die zusammengelegt den Raum l�ckenlos f�llen ("Parkett", r�umlich). Die an den Ecken und in den Fl�chen sitzenden kleinsten Teilchen (in m�glicherweise a��erer Gestalt von Kugeln) werden soweit beschnitten, dass nur noch der jeweils im Gitterinneren sich befindende Anteile �brig bleiben. Das Abgeschnittene geht nicht verloren, es ist restlos aufgeteilt auf die im Kristall jeweils zusammensto�enden Kristalle (beim kubisch-fl�chenzentrierten: je acht Eckenanst��er und je zwei Fl�chenanst��er). Die Kristallbausteine sind glattwandige, Elementarzellen genannte Gebilde. Das kubisch-fl�chenzentrierte Gebilde ist die kubisch-fl�chenzentrierte Elementarzelle (Abk�rzung f. c. c = face centered cubic)
Man k�nnte �berrascht sein, diese Kombination aus Kugeln in einer Pyramide zu finden, die aus hexagonal gemusterten Kugelschichten zusammengestellt wurde. Bei einer Pyramide aus quadratisch gemusterten Schichten w�re es viel naheliegender, einen solchen Fund zu machen. Man muss aber bedenken, dass die Natur der Materie mit in horizontalen Schichten augeh�uften Kanonenkugeln nicht viel zu tun hat. Die Kristalle sind riesenz�hlige Teilchenanh�ufungen, bei denen die horizontale oder irgendeine Vorzugslage irrelevant ist.
<< Abb.16 Zwei gleiche Würfel-Hälften von Max Bill [3]
aus der
Serie "schtatt e schtadt e schtatt"
Die �berraschung tritt in den Hintergrund, wenn man sich erinnert, oder von einem K�nstler daran erinnert wird (Abb.16), dass es sechseckige W�rfelschnitte gibt. Beim zur Raumdiagonalen rechtwinkligen und diese halbierenden Schnitt ensteht sogar ein regelm��iges Sechseck, das die hexagonal gemusterte Kugelschicht kennzeichnet. Deutlicher zutage tritt in der kubisch-fl�chenzentrierten Zelle der Bezug auf das darin enthaltene kleinteiligere regelm��ige Dreieck-Muster. Von den beteiligten beiden mittleren Schichten besetzen je drei Kugeln W�rfelecken und je drei Kugeln W�rfelfl�chen. Sie besetzen die Ecken gleichseitiger Dreiecke (das der Eckkugeln ist in Abb.16-links nachgezeichnet).
Nebenbemerkung: Das in Abb.16 nachgezeichnete Dreieck begrenzt auch den Boden der gekappten dreiseitigen Kugelpyramide von Abb.11-rechts (ebenfalls nachgezeichnet).
7. Die hexagonale Elementarzelle ↑ Anfang
Es gibt nicht nur die hexagonal gemusterte Kugelschicht und die darin zu findende kubische Elementarzelle, sondern doch auch die sogenannte hexagonale Elementarzelle (Abk�rzung h. c. c = hexagonal centered cell). Bei den Metallen ist sie sogar etwas h�ufiger als die kubische [4]. Der Unterschied zwischen den beiden Zellentypen ist nicht die Hexagonalit�t in den Kugelschichten, sondern beruht darauf, dass die Schichten aus kleinsten Teilchen der Materie auf zweierlei Weise aufeinander gestapelt sind. Die kubische Zelle erstreckt sich �ber vier Schichten, von denen erst die dritt-folgende fluchtend �ber der ersten liegt. Die hexagonale Zelle erstreckt sich auch �ber mehrere Schichten (�ber drei), wobei aber bereits die zweit-folgende �ber der ersten liegt. Andere Stapelreihenfolgen kommen in der Natur kaum vor, obwohl prinzipiell (unendliche Ausdehnung der Materie unterstellt) unendlich viele Stapelfolgen m�glich sind. Einzige Einschr�nkung ist: Die erst-folgende Schicht kann wegen des Einrastens in die L�cken in der Schicht darunter nicht fluchtend �ber dieser liegen. Dass es �berhaupt zu Unterschieden kommen kann, liegt daran, dass es zwei m�gliche Stellen zum Einrasten gibt (formal 6, was sich aber wegen der diesbez�glich 3-fachen Symmetrie in der Schichtebene rund um eine Kugel auf praktisch nur 2 reduziert). In der Kristallographie werden die beiden allein bedeutsamen Stapelfolgen mit den K�rzeln ABAB... (hexagonale Zelle) und ABCABC... (kubische Zelle) angegeben.
Abb.17 hexagonale Elementarzelle
links: aus drei hexagonalen Kugelschichten herausgearbeitet
rechts: Kristallographie-konsequente Darstellung
Eine mit massiven Kugeln gef�llte hexagonale Elementarzelle ist ein "Unding". Sie enth�lt zwar genau die Volumenmenge einer ganzen Kugel, beherbergt diese aber in drei Teile zerschnitten. Der Grund daf�r ist, dass die Kugel nicht in der Mitte des rautenf�rmigen Mantels dieses Quaders sitzt. Die kleineren Kugelteile (Kalotten) geh�ren formal zu zwei Nachbarzellen, die beim Parkettieren des Raums rundum angef�gt werden und dort zu "heilen" Kugeln f�hren. Zwei weitere Nachbarn "liefern" je eine Kalotte, mit denen der gro�e Kugelrest in der beschnittenen Ausgangszelle wieder zu einer ganzen Kugel erg�nzt wird. In der Kristallographie st�rt das, was ich als Unding empfinde, �berhaupt nicht, denn die Bezeichnung des z.B. riesigen leeren Raums um den Atomkern herum, in dem sich ein paar Elekrtronen aufhalten, als Kugel ist lediglich eine f�r die n�tzliche Beschreibung der Materie gebrauchte Analogie. Meistens werden sogar kleine Kugeln oder nur Punkte in die Zelle eingezeichnet (Abb.18,links). Bei diesem Brauch ragt dann nichts �ber den Rand der Zelle hinaus. Die N�tzlichkeit der Kristallographie h�ngt nicht vom Gebrauch �sthetisch ansprechender Objekte in den Bildern ab.
Es gibt allerdings auch hier wie in jedem Fachgebiet Ungereimtheiten. Eine davon ist der Name Hexagonale Elementarzelle, die gar kein hexagonal geformter K�rper ist. Man hat offensichtlich zuerst mit der "echten" hexagonalen Zelle gearbeitet und ein Drittel davon erst sp�ter zur nicht mehr verkleinerbaren rautenf�rmigen (120� stumpfer Innenwinkel) Elementarzelle erkl�rt. Am Problem des Hinausragens �ber den Zellenrand �nderte das nichts; vorher waren drei innere Kugeln betroffen, danach eine. Der beibehaltene Namen irritiert den au�enstehende Interessent. Aufkl�rung dar�ber ist nicht zu finen (ich habe allerdings auch nur Enzyklop�dien und keine Lehrb�cher gelesen).
Abb.18 hexagonale Kugelzellen
links: in Chemie/Kristallographie bevorzugte Darstellung der Elementarzelle mit kleinen, die Zelle nicht
f�llenden Kugeln (h�ufig noch kleiner als im vorliegenden Bild) [5]
rechts: Entwurf einer �sthetisch ansprechenderen Zelle mit ausschlie�lich zentrisch geschnittenen Kugeln
Noch eine Bemerkung zu meinem Empfinden der hexagonalen Zelle als "Unding":
Ich werde diesen Artikel neben andere Artikel unter dem Stichwort Geometrisches einordnen, in denen es um "Platonische Gegenst�nde", ..., die man lieben kann, ohne dass sie einem zudienen, geht. Sie dienen mir nur ausnahmsweise zur Erkl�rung eines nat�rlichen Zusammenhangs. Das ist jetzt der Fall bei den Kugelpackungen, von denen ich bisher nur Arrangements erstellte [2, Abb.n 8 u. 9]. Nun interessiert mich die nat�rliche Erscheinung, dass die Packungsdichte von Kugeln einen Grenzwert besitzt. Von der Kristallographie, die diesen Zusammenhang inkl. des Grenzwertes der dichtesten Kugelpackung seit langem kennt, erfuhr ich von zwei Elementarzellen,in denen dichtest gepackte Kugeln zusammengefasst werden. Die eine, n�mlich die kubisch-fl�chenzentrierte nehme ich als �sthetisch sehr sch�nes Kugelarrangement wahr, w�hrend mich die hexagonale gar nicht anspricht. Diese Abneigung regte mich an, etwas Ansprechenderes zu suchen. Gefunden habe ich die in Abb.18-rechts dargestellte Minizelle (mini, weil die Addition der darin enthaltenen Kugelteile nur ein Drittel einer ganzen Kugel ausmacht). Meinen Anspruch nach �sthetik erf�llt sie, nur ist sie als Elementarbaustein der Materie nicht brauchbar. Mit ihr kann der Raum nicht l�ckenlos besetzt ("parkettiert") werden (keine �berraschung, sonst w�re sie wohl in der Kristallographie bekannt).
8. Die kristallographischen Elementarzellen und ihre Packungsdichten ↑ Anfang
Die in der Kristallographie gebrauchten Elementarzellen sind gr��er als die von mir in den Abschnitten 4.1 und 4.2 gebildeten "Stammzellen". Letztere gen�gten f�r die Berechnumng des Werts der dichtesten Kugelpackung. Form und Gr��e der kristallographischen Elementarzellen sind anders, damit sie der Aufgabe gen�gen, kleinste Bausteine f�r die l�ckenlose Zusammensetzung der Materie zu sein. Den Wert der dichtesten Kugelpackung kann man mit ihnen auch berechnen.
8.1 Die Packungsdichte der kubisch-fl�chenzentrierten Elementarzelle ↑ Anfang
Die kubisch-fl�chenzentrierte Elementarzelle ist sogar etwas eleganter als meine zu ihr alternative Stammzelle, weil bei ihr alle Kugeln mittig geschnitten sind. Die Addition dieser Kugelteile zum Gesamtvolumen, das die Kugeln in der Zelle besetzen, ist mit Blick auf ein Zellen-Bild (Abb.18-links) lediglich Kopfrechnen: 8 St�ck Achtel-Kugeln innerhalb der 8 Ecken plus 6 St�ck Halb-Kugeln innerhalb der 6 Seiten haben das Volumen von 4 ganzen Kugeln (8·1/8 + 6·1/2 = 4).
In Abb.19-rechts ist meine Stammzelle in die Elementarzelle hineingezeichnet. Sie ist halb so hoch wie die Elementarzelle. Eine Kontrollrechnung ist nicht unbedingt erforderlich; ein Vergleich durch Messen in den ma�st�blich gleichen Abbildungen kann gen�gen. Durch die diagonale Lage in der Elementarzelle ist ihre Grundfl�che halb so gro� wie die Letzterer. Somit ist ihr Volumen ein Viertel des Elementarzellenvolumens. Der kugelige Volumen-Anteil in der Stammzelle ist identisch mit dem einer ganzen Kugel. Die Stammzelle ist vier mal kleiner als die Elementarzelle und enth�lt nur eine anstatt vier Kugeln. Also haben beide Zellen die gleiche Packungsdichte.
Selbstverst�ndlich kann der Wert der Packungsdichte in einer Elementarzelle auch separat berechnet werden. Die Vorkenntnis des Rechenergebnisses f�r die Stammzelle ist nicht erforderlich. Bei den Kristallographen sind meine Stammzellen ziemlich sicher unbekannt.
Abb.19 Kubisch-fl�chenzentrierte Zellen: Elementarzelle (links) und Stammzelle in Elementarzelle (rechts)
8.2 Die Packungsdichte der hexagonalen Elementarzelle ↑ Anfang
Die hexagonale Elementarzelle ist gegen�ber der hexagonalen Stammzelle weniger im Vorteil, denn bei ihr werden Kugeln auch au�ermittig geschnitten (allerdings nur die inneren und nicht alle beteiligten wie bei der Stammzelle). Die Aufteilung der weggeschnittenen Kalotten ist weniger leicht �berschaubar. Allenfalls ist eine geometrische Rechnung erforderlich. Ich unterlasse sie und vertraue darauf, dass aus dem Bild (Abb.20-links) eindeutig genug ersichtlich ist, dass die Kalotten (rechts) genau auf die Schnittfl�chen der Kugel (links) passen. Kopfrechnen in Verbindung mit einem Blick auf dieses Bild erbringen, dass die Elementarzelle vom Volumenwert zweier ganzer Kugeln besetzt ist: 8 St�ck Achtel-Kugeln innerhalb der 8 Ecken + eine ganze Kugel ausmachende drei Kugelteile tiefer im Inneren (8·1/8 + 1 = 2).
Meine Stammzelle ist aus dem oberen und den unteren Viertel der Elementarzelle zusammengesetzt. Ihre H�he ist die H�lfte der der Elementarzelle (Messen in den ma�st�blich gleichen Abbildungen sollte erneut als Nachweis daf�r gen�gen). Ich habe sie ungeteilt �ber das untere Viertel der Elementarzelle gezeichnet (Abb.19-rechts). Die Grundfl�chen beider Zellen sind gleich. Die Stammzelle ist halb so gro� wie die Elementarzelle und enth�lt nur eine anstatt zwei Kugeln. Also haben beide Zellen die gleiche Packungsdichte.
Abb.20 Hexagonale Zellen: Elementarzelle (links) und Stammzelle (teilweise �ber Elementarzelle gezeichnet, rechts)
9. ABA und ABCA — in der Krisrallographie gebrauchte K�rzel beim Stapeln
hexagonaler Kugelschichten ↑ Anfang
Der kristalline Aufbau der Materie ist gut als Folge aufeinandergelegter hexagonal gemusterter Kugelschichten vorstellbar. Die Kristallisation schreitet aber nicht derart fort, dass erst eine Kugelschicht fertig gestellt wird, bevor die Kristallisation auch in der dritten Dimension stattfindet. Die Kristalle wachsen gleichzeitig in alle Richtungen. Das Stapeln von Schichten ist ein Gedankenexperiment, ebenso wie es der Gitteraufbau der Materie ist. Der Gitteraufbau erlaubt den Anschlu� an die Beobachtung, dass kristalline Materie in der Lage ist, R�ntgenstrahlen zu beugen. �ber das Stapeln von Schichten findet man zu den dichtest m�glichen Kugelpackungen, der hexagonalen und der kubisch-fl�chenzentrierte Elementarzelle. Die Elementarzelle ist wiederum nur ein ein ordnendes kristallographisches Gebilde, der kleinste nat�rliche Baustein ist das Atom.
Wie geht das Stapeln vor sich?
Die beiden verschiedenen Elementarzellen werden dadurch kenntlich, dass identisch getaltete Schichten nach dem gegenseitigen Einrasten unterschiedlich in Schicht-parallelen Richtungen untereinander verschoben sind. Zur Erkl�rung des Stapelns (Legens) und des zu Verschiebens habe ich das folgende Schema entworfen (Abbildungen 21 und 22):
Jede Kugel in der Schicht ist von 6 in einer Ebene angeordneten L�cken umgeben. Ein durch die L�cken gebildeter "Lochkreis" ist aber nur und genau von 3 Kugeln besetzbar. Eine aufgelegte Schicht, deren Kugeln zu�chst zentrisch �bereinander liegen, kann auf zweierlei Art verschoben werden. Nach dem Verschieben sind entweder die schwarz oder die wei� markierten L�cken besetzt. Dabei braucht man nicht 6 sondern nur 2 Verschieberichtungen (z.B. die mit schwarzen Pfeilen gekennzeichneten, s. Abb.21-unten) zu beachten. Beim Verschieben in die anderen (farbigen) Richtungen bleibt das Ergebnis aus Symmetriegr�nden gleich. Die zentrisch auf die Kugel (die mit den rundum zeigenden Pfeilen) gelegte Kugel zieht lediglich je zwei andere Kugeln aus ihrer Schicht (ihr und miteinander direkt benachbart) zum Lochkreis mit.
Abb.21 Stapel-Reihenfolgen hexagonaler Kugel-Schichten
unten: 6 m�gliche Verschieberichtungen f�r eine deckungsgleich auf eine untere gelegte obere Schicht, von
denen nur 2 Richtungen (z.B. in Richtung der schwarzen Pfeile) praktische Bedeutung haben
rechts: ABA-Folge (2 Varianten)
links: ABCA-Folge (2. Variante mit gr�nen Pfeilen angedeutet;
gelbe Pfeile f�hren zu einer kurzen Folge: ABA ab gelb, BCB ab rot)
9.1 Die ABA-Stapelfolge ↑ Anfang
Rechts in Abb.21 ist die Stapelfolge ABA dargestellt. Sie entsteht auf zweierlei Weise. Im links gezeigten Fall wurde �ber eine wei�e Kugel der unteren A-Schicht eine gelbe der dar�ber folgenden B-Schicht gelegt und dann nach oben (Richtung im Bild) bis zur L�cke verschoben. Auf die gelbe Kugel wurde eine wei�e Kugel gelegt und dann nach halb-rechts verschoben. Alle Kugeln der Schicht, zu der sie geh�ren, liegen zentrisch (eingerastet in den L�cken direkt darunter) �ber den Kugeln der untersten Schicht, mit der das Stapeln begann. Deshalb wird diese Schicht auch als eine A-Schicht bezeichnet.
Im rechts gezeigten Fall wurde auf umgekehrten Weg (Verschiebung erst nach halb-rechts und danach nach oben) das gleiche Ergebnis erzielt.
Die ABA-Stapelung ist diejenige mit der kleinsten Stapelh�he ohne Wiederholung: 2 Schichtabst�nde zwischen 3 Schichten. Sie f�hrt zur hexagonalen Elementarzelle (s. Abb.17), dem ersten in der Kristallographie zur Beschreibung der Materie-Struktur in dichtester Packung konstruierten kleinsten Baustein.
9.2 Die ABCA-Stapelfolge ↑ Anfang
Das Schema f�r die n�chst-kleinste Stapelh�he ohne Wiederholung ist ABCA und ist links in Abb.21 angewendet. Alle 3 aufgelegte Schichten wurden nach oben verschoben, bevor sich die zu oberst gelegene wieder zentrisch �ber der untersten einfand. Das gleiche Ergebnis kommt auch zustande, wenn man 3 mal nach halb-rechts verschiebt (angedeutet mit gr�nen Pfeilen).
Die ABCA-Schichtung enh�lt 3 Schichtabst�nde zwischen 4 Schichten und f�hrt zur kubisch-fl�chenztentrierten Elementarzelle (s. Abb.15), dem zweiten in der Kristallographie zur Beschreibung der Materie-Struktur in dichtester Packung konstruierten kleinsten Baustein.
<< Abb.22 Richtungen beim relativen Verschieben
einer aufgelegten Schicht
Zentrisch �ber der Ausgangsschicht liegt fr�hestens die zweit-n�chste und sp�testens die dritt-n�chste Schicht. Eine l�ngere Folge verschieden liegender Schichten ist nicht m�glich, denn es gibt nur drei Liege-M�glichkeiten: die Ausgangslage und je eine Lage �ber einer schwarz und �ber einer wei� markierten L�cke.
Abb.22 enth�lt eine Erg�nzung dazu, dass nur 2 der formal 6 Verschieberichtungen einer aufgelegten Schicht relevant sind. Die Verschiebung einer zentrisch auf die wei�e Kugel gelegte Kugel in eine bestimmte L�cke ist identisch mit dem schr�gen Zur�ckschieben einer von zwei nebenan aufgelegten Kugeln.
9.3 Quadratisch gemusterte Kugelschichten ↑ Anfang
Die bei Kanonenkugelpyramiden bevorzugte quadratisch gemusterte Kugelschicht (Abb.3-links) hat keine allgemeine Bedeutung und spielt in der Kristallographie keine Rolle.
<< Abb.23 kubisch-fl�chenzentrierte Elementarzelle an
der Ecke eines Kugelw�rfels (s.a. Abb.14)
fl�chenzentrierte Kugeln (gelb) sind markiert
Es erstaunt, dass das quadratische Muster des Gitterw�rfels kubisch-fl�chenzentrierte Elementarzelle, die eine der beiden einzigen Bausteine der dichtest gepackten Materie ist, nicht in Verbindung mit einer quadratisch gemusterten Kugelschicht erw�hnt wird. Das Erstaunen verschwindet, wenn man sich klar macht, dass Letztere lediglich ein anderer Blick hinein in hexagonal gemusterte Schichten ist, und dass diese zur umfassenden Beschreibung offensichtlich besser geeignet sind.
Ich habe zwar eine kleine quadratische "Stammzelle" gebildet (Abb.15), diese aber nur zur Berechnung des Wertes der dichtesten Kugelpackung benutzt. Da allerdings im quadratischen Muster einer Kugelschicht (Rastermass = 1, Kugeldurchmesser = 1·d) auch eine gegen diese um 45� verdrehte Seite einer kubisch-fl�chenzentrierten Elementarzelle (Kantenma� = √2·d) sichtbar wird (d�nne schwarze Linie in Abb.4-links), vermute ich, dass Letztere auch von dort aus leicht aufsp�rbar ist. In Abb. 23 sind sogar drei Seiten dieser Elementarzelle gut zu erkennen.
10. Kugelpyramiden-Varianten ↑ Anfang
Die Kugelpyramiden, mit denen diese Arbeit beginnt (siehe Abbildungen 1 und 2), unterscheiden sich in der Neigung ihrer W�nde (und davon abh�ngig auch in ihrer H�he bei gleich vielen horizontalen Schichten). Das Muster auf den W�nden ist aber gleich und ein Indiz daf�r, dass eine (besser im Inneren erkennbare) Grundeigenschaft gleich sein muss. Diese ist die ABCA-Folge hexagonal gemusterter Schichten und die damit verbundene Zusammensetzung aus kubisch-fl�chenzentrierten Elementarzellen.
10.1 Dreiseitige Kugelpyramiden ↑ Anfang
Die W�nde der in 5.1 durch Umlegen hexagonaler Schichten hinzugekommenene dreiseitige Pyramide (Abb.11-rechts, �berh�ngendes gekappt) ist (ebenso wie die vierseitige Pyramide, siehe unten) weniger steil (35,26� fehlen an senkrecht) als die dreiseitige Pyramide (nur 19,47� fehlen an senkrecht), aus der sie entstand. Dieser Unterschied ist auch in der Abb.21 erkennbar, und die angegebenen Winkel sind mit Hilfe dieser Abbildung berechenbar.
Das Wandmuster aus Abb.11-rechts (Kugeln in Falllinie �bereinander) wird in Abb.21-links (Stapelfolge ABCA) wiederholt. Auf dem Weg in den Kugelstapel hinein wird eine unterste Kugelreihe �bersprungen. W�hlt man den mit gr�nen Pfeilen angedeuteten Weg, so ist die Stapelfolge ABCA bereits mit einer Kugel �ber der n�chsten untersten Kugelreihe beendet, und die Wand f�llt wesentlich steiler aus. Dem schr�gen gr�nen Weg entspechen die auf den W�nden in Abb.2-rechts seitlich schr�g ansteigenden Kugelreihen.
Die oben angegebenen Winkelwerte ergeben sich mit folgenden Gr��en (Langeneinheit = Kugekdurchmesser):
horizontaler Abstand zwischen den Kugelreihen in einer Schicht : h = √3/2 = 0,866,
vertikaler Abstand zwischen den Kugelschichten; v = √2/√3 = 0,8165 (entspricht h in Abb.10)
tan α1 = 2·h / (3·v) >>> α1 = 35,26�,
tan α2 = 1·h / (3·v) >>> α1 = 19,47�.
10.2 Die vierseitige Kugelpyramide ↑ Anfang
Die vierseitige Pyramide (Abb.2-links) ist genau gleich wenig steil wie die dreiseitige aus Abb.11-rechts. Aus Abb.21 ist hief�r nichts erkennbar, und die Wandneigung ist mit ihrer Hilfe nicht berechenbar. Hier liegen hexagonal, dort aber quadratisch gemusterte Kugelschichtern �bereinander.
Der Winkelwert kann aber ebenfalls leicht bestimmt werden:
Eine n�chst am Schichtrand aufgelegte Kugel liegt um einen halben Kugeldurchmesser vom Rand entfernt und um √2/2 eines Kugeldurchmesser h�her als die Kugeln darunter.
tan α3 = ½ / (√2/2) >>> α1 = 35,26�,
Auf diese Rechnung h�tte auch verzichtet werden k�nnen, denn zwischen dem Objekt von Abb.11-rechts und dem Objekt in Abb.12 wurden nur die "Seiten gewechselt": was vorher Wand war, wurde zur Bodenfl�che und umgekehrt. Der Winkel zwischen beiden Fl�chen wurde als α1 bereits berechnet.
10.3 Eine sechseitige Kugelpyramide ↑ Anfang
Im Abschnitt 3. habe ich �ber Vielfache des regelm��igen Dreiecks (z.B. Raute und Sechseck) spekuliert. Von den dazu erstellten virtuellen Modellen habe ich in Abb.24 die regelm��ige sechsseitige Pyramide aufgenommen, hier als Zwischenform zwischen zwei dreiseitigen Pyramiden.
Links befindet sich die dreiseitige Pyramide von Abb.11-rechts (�berh�ngendes entfernt),
in der Mitte die durch Kappen der Ecken dieser Pyramide entstandene regelm��ige sechsseitige Pyramide und
rechts die durch Wegnehmen weiterer Kugeln entstandene dreiseitige Pyramide wie in Abb.2-rechts und Abb.11-links
(nur etwas weniger hoch).
Weiteres Wegnehmen von Kugeln, um wieder zur dreiseitigen Pyramide zu kommen, ist nicht m�glich. Der Turm w�rde einst�rzen.
Die sechsseitige Pyramide ist ein "Zwitter". Auf drei Seiten ist sie hexagonal, und auf den drei dazwischen befindlichen Seiten ist sie quadratisch gemustert.
Abb.24 Kugel-Pyramiden: dreiseitig >> sechsseitig >> dreiseitig
oben: Ansichten von vorn
unten: Draufsichten
10.4 Eine aus hexagonalen Elementarzellen bestehende Kugelpyramide ↑ Anfang
Als Letztes war die Frage zu kl�ren, warum alle bekannten (Kanonen-)Kugelpyramiden ausschlie�lich aus kubisch-fl�chenzentrierten Elementarzellen zusammengesetzt sind. Ein aus hexagonalen Elementarzellen erstelltes m�gliches Modell ist in Abb.25 gezeigt. Darin sind die erkennbar: Die W�nde sind nicht glatt sondern gestuft. Es ist ein Ding zwischen den beiden �u�eren Pyramiden von Abb.24. Auf gleicher Grundfl�che kann man weniger Kugeln stapeln als bei der Standard-Pyramide, rechts. Man kann relativ mehr Kugeln stapeln als bei der quadratisch gemusterten, links. Beide werden offensichtlich als raumverschwenderisch angesehen, auch und insbesondere die linke, die ebenfalls nicht vorkommt.
Abb.25 Eine aus hexagonalen Elementarzellen bestehende Kugelpyramide: "Stufenpyramide"
(ABA-Folge hexagonaler Schichten)
11. Literatur ↑ Anfang
[1] Dostert, Krupp, Rolfes: Das Problem der Kugelpackung
Schnappsch�sse moderner Mathematik aus Oberwolfach, No4, 2016.
[2] Siegfried Wetzel: Kreis- und Kugel-F�rmiges
[3] Karl Gerstner: Das Apollonische in der Kunst — Max Bill zum 80.
in: Die Liebe zur Geometrie. Acht Portr�ts. du, Oktober 1988
[4] Universit�t Freiburg: Vorlesungen �ber Anorganische Chemie, Abb. 3.2.1. Strukturen der metallischen Elemente
[5] Michael Schmidt: Chemie verstehen
Die Elementarzellen und... — Die Elementarzelle — Die Elementarzelle der hexagonal dichtesten Kugelpackung — drittes Bild, links
Siegfried Wetzel, CH 3400 Burgdorf, April 2020