Bauernkrieg 1653
- ️Wed Jun 15 2005
Der Bundesschwur zu Huttwil vom 4./14. Mai
1653
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«Im Namen der hochheiligen
Dreifaltigkeit Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, Amen. So haben wir zusammen
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1. Dass wir den ersten Eidgenössischen Bund, so die uralten Eidgenossen vor etlichen hundert Jahren zusammen geschworen haben, wollen haben und erhalten, die Ungerechtigkeit einander helfen abtun und uns schützen und schirmen mit Leib, Hab, Gut und Blut. Was den Herren und Oberkeiten gehört, soll ihnen bleiben und gegeben werden, und was uns Bauern und Untertanen gehört, soll uns bleiben und zugestellt werden; dies allerseits den Religionen unvorgreiflich und unschädlich.
2. Wollen wir einander alle unguten neuen Aufsätze hindannen tun helfen. Jedes Orts Untertanen sollen aber ihre Gerechtigkeiten von ihren Oberkeiten selbst fordern. Wenn sie aber einen Streit gegen ihre Oberkeit bekommen möchten, sollen sie doch nicht ausziehen ohne Wissen und Willen der anderen Bundsgenossen, damit man sehen könne, welche Partei recht oder unrecht habe. Haben unsere Bundsgenossen dann recht, so wollen wir ihnen dazu verhelfen; haben sie aber unrecht, so wollen wir sie abweisen.
3. Wenn die Oberkeiten uns Untertanen fremde oder heimische Völker auf den Hals richten oder legen wollten, so wollen wir dieselben einander zurückweisen helfen und dasselbige gar nicht dulden, sondern, so es vonnöten wäre, einander tröstlich und mannlich beispringen.
4. Wenn die eint oder andere Person in Städten oder Landen dieses aufgelaufenen Handels willen von einer Herrschaft oder anderen Leuten eingezogen oder an Leib und Gut oder Leben geschädigt würde, sollen allerorten unsere Bundsgenossen derselben helfen, sie mit Leib, Hab, Gut und Blut erledigen und erlösen, als ob es einen jeden selbst treffen würde.
5. So soll dieser unser geschworener Bund alle 10 Jahre vorgelesen und erneuert werden, und so dann der eint oder ander Ort eine Beschwerde hätte, über ihre Oberkeit oder anderes, will man allzeit demselben zum Rechten verhelfen, damit also unseren Nachkömmlingen keine Neuerungen und ungebührliche Beschwerden mehr aufladen werden können.
6. Es soll keiner unter uns so vermessen und frech sein, (dass) er wider diesen Bundesschwur rede oder Rat und Tat gebe, wieder davon abzustehen und (ihn) zunichte zu machen. Wer aber dies übersähe, soll für einen meineidigen und treulosen Mann gehalten und nach Verdienen abgestraft werden.
7. Es sollen auch keines Orts die Bundesgenossen diesen Handel mit ihrer Oberkeit völlig vergleichen und abschliessen, bis unsere anderen Bundesgenossen an allen Orten den Abschluss machen können. Also, dass zu allen Teilen zugleich miteinander Schluss und Frieden soll gemacht werden.»
«Es folgen nun die Orte und Vogteien, so in diesem Bundesbrief
begriffen sind und geschworen haben:
Aus der Herrschaft Luzern zuallererst das Land Entlibuch
samt den übrigen 9 Ämtern, welche zu Wolhusen zusammen geschworen
haben.
Aus der Herrschaft Bern die Vogtei Trachselwald, Brandis,
Sumiswald, Huttwil,
Signau, das ganze Land Emmental und das Freigericht Steffisburg, Hilterfingen
und Hans Büeler zu Sigriswil für sich und seine Nachkommen,
Interlaken und Brienz, Frutigen, das Landgericht Sternenberg, Zollikofen,
Konolfingen, Seftigen, Grafschaft Nidau, Grafschaft Büren, die Vogtei
Fraubrunnen, Vogtei Aarberg, Vogtei Landshut, Grafschaft Burgdorf, ausgenommen
die Stadt, Vogtei Wangen, Vogtei Aarwangen, Vogtei Bipp und Amt und Vogtei
Aarburg, Stadt und Grafschaft Lenzburg, Vogtei Schenkenberg.
Aus der Herrschaft Solothurn die Grafschaft Gösgen,
Stadt und Amt Olten, Vogtei Bechburg, Vogtei Falkenstein, Vogtei Kriegstetten,
Vogtei
Flumenthal, Vogtei Leberen, Vogtei Bucheggberg, Vogtei Dornach, Vogtei
Thierstein, Vogtei Gilgenberg.
Aus der Herrschaft Basel die Stadt Liestal samt ihren
Dörfern, die Grafschaft Farnsburg, Vogtei Waldenburg, Vogtei Homburg,
Vogtei Ramstein.
Die freien Ämter, die Vogtei unter den alten Orten
der Eidgenossenschaft.
Dieser Bundesschwur und Eid ist zu Huttwil von den Ausgeschossenen aus
den obgenannten Orten konfirmiert und bestätiget worden in obgesetztem
Jahr auf den 4./14.Tag Mai, und mit den hieran gehenkten Siegeln zum ewigen
Gedächtnis und zu wahrem Zeugnis gehängt und bekräftiget
worden. Dieser Briefe sind 4, von Wort zu Wort gleich lautend, und jedem
Ort einer zugestellt worden, nämlich den Herrschaften Bern, Luzern,
Solothurn und Basel.»
Niklaus Leuenberger spricht: Nun, liebe und getreue Leute! Loset auf euren Eid und sprechet mir nach alle diese Worte:
«Wie die Schrift weiset, dem will ich nachgehen und es vollbringen mit guten Treuen. Wenn ich das halte, dass mir Gott wolle gnädig sein an meinem letzten End; wenn ich es aber nicht halte, dass er mir nicht wolle gnädig sein an meinem letzten End. Das schwöre ich, so wahr mir Gott helfe.» Die Führer aus dem Luzernerland ergänzen: «Gott, Maria und die lieben Heiligen.»
Text nach: Urs Hostettler, Der Rebell von Eggiwil, Aufstand der Emmentaler 1653, Zytglogge Verlag Bern, 1991
(Bauernkrieg 1653: Stationentheater Eggiwil, Skript von Urs Hostettler)
Zur Chronologie: Die katholischen Kantone hatten bereits den Gregorianischen Kalender angenommen, während die reformierten noch am Julianischen festhielten, der 10 Tage nachging.
Der
Murifelder Frieden vom 18. Mai 1653
Von den versprochenen 50'000 Pfund (sei es als Entschädigung für die Kriegskosten oder als Almosen für die Landesarmut) ist im Vertragswerk nicht die Rede. Diese Zusicherung erhalten die Aufständischen aber indirekt, durch eine beigelegte "Annahmeerklärung".
Text nach: Urs Hostettler, Der Rebell von Eggiwil, Aufstand der Emmentaler 1653, Zytglogge Verlag Bern, 1991 (Urs Hostettler in Wikipedia)
Vom 17. bis ins 20. Jahrhundert...
So seltsam es ist, die Wunden
des Bauernkrieges schmerzen im Emmental bis heute. Dies mag einer der
Gründe dafür sein, dass die grossen Berndeutsch-Dichter des
20. Jahrhunderts, Rudolf von Tavel (1866-1934) und Simon Gfeller (1868-1943),
nicht Freunde wurden, obwohl sie einander als Dichter anerkannten. Dazu
Gfellers Biograph:
Im Trennenden spielte auch eine jahrhundertealte Tradition mit: Patrizier
gegen Bauer, Stadt gegen Land. So unglaubhaft weitgeholt dies scheinen
mag, auf und zwischen den folgenden Zeilen ist manches darüber zu
hören.
«Letzte Woche las ich Herrn v.Tavels "Stärn vo Buebebärg".
... Ich kann die Geschichte des Bauernkrieges nie lesen ohne Fäusteballen
und Zähneknirschen, nie vortragen ohne kochenden Ingrimm. Aus einer
Niederlage im Grauholz ist Gutes hervorgegangen; den Zusammenbruch des
alten Bern empfindet man wie eine Naturnotwendigkeit. Der Geschichte des
Bauernkrieges fehlt jeglicher versöhnliche Abschluss, man steht vor
diesen Scheusslichkeiten an aller Gerechtigkeit verzweifelnd, ratlos,
im Innersten masslos erbittert. Darum verletzte "Ja gäll so
geits" trotz aller sprudelnden übermütigen Lustigkeit nicht
und darum mag ich den "Stärn vo Buebebärg" trotz des
gehaltenen Tones nicht. ...
Gewiss waren nicht alle Patrizier jener Zeit solche Höllenhunde wie
die, welche in der Regierung sassen, gewiss gab es solche, die ihre Augen
von den opfergeschmückten Galgen beschämt wegwandten, die wie
Oberst Wendschatz ihre Leute durch Gerechtigkeit und teilnehmende Fürsorge
zu versöhnen trachteten. Aber wo war einer, der offen auf die Seite
der Unterdrückten stand, Gut und Blut für sie in die Schanze
schlug, ein wirklicher Held? Nicht einer war! Wäre jener Oberst Wendschatz
an der Spitze der Bauern für die Gerechtigkeit gestorben, es wäre
mehr gewesen als sein Tod für n heiligen Glauben. Vielleicht wäre
er dort sogar noch etwas mehr "eins mit Christo" gewesen, als
so, wie ihn der Dichter schildert. Es ist ja leicht begreiflich, dass
sich der Dichter nicht getraute, so sehr neben der historischen Wahrheit
vorbei zu schiessen und dass er es mit dieser schwächlichen und halben
Ehrenrettung des Patriziates bewenden liess.»
Zitate
aus dem Jahr 2003
- aus der allgemeinen Presse
A: Wohlstand der Schweizerischen Bauernbevölkerung
1618 - 1648 leidet Deutschland unter den Auswirkungen des 30-jährigen Krieges, welcher praktisch ganz Europa erfasste. In dieser Zeit ging es den Schweizer Bauern sehr gut. Sie konnten Korn, Milch, Butterund Käse teuer verkaufen. Fremde Händler kauften Vieh und Getreide und exportierten diese Ware nach Deutschland. Die Bauern lebten in grossem Wohlstand. Die hohen Güterpreise (für Land und Bauernhöfe) und der ländliche Wohlstand einerseits, die ebenso hohen Lebensmittelpreise andererseits, fanden mit dem Westfälischen Frieden (Ende des 30 jährigen Krieges) 1648 ein Ende. In der Schweiz belastete diese Tatsache die zum Teil wegen Liegenschaftskäufen und hohen Zinsen recht hoch verschuldete ländliche Wirtschaft mehr als die städtische. Die Folge war ein Zusammenbruch der Warenpreise. 1 Mütt Korn sank von 105 auf nunmehr 31 Batzen, ein Schaf galt nur noch halb soviel wie vorher. Die Bauern hatten Mühe, ihre Produkte zu verkaufen. Schulden und Zinsen aber blieben...
Batzenkrieg
Am 19.Januar 1653 beschloss die Tagsatzung in Baden ein eidgenössisches Münzmandat (Abwertung der Währungen). Die Abwertung Iöste bei den ländlichen Untertanen Widerspruch und Klagen aus. Bernbatzen sollen überall nur noch zum halben Wert angenommen werden. Was die Landsleute (ländliches Volk und Bauern) zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Der Widerstand gegen das Münzmandat wurde zu einem Sturm gegen die Aristokratie in den Städten und führte zum Schweizerischen Bauernkrieg 1653...
(Fritz von Gunten in "ZACK", Zeitschrift für Jugendphilatelie, 1/2003 )
B: Bauernkrieg und schlechtes Geld
BEA
EXPO: Der 350. Jahrestag des Bauernkriegs bildet auch für den Numismatischen
Verein Bern den Rahmen für eine kleine Ausstellung zum Thema «Bauernkrieg
und Geld». An der traditionellen Münzenbörse Berna, die
am kommenden Sonntag von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr im Kongresszentrum der
BEA Expo stattfindet, werden verschiedene Münzen aus der Zeit vor
dem Bauernkrieg gezeigt.
«Schlechtes Geld» war nebst anderen Faktoren – für
die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Land verantwortlich.
Dieses «schlechte Geld» entstand im November 1652: Damals
beschlossen die Gnädigen Herren von Bern, den Berner Batzen um die
Hälfte, von vier auf zwei Kreuzer, abzuwerten. Um Spekulationen zu
verhindern, setzten die Herren die Frist bis zum Wechsel aufs neue Rechnungssystem
auf ganze zwei Tage fest - und stürzten damit Landbewohner, die nicht
so schnell zu den Wechselstuben reisen konnten, in bittere Armut. (pd,
Der Bund, 16. Mai 2003, p. 20)
C: Batzenabruf in Bern und Bauernkrieg vor 350 Jahren In Bern erinnert man sich im Jahr 2003 an zwei wichtige geschichtliche Ereignisse. In der Stadt schaut man 650 Jahre zurück, als Bern den mutigen Schritt tat und als 8. Ort in die Eidgenossenschaft eintrat. Der «Ewige Bund» der Stadt Bern mit den Ländern Uri, Schwyz und Unterwalden wurde am 6. März 1353 besiegelt. Das Historische Museum Bern* zeigt dazu eine grosse Ausstellung.
Auf dem Land - vor allen im Emmental - gedenkt man mehr der Ereignisse vor 350 Jahren und lässt die Geschichte des Bauernkrieges von 1653
* aufleben ( Stationentheater in Eggiwil, Ausstellung in der Gotthelfstube in Lützelflüh, Prägung einer 100-Batzenmünze* zu 10 Fr., die in Gasthöfen zur Zahlung akzeptiert wird). Weil vor 350 Jahren auch münzpolitische Gesichtspunkte mitspielten, soll hier auf diese Epoche eingegangen werden.Dabei ist das bekannteste Ereignis der «Batzenabruf». Dieses Wort bedeutet in heutiger Sprache eine Abwertung der Batzen. Die Abbildung auf dem Titelblatt dieser Nummer zeigt einige der schlechten Berner Batzen und dahinter einen Ausschnitt aus dem Mandat, das Schultheiss und Räte in Bern am 22. November 1652 verabschiedeten und drucken liessen. Dieser Erlass wurde an alle Amtsleute verschickt und am Sonntag den 28. November auf den Kanzeln verlesen. Zur Begründung der Abwertung hebt die Regierung vor allem die Klage über die Falschmünzerei hervor und berichtet, dass in Nachbarländern falsche Berner Batzen im Betrag von einigen 100'000 Kronen (zu 25 Batzen gerechnet) bereit liegen, um ins Berner Gebiet eingeschleust zu werden. Eine Abwertung sollte helfen, diesen Schaden abzuwenden. Als weitere Begründung für die Abwertung wird die Nichtbeachtung der Münzmandate erwähnt. Zuletzt muss die Regierung aber doch zugestehen. dass die Batzen seinerzeit schlechter geprägt wurden, als der Reichstaler zu hoch im Kurse stand.
Unsere Abbildung auf Seite 11 zeigt das wichtige Mandat. das heute nur in einem Exemplar im Staatsarchiv Bern erhalten ist. Für uns heutigen Leser ist der Inhalt in dieser alten Sprache nicht leicht zu verstehen. Wie hat wohl damals das Volk diese Sprache verstanden? Doch sicher rasch begriffen hat das Volk, dass es nur drei Tage Zeit hatte, die Batzen noch zum vollen Wert loszuwerden. Es bestand die Möglichkeit, das abgerufene Geld zur Bezahlung der am Andreastag (30. Nov.) fälligen Zinsen oder anderer Schuldverpflichtungen noch zum vollen Wert an die obrigkeitlichen Kassen abzuliefern. Einem Privatmann konnte man die Batzen nicht aufschwatzen. denn drei Tage später hatten sie für jedermann nur noch den halben Wert. Die Frist wurde so kurz gesetzt, um zu verhindern, dass Spekulanten Zeit fanden. mit dem schlechten Kleingeld gute Geschäfte zu machen.
Durch diese Abwertung verloren viele Bauern, aber auch Taglöhner und Handwerker einen Teil ihres Gesparten, was den Zorn des Volkes erregen musste. Man empfand aber die Massnahme vor allem als ein Wortbruch der Regierung, die während Jahren versichert hatte, der Batzen behalte seinen Wert.
Darum gilt der Batzenabruf als einer der Gründe, die 1653 eine Auflehnung
gegen die Herren in Bern auslösten. Die Bauern verlangten dabei einen
Ausgleich für die Verluste bei der Abwertung. Die Obrigkeit solle die
schlechten Batzen im Reisgeld der Gemeinden mit gutem Geld ersetzen. Aber
das war nur eine der vielen Forderungen, die im März 1653 gestellt
wurden. Die übrigen wirtschaftlichen und politischen Fragen, die zum
Bauernaufstand führten, lassen wir hier einmal weg und beschränken
uns auf die Probleme der Berner Münzpolitik...
(Aus dem Artikel von Martin Lory
in Numis-Post, Mai 2003)
*
Seiten im Internet löschen ist wie Bücher verbrennen; glücklicherweiser wird ein Teil davon in den USA im Web Archive gespeichert und ist so jederman - manchmal mit etwas Mühe - zugänglich.D:
Resolution von Eggiwil 2003 Stadt und Land einst,
heute und in Zukunft - 6. Eggiwiler Symposium im Gedenkjahr "350
Jahre Bauernkrieg“ - 21./22. Mai 2003*
... Sozialwesen oder im Verkehrsbereich kämpfen und wir bieten bei
der Lösung dieser Probleme unsere Hilfe an. Gleichzeitig hoffen wir
aber auch auf die Unterstützung durch die
Agglomerationen bei der Lösung unserer Probleme.
Im Gegensatz zur Zeit des Bauernkriegs wollen wir diesmal nicht gegen,
sondern mit der
städtischen Bevölkerung und der Regierung für unsere Zukunft
kämpfen. Wir sind überzeugt,
dass wir nicht wieder im Stich gelassen werden!
Personen und Zeiten
Niklaus
Leuenberger,
geboren um 1611 im Schönholz
bei Rüderswil. Nach der Niederlage der Bauern bei Herzogenbuchsee
im Juni 1653 wurde er dem Landvogt Tribolet ausgeliefert und am 6./16.
September 1653 in Bern geköpft und geviertelt. Sein Kopf wurde neben
dem Huttwiler Bundesbrief an den Galgen genagelt, seine Körperteile
an den vier Landstrassen vor Bern ausgestellt.
<
Taufeintrag von Niklaus Leuenberger vom17. Juli 1611 im Taufrodel von
Rüderswil
"Julius: Uff dem 17 July
ist Hannss Louwenbärg und syner Elsbet (Moser) ein Sohn gethouft:
Glaus gnempt: Züge: Ulli Äschbacher: Christen Eychenbärger:
Verena Pfister. 1653 hingrichtet"
(Der Vermerk "1653 hingrichtet" und die
schwarze Umrandung wurden erst nach seinem Tode angebracht. Herzlichen
Dank an Peter Althaus für Bild und Text.)
Johann Konrad Brenner, Notar in Münsingen, aus der
Markgrafschaft Baden stammend
Hans Emmenegger, Pannerherr des Entlebuchs
Emanuel Sägesser, Schulmeister zu Aarwangen
Samuel Tribolet, Landvogt zu Trachselwald, hart, geldsüchtig
und verhasst: "dem hochmüetigen und gäldgierigen
Samuel Tribolet von Bern: Tribolet du toller Gast, aller Bauren Überlast,
ohne Ruehm und Lob du bist, Tribolet du schnöder Christ."
22. November 1652: Batzenabruf, Herabsetzung des Berner Batzens um die Hälfte.
13./23. April 1653: Bauernlandsgemeinde zu Sumiswald; Leuenberger wird Obmann des Bundes, Emmenegger wird Generaloberst.
4./14. Mai 1653: Bundesschwur zu Huttwil von Bauern aus den Untertanengebieten von Bern, Luzern, Solothurn und Basel.
10./20 Mai 1653: Beginn des Krieges, die Bauern ziehen vor Bern
18./28. Mai 1653: Murifeld-Vertrag zwischen den Bauern und der Stadt Bern - wird von der Stadt nicht innegehalten. Die Bauern gehen nach Hause, die von der Stadt aufgebotenen welschen Truppen marschieren ein. Die Zürcher rücken gegen den Aargau vor.
24. Mai/3. Juni 1653: Gefecht bei Wohlenschwil mit dem reformierten Tagsatzungsheer
25. Mai/4. Juni 1653: Der Vertrag von Mellingen bestätigt die Niederlage der Bauern; das Bauernheer löst sich auf - der Vertrag wird von den Städten nicht eingehalten.
29. Mai/ 7. Juni 1653: Letztes Gefecht bei Herzogenbuchsee; Bern siegt mit seinen treuen Waadtländern. "Wyl sy zu Herzogenbuchsi von 2000 Mann Widerstand und viel Trotzens gefunden, haben sy selbiges Dorf in Äschen gelegt und by siebzig Firsten mit Brand zugrunde gerichtet."
6./16. September 1653: Leuenberger wird in Bern geköpft und geviertelt.
25. Oktober 1653: Ueli Galli, "Der Rebell von Eggiwil", "Hauptursächer des Bauernaufstandes", stirbt als einziger den entehrenden Tod am Galgen.
Ab Juni 1653: Die siegreiche Stadt Bern nimmt - wie die anderen Städte - Rache bei den Unterlegenen; "sie traf das Leben (21 Hinrichtungen, 1 Verstümmelung), die Ehre (Pranger, Schallenwerk, Landesverweisung, Ehrverlust), das Vermögen (Plünderungen, Bussen, Strafsummen für die Gemeinden) und die Wehr der Schuldigen" schreibt Richard Feller in seiner "Geschichte Berns" von 1953. ( Er schildert die "Rebellion" stark aus der Sicht der Sieger.) Bern belohnte auch seine Helfer: z.B. den Verräter Leuenbergers mit einem Silberbecher, die Waadtländer Truppen mit 20'000 Kronen. Die Stadt liess goldene und silberne Belohnungsmedaillen für Verdienste bei der Unterdrückung des Bauernaufstandes prägen, die je nach Dienstgrad an die Offiziere der siegreichen Streitkräfte verteilt wurden.
Zur Chronologie: Die katholischen Kantone hatten bereits den Gregorianischen Kalender angenommen, während die reformierten noch am Julianischen festhielten, der 10 Tage nachging. (Die Daten und Namen sind nicht in allen Darstellungen gleich.)
Eingeführt wurde der neue Kalender z.B.
11./22 Jan.1584: in den Kantonen Luzern, Solothurn, Freiburg, Schwyz, Uri, Zug
31.Dez. 1700 / 12. Jan. 1701: in den Kantonen Bern, Zürich, Schaffhausen, Basel
Links zu Quellen im Internet:
Gedenkjahr 2003 «Bauernkrieg 1653»
Historisches Lexikon der Schweiz: Bauernkrieg (1653)
Die WOCHEN-ZEITUNG FÜR DAS EMMENTAL UND ENTLEBUCH bringt Artikel zum Thema. Die Artikel finden Sie in "Suchen" mit dem Stichwort "Bauernkrieg" (rote Stichwörter suchen).
Bauernkrieg 1653: Stationentheater Eggiwil (Skript von Urs Hostettler)
Der Bauernkrieg von 1653 – Ursachen, Verlauf und Folgen einer gescheiterten Revolution, mit kommentierter Transkription des Bundesbriefes (Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde - BZGH) *