Die Größenordnungen
Das kleine Boot muss natürlich
den Antrieb tragen können. Mit einem halben PS (entspricht etwa 368
Watt) ist ein Faltboot schon ganz gut bestückt. Ein üblicher
400-Watt-Elektro- Bootsmotor wiegt etwa 10 Kilogramm. Dazu käme noch
der Akku. Eine normale Autobatterie wiegt etwa 20 Kilogramm. Motoren dieser
Baugröße ziehen bei voller Leistung eine Stromstärke von
etwa 30 Ampere aus der Batterie und erzeugen einen Schub von etwa 10 Kilopond.
Damit kommt ein Zweier vielleicht auf 6 - 7 km/h. (Man kann das nach einer
Faustformel überschlagen: Wasserlinie mal Motorleistung durch Verdrängung
und daraus die Wurzel ziehen. Also 5,5m mal 0,5PS durch 0,2t ergibt 13,75
und daraus die Wurzel macht 3,7 Knoten oder 6,8 km/h) Mit einer nagelneuen
vollgeladenen Autobatterie von 75 Amperestunden könnte man rein rechnerisch
2,5 Stunden volle Pulle fahren und käme in dieser Zeit ungefähr
15 bis 17 Kilometer weit. Dann wäre der Akku leer und man hätte
satte 30 Kilo nutzlosen Ballast heimwärts zu paddeln. Fährt man
langsamer, kommt man vielleicht etwas weiter. Es werden aber kaum mehr
als 30 km bis der Propeller stehen bleibt.
Zum Vergleich.
Zwei normal gesunde Erwachsene
können ein gemütliches Faltboot-Wandertempo von 3 bis 4 km/h
ganz gut über den Tag halten. Eine Tagesleistung von 20-30 km schafft
man demnach auch ohne Zusatzantrieb und ohne sich dabei fix und fertig
zu machen. Wo man mit einem Elektroantrieb hinkommt, kann man also auch
gut hinpaddeln.
Die "Konkurrenz".
Ein 2,5-PS-Verbrennungsmotor
von etwa 11 kg Gewicht (z.B. der Tümmler) kann ein Zweier-Faltboot
leicht auf etwa 15 km/h bringen. (das Doppelte des E-Antriebs) Bei einem
mittleren Spritverbrauch von einem Liter pro Stunde käme man mit einem
kleinen 5-Liter-Kanister also auf 75 km Reichweite. (Das 4 bis 5-fache)
Das mitzuschleppende Gewicht verringert sich naturgemäß so wie
sich das Benzin verbraucht. Ist der Sprit alle, hat man nur das Gewicht
des Motors plus des leeren Kanisters also zusammen vielleicht schlappe
15 kg Ballast an Bord. (halb so viel wie beim E-Antrieb) |
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Und die Umwelt?
Natürlich darf man
den ökologischen Aspekt nicht außer Acht lassen. Elektroantriebe
sind auf den ersten Blick sauber. Aber auch der Strom zum Laden des Akkus
muss ja irgendwo her kommen. Klar aus der Steckdose. In Deutschland wird
dazu immer noch massenhaft Braunkohle verbrannt und Uran gespalten. Was
passiert eigentlich, wenn ein Boot kentert und die Batteriesäure in
den See läuft?
Und was noch?
Ein organisatorisches Problem
dürfte das Wiederaufladen des Akkus werden. In der freien Wildbahn
sind Steckdosen in Wassernähe selten und der Strom auf Campingplätzen
kostet gewöhnlich eine überhöhte Pauschalgebühr. Kleine
Solarzellen brauchen ewig um den Akku wieder zu füllen und ausreichend
große vervielfachen das mitzuschleppende Gewicht. (Professionelle
Tierfilmer nehmen üblicherweise ein benzinbetriebenes Stromaggregat
mit in die Wildnis.)
Fazit.
Wer braucht einen solchen
Elektroantrieb wirklich? Vielleicht ein einarmiger Angler, oder ein einsamer
Naturfilmer? Sinnvoll wäre er nur mit stromversorgtem Basislager.
Zur beträchtlichen Vergrößerung des Aktionsradius oder
gar zum FB-Wandern ist er absolut ungeeignet. Da bringt schon ein Treibersegel
mehr Nutzen. Wer schnell und weit fahren will, kommt (leider) immer noch
nicht um den Verbrennungsmotor herum.
Na und !?
Das alles soll Bastelwillige
nicht von eigenen Experimenten auf diesem Gebiet abhalten. Unsere grob
gerundeten Zahlen können im Einzelfall durchaus deutlich übertroffen
werden. Mit entsprechendem (finanziellen) Aufwand kann man sicher leistungsstärkere
Systeme bauen, die mit weniger Gewicht mehr Geschwindigkeit und Reichweite
erzielen. Interessant dürfte es werden, wenn eines Tages die Brennstoffzelle
zur Normalität geworden ist, aber soweit sind wir noch nicht.
Und überhaupt - der
Weg ist das Ziel !
J+J
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