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Faltbootbasteln: Faltbootstories

  • ️J. Engert
Die folgende Geschichte erhielten wir aus Chile
Kormoran per Anhalter
von Manfred Mornhinweg

Eines Tages paddelte ich in Ufernähe rund um den San-Pedro-See bei Concepcion. Als ich gerade dabei war, mich träumend vom Rückenwind in eine Bucht pusten zu lassen, stieß plötzlich etwas von unten an das Boot. Nicht der Stoss, aber der Schreck hätte mich fast umgeschmissen! Dies war doch tiefes Gewässer, da sollte man nicht auf Grund laufen! Aber ich war nicht der einzige Erschrockene: Irgendwas Schwarzes flutschte neben dem Boot hoch, und tauchte wieder ab. Ein großer Fisch?

Da flutschte es wider, klatschte ordentlich, und der vermeintliche Fisch flatterte am Bug hoch und setzte sich seelenruhig auf die Bootspitze. Es war ein schwarzer Kormoran, hier "Yeco" genannt, der mein Boot zum willkommenen Rastplatz erkoren hatte. Er breitete seine Flügel zum trocknen aus (Kormorane haben kein  wasserabstoßendes Federfett, so dass sie beim Tauchen klatschnass werden), und saß still wie ein Denkmal da, nicht unähnlich den adlerförmigen Kühlerfiguren von gewissen alten Autos!

Ich wagte mich nicht zu rühren, um den Herren nicht zu beunruhigen. Aber der Wind blies uns weiter in die Bucht, und so musste ich irgendwann halt doch zum Paddel greifen. Ganz behutsam tat ich das. Der Kormoran sah kurz nach mir, schien das Manöver gutzuheißen, und guckte wieder nach vorn. Dann bin ich erst langsam, dann normaler gefahren, um meine Seeumrundung fortzusetzen. Dem Vogel machte das einen Heidenspaß, er guckte mal ins Wasser, mal nach vorne, seltener zu mir nach hinten. Nach 20 Minuten waren die Flügel trocken, und er legte sie an.

Wir kamen an mehreren Badestränden vorbei. Meinen Passagier schienen auch die lärmenden Kinder nicht zu beunruhigen. Ab und zu machte er die Flügel auf, besonders, wenn er einen Paddelspritzer abgekriegt hatte, und dann merkten die Leute an den Stränden, dass das Federvieh echt war! Es gab einiges Aufsehen.

Er blieb mir treu, bis ich wieder am Heimatstrand angelangt war, und aussteigen wollte. Um den netten Kerl nicht beim Aussteigen versehentlich ins Wasser zu kippen, habe ich da versucht, ihm vorsichtig mit dem Paddel klarzumachen, dass die Fahrt vorbei sei, und er das letzte Stückchen zurück zu seiner Bucht wohl doch auf dem Luftwege zurücklegen müsse. Aber er schien das nicht zu mögen, und wehrte den Paddel ab, hackte sogar nach ihm!

Aber endlich schien er doch einzusehen, dass nichts Gutes ewig währt. Er breitete die Flügel aus, stieß sich kräftig ab und flog majestätisch von dannen - zurück blieb nur eine klebrige, acht Zentimeter große Visitenkarte auf meinem Vorderdeck, um die er sich noch schnell erleichtert hatte! M. M. (12.10.02)

Eine segelnde weiße Maus

Die besten Polizistenwitze sind manchmal wirklich passiert. Wie die Geschichte von dem gelangweilten Autofahrer, dem die Betrachtung seiner, auf der Motorhaube ausgebreiteten
Fahrzeugpapiere, durch zwei weiße Mäuse, zu lange dauerte, und der daraufhin dazwischentrat, jedem der beiden je eine Hand auf die Schulter legte und mit väterlich sanfter Stimme fragte: "Na, wer von euch beiden kann denn nun lesen?" Dieser Satz soll ihn ziemlich teuer zu stehen gekommen sein.

Auf einer nächtlichen Motorradfahrt durch Mecklenburg im Spätherbst leuchtete plötzlich am Ortseingang von Demmin gegenüber der Zuckerfabrik ein schwarz-weiß geringelter Stab vor mir auf. "Geschwindigkeitskontrolle, Fahrerlaubnis, Zulassung, Berechtigungsschein bitte. Na, Bürger wie schnell sind wir denn gefahren?" Woher sollte ich wissen, wie schnell die gefahren waren? Meine eigene Geschwindigkeit dürfte auch nur geringfügig über den erlaubten 50 gewesen sein. "Keine Ahnung! Hab vor dem Ortsschild Gas weggenommen und mich ausrollen lassen." Immerhin ging die Straße dort etwas bergab, da ließ man sich gewöhnlich rollen. Während die Papiere durchgeblättert wurden, erfuhr ich: "Es waren 62 Ka Em Ha."  "Oh, so schnell? Naja, hab mehr auf die Straße als auf den Tacho geschaut." In diesem Augenblick entdeckte die Weiße Maus den nagelneuen Segelschein, der hinten in der Fahrerlaubnis steckte. "Ach, segeln gehst du auch? Wo denn? Mit was für einem Boot? ..." Der Wechsel zum Du kam ziemlich unerwartet und die Tempoübertretung schien plötzlich gar kein Thema mehr zu sein. Dieser Polizist war offensichtlich auch ein Segler. Na gut, dann sollte er seinen Segler haben. Über was genau wir in der nächsten Viertelstunde so snackten, entzieht sich meiner Erinnerung. 


Es wurde jedenfalls ein regelrechter Klönsnack unter Seglerfreunden. Das Wort "Faltboot" kam mir kein einziges mal über die Lippen. Schließlich fiel ihm der eigentliche Anlass der Aktion wieder ein, und er meinte wohlwollend, "Na sagen wir mal zehn Mark Bußgeld." Ich hatte aber nur einen Fünfzigmarkschein einstecken und den konnte er nicht wechseln. "Na dann warten wir eben, bis uns der nächste in die Falle geht, der kann vielleicht wechseln." Aus unerklärlichen Gründen fuhren aber die wenigen Fahrzeuge, die in dieser Nacht noch unterwegs waren, alle artig. "Dann schreib ich einen Scheck." "Schecks darf ich nicht annehmen." Es dauerte eine ganze Zeit bis ich ihn doch so weit hatte, dass er einen Scheck annahm. "Aber lass das Datum frei, ich weiß nicht, wann ich dazukomme, ihn einzulösen." In den folgenden Monaten vermied ich peinlichst Kontobewegungen über zehn Mark, um es gleich zu merken, wenn der Scheck eingelöst wurde. Er wurde nie eingelöst. Ich besaß aber eine Quittung über die bezahlte Strafe und der "Kassierer" musste ja wohl den Durchschlag in seiner Dienststelle samt Geldbetrag abgeliefert haben. Ergo, er hatte die zehn Mark aus der eigenen Tasche bezahlt. Noch nachträglich schönen Dank von (Faltboot-) Segler zu Segler.  J+J
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