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Genscherismus: Ausgleichende Vermittlung

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  • ️Sun Dec 22 2013

Der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher war derjenige deutsche Politiker, der das Amt bislang am längsten ausgeübt hat, nämlich von 1974, dem Jahr des Brandt-Rücktritts, bis 1992, also kurz nach der deutschen Einheit. Die Gelegenheit zur Vereinigung der Bundesrepublik mit der DDR verdankte sich auch Genschers Ausgleichsbemühungen in Richtung Osten, insbesondere gegenüber der damaligen Sowjetunion. So hatte Genscher bereits frühzeitig ein enges Verhältnis zu dem damaligen sowjetischen Außenminister, dem Georgier Eduard Schewardnadse, aufgebaut. Seine ausgleichende Vermittlungspolitik wurde mit dem anfangs kritisch, später überwiegend anerkennend gemeinten Begriff „Genscherismus“ bedacht. Seit seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik ist Genscher unter anderem mit Unterstützung der FDP darauf bedacht, im Zusammenhang mit der deutschen Einheit neben Bundeskanzler Kohl seine Rolle als „Architekt“ und Wegbereiter hervorzuheben.