auf A.
Gressly (1838) zurückgehender Begriff und von Haug (1907) definiert als "Summe aller primären organischen und anorganischen Charakteristika einer
Ablagerung an einem Ort". Damit umschliesst der Begriff Fazies alle während der
Sedimentation gebildeten strukturellen und texturellen
Merkmale (z.B. Mineralgehalt,
Korngrösse,
Schichtung) sowie den Fossilinhalt eines Gesteins, schliesst aber die postsedimentären diagenetischen Veränderungen aus. Fazies charakterisiert so die Umweltbedingungen in einem konkreten
Ablagerungsraum, die zur Bildung eines speziell aussehenden Gesteinskörpers führten. Die Haugsche Definition impliziert ebenfalls, dass sich mit der Veränderung eines
Ablagerungsraumes in Raum und Zeit auch die Fazies entsprechend ändert. Wie im
Rezenten sind nach dem Prinzip des
Aktualismus auch im
Fossilen Sedimentations- und Lebensräume in natürlichen Assoziationen angeordnet. Entsprechend ergeben sich natürliche Faziesassoziationen, die als lateral und vertikal ineinander übergehende Gesteinseinheiten ausgebildet sind. Vielfach sind solche Gesteinseinheiten gleicher Fazies als lithostratigraphische Einheiten (
Formationen, Schichtglieder, etc.) benannt. Die allmähliche Veränderung von Faziesräumen in der Zeit, z.B. durch
Transgressionen oder
Regressionen, führt deshalb i.d.R. zu
diachronen Grenzen von Fazieseinheiten bzw. lithostratigraphischen Einheiten.
Solche Fazieswanderung wird durch die Walthersche Faziesregel beschrieben. Faziesräume bilden entweder parallel zueinander angeordnete Faziesgürtel oder ein fleckenhaftes Faziesmosaik. Vielfach ist dies nur eine Frage der Dimension, unter der Fazieseinheiten zusammengefasst werden (überregionale Megafazies). Unter dem Mikroskop beobachtbare Faziesmerkmale werden als Mikrofazies bezeichnet. Hinsichtlich der Charakterisierung fossiler Lebens- und Ablagerungsräume wird der Faziesbegriff genetisch interpretativ benutzt. Weniger umfassende Begriffe wie Lithofazies oder Biofazies können dagegen auch rein deskriptiver Natur sein, um eine einheitlich ausgebildete Gesteinseinheit (z.B. Grünsandfazies) bzw. einheitlich ausgebildete Organismenassoziation (z.B. Austernfazies) zu charakterisieren.