Rezension "Cornelia Funke: Herr der Diebe"
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Bewertung: | (* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze) |
Inhalt:
Victor ist Detektiv in der Stadt des Mondes (Venedig) und an viele Merkw�rdigkeiten gew�hnt, er hat schon vieles gesucht, gefunden oder beobachtet. Der Auftrag von Esther und Max Hartwig ist jedoch alles andere als allt�glich: Er soll zwei Jungen in Venedig finden.
Bo und Prosper seien aus Deutschland sicherlich nach Venedig geflohen, denn von dieser Stadt h�tte ihre Schwester, die verstorbene Mutter der beiden Jungen, immer m�rchenhaftes erz�hlt. Esther war nach dem Tod bereit den 5-j�hrigen Bo aufzunehmen. Der 12-j�hrige Prosper sollte ins Internat. Die drohende Trennung der Br�der, hatte diese bewogen abzuhauen.
Die Beiden sind wirklich in Venedig angekommen. Eine kleine Kinderbande, bestehend aus Wespe, Mosca und Riccio nimmt sie auf. Alle Kinder wohnen in einem alten Kino, ihrem Sternenversteck. Den Lebensunterhalt bestreiten sie �ber den Verkauf von Diebesgut und kleinere Diebst�hle. Es ist n�mlich der 'HERR DER DIEBE' , der sich dieser Kinder angenommen hat. Es ist nicht viel, was die Kinder bisher �ber ihn wissen: er hat das Versteck gefunden, sie mit Kleidern und Essen versorgt und erz�hlt ihnen viele Geschichten. Er schickt sie zum Hehler und ist beinahe so jung wie sie selbst. Die Abende an denen er sie besucht, sind immer wieder etwas besonderes. Die Jugendlichen h�ngen sehr an ihm.
Ein Auftragsdiebstahl zwingt den Herrn der Diebe jedoch, selbst in Erscheinung zu treten. Der Auftraggeber will nur mit dem Chef pers�nlich verhandeln. Die gro�z�gige Bezahlung, die in Aussicht gestellt wird, ist so verlockend, dass die Kinder nicht widerstehen k�nnen. Die Beschaffung des gew�nschten Gegenstandes, ist allerdings nur mit einigen Hindernissen m�glich. Zum einen ist da Victor, der zuf�llig auf die Kinder aufmerksam wird, und die fl�chtigen Bo und Prosper an die Tante ausliefern will, zum anderen entdecken die Kinder, wer ihr Freund, der Herr der Diebe, wirklich ist. Der Streit �ber dessen wirkliche Identit�t f�hrt zudem noch dazu, dass die Kinder beim Beutezug erwischt werden.
Wider Erwarten entpuppt sich dies jedoch als Gl�cksfall. Trotzdem geraten die Verb�ndeten in diverse brenzlige Situationen, und die Frage, die sich stellt ist: K�nnen diese Verwicklungen zu einem guten Ende f�hren?
Meine Meinung:
Herr der Diebe - ein wunderbares (H�r)Buch.
Venezianische Kl�nge, so interpretiert man sie gleich, mit Spinett und alten Fl�ten, klassische T�ne eben, versetzten die H�rerschar in die richtige Stimmung. Diese Melodie zieht sich in Varianten durch die gesamte Produktion und bildet einen musikalischen Rahmen.
Die Geschichte des H�rbuches ist weitl�ufig angelegt, l�sst Raum f�r Fantasie und nicht zu einfach gestrickt. Beinahe alle Figuren besitzen irgendwelche geheimen Winkel, die nicht f�r alle an die Oberfl�che gezerrt werden. Victor mit seiner B�rtesammlung ist nicht gerade der Typus Detektiv, den man sich aus dem Fernsehen vorstellt, der geheimnisvolle Auftraggeber ist nicht abgrundtief verwerflich. Auch oder besonders die Kinder, bzw. Jugendlichen, behalten ihre kleinen Geheimnisse. Dabei ist nicht wichtig, ob es solche Wesen gibt, sondern dass es sie geben kann, es ist spannend, dass es diese W�nsche, Tr�ume und Ideen in jedem fantasiebegabten Menschen geben k�nnte.
Meine Lieblingsfigur ist Ida, die Frau, die sich noch an ihr Kindsein erinnern kann und dies auch noch ein wenig lebt. Genau richtig ist auch die Verteilung von fiesen und freundlichen Figuren. Denn die positiven Figuren, sind dies nicht durchweg, es gibt wenige komplett unsympathische Figuren, aber vor allem auch entwicklungsf�hige dunkle Gestalten mit liebensw�rdigen Seiten.
Wie oft w�nschen sich Kinder, dass die Erwachsenen nicht alles vergessen haben, was sie als Kinder gef�hlt haben? Und wie viele Erwachsene w�nschen sich die Empfindungen aus der Kindheit wieder zur�ck? Darum geht es in diesem Buch - soviel kann ich sagen, ohne den �berraschungseffekt vorweg zu nehmen. Um diese Idee herum hat Cornelia Funke eine fantasievolle Geschichte geschrieben, deren Wortwahl wieder einmal bezaubernd ist. Die Worte lassen Bilder vor dem geistigen Auge entstehen, denen Fotos nicht das Wasser reichen k�nnen, weil diese zu realistisch sind und zu wenig Platz f�r eigene Ideen lassen.
Der Sprecher des Buches, Rainer Strecker, macht seine Sache gl�nzend. Er verst�rkt die Stimmungen, l�sst den Figuren ihr Eigenleben trotz seinen lebendigen Darstellung. Auch die leisen oder traurigen Passagen werden gekonnt interpretiert ohne schmalzig zu werden.
Zusammen mit den Worten der Autorin zeichnet er auch ein herrliches Bild von Venedig f�r die H�rer. Die Kan�le und der Verfall werden genauso sichtbar, wie die Tauben, Pal�ste, Cafes und die Touristen.
Ein kurzes Interview, das Ulrich Maske mit Cornelia Funke gef�hrt hat, rundet das Bild von der Autorin ab. Ihre Einstellung zum Schreiben und den Geschichten, ihre Sicht auf die Familie und die Kinder sind aufschlussreich. Das Statement, dass eine Gute Geschichte auch irgendwie gut ausgehen muss, l�sst mich hoffnungsfroh zu neuen Geschichten von ihr greifen, und sie jedem junggebliebenen Wesen ans Herz legen.
Durch die Gestaltung der CDs wird auch der Augenmensch befriedigt. Die detailreichen Zeichnungen der Autorin sind auf den Covern der CDs variantenreich eingestreut und machen Lust darauf das Buch zu kaufen, obwohl ein H�rer die Geschichte nun schon kennt. Die Idee, die CDs nicht unbedingt als Komplettpaket, sondern in Teilen erwerben zu k�nnen, macht das H�rbuch zu einem idealen Geschenk f�r Wesen mit kleinerem Geldbeutel. So kann man sich den Wunsch h�ppchenweise erf�llen (lassen). Selbstverst�ndlich gibt es dieses H�rbuch auch als MC-Version.
Cornelia Funkes B�cher und H�rb�cher machen einfach s�chtig. (Binchen, im Februar 2002)