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Das Eidersperrwerk

  • ️Jörn Kohlus
Die Aufrechterhaltung der Schifferei sollte das Sperrwerk erlauben und die Eider ist bis heute Bundeswasserstraße. Allerdings: das nun sturmfluttrockene Tönning verlor hierdurch als Fischereistandort.  Mit der Zähmung der Eider verlagerte sich der für die Fischerei relevante Raum seewärts des Sperrwerkes und verlor Gebiete im Eiderästuar. Viele Kutter wanderten zum Sperrwerkshafen ab, um die Anfahrszeit in die fischereilich interessanten Gewässer zu reduzieren. Tönning ist heute nicht mehr der zentrale Kutterhafen an der Westküste. Das bunte Treiben am Hafen ist heute von Sommergästen und Restaurants bestimmt. 

Das es heute nur noch so wenig Kutter gibt, hat aber andere Hauptursachen: Vor allem ist es die Folgen einer Resourcenzerstörung in den 70er Jahren durch den "Beifang", d.h. junge Fische, kleine Krabben und anderes unverkäufliches wurde rücksichtslos gefischt und zu Fischmehl etc. verarbeitet. Und vielleicht noch mehr wirkte sich der EU-Strukturwandel aus. 

Ein Durchschnittskutter fängt heute viel mehr als in den 70er Jahren, der Gesamtertrag der geschrumpften Kutterflotte liegt insgesamt höher als vor 30 Jahren. Die Kosten für Schiff und Mannschaft wuchsen noch stärker als der Fang: Um die hohen Erträge zu erwirtschaften mußte die technische Ausstattung der Schiffe ausgebaut werden, immer mehr Kapital wurde nötig um noch etwas mehr zu fangen. Und die Preise für den Ertrag fielen. Die unabdingbare Folge ist ein Verdrängungswettbewerb auf EU-Ebene, viele Fischer gaben auf. 
Der in diesem Zusammenhang oft genannte "schuldige" Nationalpark Wattenmeer kam viel später und betrifft die Erwerbs-Fischerei nur in einem kleinen, fast nicht genutztem Gebiet, südlich des Hindenburgdammes.


Binnenhafen am Eidersperrwerk. Foto: Kohlus 1998