Anton Günther's Liedpostkarten | Da Draakschenk - Seite 3 - Ist die Dreckschänke noch zu retten? (1990-2011)
Ist die Dreckschänke noch zu retten?
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| LEXIKON
Die Dreckschänke
Die Dreckschänke war zwischen
1835 und 1945 ein beliebtes Gasthaus in Breitenbach
(tschech. Potůčky), nahe Johanngeorgenstadt,
im böhmischen Erzgebirge.
Um den Namen ranken sich Legenden. So wird gemutmaßt,
dass sich aufgrund des Straßendrecks unmittelbar vor
dem Gasthaus der Namen im Volksmund einbürgerte, oder
aber die Unfreundlichkeit des ersten Wirtes Josef Korb zum Namen geführt haben. Der gelernte Fleischer hatte Schulden und soll als Wirt unsauber gewesen sein. Möglicherweise ist die Bezeichnung aber auch viel früher durch die Erztransporte genannt „Erztrecks” entstanden und auf die Gaststätte als „Treckschenke” abzuleiten.
Den verbreiteten Namen „Dreckschänke“ wurde auch die Nachfolgebetreiber-Familie Hahn nicht los. Werbewirksam übernahmen Hahn-Witwe Theresia 1885 den Namen Dreckschänke, indem sie ein kleines ovales Porzellanschild „Vulgo Dreckschenke” am Giebel über der Tür und dem Holzschild anbringen ließ. Nach ihrem plötzlichen Tod übernahm Tochter Sophie die Gaststätte, heiratete 1901 den Johanngeorgenstädter Richard Weickert. Der soll Anton Günther zum Lied über die Gaststätte „angestiftet” haben, das ab 1904 derart populär wurde, dass Kneipe, Lied und Postkarte weit über die Grenzen des Erzgebirges bekannt wurden. Günthers Lohn für den Umsatz fördernden Dienst: Lebenslang freie Bewirtung, Logis und zahlreiche Auftrittsangebote dort. (LPK)| WEGWEISER
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SEITE 1: Die Liedpostkarte
„Da Draakschenk”
SEITE 2: Die wechselvolle Geschichte der Dreckschänke
1829 bis 1945 ausführlich
SEITE 3: Ist die Dreckschänke noch zu retten?1990 bis heute
SEITE 4: Wie es im inneren der Dreckschänke aussah
SEITE 5: Dokumente und
Veröffentlichungen
SEITE 6: Die Dreckschänke auf Postkarten (1894-1942)
| BILDERBOGEN
Die Dreckschänke
im Juni 2011
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Der bekannte Blick zur Dreckschänke mit der um 1905
dort gepflanzten Kastanie
Blick von der Skipiste
auf auf die Dreckschänke
Erhaltenen gebliebene
Elemente am Giebel des
1912 errichteten Saalanbau
Saalanbau und Verbindung
zur eigentlichen Dreckschänke
Blick von einstiger Streusiedlung Pechöfen (heute Skipiste)
| LINKS
| SCHMÖKERNJubiläumsschrift 1935
„Die 100-jährige Dreckschänke”
Sohie Weickert und Kinder,
Breitenbach, den 28. April 1935,
20 Seiten, 14,4 x 22,5 cm
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„Das Geldmannl in der Dreckschänk”
Erzgebirgsposse in einem Aufzug,
Alexis Kolb, 1925, Handlung 1870
Thümmlers Theater-Bücherei Bd. 13/14, 40 Seiten, 11,5 x 15 cm
| KALENDARIUM
Der Dornröschenschlaf | ||
1945-1990 Vertreibung, Sperrgebiet und Kindergarten | ||
1944/45: Zum Ende des Weltkrieges war an Gastronomie nicht mehr zu denken. Die Dreckschänke wurde zum Auffanglager und Lazarett umfunktioniert. |
(Stráň) unterkam, aber 1946 ebenfalls ausgewiesen wurde und mit einem Transport nach Memmingen ins Allgäu umgesiedelt wurde. Sie wollte zumindest in die Nähe ihrer Heimat zurück und kam nach einer Odyssee bei ihrer Tochter in Chemnitz unter, bevor sie zu Verwandten nach Quedlinburg zog und 1960 starb. |
Ein ungewollter Ansturm | ||
1991 Randalierer verwüsten Reste der Dreckschänke | ||
Ein schlimmes Wochenende erlebte die Dreckschänke, als im Juni 1991 der Grenzübergang in Johanngeorgenstadt für Fußgänger geöffnet wurde. Am ersten offenen Wochenende zogen auch deutsche Randalierer (es sollen Skinheads aus Aue und Schwarzenberg gewesen sein) gen Tschechien und verwüsteten den Rest der halbverfallenen Dreckschänke, ohne dass die herbeigerufene |
tschechische Polizei und der Zoll einschritt. Möglicherweise sollte ein Grenzkonflikt vermieden werden, es herrschte 1991 eine absolut undurchsichtige Rechtssituation nach der Deutschen Einheit. Das spärlich erhalten gebliebene Mobiliar - schon nach dem Krieg wurde die einstige Einrichtung ins Tschechische verscherbelt - Fenster und da noch original erhaltene Türrahmen und Türen wurden zertrümmert, nahezu nicht blieb ganz. (LPK) |
Kurze Renaissance | ||
1991-2001 Blitzsanierung, Neueröffnung und Schließung | ||
Überraschenderweise bereits drei Monate nach dem Skinhead-Überfall wurde das Haus Oktober 1991 dann teilsaniert und als Gaststätte wiedereröffnet. Anfänglich gut gehend, stagnierte der Umsatz und das Interesse, zumal sich die Lust auf preiswerte Schnellbeköstigung mit böhmischen Knödeln und Gulasch bei den vorrangig deutschen Gästen schnell legte, und eine Einkehr direkt am Grenzübergang nahe der zahlreichen |
Vietnamesen-Schwarzmärkte, |
Rettungsaktion vor Abrissbirne |
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Die Dreckschänke rottet seit |
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Wohl keine Rettung mehr | ||
2011 Abriss droht nach zehn Jahren Leerstand | ||
Der Abriss der Dreckschänke, seit 2009 von tschechischen Behörden |
nun durch Öffnung der Grenze für den Autoverkehr auch noch stark befahrenen Straße, kein Interessent. Außerdem macht sich im Inneren durch Wasserschäden immer mehr der Schwamm breit. (LPK) |
| CHRONIK
Die Wirte
ab 1829 Inhaber Wenzel Dörfler.
1834: Josef Korb.
1835 bis 1884: Johann Adalbert Hahn, Tischler und Gemischtwaren-Händler aus Platten († 1884). „Hahn's-Gasthaus”
1884-1887: Sohn Franz Xaver Hahn, ebenfalls Tischler und Gastwirt aus Platten († Juni 1887).
1887-1900: Frau Theresia geb. Leiner († 20. Januar 1900).
1900-1945: Tochter Sophie
(* 6. September 1877, † 1960 in Quedlinburg) übernahm 23-jährig
die Gaststätte, heiratete 1901 Richard Weickert aus Johanngeorgenstadt. Sophie führte die Gaststätte nach dem plötzlichen Tod ihre Mannes von 1921 bis 1945 nahezu allein weiter, zwischenzeitlich unterstützt von Sohn Richard jr., der aus dem Zweiten Weltkrieg nie heimkehrte, bis heute als verschollen gilt. (LPK)Die wechselvolle Geschichte
der Dreckschänke1829 bis 1945
| BILDERBOGEN
Die Dreckschänke
im Juni 2011
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Der Eingang zum ehemaligen Bierkeller des Antoni-Stollen
Blick vom Garten aus
auf das Hauptgebäude
Blick in den Garten mit dem einstigen Bierkeller und dem Eingang zum Gasthaus
Die an den Felsen heran
gebaute Hinterfront des Anbaus
der Dreckschänke...
...mit dem Blick zur ehemaligen Küche, der Verlängerung des ursprünglichen Gasthauses
Aufnahmen: 2. Juni 2011
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Quellen: Rudolf Behr: Die Geschichte der Dreckschänke, Nr. 176, 1. Mai 1970 und Hundertjahrfeier der Dreckschänke, Nr. 48, 1954, Neudeker Heimatbrief;
Max Müller: Die Dreckschänke, Nr. 352, 1996, Neudeker Heimatbrief; Sophie Weickert und Kinder: „Die 100jährige Dreckschänke”, Jubiläumsheft, Breitenbach, 1935
Letzte Aktualisierung: 30. Dezember 2013 Erstellt mit Adobe Dreamweaver CS 5.5. Optimiert für
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