Welche Verlage und Literaturagenten wir Ihnen empfehlen können
- ️Wolfgang Tischer
- ️Wed May 31 2023
Die Meinung der literaturcafe.de-Redaktion ist eindeutig: Wer sein Buch bei einem Unternehmen veröffentlicht, das sich »Verlag« nennt, der sollte dafür kein Geld bezahlen. Ein Verlag trägt das finanzielle Risiko der Buchveröffentlichung allein.
Ebenso arbeiten seriöse Literaturagenten auf Erfolgsbasis. Erst wenn der Autor verdient, erhält der Agent einen Anteil daran.
Doch seit wir vermehrt vor Abzockern warnen, die sich als Literaturagentur ausgeben, aber es nur darauf abgesehen haben, eine maschinelle Rechtschreibprüfung teuer als »Lektorat« zu verkaufen, erreichen uns regelmäßig eMails mit der Frage: Welche Literatur-Agenturen und welche Verlage empfiehlt das literaturcafe.de?
»Verlag sucht Autoren« ist ein Warnsignal!
Gerade bei Verlagen werden wir oft um gezielte Bewertungen gebeten: »Ich habe hier ein Angebot von Verlag XY vorliegen? Kennt ihr den?«
Schade, dass Verlag XY nie Rowohlt, Kein & Aber, Voland & Quist oder KOOKbooks heißt. Dann könnten wir uns mit der Autorin oder dem Autor freuen und sagen: Natürlich! Herzlichen Glückwunsch!
In der Regel kennen wir die genannten Verlage nicht. Das muss jedoch nichts bedeuten. Ein erstes Anzeichen, dass hier die Autoren zu Kasse gebeten werden, ist es jedoch meist, wenn sich der Verlag auf der Website gezielt an Autoren statt an Leser wendet (»Veröffentlichen Sie Ihr Buch bei XY«).
Fragt man beim Autor nach, ob denn der Verlag Geld für die Veröffentlichung will, und kommt als Antwort ein »Ja«, so ist der Fall klar: In unseren Augen und in den Augen vieler Autorenverbände ist das dann kein »richtiger« Verlag. Überhaupt sind wir der Meinung, dass es nicht sonderlich seriös ist, wenn nicht bereits vorab klar und deutlich auf der Website steht, dass der Verlag ein Zuschussverlag ist und sich der Autor an den Kosten »beteiligen« muss.
Zuschussverlage sind nicht automatisch ein Hort des Bösen. Es gibt durchaus Unternehmen in dieser Branche, da ist der Zuschuss tatsächlich ein Zuschuss. Doch wenn ein Unternehmen einen »Zuschuss« im fünfstelligen Eurobetrag verlangt, sollte sich eigentlich jeder ausrechnen können, dass hier für das Unternehmen ein satter Gewinn abfallen dürfte. Welches Interesse soll dieses Unternehmen noch haben, sich für den Titel in Sachen Werbung stark zu machen? Und für wie ehrlich halten Sie die Bewertung Ihres Manuskripts?
Wer uns also nach der Seriosität eines Verlages fragt, dem werden wir keine klare Antwort oder Bewertung geben. Aber wir werden ihm die genannten Rückfragen stellen und Hinweise geben. Und künftig werden wir auf diesen Artikel verweisen. Ansonsten steht es uns nicht zu und wäre es unseriös, über Verlage zu urteilen, die wir nicht kennen. Entscheiden muss die Autorin oder der Autor selbst.
Ein naives Bild des Buchmarktes
Oftmals fragen uns dann die Autoren ratlos und nicht selten verzweifelt: Aber was soll ich denn sonst machen, wenn mich kein »normaler« Verlag nimmt und die anderen alle Geld von mir wollen?
Hinter dieser Frage steckt ein reichlich naives Bild des Buchmarktes. Viele Autoren glauben offenbar, dass es reicht, wenn Bücher nur produziert werden, damit sie wahrgenommen und gekauft werden. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass ein Autor im Bekanntenkreis selbst zu einem schlechten Text eine positive Rückmeldung erhält. Man will ja niemandem weh tun. In seinem kleinen Universum rechnet sich der Schriftsteller so bereits massenhafte Abverkäufe aus.
Kommt in diesem Moment ein Unternehmen und sagt: »Sie haben recht! Zahlen Sie uns 8.000 Euro, und wir drucken Ihr Buch!«, dann scheint der gesunde Menschenverstand auszusetzen.
Bei den zweifelhaften Literaturagenten ist es ähnlich, und wird es für die Abzocker noch einfacher.
Abzocker mit wohlklingenden Namen
Nach wie vor registrieren wir mit Schrecken und Ungläubigkeit, dass es für die Abzocker reicht, sich unter falschem Namen eine wohlklingende Website zu erstellen und sich einen Briefkasten anzumieten, um über Google-Anzeigen dutzendweise hoffnungsvolle Autoren anzulocken und ihnen das Geld für eine angeblich notwendige Vorab-Lektorierung aus der Tasche zu ziehen. Man verspricht ihnen sogar in einem Angebot eine hochtrabend klingende Lektorierung nach DIN-Norm und DUDEN-Richtlinien. Das Perfide daran: Im Klartext bedeutet es, dass man den Text durch den DUDEN-Korrektor maschinell prüft und dafür einen vierstelligen Betrag verlangt. Die Software selbst kostet in der Basisversion keine 20 Euro und das »Lektorat« dauert fünf Minuten. So verwerflich diese Abzocke ist, dürfte sie juristisch nicht als Betrug zu werten sein.
»Ihr warnt immer vor gewissen Literaturagenten«, schrieb uns neulich ein Leser, »aber könnt ihr nicht mal eine Liste mit seriösen Agenturen veröffentlichen, die ihr empfehlen könnt?«
Zum einen gibt es bereits zwei Ratgeber, die solche Listen pflegen: Das ist der Uschtrin Verlag mit seinem Handbuch für Autorinnen und Autoren (siehe ausführliche Besprechung) und der Autorenhaus Verlag mit dem Jahrbuch für Autorinnen und Autoren. Beide Werke sollten in keinem guten Autoren-Haushalt fehlen.
Zum anderen ersetzen auch diese Listen nicht kritisches Nachfragen und Überprüfen der Agenturen. Die Listen sind kein Freibrief, dass man den dort aufgeführten Literaturagenturen bedingungslos trauen sollte. So gab sich seinerzeit die Agentur Lindbergh & Well überaus seriös und landete auf der Liste des Uschtrin Verlags. Natürlich wurde sie rasch entfernt, als offenbar wurde, dass diese Agentur keinesfalls als seriös zu betrachten war.
Zahlen Sie nicht für eine Veröffentlichung!
Kurz und gut: Wir empfehlen solche Verlage, bei denen der Autor nichts für die Veröffentlichung zahlt, und Literaturagenten, die ausschließlich auf Erfolgsbasis arbeiten. Spätestens ein wie auch immer gearteter und begründeter Versuch, vom Autor Geld zu verlangen – z. B. durch ein bezahltes Lektorat -, sollte stutzig machen. Allerdings kann es dann schon zu spät oder problematisch werden, wenn bereits ein Vertrag geschlossen wurde.
Daher unser allgemeiner zweiter Ratschlag: Lassen Sie sich Referenzen geben und sprechen Sie mit diesen. Letzteres ist wichtig, da wir Fälle kennen, bei denen dubiose Literaturagenten klingende Verlagsnamen nannten und eine dortige Nachfrage ergab, dass diese Agentur dem Verlag völlig unbekannt ist.
Verweigert man Ihnen die Nennung von Referenzen – egal mit welcher Begründung -, sollten Sie nicht unterschreiben.
Dies sind klare und deutliche Kriterien.
Aber wieso zahlen dennoch so viele Menschen Geld, um veröffentlicht zu werden?
Die Antwort ist oft schmerzlich und erfordert eine realistische Sicht auf die eigene Arbeit: Die meisten Texte sind einfach zu schlecht oder nur für eine so kleine Zielgruppe interessant, dass ein normaler Verlag völlig zu Recht keine wirtschaftliche Grundlage für eine Veröffentlichung sieht.
Wenn aber dann ein Unternehmen, das sich Verlag nennt, dem Text ein gewisses Potenzial bescheinigt, fühlt sich der Autor endlich bestätigt und verstanden und wirft jedes Misstrauen über Bord.
Es ist, als würden Sie einem wildfremden Menschen 100 Euro in die Hand drücken, wenn dieser Ihnen bescheinigt, dass Sie einfach umwerfend gut aussehen.
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