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Fakten, Vermutungen und Hintergründe zur Rumpelmännchen-Bewegung
Hintergrund der
Rumpelmännchen-Kampagnen in der DDR war die ständige Knappheit an
Rohstoffen aller Art. Daher sann man nach Wegen, die teuren Importe,
wo es möglich war, durch landeseigenen Abfall zu substituieren.
Leitfigur dieses staatlichen Gerümpel-Deals wurde das Hegen'sche
Rumpelmännchen. Im Grunde eigentlich keine schlechte Idee, nur dass eben auch das Papier im Laufe der Jahre immer grauer wurde. Als letztes Stadium (wenn es als Datenträger oder Packpapier unbrauchbar geworden war) durchlief der ursprüngliche Baum die Entwicklungsstufe "Toilettenpapier", eine Mischung aus Holzspanplatte und Zementasbest. Wer Glück hatte, konnte auf diesem "Papier" vor der Endnutzung noch allerlei Interessantes entziffern. Jedenfalls endete damals nicht so viel Müll auf den Deponien. Verpackungen gab es in der Zeit sowieso nur spärlich. Milch holte man mit der Emaille- oder Alu-Kanne, die "sowjetische" Butter wurde vom großen Klotz abgehackt und zum Sauerkrautkauf ging man mit Topf, später mit Plastebeutel (heute als Plastik-Beutel bekannt). |
Bald schon übernahm der Staat das strategisch bedeutsame Monopol für
Gedöns aller Art gänzlich und gründete landesweit Volkseigene Betriebe
(VEB)
"Sekundärrohstofferfassung" (liebevoll SERO genannt).
Neben "Korbine Früchtchen" war das Rumpelmänneken Vermittler sparsamen Wirtschaftens und sorgsamen Umgangs mit Ressourcen aller Art. "Kohlenklau" und "Wattfraß" riefen ebenfalls zu ordnungsgemäßer Lebensart auf. |
Gut erinnere ich mich noch an
die eigenen Taschengeld-Aufbesserungsversuche. Ich war jung ... und ich brauchte das Geld! Wir brachten unsere Fundstücke immer zum "Altstoffhandel Gubisch", in Fachkreisen kurz "Lumpen-Gub'sch" genannt. Mein Kumpel Bruno wollte einmal besonders galant und höflich sein und sagte beim Eintreten artig "Guten Tag, Frau Lumpen-Gub'sch!" Warum die gute Dame damals so gereizt reagierte, kann ich bis zum heutigen Tag nicht nachvollziehen. Aber wenn ich daran denke, dass seinerzeit wahrscheinlich auch Mosaik-Hefte durch den Reißwolf gegangen sein müssen, läuft mir noch jetzt ein kalter Schauer über den Rücken.
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![]() Natürlich wurden auch große Preise ausgeschrieben. Rumpel von Horst Boche gestiftet Horst Boches Rumpelmännchen auf der Rückseite eines Schulheftes.
Heute hat uns das Abfall-Recycling nach kurzer Hängepartie wieder überholt ohne
uns einzuholen.
" Die Zukunft |
Varianten des Rumpelmännchens
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Rumpelmännchen-Plakate
Rumpelmännchen-Hefte Zum Rumpelmännchen-Thema sind auch umfassendere Druckerzeugnisse erschienen. Bekannt sind mir 2 Hefte (16 Seiten) von 1955 mit dem Titel "Rumpelmännchens Erlebnisse". Herausgeber war das Ministerium für Leichtindustrie VVB Rohstoffreserven, Berlin Karlshorst. Sicher gab es noch weitere. Zeichner war auch hier Horst Boche.
Im persönlichen Müll der stets im Mittelpunkt stehenden Menschen befanden sich schließlich noch jede Menge kost- und auswertbarer konspirativer Informationen. |
Solche und ähnliche Aufrufe erschienen seinerzeit in vielen Tageszeitungen:
"Freiheit" vom 14.05.1955 "Aus Stadt und Kreis Wittenberg" Organ der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland ( SED )
Gegenwärtig wird im Kreise Wittenberg sowie in allen Kreisen des
Bezirks die
Rumpelmännchen - Lotterie, durchgeführt. Sie wird am 30. Juni 1955
abgeschlossen.
Bei Abgabe von insgesamt drei Kilo nichtmetallischen Altstoffen wie
Alttextilien,
Altpapier und Knochen aus Haushalten erhält die Hausfrau neben der
ordnungsgemäßen Bezahlung ein Prämienlos. Gewerblicher Anfall wird
nicht prämiiert. Die Auslosung
erfolgt Anfang Juli und die Auszahlung der Gewinne ab 15. Juli 1955.
Es stehen Gewinne
in Höhe von 5 bis 500 DM zur Verfügung. Gleichzeitig wird darauf
aufmerksam gemacht,
daß die Gewinnliste auf der Rückseite der verausgabten Lose ungültig
ist.
Rat des Kreises Wittenberg Plankommission.

Die Rückkehr der Müll-Ritter
Im Mosaik 149 ("Die Rübensteiner Festspiele") erlebte das
Rumpelmännchen eine Renaissance auf dem Freistädter Jahrmarkt.
Da Horst Boche damals noch fleißig mitwerkelte, stammt das rote Männchen
wahrscheinlich von ihm. Vielleicht eine Hommage ans Altstoffsammeln
oder nur ein Test, ob's Hegen auch mitbekommt.
"Fast alle Rumpelmännchen"
weitere Rumpelgrafiken
aus