socialnet Rezensionen: Irren ist menschlich (Psychiatrielehrbuch)
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Klaus Dörner, Ursula Plog et al.: Irren ist menschlich (Psychiatrielehrbuch)
Rezensiert von Prof. Dr. Annemarie Jost, 02.07.2002
Klaus Dörner, Ursula Plog, Christine Teller, Frank Wendt: Irren ist menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie.
Psychiatrie Verlag GmbH
(Bonn) 2002.
640 Seiten.
ISBN 978-3-88414-440-4.
24,90 EUR.
Neubearbeitung von 2002.
Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.
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Von der ersten zur vierten Auflage
Da ich das Buch "Irren ist menschlich" für eines der besten Lehrbücher der Psychiatrie halte, habe ich schon mit Spannung die überfällige Neuausgabe erwartet. Die im Vorwort beschriebene und im Text wirklich Gestalt gewinnende Grundhaltung "Psychiatrie besteht aus Begegnung zwischen Menschen" macht dieses Buch für die unterschiedlichen in der Psychiatrie tätigen Berufsgruppen – für Anfänger ebenso wie für Fortgeschrittene - so besonders wertvoll.
Die erste Auflage von "Irren ist menschlich" erschien 1978 und beeinflusste die damalige Aufbruchstimmung der Psychiatriereform-Bewegung nachhaltig, sie lenkte die Aufmerksamkeit der psychiatrisch Tätigen auf die zuvor wissenschaftlich wie praktisch vernachlässigte Subjektivität des Menschen und regte eine selbstkritische Eigenwahrnehmung aller am Hilfeprozess Beteiligten an. Die nunmehr 3. Überarbeitung des Buches eignet sich sowohl als grundlegendes Lehrbuch, greift aber zugleich aktuelle Themen der gemeindepsychiatrischen Entwicklung auf, thematisiert erstmals auch die forensische Psychiatrie und erweitert u.a. die in vorigen Auflagen zu kurz gekommenen Kapitel zur Gerontopsychiatrie, obwohl man bei letzterem Thema anmerken muss, dass hier sicher immer noch kein fachlicher Schwerpunkt des Buches liegt. Auch die in vorigen Auflagen veraltet dargestellten Ausführungen zur Medikamentenabhängigkeit wurden aktualisiert.
Aufbau und Inhalte
Nach einer einführenden Gebrauchsanweisung und einem Kapitel über die Helfer in der Psychiatrie folgen 11 Kapitel über bestimmte Patientengruppen, die z.T. nach diagnostischen Gesichtspunkten, z.T nach Lebensphasen und z.T. nach anderen Gesichtspunkten – wie Selbstmordgefährdung oder Fremdgefährdung – gegliedert sind. Im weiteren Verlauf werden die Einrichtungen der gemeindenahen Psychiatrie und historische und rechtliche Aspekte thematisiert, den Abschluss bilden Ausführungen zu soziotherapeutischen, körpertherapeutischen und psychotherapeutischen Behandlungsmethoden. Das Kapitel "Soziotherapeutische Techniken" greift aber aus Sicht der Sozialen Arbeit etwas kurz und lässt einige Aspekte der personenzentrierten Hilfen und neuere Ansätze der psychiatrischen Hilfeplanung und des Case Managements außen vor.
Zielgruppen
Das Buch richtet sich an alle in der Psychiatrie vertretenen Helfer.
Der Spagat zwischen den unterschiedlichen Perspektiven verschiedener Professionen durch eine berufsübergreifende verständliche Teamsprache gelingt in der Neuauflage noch besser als bisher, obwohl immer noch an einigen wenigen – wohl von den Autoren weniger prioritär behandelten - Stellen stichwortartige Zusammenstellungen und stark zusammengefasste Darstellungen für Nicht-Mediziner teilweise unverständlich bleiben dürften.
Fazit
Zusammengefasst halte ich das Buch für ein sehr empfehlenswertes Lehrbuch, das den Leser anregt, sich in die Perspektive psychisch kranker Menschen hineinzuversetzen, den eigenen Standort auszuloten, sich selbst als Person wahrzunehmen und zugleich ein umfangreiches Wissen über psychische Krankheiten, therapeutische Methoden, das Hilfesystem und seine gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu erwerben.
Rezension von
Prof. Dr. Annemarie Jost
Professorin für Sozialpsychiatrie an der Fakultät 4 der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg
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Es gibt 145 Rezensionen von Annemarie Jost.
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