Raumflugbericht: Sojus 6
- ️Joachim Becker
Es handelte sich um einen Gruppenflug mit Sojus 7 und Sojus 8. Es war geplant, dass die Besatzung von Sojus 6 die gekoppelten Raumschiffe Sojus 7 und Sojus 8 fotografieren sollte. Da aber die Kopplung der beiden Raumschiffe nicht funktionierte, kam es nur zu einem Gruppenflug. Nachdem mit jeweils einem Tag Abstand Sojus 7 und Sojus 8 gestartet waren, konnten mit verschiedenen Kurskorrekturen die Umlaufbahnen der drei Raumschiffe angeglichen werden. Waleri Kubassow in Sojus 6 und Alexej Jelissejew in Sojus 8 benutzten einen neuen Sextanten, um unabhängig von den Bodenstationen die Bahn zu bestimmen. Am 14. Oktober 1969 begann Sojus 8, sich an Sojus
7 anzunähern. Das automatische Annäherungssystem Igla erfasste das Ziel jedoch nicht korrekt. Spätere Manöver mit Handsteuerung blieben erfolglos. Während der Nacht drifteten die Raumschiffe auseinander, sodass am nächsten Tag wertvolle Zeit verstrich, bis die Umlaufbahnen wieder angeglichen werden konnten. Es gelang Sojus 8 nicht, sich an Sojus 7 anzunähern oder zu koppeln. Zeitweise versuchten Georgi Schonin und Waleri Kubassow, ihre Sojus 6 mit Handsteuerung an Sojus 7 anzunähern, obwohl ihr Raumschiff nicht mit einem Kopplungsadapter ausgerüstet war. Die minimale Entfernung betrug dabei 800 m. Während zwischen den drei Raumschiffen Sichtverbindung herrschte, konnten Experimente zur Sichtbarkeit von Raumschiffen und zur optischen Nachrichtenübermittlung durchgeführt werde
Nach Gerüchten war geplant zwischen den Raumschiffen
Sojus 7 und
Sojus 8 mindestens einen Kosmonauten
während eines Außenbordeinsatzes in das andere Raumschiff wechseln
zu lassen, während die Kosmonauten an Bord von
Sojus 6 das Manöver fotografisch dokumentieren
sollten. Eine Bestätigung für einen geplanten Außenbordeinsatz
gibt es bis heute nicht.
Die Ursache für das Versagen von Igla konnte
nicht geklärt werden. Es wird vermutet, dass die mit Helium gefüllten
Elektronikbehälter im Orbitalmodul nicht vollständig dicht waren. Da
das Orbitalmodul nicht zur Erde zurückkehrt, konnte dies nie
bestätigt oder widerlegt werden.
Erste Schweißarbeiten im All durch Waleri Kubassow mit der Schweißanlage "VULKAN" wurden ausgeführt. Dabei wurden drei verschiedene Methoden getestet. Die Ergebnisse unterschieden sich dabei kaum von denen, die auf der Erde durchgeführt wurden. Erst viele Jahre später wurde bekannt, dass die Schweißarbeiten fast zu einer Katastrophe geführt hatten, als ein fehlgerichteter Strahl auf die Trennwand der beiden Sojus-Module traf und dort fast ein Loch hinein brannte. Den Kosmonauten wurde dies erst bewusst, als sie die Materialproben aus dem Orbitalmodul zurück in das Landemodul brachten. Daneben gab es weitere verschiedene wissenschaftliche und technische Experimente.
Die Kosmonauten hatten ihre Plätze im Landemodul eingenommen, nachdem sie die Luke zur Orbitalsektion geschlossen hatten. Dann richteten sie das Raumschiff so aus, dass das Triebwerk des Geräteteils in Flugrichtung zeigte. Dieses wurde kurz darauf für 188 Sekunden gezündet und leitete den Abstieg zur Erdoberfläche ein. Im nächsten Schritt erfolgte das planmäßige Abtrennen der Orbitalsektion und des Geräteteils, die beide in der Erdatmosphäre verglühten. Das verbleibende Landemodul wurde so ausgerichtet, dass der Eintrittswinkel für eine möglichst genaue Landung in Kasachstan erreicht wurde. Nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre brach der Funkkontakt wegen der heißen Plasmagase rund um die Kapsel ab. Dann löste sich der Deckel des Fallschirmbehälters und der Bremsfallschirm wurde ausgestoßen. Nachdem auch der Hitzeschutzschild abgetrennt worden war, schwebte die Sojus an ihrem Hauptfallschirm Richtung Erdboden. Kleine Feststoff-Bremsraketen, die kurz vor dem Berühren des Bodens ausgelöst worden waren, verminderten die Aufprallgeschwindigkeit. Sofort nach der erfolgreichen Landung wurden die Fallschirmleinen gekappt, damit die Kapsel nicht durch den Wind über den Boden gezogen werden konnte. Nach der Landung gehört es zum Ritual, dass die Kosmonauten das Raumschiff mit ihrer Unterschrift versehen.
Offiziell wurde der Dreifachflug als Erfolg gewertet, eine Kopplung oder gar ein Umstieg war öffentlich nie als Ziel ausgegeben worden. Intern war jedoch klar, dass die Mission ein Fehlschlag war.