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Dubioser Rhein-Konvoi: Sinkewitz soll Klöden als Dopingbetrüger geoutet haben

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  • ️Fri Mar 07 2008

Hamburg - Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet mit Verweis auf "gesicherte Informationen", dass Klöden von seinem früheren T-Mobile-Kollegen Patrik Sinkewitz bei einer neuerlichen Zeugenaussage belastet wurde. Am vergangenen Montag soll der 27-Jährige gegenüber Ermittlern des Bundeskriminalamts (BKA) ausgepackt haben: Klöden und der damalige Teamkollege Matthias Kessler seien dabei gewesen, als er bei der Tour de France 2006 von Straßburg aus einen Blutdoping-Abstecher ins Uni-Klinikum Freiburg unternahm.

Wolfgang Maier, Sprecher der Freiburger Staatsanwaltschaft, wollte dies auf Nachfrage heute "konkret weder dementieren noch bestätigen". Laut "SZ" hat er allerdings eingeräumt, dass Sinkewitz "am Montag vernommen wurde und dabei Namen genannt und Details zur Sache geliefert hat". Maier ist nun "zuversichtlicher als noch vor einer Woche", dass der Fall Rhein-Konvoi doch noch aufgeklärt werden kann.

Nach der Suspendierung von Jan Ullrich und Oscar Sevilla soll der komplette verbliebene siebenköpfige T-Mobile-Kader während der Tour 2006 nach Freiburg gefahren sein. Die Ermittler wollen dies nun bestätigt bekommen: "Die Vernehmung weiterer Radprofis ist beabsichtigt", sagte Maier.

Bisher hat einzig Sinkewitz bestätigt, selbst nach Freiburg zum Blutdoping gefahren zu sein. Der Doping-Kronzeuge muss aber - nach der Verfahrenseinstellung gegen ihn - weiter aussagen. Er würde jetzt Meineid begehen, wenn er nicht die Wahrheit sagt.

Showdown im Streit zwischen UCI und Aso

Abseits dieser neuen Vorwürfe in Deutschland ist die Lage im Welt-Radsport ohnehin gerade angespannt. Zwei Tage vor dem geplanten Start der Fernfahrt Paris-Nizza am Sonntag droht ihm die Spaltung.

Der Weltverband UCI hatte Teams mit Drohungen überzogen, die bei der Rundfahrt des Veranstalters Aso ab Sonntag antreten wollen. UCI-Präsident Pat McQuaid nennt das Rennen "illegal" und sagte, die Mannschaften könnten sich für eine Zusammenarbeit mit Aso entscheiden: "Es gibt Gerüchte über eine eigene Liga. Wenn sie mit der Aso gehen wollen, dann ganz." Eine Rückkehr zum UCI und dessen Rennen schloss der Ire aus: "Die Mannschaften können nicht den Fuß in zwei Türen haben." Ein Ausschluss müsse eine Option sein. Fahrer müssten mit Sperren von bis zu sechs Monaten rechnen.

Trotzdem entschieden 17 Teams am Freitag mehrheitlich, bei Paris-Nizza an den Start zu gehen. Die Aso veranstaltet auch die Tour de France. Die Rundfahrt soll gemäß der Regeln des französischen Verbandes ausgetragen werden - während die UCI darauf beharrt, die Traditionsveranstaltung unter internationalen Regeln stattfinden zu lassen. McQuaid nennt die ASO ein Unternehmen, "das nur seinen Aktionären berichten muss. Die UCI ist eine demokratische, supranationale Organisation, die die Interessen aller vertritt, die im Radsport involviert sind".

Zuvor hatte der Internationale Sportgerichtshof (Cas) einen Dringlichkeitsantrag der Mannschaften zurückgewiesen und sich in dieser Sache "als nicht zuständig" erklärt. Die Rennställe waren vor den Cas gezogen, um zu klären, ob sie an der Traditions-Rundfahrt teilnehmen können, ohne Sanktionen durch die UCI befürchten zu müssen. Für eine Dringlichkeitssitzung des Cas hätten sowohl die UCI als auch die Tour-Organisation Aso dem Antrag zustimmen müssen. Beide verweigerten dies jedoch.