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Comic-Besprechung - Gin Tama 1

Geschichten:
Lektion 1 - 6 + Kurzgeschichte: "Dandelion"
Autor: Hideaki Sorachi, Zeichner: Hideaki Sorachi, Tusche: Hideaki Sorachi

Story:
Japan in der nahen Zukunft: Außerirdische haben die Erde erobert und reißen überall die Macht an sich. Die Ära der stolzen Samurai ist unwiederbringlich vorbei, das Tragen von Schwertern verboten, und wer den neuen Herren unangenehm auffällt, wird schikaniert und Schlimmeres.
Gintoki bewahrt den Kellner Shinpachi vor einigen Aliens, die ihn drangsalieren wollen, ‚vergisst' jedoch sein Holzschwert, so dass die herbei gerufenen Polizisten den harmlosen Shinpachi abführen wollen. Dieser kann entkommen und schließt sich Gintoki an, obwohl ihn dessen Egozentrik und scheinbare Gleichgültigkeit immer wieder ärgert.
In Folge hilft Shinpachi auf eigene Faust Kagura, die sich auf der Flucht vor einigen Yakuza befindet, ohne zu wissen wer bzw. was sie ist. Prompt geraten die beiden in Lebensgefahr, doch Gintoki ist rechtzeitig zur Stelle - nur um eine weitere und sehr gefräßige Person bei sich aufnehmen zu müssen. Wenig später holt ihn seine eigene Vergangenheit in Form des Bombenlegers Katsura heim…

Meinung:
Wer vor einigen Jahren "Kenshin" sammelte, bemerkt augenblicklich die Parallelen: Die vorgebliche SF-Serie parodiert die Meiji-Ära. Bei den Aliens handelt es sich um die Amerikaner, die die Öffnung Japans erzwangen, alle wichtigen Positionen besetzten und die Gesellschaftsstruktur radikalen Reformen unterwarfen. Die Shinsengumi, die damals das Shogunat unterstützte, tritt hier als Polizei-Einheit auf, die die Anhänger der alten Traditionen verfolgt. Die Hauptfigur Gintoki, der ein Holzschwert trägt, kann man mit Kenshin vergleichen, der durch sein ‚verkehrtes Schwert', das er trotz Waffenverbots nicht ablegte, regelmäßig Ärger bekam. Auch Katsuro hat eine Entsprechung, denn Katsu, einer der letzten Überlebenden des Sekihotei-Massakers baut in "Kenshin" Bomben, um das neue Regime zu stürzen. Dann wird es jedoch schon schwieriger, denn die Analogien zwischen der starken, unkonventionellen Katsura und Sanosuke oder Shinpachi und Yahiko sind weniger ausgeprägt. Während Tae aus "Kenshin" eine Gaststätte leitet, führt in "Gin Tama" die alternde Frau dieses Namens ein Bordell und vermietet eines der Zimmer an Gintoki und seine Freunde, wodurch sie mehr an Kaoru erinnert, die Kenshin und Yahiko, zeitweilig auch Sanosuke bei sich Quartier gewährt.
Das Ambiente ist der Moderne entliehen, denn Gintoki fährt einen Roller, schaut Videos und kauft sich regelmäßig den "Shonen Jump". Die Straßen sind voller Autos, und die Shinsengumi ist außer mit Schwertern mit Bazookas und anderen High-Tech-Waffen ausgerüstet. Vergangenheit und Gegenwart werden gemischt und mit wenigen SF-Elementen ergänzt. Das Resultat ist eine actionreiche, humorige Serie, in der sich Kämpfe und Klamauk-Szenen abwechseln, die immer wieder Kritik an der amerikanischen Invasion in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts üben.
Gintoki erscheint als schnoddriger Teenager, der seinem eigenen Ehrenkodex folgt. Was andere denken und unternehmen, ist ihm egal. Sein eigenes Leben ist für ihn das Wichtigste. Allerdings hält ihn das nicht davon ab, jene zu beschützen, die er gern hat. In Folge taucht er stets im letzten Moment auf, um seine Freunde zu retten.
Die Art der Handlung und auch der Stil der Zeichnungen erlauben der Vergleich mit anderen Serien aus dem "Shonen Jump", darunter "D-Gray-Man", "Bleach", "Get Backers". Sie sprechen in erster Linie Leser ab 12 an, die weniger Wert auf eine nachvollziehbare, schlüssige Handlung und sich weiter entwickelnde Charaktere legen, sondern vor allem Action und Klamauk wünschen. Den Leserinnen werden einige Bishonen offeriert, doch nicht immer reichen ein paar hübsche Jungs, um das Interesse dauerhaft zu binden. Bei "Gin Tama" dürfte sich das weibliche Publikum an dem derben Humor stören, der nicht jedermanns Geschmack ist.
Die Kurzgeschichte "Dandelion", in der zwei Engel die Geister Verstorbener in den Himmel geleiten, hat mit "Gin Tama" nichts zu tun, ist jedoch ähnlich aufgebaut und gezeichnet.

Fazit:
"Gin Tama" benutzt die Parodie, um die Ereignisse während der Meiji-Ära zu kritisieren. Dieser Umstand dürfte vielen Lesern, die sich nur für Action und Klamauk interessieren und denen der historische Kontext unbekannt ist, kaum auffallen. Die Zeichnungen sind detailreich und dynamisch, doch nicht alle Charaktere werden attraktiv dargestellt. Selbst die Hauptfiguren, die gefälliger gestaltet sind, werden durch superdeformierte Abbildungen immer wieder zu Karikaturen. Man muss diesen Stil schon mögen - und liest man gern "The Prince of Tennis", "Tenjo Tenge", "The Legend of the Sword" u. ä., dann dürfte man auch Spaß an dieser neuen Serie haben.