Das Unbehagen mit der RAF
Es existiert ein Unbehagen mit der RAF, das sich �u�ert
1. im schlechten Gewissen gegen�ber einer Praxis, deren notwendiges Mi�lingen heimlich bedauert wird. Aber wenn es schon falsch ist, was besser richtig w�re, da� man den ganzen Dreck mit Schie�pulver hochgehen lassen k�nnte, - dann �bersteht das widrige Realit�tsprinzip als Traum. Er ist solidarisch mit seiner Unm�glichkeit, denn in ihr verk�rpert sich eine erfahrbare Ohnmacht. Die Gefangenen der RAF wollen Symbole daf�r sein und sind es auch, so wie sie es zuvor als Gejagte waren. Solidarit�t mit der RAF hei�t soviel wie Solidarit�t gegen die unverwundbare Allmacht der Staatsgewalt, die die intellektuelle Rebellion sich buchst�blich totlaufen l��t. Solidarit�t mit der RAF ist ideologischer Ausdruck einer wirklichen Lage.
2.besteht ein Unbehagen in der �berlegung, ob der Mummenschanz einer 20k�pfigen Roten Armee nicht tieferliegende Ursachen hat, n�mlich einer m�glichen Wanderschaft der politischen Mittel von links nach rechts und die Solidarisierung auf der Verdr�ngung dieses Tatbestands aufbaut. Inhalt und Form der RAF-Pistole lassen gewisse Vergleiche zu: formal elit�r und gewaltsam, inhaltlich die Totalisierung der Staatsgewalt f�rdernd, liegt die Parallele zum italienischen Links-Rechts-Terror allzu nahe, Offenbar mu� man zur Kenntnis nehmen, da� im Rahmen der Klassenauseinandersetzungen Praxisebenen bestehend, auf denen sich die Gegens�tze ber�hren k�nnen, Ein Kadertyp der Organisation wie die RAF ist von den Masseninteressen nicht materiell bestimmbar frei; weil er sich
1. per Definition aus dem Unterschied zu ihnen bildet,
2. weil auch eine Organisation von ein paar tausend Leuten nicht unmittelbar von Klasseninteressen abh�ngig zu machen ist, sondern sie interpretiert.
Rundheraus kann so eine Organisation flei�ig Katastrophenpolitik machen ohne da� sie eingeht; es m�ssen. nur gen�gend Leute da sein, die die Arbeit tun. Somit sind gewisse Voraussetzungen da,d a� diese Leute zum Spielball fremder Interessen werden. Dies ist mit der RAF geschehen. Nachpr�fbar ist ihre Gedankenwelt zusammengesetzt aus Elementen, die sich samt und sonders in der APO befunden haben, ohne da� diese zur Roten Armee geworden w�re. Es sind Stadtguerillakonzepte diskutiert und richtig befunden worden, Brands�tze geflogen und Polizisten verhauen worden, ohne da� sich das zur Ausschlie�lichkeit verdichtet h�tte. Aus der Lebens- und Interessenslage der rebellischen Intelligenz gingen zwar kommunistische Verbandsstudenten, aber keine Rotarmisten hervor. Willy Brandt war nicht der Zar Nikolaus. Aus der Desperadoaktion der Baaderbefreiung wurde durch k�nstliche Mobilisierung einer in Reserve liegenden B�rgerkriegsarmee eine entsprechende Rote Armee. Hinter diesem Namen verbargen sich aber eine Handvoll Individuen mit dem R�cken zur Wand, die aus herbei geklaubten Theoriebrocken einen Mythos zusammenflickten, an den sie glauben begannen. Vom Standpunkt der Baaderbefreiung 'h�tte eine normale Polizeifahndung gen�gt, wenn nicht das naturw�chsige Interesse vorgelegen h�tte,
1.die sich zersetzende APO in einem Volksfeind zu versinnbildlichen.
2. Sie l�rmend zur Strecke zu bringen.
3. Nun f�r alle F�lle gewappnet zu sein und
4.dies ohne alle rechtsstaatlichen Fisematenten und liberales Geseire.
Die Inszenierung des Staatsschauspiels ist der Ausgangspunkt, die RAF die Folge. Wenn die RAF nach rechts driftet, dann deshalb, weil sie mit gewaltigem Kraftaufwand von Rechten reproduziert wurde. Gegen die politischen Notwendigkeiten des Kapitals und den politischen Einsatz seiner Gewaltpotenzen sind die Individualit�ten von ein paar Zig Einzelnen machtlos. Sie verwandeln sich in Marionetten. Die Motivation einiger Psychen und Hirne wird gleichg�ltig, weil sie widerstandslos aufgesogen werden in politische Generalstabspl�ne einer souver�n herrschenden Klasse.
Das Problem hei�t: warum hat die Linke einem
der Polizeiarmee entfliehenden H�uflein ihren Mythos abgekauft.
Indem sie sie kritisierte, hat sie ihr geglaubt, da� sie die
Strategie war, f�r die sie sich hielt. Genau wie sie einem
Dutzend Altstudenten geglaubt hat, das ZK der Kommunistischen
Partei zu sein.
Editorische Anmerkung
Aus: INFO Berliner Undogmatische Gruppen, Nr. 35 vom 2.12.1974, OCR-Scan Red trend.
Tagespiegel vom 18. November 1975
Auf eine richterliche Anordnung hin wurden in der Tiergartener
Stephanstra�e die R�ume eines so genannten Wohnkollektives und
eine Kreuzberger Wohnung durchsucht. Die Durchsuchungen galten
zwei Ausgaben einer Zeitschrift, in der nach Polizeiangaben zu
strafbaren Handlungen in Zusammenhang mit der Erh�hung der
BVG-Tarife aufgefordert wurde. Insgesamt wurden 200 Exemplare
der Zeitschrift "Info - Berliner Undogmatische Gruppen"
beschlagnahmt. Au�erdem wurde auf Grund eines richterlichen
Beschlusses eine Druckerei in der Ahornstra�e in Steglitz
durchsucht. Hier wurden drei Druckfolien sichergestellt. Die
Zeitschrift hatte nach der Freilassung von Peter Lorenz ein
Spottlied auf die Polizei ver�ffentlicht, das wenig sp�ter auf
zahlreichen Flugbl�ttern von Angeh�rigen der "Bewegung 2. Juni",
den mutma�lichen Entf�hrern, abgedruckt worden war. Gef�lschte
BVG-Sammelkarten wurden von Unbekannten in den Bezirken
Neuk�lln, Kreuzberg, Sch�neberg und Tempelhof an Passanten
verteilt und au�erdem in zahlreiche Hausbriefk�sten gesteckt.
Die Staatsschutzabteilung bittet die Bev�lkerung, die
Sammelkarten bei der Polizei abzugeben und nach M�glichkeit
Hinweise auf die Verteiler zu geben.
- Politische
Solidarit�t, Solidarit�t in der Sache und Solidarit�t der
sozialen Sensibilit�t
Pl�doyer gegen die �chtung des politischen Gegners
von J�rgen Seifert - Der
Polizeistaat in Aktion
Warum es keinen "Deutschen Herbst" gab
von Karl M�ller -
Reaktion�re
Konterrevolution
Bewaffneter Kampf und wei�e Folter
Interviews zur aktuellen RAF-Debatte mit Ilse Schwipper -
Alles klar
oder schleyerhaft
Der Rechtsstaat in Beugehaft.
Einige Anmerkungen zu einer schaurigen Diskussion von FelS