Feier ohne Fest
- ️Manfred Sack
- ️Fri Dec 10 1976
50 Jahre nach der Eröffnung 1926 wurde das Bauhaus in Dessau wieder hergestellt: Feier ohne Fest
Die DDR erinnert sich an ein Stück deutscher Vergangenheit
Von Manfred Sack
Dessau ist zwar, weiß Gott, keine bedeutende Hauptstadt, aber es hat zu tun gewagt, wovor nicht nur Paris, sondern sogar Moskau manchmal voller Unentschiedenheit haltmachte. Dessau beschloß, soundsoviel Mark und soundsoviel Vertrauen zu setzen auf diese ihm selbst, wenn nicht gar allen rätselhafte Karte." Das Spiel, von dem Ilja Ehrenburg sprach, hieß "Bauhaus"; das Gebäude, von Walter Gropius entworfen, war am Sonnabend, dem 4. Dezember 1926, eröffnet worden mit einer kurzen Feier, einer ausgiebigen Besichtigung und einem rauschenden Fest in allen Räumen von abends acht bis nachts drei Uhr. Fünfzig Jahre später, am Sonnabend, dem 4. Dezember 1976, ist seine zu etwa zwei Dritteln vollendete Rekonstruktion gefeiert worden mit drei Reden, ohne Besichtigung und ohne ein die Dessauer Bürger womöglich zur Besitzergreifung ihres wiederentdeckten Denkmals ermunterndes Bauhaus-Fest. Es war eine bitter- und bierernste Staatsaktion, die den Ministerrat der DDR zur Entsendung von gleich drei Ministern veranlaßt hatte, denen für Kultur, Hochschul- und Bauwesen.