Schweden: Eine Nacht unter Wasser
- ️Burkhard Straßmann
- ️Thu Oct 17 2013
Schweden: Meine Nacht mit dem tollen Hecht
Im Utter Inn auf dem schwedischen Mälarsee schläft der Gast drei Meter unter der Wasseroberfläche. Vor dem Fenster schwimmen Fische, im Zimmer knackt und knirscht es. Unser Autor versucht, ruhig zu atmen.
Noch im Schlaf gibt es das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden. Beunruhigt wache ich auf, schaue mich um – und blicke in ein Auge. Groß wie eine schwedische Krone. Hinter einer Glasscheibe, zehn Zentimeter von meinem Kopf entfernt. Schmutzig beige mit hellem Ring. Aufmerksam. Kalt. Das Auge gehört zu einem finsteren Körper ungeahnten Ausmaßes, dessen Konturen im Dämmerlicht zerfließen. An die zwei Meter muss die Bestie lang sein, die mich fixiert. Ein Kaventsmann!
Ein Fall von Hotelgastlatein? Kann schon mal vorkommen, wenn das Zimmer eine Kiste von zwei Metern Kantenlänge ist, die drei Meter unter der Wasseroberfläche schaukelt, und wenn einen von draußen durch Glasscheiben die Fische beobachten. Wie bei einem umgekehrten Aquarium. Klitzekleine Fischlein huschen im Schwarm an meinem Ostfenster vorüber. Ein gestreifter Raubfisch mit zackigen Rückenflossen schaut mir von hinten über die Schulter, ein Barsch, schätze ich, der, sobald ich ihn ins Visier nehme, mit einem überaus eleganten Flossenschwung nach links oben verschwindet. Und als sich im Westfenster der Kaventsmann mal in ganzer Länge zeigt, bin ich überwältigt. Ein Mords-Hecht!