Sibylle Marti | University of Bern, Switzerland - Academia.edu
- ️sibylle marti
- ️Fri Sep 18 2015
Books by Sibylle Marti
Im Kalten Krieg avancierten Atombomben zur bedeutendsten Bedrohung, Kernkraftwerke versprachen ri... more Im Kalten Krieg avancierten Atombomben zur bedeutendsten Bedrohung, Kernkraftwerke versprachen riesige Mengen an Energie und Radioisotope befeuerten biomedizinische Forschungen. Strahlen bündelten die Zukunftsversprechen und Visionen, aber auch die Ängste und Bedrohungsvorstellungen der Epoche.
Die Studie nimmt Akteure aus Militär, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft in den Blick und zeigt auf, wie in der Schweiz seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Reaktorkatastrophe von Tschernobyl mit Strahlen umgegangen wurde. Sie beleuchtet nicht nur die Vorbereitungen auf einen künftigen Atomkrieg, sondern auch die Vorkehrungen für einen nuklearen Alltag. Die Geschichte von Strahlen und den gegen sie ergriffenen Schutzmaßnahmen gibt Aufschluss über die noch wenig erforschte politische Kultur der Schweiz im Kalten Krieg.
Das Themenheft vereinigt fünf Fallstudien, die Schweizer Rüstungsgüter für die Zeit des Kalten Kr... more Das Themenheft vereinigt fünf Fallstudien, die Schweizer Rüstungsgüter für die Zeit des Kalten Krieges in ihren vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Militär, Industrie, Politik und Öffentlichkeit untersuchen. Die Kriegsmaterialpolitik der « neutralen » Schweiz wurde wesentlich vom internationalen Kalten Krieg bestimmt, war aber auch durch innenpolitische Faktoren beeinflusst. Die Beiträge nehmen die Widersprüche zwischen den Vorstellungen von schweizerischer Autarkie und Unabhängigkeit einerseits und der konstitutiven Abhängigkeit von westlichen Technologietransfers und ökonomischen Verflechtungen andererseits in den Blick. Ebenso zeigt das Themenheft, dass Rüstungskontrolle und Kriegsmaterialexporte gesellschaftlich umkämpfte Themen bildeten, die von Auseinandersetzungen und Skandalen begleitet wurden.
Strahlentherapien wurden im 20. Jahrhundert zu einer Standardbehandlung von Tumorerkrankungen. Da... more Strahlentherapien wurden im 20. Jahrhundert zu einer Standardbehandlung von Tumorerkrankungen. Das Buch befasst sich mit der Geschichte dieser Variante der Krebsmedizin und zeigt auf, wie Mediziner und Physiker unter unterschiedlichen historischen Voraussetzungen an die Ressourcen kamen, um mit Strahlen zu forschen und Kranke zu behandeln. Zudem fragt es nach den Hoffnungen und Ängsten, die die Entstehung der Strahlenmedizin vorantrieben, aber auch in Frage stellten.
Ausgangspunkt sind die 1920er Jahre, als in Bern und Zürich neue Stiftungen Ärzte mit dem sehr teuren Radium aus Minen in Belgisch-Kongo versorgten. Nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 galt das Wissen dieser Mediziner über Strahlenwirkungen auf den Menschen als regierungsrelevante Expertise. Aus dem Militärdepartement flossen Gelder in die Strahlenforschung und in die Verbreitung von Elektronenbeschleunigern, den neusten radiotherapeutischen Maschinen. Ab den 1960er Jahren prägten Computerisierung und neue bildgebende Verfahren die Strahlenmedizin. Ihre Finanzierung wurde zu einer Herausforderung im föderalistischen Gesundheitswesen. Zugleich setzte eine kritische Debatte über die Folgen der Technisierung für die Kranken ein.
Indem das Buch eine Variante der Krebsmedizin in ihrer Entstehung betrachtet, trägt es zum besseren Verständnis heutiger Medizin bei. Es gibt Einblicke in Ressourcentransfers zwischen Medizin, Politik und Wirtschaft im Atomzeitalter und beleuchtet einen Anfang gegenwärtiger Debatten zum Umgang mit spezialisierter Medizin.
Als dichotome Spaltung der Welt drang der Kalte Krieg auch in Gesellschaften ein, die nicht direk... more Als dichotome Spaltung der Welt drang der Kalte Krieg auch in Gesellschaften ein, die nicht direkt in die „heißen“ Kriege des internationalen Dauerkonflikts verwickelt waren. Dort entfaltete er seine Virulenz und Persistenz dadurch, dass er permanent ausgemalt, inszeniert und materialisiert wurde. Von der sozialen Wirkmächtigkeit gesellschaftlicher Deutungsmuster und Symbolen ausgehend, fokussiert dieser Band auf das Imaginäre des Kalten Krieges: Auf Metaphern der Abgrenzung und Zugehörigkeit, Freund- und Feindfiguren, propagandistisch gestützte Emotionskulturen sowie Bedrohungs- und Schutzszenarien. Diese zirkulierten zwischen militärischen und zivilen Organisationen, staatlichen und kulturellen Institutionen und der öffentlich-politischen Sphäre hin- und her – und trugen so dazu bei, den Kalten Krieg am Laufen zu halten.
Konzeptionell gefasst in vier Dimensionen – Metaphern, Figuren, Emotionen und Simulakren – spürt der Band aus einer kulturgeschichtlichen Perspektive der Verbreitung des Imaginären im Ost-West-Konflikt nach. Er versammelt Beiträge aus der Geschichte, der Literaturwissenschaft, der Kulturwissenschaft, der Europäischen Ethnologie und der Soziologie und richtet den Blick mit Fallbeispielen zum geteilten Deutschland, zu Österreich, der Schweiz und Großbritannien primär auf Europa.
Papers by Sibylle Marti
Marti haben ein Buch zur Schweizer Rüstungsproduktion im Kalten Krieg veröffentlicht. Ein Gespräc... more Marti haben ein Buch zur Schweizer Rüstungsproduktion im Kalten Krieg veröffentlicht. Ein Gespräch über das Geklüngel zwischen Militär und Industrie, den Mythos Neutralität und die Machenschaften der Crypto AG.
The Coordinated Medical Services, an emblematic organisation of Switzerland’s total national defe... more The Coordinated Medical Services, an emblematic organisation of Switzerland’s total national defence system, were operational at the beginning of the 1980s. Through the Coordinated Medical Services, Swiss authorities propagated a sociotechnical imaginary the core of which was that Switzerland was able to survive a nuclear war through a huge collective effort. This vision faced severe criticism, in particular, from members of the Physicians for Social Responsibility and the International Physicians for the Prevention of Nuclear War (PSR/IPPNW Switzerland). The chapter sheds light on their resistive actions, including conscientious objection, as well as on their effective discursive strategy of subjectivisation centring around the figure of the conscientious physician. This resistance contributed to a growing civil defence criticism that challenged the Swiss total national defence imaginary.
Moralizing Capitalism
In West Germany and other Western European countries, ‘les trente glorieuses’ (1945–1975) rank as... more In West Germany and other Western European countries, ‘les trente glorieuses’ (1945–1975) rank as the period of an emergent affluent consumer society. Largely forgotten are contemporary narratives that called the success story of the ‘German economic miracle’ into question. It was a critique that crystallized in the output of West German workers’ literature, which called for the humanization of the industrialized world of work. Proponents of workers’ literature found themselves exposed to severe criticism in the public media and to legal and political attack. This chapter argues that even during the heyday of West Germany’s economic growth, ‘work’ and the ‘work regime’ were negotiated in moral terms and categories. Moral ideas and narratives about the ‘German economic miracle’ were linked to both political dispositions regarding Germany’s past and the competition between the East and West German systems during the Cold War. Thus, criticism as well as the emphatic affirmation of the narrative of the ‘economic miracle’ constitute specific West German forms of ‘moralizing capitalism’.
Cold War History
At the beginning of the 1980s, global aftermath studies prompted new perceptions of a nuclear war... more At the beginning of the 1980s, global aftermath studies prompted new perceptions of a nuclear war’s long-term effects on Planet Earth. Focusing on the Swiss ‘Weiterleben’ (‘to live on’) study, which translated these findings into a local context, the paper sheds light on the intertwined history of global politics, science, national security debates, and nuclear fear. It reveals important socio-political and epistemic shifts in the 1980s. Even in countries with comprehensive civil defence systems like Switzerland, the idea that a nuclear war was manageable came to an end; new forms of planning and types of scientific reasoning evolved that superseded ‘Cold War rationality’; and, finally, emotions became a crucial political factor.
in: Monika Dommann/Sibylle Marti (Hg.): Kriegsmaterial im Kalten Krieg. Rüstungsgüter in der Schweiz zwischen Militär, Industrie, Politik und Öffentlichkeit, Basel 2020: Schwabe (Itinera. Beiheft zur Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte, Bd. 47), S. 51-84.
The article sheds light on the military-industrial joint venture in the production of radiation g... more The article sheds light on the military-industrial joint venture in the production of radiation gauges. Private companies such as Landis & Gyr based in the city of Zug cooperated together with the Defense Technology Division and other military agencies in order to promote the autonomous fabrication of radiation monitoring devices. For Switzerland, the production and trade with radiation gauges, which were classified as war materials from the beginning of the 1950s to the beginning of the 1970s, were of a double strategic importance: On the one hand, the aim was to provide the Swiss Army with technical knowhow and instruments. On the other hand, research and development bolstered with military resources should strengthen the Swiss economy. As a result of this close cooperation, Landis & Gyr was able to set up an internationally competitive product line in the domain of radiation measurement techniques.
in: Monika Dommann/Sibylle Marti (Hg.): Kriegsmaterial im Kalten Krieg. Rüstungsgüter in der Schweiz zwischen Militär, Industrie, Politik und Öffentlichkeit, Basel 2020: Schwabe (Itinera. Beiheft zur Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte, Bd. 47), S. 6-23.
Das vorliegende Themenheft ist aus einem Panel an den 4. Schweizerischen Geschichtstagen im Juni ... more Das vorliegende Themenheft ist aus einem Panel an den 4. Schweizerischen Geschichtstagen im Juni 2016 in Lausanne hervorgegangen. Die Herausgeberinnen danken Anna Baumann, Gianluca Pardini, Michiel van Gulpen und Karin Schraner für die Unterstützung bei den Recherchen und dem/der anonymen Reviewer/in für den hilfreichen Kommentar.
in: Journal of Modern European History Vol. 17, 2019, Nr. 4, S. 396-401 (published online: 09 October 2019), DOI: https://doi.org/10.1177/1611894419880410.
in: Alexandra Przyrembel/Claudia Scheel (Hg.): Europa und Erinnerung. Erinnerungsorte und Medien im 19. und 20. Jahrhundert, Bielefeld 2019: transcript, S. 227-242, 2019
in: Stefan Berger/Alexandra Przyrembel (Hg.): Moralizing Capitalism: Agents, Discourses and Practices of Capitalism and Anti-Capitalism in the Modern Age, Basingstoke 2019: Palgrave MacMillan (Palgrave Studies in the History of Social Movements), S. 293-314., 2019
In West Germany and other Western European countries, ‘les trente glorieuses’ (1945–1975) rank as... more In West Germany and other Western European countries, ‘les trente glorieuses’ (1945–1975) rank as the period of an emergent affluent consumer society. Largely forgotten are contemporary narratives that called the success story of the ‘German economic miracle’ into question. It was a critique that crystallized in the output of West German workers’ literature, which called for the humanization of the industrialized world of work. Proponents of workers’ literature found themselves exposed to severe criticism in the public media and to legal and political attack. This chapter argues that even during the heyday of West Germany’s economic growth, ‘work’ and the ‘work regime’ were negotiated in moral terms and categories. Moral ideas and narratives about the ‘German economic miracle’ were linked to both political dispositions regarding Germany’s past and the competition between the East and West German systems during the Cold War. Thus, criticism as well as the emphatic affirmation of the narrative of the ‘economic miracle’ constitute specific West German forms of ‘moralizing capitalism’.
At the beginning of the 1980s, global aftermath studies prompted new perceptions of a nuclear war... more At the beginning of the 1980s, global aftermath studies prompted new perceptions of a nuclear war’s long-term effects on Planet Earth. Focusing on the Swiss ‘Weiterleben’ (‘to live on’) study, which translated these findings into a local context, the paper sheds light on the intertwined history of global politics, science, national security debates, and nuclear fear. It reveals important socio-political and epistemic shifts in the 1980s. Even in countries with comprehensive civil defence systems like Switzerland, the idea that a nuclear war was manageable came to an end; new forms of planning and types of scientific reasoning evolved that superseded ‘Cold War rationality’; and finally, emotions became a crucial political factor.
Nuklearer Winter -emotionale Kälte Rüstungswettlauf, Psychologie und Kalter Krieg in den Achtzige... more Nuklearer Winter -emotionale Kälte Rüstungswettlauf, Psychologie und Kalter Krieg in den Achtzigerjahren »A good part of my life« -so schrieb der US-amerikanische Kardiologe und ehemalige Ko-Präsident der International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW) Bernard Lown 2008 in seinen Memoiren -»has been stalked by the threatening phantom of nuclear war.« 1 Zum Zeitpunkt der Gründung der IPPNW im Jahr 1980 habe er geglaubt, alle atomaren Horrorvorstellungen zu kennen, »but ›shock and awe‹ was about to overtake the lurid scenarios stored in my overwrought brain. In the winter of 1983, the terror was afforded a new dimension.« 2 Mit dieser neuen Dimension des atomaren Terrors war der nukleare Winter gemeint, also die Theorie, ein Atomkrieg würde zu einer vorübergehenden Verdunkelung und Abkühlung der Erdatmosphäre und als Folge dieser klimatischen Veränderung zu Hungersnöten und Massensterben führen. Der nukleare Winter -dies wird in Lowns Erinnerungen deutlich -verlieh der Verhinderung eines Atomkrieges, für die sich die IPPNW als transnational agierende Vereinigung von Friedens-Ärzten einsetzte, eine akute Dringlichkeit. 3 Das Szenario des nuklearen Winters, das 1983 von einer US-amerikanischen Forschergruppe um den bekannten Astronomen, Astrophysiker und Exobiologen Carl Sagan in zahlreichen wissenschaftlichen, aber auch populären Zeitschriften sowie im Rahmen internationaler Konferenzen publik gemacht wurde, basierte auf drei verschiedenen Erkenntnissträngen. Erstens hatten Vergleiche von Staubstürmen auf dem Mars und vulkanischen Eruptionen auf der Erde gezeigt, dass Staub-und Aschepartikel in der Atmosphäre zu einer bedeutenden Abkühlung eines Planeten führen konnten. Zweitens postulierte eine 1980 aufgestellte Hypothese, für das Aussterben der Dinosaurier sei eine Klimaveränderung verantwortlich gewesen, die durch eine gewaltige Kollision eines Asteroiden mit der Erde verursacht worden sei. Dies stützte die generelle Annahme, dass ein schwerer Klimawandel ein Massenaussterben erzeugen könne. Drittens behauptete eine 1982 veröffentlichte Theorie, von Nuklearexplosionen ausgelöste Feuerstürme könnten derart viel Rauch produzieren, dass das Sonnenlicht für eine gewisse Zeitspanne blockiert würde. Carl Sagan und seine Forscherkollegen, die gemeinsam als TTAPS-Gruppe bekannt wurden, kombinierten diese Theorien und Hypothesen und modellierten darauf aufbauend mit Hilfe von Computersimulation verschiediaphanes eTexT: Kijan Malte Espahangizi /
Geschichtswissenschaftliche Forschung produziert gesellschaftlich relevantes Reflexionswissen. Um... more Geschichtswissenschaftliche Forschung produziert gesellschaftlich relevantes Reflexionswissen. Um aber in Öffentlichkeit und Politik auf Resonanz zu stossen, müssen die zumeist spezialisierten Forschungsergebnisse für ein breiteres Publikum aufbereitet und in eine attraktive Form gebracht werden. Oft können die Produzenten und Produzentinnen der Forschungsleitungen diese Übersetzungsarbeit selbst nicht leisten. Wer an einer akademischen Qualifikationsarbeit schreibt, kann sowohl aus Karriere-als auch aus Zeitgründen keine breit angelegten populären Geschichtsdarstellungen erarbeiten. So werden historische Überblickswerke -wie etwa neuere Beispiele zur Geschichte der Schweiz zeigen -denn auch vorwiegend von arrivierten Historikern 1 und (historisch geschulten) Journalistinnen 2 verfasst oder aber in Form von Sammelwerken präsentiert, zu denen verschiedene Forscherinnen und Forscher beigetragen haben. 3 Vor kurzem hat der promovierte Historiker und Journalist Thomas Buomberger im «hier + jetzt»-Verlag die Monografie «Die Schweiz im
Im Kalten Krieg avancierten Atombomben zur bedeutendsten Bedrohung, Kernkraftwerke versprachen ri... more Im Kalten Krieg avancierten Atombomben zur bedeutendsten Bedrohung, Kernkraftwerke versprachen riesige Mengen an Energie und Radioisotope befeuerten biomedizinische Forschungen. Strahlen bündelten die Zukunftsversprechen und Visionen, aber auch die Ängste und Bedrohungsvorstellungen der Epoche.
Die Studie nimmt Akteure aus Militär, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft in den Blick und zeigt auf, wie in der Schweiz seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Reaktorkatastrophe von Tschernobyl mit Strahlen umgegangen wurde. Sie beleuchtet nicht nur die Vorbereitungen auf einen künftigen Atomkrieg, sondern auch die Vorkehrungen für einen nuklearen Alltag. Die Geschichte von Strahlen und den gegen sie ergriffenen Schutzmaßnahmen gibt Aufschluss über die noch wenig erforschte politische Kultur der Schweiz im Kalten Krieg.
Das Themenheft vereinigt fünf Fallstudien, die Schweizer Rüstungsgüter für die Zeit des Kalten Kr... more Das Themenheft vereinigt fünf Fallstudien, die Schweizer Rüstungsgüter für die Zeit des Kalten Krieges in ihren vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Militär, Industrie, Politik und Öffentlichkeit untersuchen. Die Kriegsmaterialpolitik der « neutralen » Schweiz wurde wesentlich vom internationalen Kalten Krieg bestimmt, war aber auch durch innenpolitische Faktoren beeinflusst. Die Beiträge nehmen die Widersprüche zwischen den Vorstellungen von schweizerischer Autarkie und Unabhängigkeit einerseits und der konstitutiven Abhängigkeit von westlichen Technologietransfers und ökonomischen Verflechtungen andererseits in den Blick. Ebenso zeigt das Themenheft, dass Rüstungskontrolle und Kriegsmaterialexporte gesellschaftlich umkämpfte Themen bildeten, die von Auseinandersetzungen und Skandalen begleitet wurden.
Strahlentherapien wurden im 20. Jahrhundert zu einer Standardbehandlung von Tumorerkrankungen. Da... more Strahlentherapien wurden im 20. Jahrhundert zu einer Standardbehandlung von Tumorerkrankungen. Das Buch befasst sich mit der Geschichte dieser Variante der Krebsmedizin und zeigt auf, wie Mediziner und Physiker unter unterschiedlichen historischen Voraussetzungen an die Ressourcen kamen, um mit Strahlen zu forschen und Kranke zu behandeln. Zudem fragt es nach den Hoffnungen und Ängsten, die die Entstehung der Strahlenmedizin vorantrieben, aber auch in Frage stellten.
Ausgangspunkt sind die 1920er Jahre, als in Bern und Zürich neue Stiftungen Ärzte mit dem sehr teuren Radium aus Minen in Belgisch-Kongo versorgten. Nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 galt das Wissen dieser Mediziner über Strahlenwirkungen auf den Menschen als regierungsrelevante Expertise. Aus dem Militärdepartement flossen Gelder in die Strahlenforschung und in die Verbreitung von Elektronenbeschleunigern, den neusten radiotherapeutischen Maschinen. Ab den 1960er Jahren prägten Computerisierung und neue bildgebende Verfahren die Strahlenmedizin. Ihre Finanzierung wurde zu einer Herausforderung im föderalistischen Gesundheitswesen. Zugleich setzte eine kritische Debatte über die Folgen der Technisierung für die Kranken ein.
Indem das Buch eine Variante der Krebsmedizin in ihrer Entstehung betrachtet, trägt es zum besseren Verständnis heutiger Medizin bei. Es gibt Einblicke in Ressourcentransfers zwischen Medizin, Politik und Wirtschaft im Atomzeitalter und beleuchtet einen Anfang gegenwärtiger Debatten zum Umgang mit spezialisierter Medizin.
Als dichotome Spaltung der Welt drang der Kalte Krieg auch in Gesellschaften ein, die nicht direk... more Als dichotome Spaltung der Welt drang der Kalte Krieg auch in Gesellschaften ein, die nicht direkt in die „heißen“ Kriege des internationalen Dauerkonflikts verwickelt waren. Dort entfaltete er seine Virulenz und Persistenz dadurch, dass er permanent ausgemalt, inszeniert und materialisiert wurde. Von der sozialen Wirkmächtigkeit gesellschaftlicher Deutungsmuster und Symbolen ausgehend, fokussiert dieser Band auf das Imaginäre des Kalten Krieges: Auf Metaphern der Abgrenzung und Zugehörigkeit, Freund- und Feindfiguren, propagandistisch gestützte Emotionskulturen sowie Bedrohungs- und Schutzszenarien. Diese zirkulierten zwischen militärischen und zivilen Organisationen, staatlichen und kulturellen Institutionen und der öffentlich-politischen Sphäre hin- und her – und trugen so dazu bei, den Kalten Krieg am Laufen zu halten.
Konzeptionell gefasst in vier Dimensionen – Metaphern, Figuren, Emotionen und Simulakren – spürt der Band aus einer kulturgeschichtlichen Perspektive der Verbreitung des Imaginären im Ost-West-Konflikt nach. Er versammelt Beiträge aus der Geschichte, der Literaturwissenschaft, der Kulturwissenschaft, der Europäischen Ethnologie und der Soziologie und richtet den Blick mit Fallbeispielen zum geteilten Deutschland, zu Österreich, der Schweiz und Großbritannien primär auf Europa.
Marti haben ein Buch zur Schweizer Rüstungsproduktion im Kalten Krieg veröffentlicht. Ein Gespräc... more Marti haben ein Buch zur Schweizer Rüstungsproduktion im Kalten Krieg veröffentlicht. Ein Gespräch über das Geklüngel zwischen Militär und Industrie, den Mythos Neutralität und die Machenschaften der Crypto AG.
The Coordinated Medical Services, an emblematic organisation of Switzerland’s total national defe... more The Coordinated Medical Services, an emblematic organisation of Switzerland’s total national defence system, were operational at the beginning of the 1980s. Through the Coordinated Medical Services, Swiss authorities propagated a sociotechnical imaginary the core of which was that Switzerland was able to survive a nuclear war through a huge collective effort. This vision faced severe criticism, in particular, from members of the Physicians for Social Responsibility and the International Physicians for the Prevention of Nuclear War (PSR/IPPNW Switzerland). The chapter sheds light on their resistive actions, including conscientious objection, as well as on their effective discursive strategy of subjectivisation centring around the figure of the conscientious physician. This resistance contributed to a growing civil defence criticism that challenged the Swiss total national defence imaginary.
Moralizing Capitalism
In West Germany and other Western European countries, ‘les trente glorieuses’ (1945–1975) rank as... more In West Germany and other Western European countries, ‘les trente glorieuses’ (1945–1975) rank as the period of an emergent affluent consumer society. Largely forgotten are contemporary narratives that called the success story of the ‘German economic miracle’ into question. It was a critique that crystallized in the output of West German workers’ literature, which called for the humanization of the industrialized world of work. Proponents of workers’ literature found themselves exposed to severe criticism in the public media and to legal and political attack. This chapter argues that even during the heyday of West Germany’s economic growth, ‘work’ and the ‘work regime’ were negotiated in moral terms and categories. Moral ideas and narratives about the ‘German economic miracle’ were linked to both political dispositions regarding Germany’s past and the competition between the East and West German systems during the Cold War. Thus, criticism as well as the emphatic affirmation of the narrative of the ‘economic miracle’ constitute specific West German forms of ‘moralizing capitalism’.
Cold War History
At the beginning of the 1980s, global aftermath studies prompted new perceptions of a nuclear war... more At the beginning of the 1980s, global aftermath studies prompted new perceptions of a nuclear war’s long-term effects on Planet Earth. Focusing on the Swiss ‘Weiterleben’ (‘to live on’) study, which translated these findings into a local context, the paper sheds light on the intertwined history of global politics, science, national security debates, and nuclear fear. It reveals important socio-political and epistemic shifts in the 1980s. Even in countries with comprehensive civil defence systems like Switzerland, the idea that a nuclear war was manageable came to an end; new forms of planning and types of scientific reasoning evolved that superseded ‘Cold War rationality’; and, finally, emotions became a crucial political factor.
in: Monika Dommann/Sibylle Marti (Hg.): Kriegsmaterial im Kalten Krieg. Rüstungsgüter in der Schweiz zwischen Militär, Industrie, Politik und Öffentlichkeit, Basel 2020: Schwabe (Itinera. Beiheft zur Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte, Bd. 47), S. 51-84.
The article sheds light on the military-industrial joint venture in the production of radiation g... more The article sheds light on the military-industrial joint venture in the production of radiation gauges. Private companies such as Landis & Gyr based in the city of Zug cooperated together with the Defense Technology Division and other military agencies in order to promote the autonomous fabrication of radiation monitoring devices. For Switzerland, the production and trade with radiation gauges, which were classified as war materials from the beginning of the 1950s to the beginning of the 1970s, were of a double strategic importance: On the one hand, the aim was to provide the Swiss Army with technical knowhow and instruments. On the other hand, research and development bolstered with military resources should strengthen the Swiss economy. As a result of this close cooperation, Landis & Gyr was able to set up an internationally competitive product line in the domain of radiation measurement techniques.
in: Monika Dommann/Sibylle Marti (Hg.): Kriegsmaterial im Kalten Krieg. Rüstungsgüter in der Schweiz zwischen Militär, Industrie, Politik und Öffentlichkeit, Basel 2020: Schwabe (Itinera. Beiheft zur Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte, Bd. 47), S. 6-23.
Das vorliegende Themenheft ist aus einem Panel an den 4. Schweizerischen Geschichtstagen im Juni ... more Das vorliegende Themenheft ist aus einem Panel an den 4. Schweizerischen Geschichtstagen im Juni 2016 in Lausanne hervorgegangen. Die Herausgeberinnen danken Anna Baumann, Gianluca Pardini, Michiel van Gulpen und Karin Schraner für die Unterstützung bei den Recherchen und dem/der anonymen Reviewer/in für den hilfreichen Kommentar.
in: Journal of Modern European History Vol. 17, 2019, Nr. 4, S. 396-401 (published online: 09 October 2019), DOI: https://doi.org/10.1177/1611894419880410.
in: Alexandra Przyrembel/Claudia Scheel (Hg.): Europa und Erinnerung. Erinnerungsorte und Medien im 19. und 20. Jahrhundert, Bielefeld 2019: transcript, S. 227-242, 2019
in: Stefan Berger/Alexandra Przyrembel (Hg.): Moralizing Capitalism: Agents, Discourses and Practices of Capitalism and Anti-Capitalism in the Modern Age, Basingstoke 2019: Palgrave MacMillan (Palgrave Studies in the History of Social Movements), S. 293-314., 2019
In West Germany and other Western European countries, ‘les trente glorieuses’ (1945–1975) rank as... more In West Germany and other Western European countries, ‘les trente glorieuses’ (1945–1975) rank as the period of an emergent affluent consumer society. Largely forgotten are contemporary narratives that called the success story of the ‘German economic miracle’ into question. It was a critique that crystallized in the output of West German workers’ literature, which called for the humanization of the industrialized world of work. Proponents of workers’ literature found themselves exposed to severe criticism in the public media and to legal and political attack. This chapter argues that even during the heyday of West Germany’s economic growth, ‘work’ and the ‘work regime’ were negotiated in moral terms and categories. Moral ideas and narratives about the ‘German economic miracle’ were linked to both political dispositions regarding Germany’s past and the competition between the East and West German systems during the Cold War. Thus, criticism as well as the emphatic affirmation of the narrative of the ‘economic miracle’ constitute specific West German forms of ‘moralizing capitalism’.
At the beginning of the 1980s, global aftermath studies prompted new perceptions of a nuclear war... more At the beginning of the 1980s, global aftermath studies prompted new perceptions of a nuclear war’s long-term effects on Planet Earth. Focusing on the Swiss ‘Weiterleben’ (‘to live on’) study, which translated these findings into a local context, the paper sheds light on the intertwined history of global politics, science, national security debates, and nuclear fear. It reveals important socio-political and epistemic shifts in the 1980s. Even in countries with comprehensive civil defence systems like Switzerland, the idea that a nuclear war was manageable came to an end; new forms of planning and types of scientific reasoning evolved that superseded ‘Cold War rationality’; and finally, emotions became a crucial political factor.
Nuklearer Winter -emotionale Kälte Rüstungswettlauf, Psychologie und Kalter Krieg in den Achtzige... more Nuklearer Winter -emotionale Kälte Rüstungswettlauf, Psychologie und Kalter Krieg in den Achtzigerjahren »A good part of my life« -so schrieb der US-amerikanische Kardiologe und ehemalige Ko-Präsident der International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW) Bernard Lown 2008 in seinen Memoiren -»has been stalked by the threatening phantom of nuclear war.« 1 Zum Zeitpunkt der Gründung der IPPNW im Jahr 1980 habe er geglaubt, alle atomaren Horrorvorstellungen zu kennen, »but ›shock and awe‹ was about to overtake the lurid scenarios stored in my overwrought brain. In the winter of 1983, the terror was afforded a new dimension.« 2 Mit dieser neuen Dimension des atomaren Terrors war der nukleare Winter gemeint, also die Theorie, ein Atomkrieg würde zu einer vorübergehenden Verdunkelung und Abkühlung der Erdatmosphäre und als Folge dieser klimatischen Veränderung zu Hungersnöten und Massensterben führen. Der nukleare Winter -dies wird in Lowns Erinnerungen deutlich -verlieh der Verhinderung eines Atomkrieges, für die sich die IPPNW als transnational agierende Vereinigung von Friedens-Ärzten einsetzte, eine akute Dringlichkeit. 3 Das Szenario des nuklearen Winters, das 1983 von einer US-amerikanischen Forschergruppe um den bekannten Astronomen, Astrophysiker und Exobiologen Carl Sagan in zahlreichen wissenschaftlichen, aber auch populären Zeitschriften sowie im Rahmen internationaler Konferenzen publik gemacht wurde, basierte auf drei verschiedenen Erkenntnissträngen. Erstens hatten Vergleiche von Staubstürmen auf dem Mars und vulkanischen Eruptionen auf der Erde gezeigt, dass Staub-und Aschepartikel in der Atmosphäre zu einer bedeutenden Abkühlung eines Planeten führen konnten. Zweitens postulierte eine 1980 aufgestellte Hypothese, für das Aussterben der Dinosaurier sei eine Klimaveränderung verantwortlich gewesen, die durch eine gewaltige Kollision eines Asteroiden mit der Erde verursacht worden sei. Dies stützte die generelle Annahme, dass ein schwerer Klimawandel ein Massenaussterben erzeugen könne. Drittens behauptete eine 1982 veröffentlichte Theorie, von Nuklearexplosionen ausgelöste Feuerstürme könnten derart viel Rauch produzieren, dass das Sonnenlicht für eine gewisse Zeitspanne blockiert würde. Carl Sagan und seine Forscherkollegen, die gemeinsam als TTAPS-Gruppe bekannt wurden, kombinierten diese Theorien und Hypothesen und modellierten darauf aufbauend mit Hilfe von Computersimulation verschiediaphanes eTexT: Kijan Malte Espahangizi /
Geschichtswissenschaftliche Forschung produziert gesellschaftlich relevantes Reflexionswissen. Um... more Geschichtswissenschaftliche Forschung produziert gesellschaftlich relevantes Reflexionswissen. Um aber in Öffentlichkeit und Politik auf Resonanz zu stossen, müssen die zumeist spezialisierten Forschungsergebnisse für ein breiteres Publikum aufbereitet und in eine attraktive Form gebracht werden. Oft können die Produzenten und Produzentinnen der Forschungsleitungen diese Übersetzungsarbeit selbst nicht leisten. Wer an einer akademischen Qualifikationsarbeit schreibt, kann sowohl aus Karriere-als auch aus Zeitgründen keine breit angelegten populären Geschichtsdarstellungen erarbeiten. So werden historische Überblickswerke -wie etwa neuere Beispiele zur Geschichte der Schweiz zeigen -denn auch vorwiegend von arrivierten Historikern 1 und (historisch geschulten) Journalistinnen 2 verfasst oder aber in Form von Sammelwerken präsentiert, zu denen verschiedene Forscherinnen und Forscher beigetragen haben. 3 Vor kurzem hat der promovierte Historiker und Journalist Thomas Buomberger im «hier + jetzt»-Verlag die Monografie «Die Schweiz im
Der Beitrag befasst sich aus einer wissens-und gesellschaftsgeschichtlichen Perspektive mit der W... more Der Beitrag befasst sich aus einer wissens-und gesellschaftsgeschichtlichen Perspektive mit der Wissensproduktion der schweizerischen Sicherheitspolitik des Kalten Krieges. Dabei wird die These formuliert, die sicherheitspolitische Forschung der Schweiz stelle die Grundlage einer technokratisch inspirierten Planungsvision im Bereich der Gesamtverteidigung dar. In den 1970er Jahren zielte die sicherheitspolitische Forschung darauf ab, das Gesamtverteidigungssystem der Schweiz zu verbessern. Diese sicherheitspolitischen Grundlagenstudien und deren Kernstück -die Entwicklung von Bedrohungsszenarien -basierten zum einen wesentlich auf den miteinander verknüpften Wissensfeldern von Szenariotechnik, Zukunftsforschung und Kybernetik. Eine wichtige Rolle spielte zum anderen das Wissen von sicherheitspolitischen Experten, die einem exklusiven schweizerischen Machtzirkel angehörten. Bei den entworfenen Bedrohungsszenarien stand zunächst die ökonomische Bedrohung im Zentrum. Der Übergang von der Entspannungspolitik zum Zweiten Kalten Krieg führte sodann zu einem Wandel in der Bedrohungswahrnehmung. Dabei kehrte das Bedrohungsbild der atomaren Katastrophe in die Öffentlichkeit und die Politik zurück. Ebenfalls auf der Wissensgrundlage von Szenariobildungen wurden in der sicherheitspolitischen Forschung der 1980er Jahre deshalb die Folgen eines Nuklearkrieges studiert. Ziel war es, Handlungsmöglichkeiten für ein Weiterleben zu erarbeiten. Wie der Beitrag zeigt, scheiterte dieser technokratische Ansatz allerdings: Dieselben Planungstechniken, die eingesetzt worden waren, um Beherrschbarkeit zu suggerieren, unterminierten nun jegliche Planungs-und Sicherheitsvisionen, weil die Resultate der entwickelten Nuklearkriegsszenarien mit dem sicherheitspolitischen Machbarkeitsglauben kollidierten.
l~tztlich di~ Quadr~:ur des ~~reises ~nur diejenigen, die dieses Verantwortungsgefühl ohnehm vers... more l~tztlich di~ Quadr~:ur des ~~reises ~nur diejenigen, die dieses Verantwortungsgefühl ohnehm verspurten, wurden sich schließlich freiwillig melden. Die früheren Kampagnen bauten auf der Annahme auf, dass die Menschen die Notwendigk 't des Zivilsc?utzes zwar verstanden, aber einen kleinen Schubs benötigten, um sich :~ melden. Die letzte Kampagne des Atomzeitalters wirkte eher wie ein unwillkommener kräftiger Stoß. Es war schwierig, die Grundwerte des Zivilschutzes in Worte zu fassen. Der anhaltende Zustrom von Freiwilligen beweist, dass bei vielen Menschen der Wunsch vorhanden war, sich für den Zivilschutz zu engagieren. Für diese Menschen -ganz gleich, ob es sich um patriotische "Kämpfer des Kalten Kriegs'~ Vetera-n~n, die Erinnerungen an den "Blitz" heraufbeschwören wollten, oder gelangweilte Emzelne handelte, die neue Fähigkeiten erlernen wollten -war das Civil Defence Corps ein Ort der Freizeitbetätigung, der gutnachbarschaftlichen Gemeinschaft und des pat~iotischen Einsatzes. Die Unsicherheit in Bezug auf die Verwendung der Themen Pflicht und Verantwortung zeigt jedoch, dass die Behörden sich niemals ganz von der Vorstellung der Selbstaufopferung in Kriegszeiten lösen konnten, dem der Zivilschutz seinen Ursprung verdankte. Die Realitäten im Großbritannien der f~n~zigerJah.re zeigten, dass solche Vor~tellungen nicht länger zur Anwerbung Freiwilhger fur em Massenengagement geeignet waren. Was die Anwerbungsbemühungen dennoch zu einem Erfolg werden ließ und weiterhin Freiwillige anlockte, selbst nachdem die Wasserstoffbombe viele andere von der Überflüssigkeit des Zivilschut-z~s ~berzeugt hatte, war die Vermittlung der Botschaft, dass das Engagement für den Zivilschutz zugleich eine ausgefüllte Freizeit und einen offiziell sanktionierten Ort patriotischer Mitwirkung bot.