Äquivalente Normen – Wikipedia

Als äquivalente Normen bezeichnet man in der Mathematik ein Paar von abstrahierten Abstandsbegriffen, sogenannten Normen, die identische Konvergenzbegriffe erzeugen. Etwas detaillierter unterscheidet man in stärkere Normen (synonym auch feinere Normen genannt) und schwächere Normen (synonym auch gröbere Normen genannt) und nennt zwei Normen äquivalent, wenn sie sowohl stärker als auch schwächer als ihr Gegenstück sind.
Gegeben sei ein Vektorraum über
(in den meisten Fällen
oder
), auf dem zwei Normen
und
definiert sind.
Dann heißt, stärker oder feiner als
, wenn eine positive Zahl
existiert, sodass
ist. Entsprechend wird dann auch schwächer oder gröber als
genannt.
Die Normen und
heißen äquivalent, wenn es positive Zahlen
gibt, sodass
gilt. Zwei Normen sind somit äquivalent, wenn stärker ist als
und
stärker ist als
.
Gegeben sei der , versehen mit der Maximumsnorm und der Summennorm
.
Dann ist wegen auch immer
.
Somit ist
,
demnach ist die Maximumsnorm stärker als die Summennorm. Umgekehrt ist immer
,
da der betragsgrößte Eintrag eines Vektors nie größer ist als die Summe der Beträge aller Einträge des Vektors. Somit ist die Summennorm stärker als die Maximumsnorm. Insgesamt gilt dann
,
Maximumsnorm und Summennorm im sind also äquivalent. Tatsächlich lässt sich zeigen, dass auf beliebigen endlichdimensionalen Vektorräumen alle Normen äquivalent sind.
Betrachtet man den Vektorraum der reellwertigen stetigen Funktionen auf dem abgeschlossenen Intervall von null bis eins, so lassen sich zwei Normen definieren:
- definieren.
Das Integral lässt sich nach oben aber immer durch den größtmöglichen Funktionswert abschätzen, es gilt hier also
und somit
.
Die Supremumsnorm ist also stärker als die L1-Norm.
Die beiden Normen sind jedoch nicht äquivalent: Beispielsweise gilt für die durch mit
definierten Funktionen
und
. Es kann also keine Konstante
mit
für alle Funktionen
in
geben.
Sind zwei Normen und
gegeben und ist
stärker als
, etwa
, so gilt für Normkugeln
die Beziehung
.
Damit ist auch geometrisch-anschaulich klar, dass eine Konvergenz bzgl.
die Konvergenz bzgl.
nach sich zieht, denn wenn die Differenzen
in kleinen
-Kugeln liegen, so liegen sie auch in (bis auf einen konstanten Faktor
) kleinen
-Kugeln.
Die Äquivalenz der Normen bedeutet nun, dass sowohl stärker als
ist als auch, dass
stärker als
ist. Nach dem obigen Argument konvergiert demnach eine Folge bezüglich
genau dann, wenn sie bezüglich
konvergiert.
,
- dass dann auch
stärker als
ist.
- Hans Wilhelm Alt: Lineare Funktionalanalysis. 6. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-22260-3, doi:10.1007/978-3-642-22261-0.
- Dirk Werner: Funktionalanalysis. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Springer-Verlag, Heidelberg/ Dordrecht/ London/ New York 2011, ISBN 978-3-642-21016-7, doi:10.1007/978-3-642-21017-4.