Überlagerung (Topologie) – Wikipedia
Die Überlagerung eines topologischen Raums ist eine stetige Abbildung
mit speziellen Eigenschaften.
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/16/Covering_space_diagram.svg/198px-Covering_space_diagram.svg.png)
Sei ein topologischer Raum. Eine Überlagerung von
ist eine stetige surjektive Abbildung
,
sodass es einen diskreten Raum gibt und für jedes
eine offene Umgebung
gibt, sodass
und die Abbildung für jedes
ein Homöomorphismus ist.
Oft wird der Begriff der Überlagerung auch für den Überlagerungsraum benutzt. Die offenen Mengen
werden Blätter genannt und sind, vorausgesetzt die offene Umgebung
ist zusammenhängend, eindeutig durch
bestimmt.[1]
Für ein
heißt die diskrete Teilmenge
die Faser von
. Der Grad der Überlagerung ist die Kardinalität des Raumes
. Im Falle eines endlichen Grades spricht man von einer endlichen Überlagerung. Ist
wegzusammenhängend, so wird
als wegzusammenhängende Überlagerung bezeichnet.
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/24/Covering_map.svg/220px-Covering_map.svg.png)
Da eine Überlagerung die paarweise disjunkten, offenen Mengen von
jeweils homöomorph auf die offene Menge
abbildet, ist sie ein lokaler Homöomorphismus, i.e.
ist eine stetige Abbildung, sodass für jedes
eine offene Umgebung
existiert, sodass
ein Homöomorphismus ist. Daraus folgt, dass der Überlagerungsraum und der Ausgangsraum lokal die gleichen Eigenschaften haben:
- Ist
eine zusammenhängende und nicht-orientierbare Mannigfaltigkeit, dann gibt es eine zusammenhängende Überlagerung
, wobei
eine zusammenhängende und orientierbare Mannigfaltigkeit ist.[1]
- Ist
eine zusammenhängende Lie-Gruppe, so gibt es einen Lie-Gruppen-Homomorphismus
, mit
, der gleichzeitig eine Überlagerung ist.[2]
- Ist
ein Graph, dann gilt für eine Überlagerung
, dass
auch ein Graph ist.[1]
- Ist
eine zusammenhängende Mannigfaltigkeit, dann gibt es eine Überlagerung
, wobei
eine zusammenhängende und einfach-zusammenhängende Mannigfaltigkeit ist.[3]
- Ist
eine zusammenhängende Riemannsche Fläche, dann gibt es eine holomorphe Abbildung[3]
, welche gleichzeitig eine Überlagerung ist und
ist eine zusammenhängende und einfach-zusammenhängende Riemannsche Fläche.[3]
Seien und
topologische Räume und
und
Überlagerungen, dann ist
mit
eine Überlagerung von
.[4]
Seien und
stetige Abbildung, sodass das Diagram
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/ed/Commutativ_coverings.png/220px-Commutativ_coverings.png)
kommutiert.
Sei ein topologischer Raum und
und
Überlagerungen. Die Überlagerungen sind zueinander äquivalent, wenn es einen Homöomorphismus
gibt, sodass das Diagramm
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/64/Kommutatives_Diagramm_%C3%84quivalenz_von_%C3%9Cberlagerungen.png/220px-Kommutatives_Diagramm_%C3%84quivalenz_von_%C3%9Cberlagerungen.png)
kommutiert. Solch ein Homöomorphismus wird auch als ein Isomorphismus zwischen Überlagerungsräumen bezeichnet.
Eine wichtige Eigenschaft der Überlagerung ist, dass sie die Hochhebungseigenschaft erfüllt:
Sei das Einheitsintervall
und
eine zusammenhängende Überlagerung. Sei
eine stetige Abbildung und
ein Lift von
, i.e. eine stetige Abbildung, sodass
, dann gibt es eine eindeutig definierte, stetige Abbildung
, welche
hochhebt (liftet), i. e.
.[1]
Ist ein wegzusammenhängender Raum, so ist für
die Abbildung
die Hochhebung eines Weges in
und für
die Hochhebung einer Homotopie von Wegen in
.
Mithilfe der Hochhebungseigenschaft lässt sich beispielsweise zeigen, dass die Fundamentalgruppe des Einheitskreises eine unendliche, zyklische Gruppe ist, welche von der Homotopieklasse der Schleife
mit
erzeugt wird.[1]
Ist ein wegzusammenhängender Raum und
eine zusammenhängende Überlagerung, so gilt für je zwei Punkte
, die durch einen Weg
verbunden sind, dass man durch die Hochhebung
von
eine bijektive Abbildung
,
zwischen den Fasern von und
erhält.[1]
Ist ein wegzusammenhängender Raum und
eine zusammenhängende Überlagerung, dann ist der durch
induzierte Gruppenhomomorphismus
mit
injektiv. Die Elemente der Untergruppe sind die Homotopieklassen der geschlossenen Wegen in
, deren Hochhebung geschlossene Wege in
sind.[1]
Seien und
Riemannsche Flächen, i.e. ein-dimensionale, komplexe Mannigfaltigkeiten und
eine stetige Abbildung. Die Abbildung
ist holomorph in einem Punkt
, wenn für jede Karte
von
und
von
, mit
, die Abbildung
holomorph ist.
ist holomorph, wenn
auf ganz
holomorph ist.
Die Funktion heißt die lokale Darstellung von
in
.
Ist eine nicht-konstante, holomorphe Abbildung zwischen kompakten Riemannschen Flächen, dann ist
surjektiv[3]
und eine offene Abbildung[3]
, d. h. für jede offene Menge
ist das Bild
ebenfalls offen.
Sei eine nicht-konstante, holomorphe Abbildung zwischen Riemannschen Flächen. Für jedes
gibt es Karten für
und
und es existiert ein
, sodass die lokale Darstellung von
in
von der Form
ist.[3]
Dieses
wird als Verzweigungsindex von
in
bezeichnet. Ein Punkt
heißt Verzweigungspunkt von
, wenn
.
Der Grad einer nicht-konstante, holomorphe Abbildung
zwischen kompakten Riemannschen Flächen ist die Kardinalität der Faser eines nicht-Verzweigungspunktes
, i. e.
.
Diese Zahl ist endlich, da für jedes die Faser
diskret ist[3]
und sie ist wohldefiniert, da für je zwei
, welche keine Verzweigungspunkte sind, gilt:
.[3]
Für gilt:
Eine stetige Abbildung wird verzweigte Überlagerung genannt, wenn es eine abgeschlossene Menge
mit dichtem Komplement gibt, sodass
eine Überlagerung ist.
Sei eine einfach-zusammenhängende Überlagerung und
eine Überlagerung, dann existiert eine eindeutig definierte Überlagerung
, sodass das Diagramm
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/4f/Universelle_%C3%9Cberlagerung_2.0.png/220px-Universelle_%C3%9Cberlagerung_2.0.png)
kommutiert.[4]
Sei eine einfach-zusammenhängende Überlagerung. Ist
eine weitere einfach-zusammenhängende Überlagerung von
, dann existiert ein eindeutig definierter Homöomorphismus
, der das Diagramm
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/4f/Universelle_%C3%9Cberlagerung_2.0.png/220px-Universelle_%C3%9Cberlagerung_2.0.png)
kommutieren lässt.[4] Damit ist
bis auf Isomorphismen zwischen Überlagerungsräumen eindeutig bestimmt und wird aufgrund dieser universellen Eigenschaft die universelle Überlagerung von
genannt.
Die folgenden Kriterien garantieren die Existenz der universellen Überlagerung, da diese nicht für alle topologischen Räume existiert:
Sei zusammenhängend und lokal einfach-zusammenhängend, dann gibt es eine universelle Überlagerung
.
ist definiert als
und
als
.[1]
Die Topologie auf erhält man wie folgt: Für ein Weg
mit
besitzt der Endpunkt
eine einfach-zusammenhängende Umgebung
, in der für jedes
die Wege
in
von
nach
bis auf Homotopie eindeutig definiert sind. Setzt man
, so ist
mit
eine Bijektion und
kann mit der Finaltopologie von
versehen werden.
Die Fundamentalgruppe operiert durch
frei auf
und
ist ein Homöomorphismus, i. e.
. Hierbei handelt es sich um eine abzählbare Vereinigung von Kreisen
mit Radius
, welche alle durch den Ursprung gehen. Es lässt sich zeigen, dass keine Umgebung des Ursprungs einfach-zusammenhängend ist.[4]
Sei ein topologischer Raum und
eine Überlagerung. Eine Decktransformation ist ein Homöomorphismus
, sodass das Diagramm
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/85/Diagramm_Decktrafo.png/220px-Diagramm_Decktrafo.png)
kommutiert. Die Menge der Decktransformation bildet mit der Komposition von Abbildungen eine Gruppe , welche gleich der Automorphismengruppe
ist.
Sei ein wegzusammenhängender Raum und
eine zusammenhängende Überlagerung. Da eine Decktransformation
bijektiv ist, wird jedes Element einer Faser
permutiert und die Abbildung ist dadurch eindeutig definiert, wie sie einen einzelnen Punkt aus der Faser abbildet. Insbesondere fixiert nur die triviale Decktransformation, i.e.
, einen Punkt in der Faser.[1]
Damit definiert die Gruppe der Decktransformationen eine Gruppenoperation auf jeder Faser, u.z. für eine offene Umgebung
eines
und eine offene Umgebung
eines
gilt:
ist eine Gruppenoperation.
Eine Überlagerung heißt normal, wenn
. Das bedeutet, dass es für jedes
und für je zwei
eine Decktransformation
gibt, sodass
. Diese Überlagerungen werden auch regulär genannt.
Sei ein wegzusammenhängender Raum und
eine zusammenhängende Überlagerung. Sei
eine Untergruppe von
, dann ist die Überlagerung
genau dann normal, wenn
eine normale Untergruppe von
ist.[1]
Sei eine normale Überlagerung und
, dann ist
.[1]
Sei eine wegzusammenhängende Überlagerung und
, dann ist
, wobei
der Normalisator von
ist.[1]
Sei ein topologischer Raum. Eine Gruppe
operiert diskontinuierlich auf
, wenn für jedes
und jede offene Umgebung
von
mit
gilt, dass für jedes
mit
folgt, dass
.
Operiert nun eine Gruppe diskontinuierlich auf einem topologischen Raum
, so ist die Quotientenabbildung
mit
eine normale Überlagerung.[1]
Dabei ist
der Quotientenraum und
die Bahn der Gruppenoperation.
Sei eine Gruppe, die diskontinuierlich auf einem topologischen Raum
operiert und
die normale Überlagerung.
Sei ein zusammenhängender und lokal einfach-zusammenhängender Raum, dann gibt es für jede Untergruppe
eine wegzusammenhängende Überlagerung
mit
.[1]
Zwei solche wegzusammenhängenden Überlagerungen
und
sind genau dann äquivalent, wenn die Untergruppen
und
von
konjugiert zueinander sind.[4]
Ähnlich wie beim Hauptsatz der Galoistheorie gibt es auch hier einen Zusammenhang zwischen den Untergruppen der Fundamentalgruppe und Überlagerungen des Raumes, u. z.:
Sei ein zusammenhängender und lokal einfach-zusammenhängender Raum, dann gibt es, bis auf Äquivalenz von Überlagerungen, die Bijektion:
Für eine aufsteigende Sequenz von Untergruppen, ist die Sequenz
eine Sequenz von Überlagerungen. Für eine Untergruppe vom Index
ist die Überlagerung
eine
-fache Überlagerung.
Sei ein topologischer Raum. Die Objekte der Kategorie
sind Überlagerungen
und die Morphismen sind stetige Abbildungen
, die das Diagramm
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b6/Kommutierendes_Diagramm_Cov.png/220px-Kommutierendes_Diagramm_Cov.png)
kommutieren lassen, wobei und
Überlagerungen sind.
Sei eine topologische Gruppe. Die Kategorie
ist die Kategorie der Mengen welche G-Räume sind, i.e. die Objekte der Kategorie sind G-Räume. Die Morphismen der Kategorie sind G-Abbildung
zwischen G-Räumen. Diese erfüllen, für jedes
, die Bedingung
.
Sei ein zusammenhängender und lokal einfach-zusammenhängender Raum,
und
die Fundamentalgruppe von
.
definiert durch die Hochhebung von Wegen und der Auswertung der Hochhebung am Endpunkt eine Gruppenoperation auf der Faser von Überlagerungen. Damit erhält man einen Funktor
, der eine Äquivalenz von Kategorien ist.[1]
- Allen Hatcher: Algebraic Topology. Cambridge Univ. Press, Cambridge, ISBN 0-521-79160-X
- Otto Forster: Lectures on Riemann surfaces. Springer Berlin, München 1991, ISBN 978-3-540-90617-9
- James Munkres: Topology. Upper Saddle River, NJ: Prentice Hall, Inc., ©2000, ISBN 978-0-13-468951-7
- Wolfgang Kühnel: Matrizen und Lie-Gruppen. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, Stuttgart, ISBN 978-3-8348-9905-7
- Maximiliano Aguilar and Miguel Socolovsky: The Universal Covering Group of U(n) and Projective Representations. Hrsg.: International Journal of Theoretical Physics. Dezember 1999
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q Allen Hatcher: Algebraic Topology. Cambridge Univ. Press, Cambridge, ISBN 0-521-79160-X.
- ↑ Wolfgang Kühnel: Matrizen und Lie-Gruppen. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, Stuttgart, ISBN 978-3-8348-9905-7.
- ↑ a b c d e f g h i Otto Forster: lectures on riemann surfaces. Springer Berlin, München 1991, ISBN 978-3-540-90617-9.
- ↑ a b c d e f g James Munkres: Topology. Upper Saddle River, NJ : Prentice Hall, Inc., ©2000, ISBN 978-0-13-468951-7.
- ↑ Maximiliano Aguilar and Miguel Socolovsky: The Universal Covering Group of U(n) and Projective Representations. Hrsg.: International Journal of Theoretical Physics. Dezember 1999, S. 5, Theorem 1.