BRELL – Wikipedia
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BRELL (russisch БРЭЛЛ) war ein ringförmiger Stromnetzverbund der Staaten Belarus, Russland, Estland, Lettland und Litauen. Die Bezeichnung BRELL setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der fünf Staaten zusammen. Der Stromnetzverbund stammte aus der Zeit, als alle fünf Staaten Teile der Sowjetunion waren. Estland, Lettland und Litauen verließen den BRELL-Verbund am 8. Februar 2025 und traten am 9. Februar 2025 dem kontinentaleuropäischen Verbundnetz ENTSO-E bei.
Die baltischen Staaten arbeiten seit den 2000er-Jahren an einer von Russland unabhängigen Energieversorgung und haben laut Estlands Klimaministerin Yoko Alender seitdem etwa 1,6 Milliarden Euro in den Umstieg investiert.[1] Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 gilt der BRELL-Verbund als Sicherheitsrisiko für das Baltikum. So hatte der rechtsextreme Duma-Abgeordnete Leonid Sluzki Litauen im Frühsommer 2022 mit dem Ausschluss aus dem gemeinsamen Stromverbund gedroht.[2]
Aus dem Grund beschlossen die baltischen Republiken, die Abkoppelung von Russland und Belarus zu beschleunigen. Am 3. August 2023 unterzeichneten die Ministerpräsidenten der drei Länder eine gemeinsame Erklärung, in der sie sich verpflichteten, den Wechsel ins europäische Verbundsystem bis Februar 2025 zu vollziehen.[3]
Am 16. Juli 2024 haben die Betreiber der Stromübertragungsnetze von Lettland (Augstsprieguma tīkls), Estland (Elering) und Litauen (Litgrid) eine Mitteilung über die Auflösung des BRELL-Vertrags an die Übertragungsnetzbetreiber von Russland und Belarus (Belenergo) gesendet.[4]
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/43/Map_of_LitPol_Link.jpg/220px-Map_of_LitPol_Link.jpg)
Am 8. Februar 2025 haben sich die baltischen Republiken endgültig aus dem BRELL-Verbund abgekoppelt und sind nach einem isolierten Testbetrieb am 9. Februar dem europäischen Continental Europe Synchronous Area (CESA) beigetreten. Das Baltikum ist bereits durch Interkonnektoren mit Finnland, Schweden und Polen verbunden.[5] Estland ist über die HGÜ-Leitungen EstLink 1 und 2 via Finnland an das skandinavische Verbundnetz angeschlossen. Litauen ist sowohl an das skandinavische Verbundnetz als auch an das kontinentaleuropäische Verbundnetz angeschlossen. Der Interkonnektor NordBalt führt durch die Ostsee nach Schweden und der LitPol Link nach Polen.[6]
Der litauische Energieminister Žygimantas Vaičiūnas betrachtete die Vorfälle in der Ostsee, bei denen im November und Dezember 2024 Stromkabel zwischen Litauen und Schweden sowie zwischen Estland und Finnland beschädigt wurden, als Teil eines hybriden Krieges von Seiten Russlands, um die geplante Synchronisation des Stromnetzes zu sabotieren.[7] Durch die Beschädigung der Stromverbindung EstLink 2 zwischen Finnland und Estland stehen mit Estlink 1 aktuell nur 358 MW der gesamten Übertragungskapazität von 1.016 MW zur Verfügung. Nach Angaben des finnischen Netzbetreibers Fingrid sollen die Reparaturen an EstLink 2 bis Anfang August 2025 abgeschlossen sein.[8]
Die ehemaligen Sowjetrepubliken Ukraine und Moldau hatten sich bereits im März 2022 aus dem russischen Energieverbund Integrated Power System (IPS/UPS) verabschiedet und waren dem europäischen Energieverbundnetz (ENTSO-E) beigetreten.[9]
- Elering Offizielle Website mit Baltic-Synchro-Countdown („Baltic States’ energy independence in …“)
- David Ehl: Wie Litauen russischem Strom den Rücken kehrt auf: Deutsche Welle vom 9. Juli 2022 (mit geografischer Karte)
- ↑ Unabhängig von Russland. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. Januar 2025, S. 2.
- ↑ Ausschluss aus Stromnetz?: Russland kündigt „praktische“ Antwort im Streit um Kaliningrad an In: Tagesspiegel vom 22. Juni 2022.
- ↑ Edda Schlager: Baltikum will schon Anfang 2025 ans europäische Stromnetz bei Germany Trade and Invest vom 29. September 2023.
- ↑ Trennung der baltischen Stromnetze von BRELL bei Wirtschaftskammer Österreich vom 19. Juli 2024.
- ↑ Das Baltikum löst sich vom russischen Stromsystem In: energate Messenger vom 20. Januar 2025.
- ↑ David Ehl: Wie Litauen russischem Strom den Rücken kehrt auf: Deutsche Welle vom 9. Juli 2022.
- ↑ Unabhängig von Russland. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. Januar 2025, S. 2.
- ↑ Das Baltikum löst sich vom russischen Stromsystem In: energate Messenger vom 20. Januar 2025.
- ↑ Synchronisation of Ukraine's and Moldova's Grids with the European Electricity System. In: pism.pl. Polish Institute of International Affairs, 18. März 2022, abgerufen am 19. Januar 2025 (englisch).